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Rembrandt van Rijn

Warum sich seine Bilder plötzlich nicht mehr verkauften
The Syndics, von Rembrandt van Rijn, 1662, niederländische Malerei, Öl auf Leinwand. Das Gemälde, der ursprüngliche Titel war: "Die Sampling-Beamten der Amsterdamer Draper' Guild."
Wikipedia
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Inhalte

Intro

Es ist wie die Geschichte des Tellerwäschers, der zum Millionär wurde. Nur leider ohne Happy End. In dieser Story erfährst du, wie Rembrandt zum gefeierten Superstar wurde und warum er schließlich doch einsam und verarmt starb.

Kapitel 1: Nichts als Schulden

Nervös tritt Rembrandt von einem Fuß auf den anderen. Aufmerksam beobachtet er die drei schwarzgekleideten Männer, die mit ernsten Mienen das Inventar seines schönen Hauses im Stadtzentrum Amsterdams sichten. Die Holzdielen unter ihren Füßen knarren, während sie von Zimmer zu Zimmer gehen. Keine noch so unbedeutende Habseligkeit entgeht ihren Blicken. „Drei Männerhemden, sechs Taschentücher, zwölf Servietten“, notiert einer sorgfältig in sein Büchlein. Es sind Gerichtsdiener, die im Juli 1656 ein Verzeichnis von Rembrandts Besitztümern für die bevorstehende Zwangsversteigerung erstellen. Rembrandt ist finanziell am Ende. Seine Gemälde sind nicht mehr so beliebt wie früher, seine Gönner ziehen sich zurück. Statt ihrer sitzen ihm die Gläubiger im Nacken. Und der Erlös dieser Zwangsversteigerung wird nicht reichen, um die Schulden des einst so gefeierten Künstlers zu decken...

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Kapitel 2: Ein Müllerssohn wird Maler

Zwei Jahre nach der Versteigerung seiner Sammlungen verlor Rembrandt auch sein geliebtes Haus ‒ seinen Rückzugsort, sein kreatives Universum. Fast 20 Jahre hatte er dort gelebt, geliebt und gearbeitet. Rembrandt Harmenszoon van Rijn, einer der berühmtesten Maler des europäischen Barocks, sollte als armer Mann sterben.

Geboren wurde er am 15. Juli 1606 in der südholländischen Kleinstadt Leiden. Er war das achte von neun Kindern. Die Familie war wohlhabend, der Vater Harmen Teilhaber einer Windmühle. Als einziger von seinen Geschwistern besuchte der aufgeweckte Junge die örtliche Lateinschule und wechselte 1620 sogar an die Universität Leiden. Während seine Brüder ein Handwerk erlernten, sollte der junge Rembrandt nämlich eine akademische Karriere einschlagen. Seine Eltern wünschten es sich so. Doch lange hielt er es in den Hörsälen nicht aus. Er hatte überhaupt keine Lust aufs Studieren und noch viel weniger auf eine derart langweilige Laufbahn. Er wollte kein Beamter werden, er wollte lieber malen, kreativ sein, seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Die Eltern ließen ihm schließlich seinen Willen. Rembrandt kam als Schüler in die Werkstatt des Leidener Meisters Jacob Isaacsz van Swanenburgh, der ihm die Grundlagen des Handwerks vermittelte. Drei Jahre blieb Rembrandt bei Swanenburgh und erhielt bei ihm bereits erste Inspiration für seine Lichteffekt-Malerei, die ihn in späteren Jahren so berühmt machen sollte.

Kapitel 3: Erfolg in Leiden und Amsterdam

Nach seiner Lehrzeit in Leiden zog Rembrandt van Rijn nach Amsterdam. Nur etwas mehr als 40 Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt, war die Handelsmetropole am Meer doch eine ganz andere Welt. Hier kam er bei dem Maler Pieter Lastman unter, den Zeitgenossen sogar mit dem großen Maler Peter Paul Rubens verglichen. Lastman schuf hauptsächlich Historiengemälde mit biblischen oder mythologischen Szenen, und auch Rembrandt fand Gefallen an diesem künstlerischen Thema.

Dennoch blieb er nur ein halbes Jahr bei Lastman und in Amsterdam. Zu stark war sein Wunsch, eine eigene Werkstatt zu gründen und sein eigener Meister zu sein. Diesen Traum erfüllte er sich in seiner Geburtsstadt Leiden zusammen mit seinem Freund Jan Lievens. Rembrandt machte sich hier zwar einen Ruf als Radierer, betätigte sich aber hauptsächlich als Historienmaler. Seine Gemälde aus dieser Zeit waren geprägt von dramatischen Hell-Dunkel-Kontrasten, die an die Malerei des italienischen Barockkünstlers Caravaggio und dessen typisches Chiaroscuro erinnerten. Ähnlich wie dieser schuf auch Rembrandt Werke, die von Licht und Schatten beherrscht wurden und deren Farbpalette dunkel und erdig war.

