Seine Gemälde sind voller Atmosphäre, sie schwelgen in Licht und Farben. Heute gibt es kaum jemanden, der sie nicht kennt. Aber wusstest du, dass Claude Monet zu Lebzeiten von Kritikern verspottet und seine Kunst verrissen wurde? In dieser Story erfährst du, warum sich sein künstlerischer Erfolg erst nach langen Jahren des Kampfes einstellte.
Claude Monet spürt, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Schnee und Eis haben sich über seinen Garten gelegt, die Bäume sind kahl, die Erde karg. Es ist, als wäre sein Paradies eingefroren. Vor ein paar Wochen erst ist er 86 geworden, und ihm geht es nicht gut. Die Kälte sitzt ihm in den Knochen und verlässt ihn nicht mehr. Sein Körper fühlt sich so schwer an wie Blei, dunkle Schatten liegen auf seiner Seele. Zum ersten Mal in seinem Leben steht ihm der Sinn nicht mehr nach Kunst. Verloren sind all seine Visionen. Er kann nicht mehr malen. Und dabei sind noch so viele Bilder in seinem Atelier nicht fertig. Claude Monet rafft seine letzten Energien zusammen und wankt mit unsicheren Schritten hinüber zu den Gemälden. Eine Sache gilt es noch zu erledigen. Eine Sache nur noch und dann kann er endlich zur Ruhe kommen. Claude Monet tritt vor das erste Bild. Schwer stützt er sich auf seinen Stock. Die andere Hand hebt das Messer. Ein letzter prüfender Blick, dann fällt der Entschluss – endgültig. Tief dringt die scharfe Klinge in die Leinwand ein. Es bedarf nur einiger Schnitte, und das Gemälde ist vollständig zerstört. Nichts bleibt, außer einem Häufchen bunter Fetzen. Noch ein paar Mal wiederholt sich das Spiel. Dann hat Claude Monet all das vernichtet, was nicht fertig, nicht perfekt war. Nein. So etwas kann und will er der Nachwelt nicht hinterlassen. Sein Atem geht schwer. Es ist vollbracht.
Die erste App, die dich wirklich schlauer macht.
Jetzt runterladen!Als Oscar-Claude Monet am 5. Dezember 1926 starb, verlor Frankreich einen seiner größten Künstler. Noch heute gehören seine lichtdurchfluteten Gemälde zu den bekanntesten und beliebtesten Kunstwerken der Welt. Selbst wenn man seinen Namen nicht kennt, so hat man doch bestimmt schon eines seiner Bilder gesehen. Es gibt sie als Postkarten, Poster, Puzzles und Kalender. Sie schmücken die Wände von Wohnzimmern und Arztpraxen und locken als Originale ein Millionenpublikum in die Museen. Monets Gemälde schaut man einfach gerne an, sie machen glücklich.
Kaum zu glauben, dass Monet zu Lebzeiten jahrzehntelang keinerlei Erfolg mit seiner Malerei hatte. So heiter und leicht uns seine Werke heute erscheinen, so neu und revolutionär waren sie damals. Sein Stil war unerhört modern und in den Augen seiner Zeitgenossen sogar abstoßend. Seine Gemälde wurden deswegen lange missverstanden, belächelt und verspottet. Und auch er selbst galt als Lachnummer, als Flop. Nur wenige Zeitgenossen nahmen ihn ernst und erkannten, was er wirklich für die Kunst leistete, wie er sie erneuerte.
Ab den 1860er Jahren, Monet war gerade 20 Jahre alt, lebte und arbeitete er in Paris, wo er sich mit einer Gruppe gleichgesinnter Maler zu einer Art Künstlergemeinschaft zusammenschloss. Mit Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir, Frédéric Bazille und Alfred Sisley und anderen verband ihn der Wunsch, eine neue Kunst zu schaffen. Eine Kunst, die nicht mehr dem starren Korsett aus Regeln und Zwängen der Akademie unterlag. Claude Monet und seine Malerfreunde, zu denen auch Édouard Manet zählte, wollten mit all den verstaubten Traditionen brechen, die ihnen Motive und Malweise vorschrieben. Statt in düsteren Tönen religiöse oder historische Themen auf Leinwand zu bannen, wollten sie das wahre Leben in hellen, leuchtenden Farben und mit freien, wilden Pinselstrichen zeigen. Und sie wollten hinaus in die Natur und direkt vor Ort das malen, was sich ihren Augen bot. Freilichtmalerei nannte man das. Und so zogen die Maler in die Wälder von Fontainebleau und malten, was sie sahen. Der Impressionismus war geboren.
