Drei Monate vor seinem Tod vollendete Mozart die wohl beliebteste Fantasy-Oper aller Zeiten: „Die Zauberflöte“. Mozarts letztes Bühnenwerk wirkt auf den ersten Blick wie ein unschuldiges Märchen und ist doch voller Anspielungen. In dieser Story hörst du die Geschichte der Zauberflöte – und den höchsten Ton, der jemals in einer Oper gesungen wurde.
Mozart liegt erschöpft in seinem Bett. Der fünfunddreißigjährige Komponist ist schwer erkrankt und sein Zustand verschlechtert sich mit jedem Tag. Seine Oper „Die Zauberflöte“ feiert seit einigen Wochen große Erfolge in Wien. Aber er selbst ist nicht mehr in der Lage, die musikalische Leitung selbst auszuüben. Er würde es nicht einmal bis zur Tür schaffen.
Mozart schaut auf seine Taschenuhr. Gleich ist es soweit. In wenigen Momenten beginnt die heutige Aufführung der Zauberflöte im Freihaustheater. Er richtet sich in seinem Bett auf und nimmt die Uhr in seine Hand. Er möchte keinen Augenblick verpassen. Auch wenn sein Körper hier ans Bett gefesselt ist – sein Geist ist frei. Gebannt folgt er dem Sekundenzeiger. Drei, zwei, eins ...
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Jetzt runterladen!Mit mächtigen Akkorden und Paukenschlägen wird die Oper eröffnet. Der junge Prinz Tamino ist auf der Flucht vor einer riesigen Schlange und fällt dabei heldenhaft in Ohnmacht. Drei Damen, die Dienerinnen der Königin der Nacht, eilen herbei und retten den Prinzen. Als er erwacht, sind sie bereits verschwunden, und ein Mann im schönsten Federkostüm betritt die Bühne.
Dieser Mann heißt im echten Leben Emanuel Schikaneder und ist der Direktor des Theaters, in dem die Premiere stattfindet. Als langjähriger Freund Mozarts war er die treibende Kraft hinter der Zauberflöte. Er erfand die Geschichte, entwarf das aufwendige Bühnenbild und schrieb sich die Rolle des lustigen Vogelfängers Papageno einfach selbst auf den Leib. Denn singen und schauspielern konnte Schikaneder auch noch – er war ein wahres Multitalent.
Papageno stellt sich auf der Bühne natürlich mit einem Lied vor. „Der Vogelfänger bin ich, ja“ ist eine der bekanntesten Arien der „Zauberflöte“. Und der Vogelfänger Papageno selbst ist mit seinem Witz für viele Menschen der eigentliche Star der Oper. Mit seinem Flötenspiel lockt er Vögel an, um sie für die geheimnisvolle Königin der Nacht zu fangen. Und gegenüber Tamino behauptet er, die Riesenschlange mit bloßen Händen erdrosselt zu haben. Keine gute Idee, denn seine Strafe folgt sogleich ...
„Die Zauberflöte“ wurde zu ihrer Premiere am 30. September 1791 als „Große Oper in zwei Aufzügen“ angekündigt. Dessen ungeachtet löst sie Genregrenzen auf, und das in voller Absicht: In der „Zauberflöte“ treffen einfache Volkslieder auf extrem anspruchsvolle Arien, getragene Kirchengesänge auf pompöse Orchestermusik, Komik auf Herzschmerz. Die Vielfalt bestimmt den Stil. Denn Schikaneder wollte eine Oper für alle schaffen und nicht nur für die Elite. So schrieb er sein Libretto in deutscher Sprache, und auch der Aufführungsort entsprach ganz seiner Intention: Das Freihaustheater, ein umgebauter Gebäudekomplex in der Wiener Vorstadt, bietet auch Platz für Menschen, die sich einen Opernbesuch normalerweise nicht leisten können.
Auf der Bühne erscheinen nun erneut die drei Damen. Ihre Aufgabe ist es normalerweise, die gefangenen Vögel entgegenzunehmen und dem Fänger dafür Wein, Zuckerbrot und süße Feigen zu geben. Aber diesmal haben sie statt Speis und Trank ganz andere Dinge im Gepäck: Weil der Vogelfänger gelogen hat, bekommt er nur Wasser statt Wein, die zweite Dame drückt ihm einen Stein statt des Zuckerbrots in die Hand, und die dritte Dame hängt ihm ein goldenes Schloss vor den Mund: „Damit du künftig nie mehr Fremde belügst“.
