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Seerosen Monet

Monets berühmtes Motiv
Seerosen, 1906, Art Institute of Chicago
Wikipedia
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Inhalte

Intro

Claude Monet war wie besessen von seinem Garten im französischen Giverny. Vor allem der Wassergarten mit dem von Seerosen bedeckten Teich hatte es ihm angetan. Er schuf allein 250 Gemälde nur von den Seerosen! Warum er das tat und ob es ihm dabei wirklich um die Pflanzen ging, wirst du nach dieser Story wissen.

Kapitel 1: Das perfekte Bild

Langsam gleitet der Kahn über den stillen Teich. Im Licht des frühen Morgens schimmert das Wasser schwarz; dunkelgrün dort, wo es schon von der Sonne berührt wird. Die großen Blätter der Seerosen liegen wie Inseln auf der Oberfläche, die Blüten sind wie zum Schlaf noch fest verschlossen. Es ist ein magischer Moment, den Albert jeden Tag aufs Neue erlebt. Das kleine Boot schaukelt, als er sich vorsichtig über dessen Rand beugt und ein paar Wassertropfen von einem der großen Seerosenblätter wischt. Er entfernt auch gleich noch ein paar welke Blüten und betrachtet dann stolz sein Werk. Jetzt ist es perfekt!

Seit einigen Jahren schon ist er der – wie er meint – wichtigste Gärtner im Hause Monet. Die anderen sechs sollen sich ruhig mit Tulpen und Stockrosen beschäftigen, er aber wurde einzig und allein eingestellt, um sich um Monsieur Monets geliebten Wassergarten zu kümmern. Und die Aufgabe ist durchaus anspruchsvoll. Jeden Tag muss er die  Blätter von der Oberfläche des Teichs sammeln, die von den Bäumen herabgefallen sind. Er muss auf die Temperatur achten und den Wasserspiegel durch Zu- und Abfluss sorgfältig regulieren, damit die edlen Seerosen weiter so gut gedeihen... Für heute aber hat Albert seine Arbeit auf dem Teich erledigt. Er zieht den Kahn aus dem Wasser und legt die Ruder hinein. Als er den Kopf hebt, sieht er schon seinen Chef nahen. Bewaffnet mit Staffelei, Leinwand und einer Tasche voller Farben und Pinsel kommt Monsieur Monet zum Teich geeilt, bereit, die Lichter und Stimmungen dieses herrlichen Morgens in ein perfektes Kunstwerk zu verwandeln. An den Seerosen wird es jedenfalls nicht scheitern. Schließlich hat Albert sie gerade wieder einmal akkurat in Szene gesetzt...

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Kapitel 2: Der Blumenmaler

Genau hier, in seinem Wassergarten im Dorf Giverny in der Normandie, malte Claude Monet im Sommer 1906 das Ölgemälde mit dem schlichten Titel Seerosen (englisch Water Lilies) – sein bekanntestes Bild aus einem ganzen Bilderzyklus, den der Künstler „Nymphéas“ nannte.

Monet war nicht nur Maler, er war auch ein leidenschaftlicher Botaniker. In Giverny hatte er sich mit exotischen Blumen und prächtigen Pflanzen sein eigenes farbenfrohes Universum geschaffen. Für den Teich im hinteren Teil seines Gartens hatte er sogar seltene Seerosenarten aus Japan nach Frankreich importieren lassen, und er versuchte, durch Kreuzung verschiedener Sorten noch mehr Blüten in noch außergewöhnlicheren Farben zu erhalten. Monets Garten in Giverny und der von einer japanischen Brücke überspannte Seerosenteich sind bis heute berühmt und können auch besichtigt werden.

Für die Pflege seines geliebten Paradieses beschäftigte Monet sieben Gärtner, einer davon kümmerte sich einzig um den asiatisch angehauchten Wassergarten. Jeden Morgen, so heißt es, glitt der Gärtner im Kahn über den Teich, um herabgefallene Blätter und welke Blüten zu entfernen, die die Schönheit der Seerosen und die Stille des Teichs hätten stören können. Und fast jeden Morgen musste er die Seerosen von dem Staub befreien, der von der unbefestigten Landstraße herüberwehte. Der Straßenstaub nervte den Maler schließlich so sehr, dass er ein Stück der Straße auf eigene Kosten teeren ließ. Sein Lieblingsmotiv sollte schließlich jederzeit perfekt zum Malen sein.

Nach Claude Monets Tod am 5. Dezember 1926 waren es seine Gärtner, die den berühmten Künstler zu Grabe trugen. Und Monets Freund, der ehemalige französische Ministerpräsident Georges Clemenceau, zog das schwarze Leichentuch vom Sarg und legte stattdessen eine geblümte Decke darüber. Ein letzter Gruß an den Maler der Blumen, des Lichts und der Farben.

Kapitel 3: Eine Ode an das Licht

Ein Meer aus Farben offenbart sich dem Betrachter des Gemäldes Seerosen: zartes Blau, leuchtendes Grün, violette Nuancen, ein Hauch Rosa hier und ein Tupfen Gelb dort. Eine schimmernde, schillernde Wasseroberfläche, unterbrochen nur von einigen Seerosen und ihren großen Blättern. Das Wasser ist so klar, dass sich der strahlend blaue Himmel und die sommergrünen Bäume darin spiegeln und der Blick fast bis auf den Grund des Teichs reicht. Lichtreflexe spielen auf seiner Oberfläche.