Der französische Maler Claude Monet ist mit dieser Kunstrichtung untrennbar verbunden, die ihrem Namen sogar einem seiner Gemälde verdankt. Impression, Sonnenaufgang (französisch: Impression, Soleil Levant) von 1872, einst als dilettantische Farbkleckserei verschrien, wurde so zu einem Schlüsselwerk der Kunstgeschichte. Als es 1874 bei der ersten Impressionisten-Ausstellung gezeigt wurde, ahnte man davon jedoch noch nichts. Die Kritiken waren vernichtend. „Jeder Erstentwurf für ein Tapetenmuster ist doch ausgereifter als dieses Seestück von Monet,“ spöttelte etwa der Kunstkritiker Louis Leroy. Das Gemälde sei nur eine Impression, schimpfte er weiter, und meinte das durchaus als Beleidigung.
Viele Jahre lang hatte Claude Monet mit persönlichen und finanziellen Krisen zu kämpfen. Bereits seine ersten Lebensjahre waren von den wirtschaftlichen Problemen und Nöten seiner Eltern geprägt. Als er am 14. November 1840 in Paris geboren wurde, besaß sein Vater einen Kolonialwarenhandel, der mehr schlecht als recht lief. Schließlich gab die Familie das Leben in der Hauptstadt auf und zog nach Le Havre. Dieser Umzug in die Normandie sollte prägend für Monet und seine künstlerische Entwicklung sein – denn hier entdeckte er nicht nur seine Liebe zur Malerei, sondern auch die Liebe zur Natur.
Schon während seiner Schulzeit beschäftigte sich Claude Monet lieber mit Kunst als mit langweiligem Schulstoff. Anstatt zu lernen, fertigte er Karikaturen seiner Mitschüler und Lehrer an. Sieben bis acht Zeichnungen gelangen ihm pro Tag und diese durfte er sogar im Schaufenster des örtlichen Rahmenhändlers ausstellen und verkaufen. Und das mit Erfolg! Denn bald bekam er sogar Aufträge für seine Zeichnungen. Die Malerei interessierte ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das sollte sich jedoch bald ändern…
In dem Rahmengeschäft lernte Monet nämlich den Maler Eugène Boudin kennen. Der malte hauptsächlich die Landschaft um Le Havre, das wilde Meer, die steilen Klippen und die Strände der Normandie. Er war ein Wegbereiter der späteren Impressionisten und beeinflusste den jungen Monet stark. Denn Boudin war es, der ihn zur Landschaftsmalerei und zum Malen in der freien Natur brachte. Gerade dieses Malen im Freien setzte Claude Monet zeitlebens fort und machte es gar zu einem Merkmal des Impressionismus.
Monets malerisches Talent zeigte sich schnell. Und schon bald malte er lieber die Landschaft um Le Havre, als weiter Karikaturen zu zeichnen. Der Wunsch, seine Leidenschaft nun auch zum Beruf zu machen, war erwacht.
Zunächst wurde Claude Monet in seinem Berufswunsch noch von seiner Familie unterstützt – auch finanziell. Dann aber ging er nach Paris und entschied sich gegen ein Studium an der traditionellen Pariser Kunstakademie École des Beaux-Arts. Lieber verbrachte er seine Zeit in der freien Malschule Académie Suisse und vor allem im Atelier von Charles Gleyre, wo künstlerische Freiheit großgeschrieben wurde. Konventionen und Regeln verabscheute man hier. Sein Vater jedoch hielt nichts von dieser freien Kunst und drehte Claude den Geldhahn zu. Von nun an plagten ihn große finanzielle Sorgen. Er konnte so gut wie keines seiner Gemälde verkaufen. Trotzdem wollte er seinen Lebenstraum und auch seinen neu gefundenen Stil nicht aufgeben. Monet musste sich immer wieder Geld leihen, auch seine Freunde griffen ihm unter die Arme. 1867 verpfändete er 200 seiner Bilder und empfand diesen Schritt als so dramatisch und schmerzhaft, dass er sogar einen Selbstmord in Erwägung zog.