Der Prinz aber erhält ein Bildnis, das ihn augenblicklich in Liebe entbrennen lässt. Es zeigt Pamina, die Tochter der Königin der Nacht, erfährt er dazu. Sie wurde vom Hohepriester Sarastro entführt. Und sollte es Prinz Tamino gelingen, sie zu befreien, dann – so verspreche die Königin – sei ihre Tochter Pamina „auf ewig dein“.
Tamino stimmt zu, und damit die Befreiungsmission auch gelingen kann, erhält er eine Zauberflöte. Papageno, der Reue zeigt und den Prinzen begleiten will, darf wieder sprechen und bekommt ein magisches Glockenspiel. Die Instrumente sollen den beiden auf ihrer Abenteuerreise dabei helfen, Menschen und Tiere auf ihre Seite zu ziehen. Sie sind ein Sinnbild für die Allmacht der Musik. Doch erst einmal nimmt die Handlung eine überraschende Wendung.
Als Tamino und Papageno nämlich im Tempel des Priesters Sarastro ankommen, um Prinzessin Pamina zu befreien, ist plötzlich nichts mehr so, wie es bisher zu sein schien. Denn im Widerspruch zu allem bisher Gesagten gibt sich der vermeintlich finstere Sarastro als oberster Weiser eines friedlichen Priesterordens zu erkennen. Er sagt den Ankömmlingen, dass die Königin der Nacht sie getäuscht habe. Sie sei in Wahrheit die Herrscherin der Dunkelheit und des Aberglaubens. Und er habe Prinzessin Pamina nur entführt, um sie zu schützen und um den Prinzen Tamino zu ihr zu führen. Denn – da ist sich Sarastro sicher: Prinz Tamino und Prinzessin Pamina seien füreinander bestimmt, und er wolle sie beide für seinen Orden im Tempel des Lichts gewinnen. Drei Prüfungen müssten sie bestehen – dann werde Tamino die Hand der Prinzessin erhalten und Papageno eine passende Papagena finden.
Mozart hüllt Priester Sarastros Auftritt in feierliche Klänge. Sie sollen das Gute und Edle im Wesen des Priesters betonen. In der Folge erscheinen zwei Geharnischte – Tempeldiener in Rüstung – und geleiten die Prüflinge nacheinander zu den drei Proben.
Als die Königin der Nacht von Taminos Sinneswandel erfährt, kocht sie vor Wut und fordert Vergeltung. Ihre berühmte Rache-Arie erklingt im krassen Kontrast zum sanftmütigen Thema des Priesters. Der anspruchsvolle Gesang und die dramatische Musik in d-Moll – die typische Tonart für Zorn und Rachegefühle – untermalen ihr überirdisches Wesen. Mit dem hohen F setzt Mozart in diesem Stück den höchsten Ton, der je in einer Oper gesungen wurde. Dabei erreicht die Sopranistin das sogenannte Pfeifregister, das höchste Gesangsregister der menschlichen Stimme.
Auch wenn die „Zauberflöte“ nach außen wie ein Märchen erscheint, ist sie viel mehr als das. Sie steht im Zeichen der Aufklärung, eine um das Jahr 1700 aufkommende Bewegung gegen die Bevormundung des Menschen durch die Kirche und weltliche Herrscher. „Sapere aude“ – „Wage es, weise zu sein“, lautete ihr Leitspruch. Oder, wie es Emanuel Kant 1784 ausdrückte: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Vernunft, Freiheit und Erkenntnis waren die Ideale der Aufklärer. In der „Zauberflöte“ steht der Priester Sarastro für diese Werte. Er verkörpert das Licht, die Erkenntnis. Und mit der Königin der Nacht steht diesem Licht die erkenntnislose, abergläubische Nacht gegenüber. Auch Symbole der Freimaurer finden sich in der Oper. Mozart und auch sein Freund Schikaneder gehörten diesem Bund an, der seine Blütezeit im 18. Jahrhundert hatte und die Ideen der Aufklärung verbreitete. Die Symbole des Tempels, die dreistufige Prüfung, die Rede des Priesters Sarastro, aber auch Elemente der Bühnenbilder und die feierlich-getragene Musik rund um die Tempelszenen erinnern sehr an die Aufnahmezeremonie des Freimaurer-Bundes.
