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Orange Revolution

Eine Revolution in Orange
Kiew, Ukraine - Ereignisse der Orangenen Revolution in Kiew im Dezember 2004. Protestanten auf dem Unabhängigkeitsplatz
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Inhalte

Intro

Auch nach der Unabhängigkeit der Ukraine waren die Probleme nicht vorbei. In dieser Story erfährst du, warum sich bei der sogenannten Orangen Revolution bis zu eine Million Menschen in Kiew zu Protesten versammelte. Nur so viel: Es geht um Wahlbetrug, Korruption und um einen Kandidaten, der mitten im Wahlkampf vergiftet wird.

Kapitel 1: Die Farbe der Freiheit

„Zusammen sind wir viele“, schallt es auf Ukrainisch aus den Lautsprechern. Auf dem Majdan Nesaleschnosti, dem Platz der Unabhängigkeit im Herzen der Stadt Kyiv (Kiew), stehen die Menschen dicht gedrängt. Sie lauschen einem Hiphop-Song, der inoffiziellen Hymne dieser Revolution. Der Novembertag ist eisig kalt, aber die Stimmung ist gut. Wer den Blick über den Platz schweifen lässt, sieht viel Orange: Fahnen, Jacken, Mützen, Handtaschen, Plakate. Orange ist die Farbe dieser Revolution. Es ist die Farbe des Präsidentschaftskandidaten Wiktor Juschtschenko. Ja, an diesem Herbsttag in Kyiv liegt etwas in der Luft. Und die vielen Menschen atmen dieses Etwas in vollen Zügen ein: Sie atmen Neuanfang, Freiheit und Demokratie. Sie atmen... Europa.

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Kapitel 2: Die Kandidaten

Im Herbst 2004 schauten Osteuropa und die Welt nach Kyiv. Dort protestierten unzählige Menschen auf dem Maidan gegen Wahlbetrug. Was war passiert? Nun, gerade hatte eine Stichwahl zwischen zwei Präsidentschaftskandidaten stattgefunden – zwischen dem amtierenden Ministerpräsidenten Janukowitsch und seinem Herausforderer Juschtschenko vom Oppositionsblock „Unsere Ukraine“. Gemeinsam hatten sie nichts außer dem Vornamen: Wiktor. 

Janukowitsch war bekannt für korrupte Seilschaften. In der Vergangenheit war er wegen Raubes und Körperverletzung verurteilt worden. Er war der Wunschkandidat des russischen Präsidenten Wladimir Putin und wollte verhindern, dass sich die Ukraine den Demokratien in Europa und womöglich gar der NATO annähert. Der Kandidat der Opposition, Wiktor Juschtschenko, wollte dagegen Teil des demokratischen Westens sein. Er sah die Ukraine als moderne Demokratie und als Teil Europas. Seine Gegner beschimpften ihn als „Nazi“ und „amerikanische Marionette“.

Juschtschenko war ein paar Jahre zuvor kurzzeitig Ministerpräsident der Ukraine gewesen. Er hatte in dieser Zeit die Wirtschaft stabilisiert und einigen Oligarchen die Privilegien genommen. Oligarchen, das sind Großunternehmer, die politische Macht ausüben – und das tun sie nicht selten durch Korruption. Die meisten Oligarchen fürchteten um ihre Vormachtstellung und wollten einen Präsidenten Juschtschenko verhindern. Zwei einflussreiche Oligarchen konnte Wiktor Juschtschenko allerdings auf seine Seite ziehen: Petro Poroschenko, den „Schokoladenkönig“ – Besitzer eines Süßwarenkonzerns und eines Fernsehsenders – sowie Julia Timoschenko, die „Gasprinzessin“. Sie war als Chefin eines Energiekonzerns reich geworden und sollte zwischen 2995 und 2010 zwei Mal Ministerpräsidentin der Ukraine werden.