Und seine Gemälde waren beliebt. Schnell wurde Rembrandt van Rijn berühmt. Sogar am Herrscherhof in Den Haag wurde man auf ihn aufmerksam, und Statthalter Prinz Friedrich Heinrich von Oranien wurde sein Auftraggeber.

Nach rund sechs Jahren zog es Rembrandt 1631 erneut nach Amsterdam. Er hatte seine Heimatstadt im Sturm erobert, und nun wollte er denselben Erfolg in Amsterdam erleben. Dazu stieg er in die Firma des Kunsthändlers Hendrick van Uylenburgh ein, der einen großen und wohlhabenden Kundenkreis hatte. Rembrandt witterte eine Chance und hatte tatsächlich den richtigen Riecher. Vor allem als Porträtmaler stieg er nun als leuchtender Stern am Amsterdamer Kunsthimmel auf. Auftraggeber wie überaus angesehene Arzt und spätere Bürgermeister Nicolaes Tulp, standen bei ihm Schlange – jeder wollte sein Konterfei von Rembrandt auf Leinwand gebannt haben. Man kannte ihn jetzt nur noch bei seinem Vornamen – Rembrandt. Das reichte. Er war seine eigene Marke geworden.

Heute gilt Rembrandt als der bedeutendste Maler des sogenannten Goldenen Zeitalters in den Niederlanden. Es war eine Zeit des wirtschaftlichen und politischen Aufschwungs und eine Blütezeit der Kunst und Kultur.

Bei Uylenburgh lernte Rembrandt auch dessen Nichte Saskia kennen. Sie kam aus einer wohlhabenden Patrizierfamilie, war gebildet und hätte eine bessere „Partie“ haben können, aber es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Im Juni 1634 heirateten die beiden und bezogen fünf Jahre später das große Haus im vornehmen Zentrum Amsterdams. Mit dem Kauf auf Raten hatte Rembrandt sich übernommen, wie sich bald zeigen sollte, zumal das Paar keinen sparsamen Lebensstil pflegte. Aber Rembrandt baute darauf, dass Glück und Erfolg ihn nicht verlassen würden. Stolz füllte er die vielen Räume seines neuen Hauses mit Kunstwerken und Sammlerschätzen aus aller Welt. Er sammelte einfach alles: Bücher, Waffen, Rüstungen und Theaterutensilien, ja sogar Muscheln und ausgestopfte Tiere.

Kapitel 4: Das Blatt wendet sich

Saskia gebar vier Kinder. Drei Töchter (alle wurden sie Cornelia genannt) starben früh, nur Sohn Titus überlebte. Wir kennen die junge Frau von vielen Zeichnungen und etlichen Gemälden, für die sie ihrem Mann Modell stand: als Dame von Welt in modischen Kleidern ihrer Zeit, als Kurtisane im Doppelporträt, als Frühlingsgöttin Flora oder als Göttin Minerva. Selbst auf dem Krankenbett zeichnete er sie. Saskia litt vermutlich an Tuberkulose und starb im Juni 1642, knapp ein Jahr nach Titus’ Geburt. In dieser Zeit schuf Rembrandt sein monumentales, noch namenloses Bild der Amsterdamer Schützengilde, ein Gruppenporträt, das später als Die Nachtwache zu Weltruhm gelangen sollte ‒ eines der ganz großen Meisterwerke der Kunstgeschichte. Darin zeigte er sein ganzes Können, seine erzählerische Kraft und sein virtuoses, packendes Spiel mit Hell-Dunkel-Effekten. Rembrandt war auf dem Höhepunkt seines Erfolgs.

Doch nach dem Tod seiner Frau und Muse geriet sein Leben aus den Fugen. Er sucht Halt in Liebesbeziehungen, doch weder Geertje Dircx noch Hendrickje Stoffels können ihm den wirklich geben. War er bis dahin sehr produktiv gewesen, malte er nun nur noch selten. Hinzu kam auch noch, dass sich der Kunstgeschmack seiner Zeitgenossen änderte. Statt Rembrandts dramatischer Helldunkelmalerei war nun ein eleganterer, hellerer, glatter Stil gefragt. Doch Rembrandt dachte nicht daran, sich dem Zeitgeist anzupassen. Im Gegenteil: Seine Bilder wurden immer rauer und wilder. Er trug die Farbe mit Spachteln und Bürsten auf, wühlte manchmal sogar mit den Fingern in der dick aufgetragenen Farbe.