Ganz im Geist der Aufklärung und Freimaurerei macht Prinz Tamino in der „Zauberflöte“ eine Entwicklung seiner Persönlichkeit durch, einen Prozess des Erwachsenwerdens. Er bedient sich in den Prüfungen seines Verstandes und geht als ein selbstbestimmter und freier Mensch daraus hervor. Die Kraft der Zauberflöte und die Liebe Paminas helfen ihm dabei, in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen zu werden. Ja, Sarastro soll Recht behalten: Beide scheinen füreinander bestimmt. Und Papageno? Der Vogelfänger hat zwar die Prüfungen nicht bestanden, aber er findet trotzdem seine Papagena – Vogelliebe auf den ersten Blick.
Die Königin der Nacht aber hat weniger Glück: Sie wird im Finale mit Donner und Blitz in die ewige Dunkelheit verbannt – zusammen mit dem Aufseher des Tempels, der durch Verrat die Hand Taminas hatte gewinnen wollen.
In jüngerer Zeit steht die Figur genau dieses Tempelaufsehers in der Kritik. Denn dieser Mann wird im Operntext (Libretto) ausdrücklich als „Mohr“ beschrieben. Das war damals die ebenso rassistische wie gängige Bezeichnung für Schwarze Menschen. Monostatos bzw. Manostatos, wie er in Mozarts Originalpartitur heißt, irrt als verachteter Einzelgänger durch die Handlung und steht dabei im ständigen Gegensatz zur „weißen, reinen“ Prinzessin Tamina, die er ebenso heftig wie hoffnungslos begehrt. Und bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird sein Handeln in Beziehung zu seiner Hautfarbe gesetzt. Zum Beispiel sagt Sarastro im zweiten Aufzug zu ihm: „Ich weiß nur allzu viel. – Weiß, dass deine Seele eben so schwarz als dein Gesicht ist […]“.
Kritiker fragen daher: Sollte man diese Oper überhaupt aufführen? Andere setzen sich für eine differenziertere Sichtweise ein. Denn der Freimaurer Mozart hatte einen afrikanischen Logenbruder namens Angelo Soliman, den er ab 1785 regelmäßig traf. Steht also der „böse Mohr“ in der „Zauberflöte“ vielmehr für den nötigen kritischen Blick auf rassistische Vorurteile und die Ausgrenzung Schwarzer Menschen? Zu Mozarts Zeit im späten 18. Jahrhundert hatten Wissenschaftler damit begonnen, die Menschheit in „Rassen“ einzuteilen und über eine angebliche Überlegenheit der „weißen Rasse“ zu spekulieren. Mit Mozarts aufklärerischem Ansatz wäre das schwer vereinbar. Und tatsächlich finden sich im Libretto der „Zauberflöte“ auch Textstellen, in denen der einsame Mann tiefe Verzweiflung zum Ausdruck bringt. Zum Beispiel diese:
„Alles fühlt der Liebe Freuden
Schnäbelt, tändelt, herzt und küßt,
Und ich soll die Liebe meiden,
Weil ein Schwarzer häßlich ist,
Weil ein Schwarzer häßlich ist.
Ist mir denn kein Herz gegeben [...]“?
Er leidet unter seiner Liebe, die nie erwidert werden wird – nur weil er ein Schwarzer ist ...
Die Oper endet im hoffnungsvollen Sonnenaufgang. Prinz Tamino und Prinzessin Pamina werden in den Tempel des Lichts aufgenommen. Das Besondere an diesem Happy End ist, dass sich ihre Liebe nicht durch große heldenhafte Taten erfüllt. Es sind menschliche Werte wie Vernunft, Liebe, Treue und Standhaftigkeit, die zu einem guten Ende führen. Ganz im Geist der Aufklärung bestätigt das Opern-Ensemble in einem abschließenden Chorgesang: „Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht.“
Nur wenige Monate nach der Uraufführung starb Wolfgang Amadeus Mozart im jungen Alter von gerade einmal 35 Jahren. Seine „Zauberflöte“, die er parallel zu einer anderen Oper („La clemenza di Tito“ anlässlich der Krönung Kaiser Leopolds II. zum König von Böhmen) komponierte, gehört bis heute zu den bekanntesten und beliebtesten Opern der Welt. Ihre berühmten Arien sind auch für Nicht-Opernfans die reinsten Ohrwürmer.