Kapitel 3: Die Vergiftung

Mitten im Wahlkampf dann geschah etwas Unvorstellbares: Der pro-europäische Kandidat Juschtschenko litt plötzlich an einer zunächst unerklärlichen Krankheit. Irgendetwas griff seine Organe an und entstellte sein Gesicht. Juschtschenko überlebte nur knapp und musste sich einer Behandlung in einer Wiener Spezialklinik unterziehen. Dass er mit Dioxin vergiftet worden war, stellte sich erst Monate später heraus. Ob Moskau bei diesem Giftanschlag seine Finger im Spiel hatte, ist bis heute ungeklärt. 

Vier Wochen konnte Viktor Juschtschenko nicht am Wahlkampf teilnehmen. Den ersten Wahlgang gewann schließlich der pro-russische Kandidat Janukowitsch. So wurde es zumindest offiziell verkündet. Doch Opposition und internationale Beobachter kritisierten, demokratische Standards seien bei der Wahl nicht eingehalten worden. Janukowitsch hatte staatliche Ressourcen für seinen Wahlkampf eingesetzt und es hatte Fehler in den Wählerlisten gegeben. Viele Ukrainer witterten Wahlbetrug und waren wütend – und das nicht erst seit der offenkundigen Wahlfälschung.

Kapitel 4: Der Kassetten-Skandal

Schon vor 2004 waren die Menschen in der Ukraine unzufrieden gewesen. Die Politik unter Leonid Kutschma – dem bisherigen Präsidenten der Ukraine – galt als korrupt, pro-russisch und zunehmend autoritär. Das meiste Geld landete bei den Oligarchen, die mit Gas, Stahl oder Kohle handelten und Steuerprivilegien genossen. Bei Politikern gingen sie ein und aus. 

In den Medien lief damals großteils prorussische Regierungspropaganda. Unabhängige Journalisten waren den Mächtigen ein Dorn im Auge. Zum Beispiel Heorhij Gongadse. In einer Onlinezeitung namens „Ukrainische Wahrheit“ schrieb er kritisch über die Regierung. Dann verschwand er im Jahr 2000 – später fand man seine enthauptete Leiche. Bald verdichteten sich Hinweise, Präsident Kutschma könnte in das Verbrechen verwickelt sein. In einem Audio-Mitschnitt eines ehemaligen Bodyguards ist zu hören, wie er Gongadses Entführung forderte. Die Affäre ging als „Kassetten-Skandal” oder auch als „Kutschmagate” in die Geschichte der Ukraine ein. Die Empörung war gewaltig. Monatelang protestierten Menschen auf der Straße.

Kapitel 5: 17 Tage Revolution

Die Orange Revolution im November 2004 mobilisierte ungeahnte Massen. Die Protestierenden versammelten sich auf dem Maidan, dem zentralen Platz in Kyiv. Anfangs waren nur ein paar tausend Menschen dort. Fünf Tage später, am 27. November, schon über eine Million. Manche kamen frühmorgens, mit Kindern und sogar Haustieren, und gingen erst abends wieder. Tausende reisten aus anderen Städten an. Manche übernachteten in Zelten. Die „Orange Revolution“ war eine Massenbewegung geworden – aus der Zivilgesellschaft, aber auch aus der politischen Opposition. Vor allem junge Menschen beteiligten sich – eine neue Generation, die ukrainischen Hiphop hörte, ins Ausland reiste und ein Teil der Europäischen Union werden wollte. Von politischen Autoritäten ließen sich die Jüngeren weniger einschüchtern als die ältere Generation, die lange unter dem Sowjet-System gelebt hatte. Anhänger der Jugendorganisation Pora! (deutsch: „Es ist Zeit!“) verteilten Flugblätter in Hörsälen, nutzten das Internet oder klebten Sticker an staatlich kontrollierte Medienhäuser, mit der Aufschrift „Sie lügen“. Der Protest war auch kreativ, Musik spielte eine große Rolle. Der Sound der Revolution war oft beschwingt und voller Hoffnung. Rock- und Hiphop-Songs beschworen Patriotismus und Zusammenhalt. Zur Symbolfigur wurde die Sängerin Ruslana, die 2004 den Eurovision Song Contest gewonnen hatte. 17 Tage lang protestierten die Menschen auf dem Maidan und forderten eine Wiederholung der Parlamentswahlen. 