Die Kunden blieben weg. Das Geld rann ihm durch die Finger. Schon bald konnte er die Raten für sein Haus nicht mehr zahlen. Wahllos lieh er sich Geld von Bekannten, Auftraggebern und Gönnern. Im Frühjahr 1653 borgte er sich sogar von Amsterdams Bürgermeister einige Gulden. Doch nichts davon konnte er zurückzahlen, und so erklärte er sich im Juli 1656 für zahlungsunfähig. In den Versteigerungen, die sich rund zwei Jahre hinzogen, kamen nicht nur seine Sammlungen unter den Hammer, sondern auch alle eigenen Zeichnungen, Radierungen und Gemälde. Sein Werk, sein Haus: verloren.

Rembrandt zog dann in ein bescheideneres Haus in einem bescheideneren Viertel. Doch die Aufträge blieben weiterhin größtenteils aus. Hauptsächlich schuf er nun Selbstporträts, die uns ein Bild des Künstlers über die Jahre hinweg vermitteln. Wir kennen sein frisches, faltenloses Gesicht als Jüngling ebenso wie sein Gesicht als das eines gebrochenen, alten Mannes.

Am 4. Oktober 1669 starb Rembrandt van Rijn, und die Amsterdamer Kunstwelt trauerte nicht. Kaum jemand nahm von seinem Tod wirklich Notiz. Erst im 18. Jahrhundert wurde der große Meister des niederländischen Barocks wiederentdeckt und trat nun seinen verdienten Siegeszug in die Kunstgeschichte an. Zu seinen Schülern gehörten die niederländischen Maler Gerard Dou und Ferdinand Bol, zu seinen späteren Bewunderern Édouard Manet und Vincent van Gogh.

Kapitel 5: Rembrandt van Rijns bekannteste Werke

Rembrandt schuf etliche, unvergleichliche Meisterwerke. Zu seinem bekanntesten gehört wohl Die Nachtwache von 1642. Das monumentale Gemälde ist heute eines der absoluten Highlights im Rijksmuseum in Amsterdam.

Zu seinen weiteren bekannten Werken gehören:

Anatomie des Dr. Tulp (1632, Mauritshuis, Den Haag)

Saskia van Uylenburgh im Profil, in reichem Kostüm (1633/34 -1642, Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel)

Die Blendung Simsons (1636, Städel Museum, Frankfurt)

Large Self-Portrait (1652, Kunsthistorisches Museum, Wien)

Selbstbildnis als Zeuxis ( 1663, Städel Museum, Frankfurt)

Zusammenfassung

  • Rembrandts Malerei mit den starken Hell-Dunkel-Effekten orientierte sich an den Werken Caravaggios.

  • Rembrandt van Rijn gilt als bedeutendster Maler des Goldenen Zeitalters in den Niederlanden.

  • Der Tod seiner Frau und Muse stürzte ihn in eine Schaffenskrise. Zudem lehnte er es ab, künstlerisch mit der Mode zu gehen.

  • Somit war Rembrandts Erfolg nicht von Dauer. Seine Bilder verkauften sich nicht mehr. Der einstige Superstar starb verarmt, einsam und vergessen.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wo wurde Rembrandt van Rijn geboren?
    1. A) Leiden
    2. B) Amsterdam
    3. C) Utrecht
    4. D) Rotterdam
  2. Welcher Maler inspirierte Rembrandt zu seiner charakteristischen Lichteffekt-Malerei?
    1. A) Rubens
    2. B) Tizian
    3. C) Botticelli
    4. D) Caravaggio
  3. Für welche Kunstgattung wurde Rembrandt in Amsterdam besonders geschätzt?
    1. A) Seebilder
    2. B) Porträts
    3. C) Landschaftsmalerei
    4. D) Aktgemälde
  4. Wie hieß Rembrandts Ehefrau, die er einige Male porträtierte?
    1. A) Flora
    2. B) Saskia
    3. C) Hendrickje
    4. D) Geertje
  5. Für welche Leidenschaft gab Rembrandt viel Geld aus?
    1. A) Frauen
    2. B) Reisen nach Spitzbergen
    3. C) Kartenspiel
    4. D) Sammelleidenschaft

Richtige Antworten:

1. A) Leiden
2. D) Caravaggio
3. B) Porträts
4. B) Saskia
5. D) Sammelleidenschaft

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