Von Wien aus eroberte die „Zauberflöte“ die deutschen Lande, wurde 1797 in Sankt Petersburg und 1801 in Paris (allerdings in einer stark veränderten Neufassung) aufgeführt. 1816 schuf der Baumeister Karl Friedrich Schinkel seine berühmten zwölf Bühnenbilder im orientalischen Stil, darunter eine bewegliche Himmelskuppel mit glitzernden Sternen und einer schmalen Mondsichel für den Auftritt der Königin der Nacht.
In jüngster Zeit gab es Mozarts großes Bühnenwerk auch in sehr ungewöhnlichen Neuinszenierungen. Dazu gehören die „Zauberflöte in der U-Bahn“ (2008 im Neubau der Linie U55, bevor sie in Betrieb genommen wurde) oder die Neuinszenierung für die Salzburger Festspiele 2012. In ihr wird Sarastros Tempel mal zum Sanatorium, mal zur Schulklasse, der Vogelfänger fährt im Kleinlaster mit der Aufschrift „Papageno’s Singvögel Delikatessen“ vor und Sarastro prügelt sich mit der Königin: Alt-Wiener Zauberoper auf modern.
Zusammenfassung
Emanuel Schikaneder schrieb die Geschichte (Libretto) der Zauberflöte und spielte die beliebte Rolle des Papageno. Zudem brachte er die Oper als Direktor des Freihaustheaters auf die Bühne und erstellte das aufwendige Bühnenbild.
„Die Zauberflöte“ war eine Oper für das Volk. Das Wiener Freihaustheater, in dem sie 1791 uraufgeführt wurde, bot auch Menschen Platz, die sich den Besuch eines Opernhauses sonst nicht leisten konnten. Zudem sind in der Oper auch volkstümliche Lieder und Charaktere wie der Vogelfänger Papageno und seine Papagena zu finden.
Die berühmte Rache-Arie der Königin der Nacht gehört zu den anspruchsvollsten Gesangsstücken der Operngeschichte. Bekannte und beliebte Arien sind außerdem Papagenos volkstümliches Lied „Der Vogelfänger bin ich, ja“ oder Taminos Arie „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“.
Die Zauberflöte wirkt wie ein Märchen, doch sie ist eine Oper im Geiste der Aufklärung und Freimaurerei. Die Protagonisten durchlaufen Prüfungen, die Symboliken beider Philosophien widerspiegeln.
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Richtige Antworten:
1. D) Eine Oper
2. A) Emanuel Schikaneder
3. C) Im Freihaustheater in der Wiener Vorstadt
4. A) Sie ist eine Oper fürs Volk
5. D) Freimaurer-Loge Wien
6. B) Tochter der Königin der Nacht
Mozart selbst nannte sie eine „deutsche Oper“ – wohl mit Blick darauf, dass Opern seinerzeit in italienischer Sprache gesungen wurden. Formal gesehen ist die „Zauberflöte“ ein Singspiel, also ein Schauspiel mit musikalischen bzw. Gesangseinlagen. Zugleich gilt sie heute als die bekannteste Vertreterin der sogenannten Wiener Zauberoper, die im 18. Jahrhundert stark in Mode kam. Typisch für sie sind dekorative Spezialeffekte (zum Beispiel fliegende Figuren) und eine Handlung, in der die Liebe die Helden jede Bedrohung meistern lässt.
Wie die Opera buffa (komische Oper) hat das Singspiel üblicherweise einen heiteren Grundcharakter. Was beide grundsätzlich unterscheidet, ist die Form, in der die Handlung erzählt wird. In der Oper ist es das Rezitativ: ein Sprechgesang, der von einem Solisten mit instrumentaler Begleitung vorgetragen wird. Demgegenüber wird die Handlung im Singspiel mit Duetten und gesprochenen Dialogen erzählt. Mozart erweiterte diese dramaturgische Form um sogenannte Ketten-Finali, in denen unterschiedliche Figuren abwechselnd in immer neuen Szenerien auftreten. Der rasche Wechsel der Bühnenbilder war zu Mozarts Zeiten eine große Herausforderung für die Opernhäuser.