Als im Juli 1870 der Deutsch-Französische Krieg ausbrach, wollte der Künstler der Einberufung entgehen und zog nach London. Dort malte er die Themse und lernte die Werke des englischen Landschaftsmalers William Turner kennen und schätzen und ließ sich von ihnen inspirieren. Monet machte auch Bekanntschaft mit dem Kunsthändler Paul Durand-Ruel, der später mehrere Werke des Impressionisten kaufen sollte.
Bis zum Rande der Erschöpfung kämpfte Claude Monet um Anerkennung. Aber erst 1880, im Alter von 40 Jahren, hatte er seine erste Einzelausstellung. Nach und nach stellten sich erste Erfolge ein. Auch die Kritiken, die einst noch so vernichtend waren, wurden nun positiver. Monet war in seinem Leben mehrfach umgezogen, lebte u.a. in Argenteuil und Vétheuil. Aber erst sein Umzug in die Normandie sollte ihm noch mehr Erfolg bringen. 1883 hatte er in dem kleinen Dörfchen Giverny eine alte Apfelweinmühle entdeckt, in die er mit seinen Söhnen Jean und Michel sowie seiner Geliebten Alice Hoschedé und deren sechs Kinder einzog. Zum Grundstück gehörte auch eine Scheune, die er als Atelier nutzen konnte. Mittlerweile hatte ihm seine Kunst zu etwas Wohlstand verholfen, und so kaufte Monet schließlich das Anwesen. Zehn Jahre später erwarb er auch noch das Nachbargrundstück dazu und begann seinen Wassergarten mit dem bekannten Seerosenteich zu gestalten, der schließlich mit seinen herrlichen Wasserlilien auch sein Lieblingsmotiv werden sollte. Monets Garten war seine farbenfrohe Inspirationsquelle. Hier schuf er Kunstwerke für die Ewigkeit – wie seine Gemälde von der Japanischen Brücke und den Seerosen. Akribisch beobachtete er dafür die sich zu verschiedenen Tageszeiten stetig ändernden Spiegelungen des Himmels und der Bäume auf der Wasserlandschaft. Der Garten des Künstlers kann noch heute besichtigt werden. Und seine Seerosenbilder haben sogar einen eigenen Saal in einem Museum in Paris bekommen: im Musée de l’Orangerie ist man umgeben von Monets Meisterwerken und fühlt sich, als würde man selbst am Rande des Teichs stehen.
Claude Monet hinterließ ein gewaltiges Oeuvre, wobei besonders seine Nymphéas, seine Seerosenbilder, herausstechen. Doch er malte nicht nur die Natur. Monet war auch vom modernen Stadtleben begeistert. Claude Monet, Edouard Manet, Auguste Renoir oder Edgar Degas – um nur einige der wichtigsten französischen Impressionisten zu nennen – hielten auch Eindrücke aus dem Pariser Nachtleben, den Vergnügungslokalen und der Oper fest. Bardamen und Tänzerinnen tummeln sich auf ihren Gemälden, aber auch die prächtigen Boulevards und Kirchengebäude der französischen Hauptstadt sind zu sehen.
Zu Claude Monets bekanntesten Werken zählen:
Mohnfeld bei Argenteuil (1873, Musée d’Orsay, Paris)
Kathedrale von Rouen (33 Gemälde umfassende Bilderserie, 1892-94, versch. Museen)
Der Bahnhof Saint-Lazare (1877, Musée d’Orsay, Paris)
Frau mit Sonnenschirm (1886, Musée d’Orsay, Paris)
Zusammenfassung
Claude Monet hatte jahrzehntelang keinen Erfolg als Künstler und nagte am Hungertuch.
Der Maler gilt als Vater des französischen Impressionismus, und eines seiner Gemälde gab der Bewegung und dem Kunststil sogar ihren Namen.
Er war so verzweifelt, dass er seine Bilder verpfändete und Selbstmord erwog.
Erst im Alter von 40 Jahren begann sich der Erfolg einzustellen, und er zog in das Dorf Giverny, wo seine berühmtesten Gemälde entstanden.
Teste dein Wissen im Quiz
Richtige Antworten:
1. C) Impressionismus
2. A) Karikaturen
3. B) 1880
4. C) Giverny
5. A) Impression, Sonnenaufgang