Die Protestbewegung blieb friedlich – zum Glück, denn zwischenzeitlich drohte die Situation zu eskalieren. Oppositionelle blockierten Gebäude der Regierung. Militärs sollen erst den Protest niederschlagen – doch dazu kam es nicht. Juschtschenko und Janukowitsch setzten sich zusammen, unterstützt von internationalen Vermittlern. Beide sprachen sich gegen Gewalt aus. Zeitweilig drohte der Osten des Landes, sich abzuspalten. Schließlich erklärte das Oberste Gericht der Ukraine die Wahl wegen systematischer Fälschungen für ungültig. Sie wurde im Dezember 2004 wiederholt. Der Gewinner hieß nun Juschtschenko. Erfolgreich war der pro-europäische Kandidat vor allem im Westen und im Zentrum der Ukraine. Im Osten hatte er dagegen weniger Anhänger; vor allem in der Industrieregion Donezk. Dort war Viktor Janukowitsch Gebietsgouverneur gewesen und seine Partei der Regionen drohte nach dem Wahlsieg des Konkurrenten offen mit Abspaltung. Auch in der Region Luhansk begann es zu grummeln.  

Für seine Gegner war der Wahlerfolg des pro-europäischen Kandidaten ein Schock. Auch in Moskau war man entsetzt. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte Janukowitsch demonstrativ unterstützt, finanziell und mit Beratern. Doch der Plan, ihn an die Macht zu bringen, war nicht aufgegangen. Juschtschenkos Anhänger dagegen feierten. Die Revolution war erfolgreich gewesen. Nur: Bis zur nächsten sollte es nicht lange dauern. Und auch bei ihr spielte der zentrale Unabhängigkeitsplatz in Kyiv die Hauptrolle: als Euromaidan ...

Zusammenfassung

Die Orange Revolution war ein Massenprotest in der Ukraine im November 2004. 

Anlass waren Betrugsvorwürfe bei den Präsidentschaftswahlen. Die Menschen forderten Neuwahlen unter fairen Bedingungen. 

Gegenüber standen sich der pro-russische Kandidat Janukowytsch und der pro-westliche Kandidat Juschtschenko von der Opposition.

Hintergrund der Proteste war die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit politischer Korruption, unfreien Medien und dem Einfluss Russlands.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. 2004 kam es zu Massenprotesten in der Ukraine. Welche Farbe dominierte dabei?
    1. A) Gelb
    2. B) Rot
    3. C) Orange 
    4. D) Blau
  2. Wogegen erhoben sich die Menschen mit der Orangen Revolution von 2004 in der Ukraine?
    1. A) Wirtschaftsreformen
    2. B) Wahlbetrug
    3. C) Erhöhung des Rentenalters
    4. D) EU-Assoziierungsabkommen 
  3. Warum musste der ukrainische Präsidentschaftskandidat Juschtschenko 2004 seinen Wahlkampf unterbrechen?
    1. A) Dioxinvergiftung
    2. B) Korruptionsverdacht
    3. C) Flutkatastrophe
    4. D) Corona-Lockdown
  4. Wie endete die Orange Revolution 2004 in der Ukraine?
    1. A) Annexion der Krim
    2. B) Krieg gegen Georgien
    3. C) Vereinigung mit Belarus
    4. D) Wiederholung der Präsidentschaftswahl
  5. Welche Regierungsaffäre führte ab Dezember 2000 in der Ukraine zu massiven Protesten gegen den damals amtierenden Präsidenten Leonid Kutschma?
    1. A) NSA-Skandal
    2. B) Ohrbiss-Affäre
    3. C) Kassetten-Skandal
    4. D) Plagiats-Affäre

Richtige Antworten: 
1. C) Orange 
2. B) Wahlbetrug
3. A) Dioxinvergiftung 
4. D) Wiederholung der Präsidentschaftswahl
5. C) Kassetten-Skandal

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