Die Oper steht stark im Zeichen der Aufklärung, einer um das Jahr 1700 aufkommende Bewegung gegen die Bevormundung des Menschen durch die Kirche und weltliche Herrscher. „Sapere aude“ – „Wage es, weise zu sein“, lautete ihr Leitspruch. Oder, wie es Emanuel Kant 1784 ausdrückte: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Vernunft, Freiheit und Erkenntnis waren die Ideale der Aufklärer. In der „Zauberflöte“ steht der Priester Sarastro für diese Werte. Er verkörpert das Licht, die Erkenntnis.
Als erstes sollen sie in Frage und Antwort beweisen, dass sie für sich selbst sprechen und sorgen können. In der zweiten Prüfung müssen sie schweigen, egal was passiert (hieran scheitert Papageno). Die dritte und schwerste Prüfung besteht darin, zwei „Schreckenspforten“ zu durchschreiten und dabei Feuer und Wasser zu überwinden. Hierbei hilft ihm die Zauberflöte – und Pamina, die ihn freiwillig begleitet. Die Inhalte dieser Prüfungen entsprechen wichtigen Idealen der Aufklärung und der Freimaurerei: Mündigkeit, Verschwiegenheit und Standhaftigkeit.
Nach Ansicht heutiger Musikwissenschaftler eher durchwachsen. Mozart schrieb einige Wochen nach der Premiere, die Oper sei „voll wie allzeit“ gewesen, und in der darauffolgenden Spielzeit verkündete Emanuel Schikaneder stolz, dass die Oper nun schon das 100. Mal gegeben werde. Nachgewiesen sind zu dem Zeitpunkt allerdings erst 83 Aufführungen. In einem Zeitungsbericht hieß es, dass die Oper nicht den erhofften Beifall finde, „weil der Inhalt und die Sprache des Stücks gar zu schlecht sind“. Möglicherweise entsprach das Werk mit dem Libretto von Emanuel Schikaneder einfach nicht den Erwartungen an eine klassische Wiener Zauberoper: Das Publikum wollte unterhaltsame, märchenhafte, prachtvoll-exotisch inszenierte Spielszenen sehen – und bekam stattdessen feierlich-ernst vorgeführt, wie man durch Bestehen schwieriger Prüfungen ein besserer Mensch wird. Kurz: Mit Mozarts weihevoller Präsentation humanistischer Moralvorstellungen konnten viele seiner Zeitgenossen wenig anfangen. In einem Brief an seine Frau Constanze beklagt sich der Komponist gar über einen Zuschauer, der bei allen feierlichen Szenen gelacht habe.
Etliche Menschen sind heute dieser Ansicht. Grund dafür ist die Figur des Monostatos bzw. Manostatos, wie er in Mozarts Autograph (Originalschrift) heißt. In der „Zauberflöte“ ist er der bösartige, triebgesteuerte und verräterische Gegenspieler des weisen Hohepriesters Sarastro – und wird in Mozarts Original ausdrücklich als „Mohr“ beschrieben. Das war damals die ebenso rassistische wie gängige Bezeichnung für Schwarze Menschen. Monostatos irrt als verachteter Einzelgänger durch die Handlung und steht dabei stets im Gegensatz zur „weißen, reinen“ Prinzessin Tamina – der Tochter der Königin der Nacht. Mozart – ein Rassist? Dagegen spricht: Der Komponist und Freimaurer war seit Jahren mit einem älteren afrikanischen Logenbruder namens Angelo Soliman befreundet. Dieser stammte aus dem heutigen Nigeria und war mit 10 Jahren als Sklave nach Italien gekommen. Von dort gelangte er über Umwege nach Wien, wo er dank außergewöhnlicher Intelligenz zu hohem gesellschaftlichem Ansehen kam. Seinen Freund Mozart inspirierte er 1782 zu der Figur des Bassa Selim, eines aufgeklärten Fürsten humanistischer Prägung in der Oper „Die Entführung aus dem Serail“. Gegner der Rassismus-These fragen daher: Warum sollte der Freimaurer Mozart wenige Jahre später einen „bösen Mohr“ erfinden, ohne sich etwas dabei zu denken? Gut möglich also, dass er seinen Manostratos ursprünglich als Kritik an rassistischen Vorurteilen verstanden wissen wollte.