Als Betrachter scheinen wir am Ufer zu stehen oder in einem Boot zu sitzen – vor unseren Augen nur Wasser. Ein leichter Windhauch scheint es in kleine Wellen zu kräuseln. Und obwohl weder Horizont noch Himmel zu sehen sind, entsteht doch der Eindruck unendlicher Weite. Wasser, Licht, Sonne überall um uns herum. Und Stille. Das Gemälde strahlt eine meditative Ruhe aus, in die man abtauchen will, in der man sich verlieren möchte.

Ähnlich wie die Brücke über den Teich malte Claude Monet auch seine Seerosen immer und immer wieder. Hatte er zuerst hauptsächlich in der Totale gemalt, so fällt bei dem wohl bekanntesten Seerosenbild von 1906 schon auf, dass er sich nur noch auf eine Teilansicht fokussierte. In den ersten Seerosenbildern ist noch das Ufer zu sehen und die Trauerweiden und Blumen, die den Teich umgeben. Später aber ließ Monet diese Abgrenzung durch das Ufer weg und malte nur noch die Wasseroberfläche, in der sich die Umgebung und der Himmel spiegelten. Es ging ihm nicht mehr um die Darstellung der Pflanzen an sich, sondern mehr um das Spiel von Licht und Farbe auf dem Spiegel des Wassers. Seine Seerosenbilder gelten deswegen auch als Oden an das Licht.

Jede Veränderung des Lichts suchte der Maler sehr präzise und, wie er selbst zugab, geradezu zwanghaft festzuhalten. Deshalb arbeitete Monet teilweise sogar an fünf oder sechs Leinwänden gleichzeitig. Außerdem malte er die Spiegelungen auf dem Wasser zu allen Tageszeiten. Licht lässt Farben erstrahlen oder dämpft sie, hebt Details hervor oder verbirgt sie. Es ging dem Künstler nicht mehr darum, die Dauer der Dinge zu zeigen, sondern vielmehr um die Wahrnehmung und Darstellung eines flüchtigen Augenblicks – einer Impression.

Bei seinen späten Seerosenbildern löst sich das Gegenständliche nach und nach immer weiter auf – Monet beginnt abstrakt zu malen. Wasser, Blumen, Licht – alles verschwimmt zu einem Meer aus Farbe und wilden Pinselstrichen. Gerade deswegen fand sein Spätwerk zuerst wenig Anklang beim Publikum. Erst später erkannte man, dass er hier schon den Weg in die Moderne beschritten hatte. Zum Teil lag diese Abstraktion vielleicht auch an Monets nachlassendem Sehvermögen. Er war an Grauem Star erkrankt und malte oftmals nur nach den Namen, die auf seinen Farbtuben standen.

Kapitel 4: Der Seerosen-Zyklus

Die Seerosen-Bilder von Claude Monet – „Nymphéas“ genannt – zählen zu den bekanntesten Werken des Impressionisten. Um die 250 Gemälde mit diesem Motiv existieren heute noch. Es wären noch viel mehr, hätte der Maler nicht etliche Bilder eigenhändig zerstört – weil er mit ihnen nicht zufrieden war. Acht seiner Seerosen-Bilder schenkte Claude Monet nach dem Ersten Weltkrieg dem französischen Staat.

Das Seerosen-Bild von 1906 ist seit 2013 im Art Institute of Chicago zu bewundern. Wie dieses sind auch einige andere Bilder aus dem Zyklus „Nymphéas“ von kleinem Format, weil Monet sie direkt vor Ort am Teich malte. Die Spätwerke des Seerosen-Zyklus aber breiten sich teilweise auf Leinwänden in der Größe von 2 mal 6 Metern aus! Sie schuf Monet enrgegen seiner sonstigen Gewohnheit in seinem Atelier. Denn er hatte im Sinn, einen ganzen Raum nur mit Seerosenbildern zu schmücken – mit kleinen und eben auch mit diesen großen Formaten. Der Betrachter sollte sich von Wasser und Licht umflossen fühlen, er sollte regelrecht darin eintauchen. Und zwei solche Räume existieren tatsächlich – und zwar im Pariser Musée de l’Orangerie. Kunstfreunde bezeichnen die Räume mit Monets Gemälden heute noch schwärmerisch als „Sixtinische Kapelle des Impressionismus“.

Claude Monet hat aber natürlich nicht nur  Seerosen und seinen Gartenteich gemalt, ein ganz anderes Motiv in der Natur hatte es ihm ebenfalls angetan: ein Mohnfeld. Und in seinem Mohnfeld-Gemälde taucht dann auch eine Frau auf, die Monet besonders nahestand.

Zusammenfassung

  • Monet hatte einen Gärtner, der sich nur um den Teich und die Seerosen kümmerte und des Malers Lieblingsmotiv sauber und ordentlich hielt.

  • Der Maler interessierte sich nicht für die Darstellung der Seerosen an sich, sondern für das Licht, das auf das Wasser fiel und die Atmosphäre sekundenschnell verändern konnte. Monet schuf mehr als 250 Seerosen-Gemälde.

  • Monets Spätwerk gilt bereits als abstrakt und er selbst als der Wegbereiter der modernen Malerei des 20. Jahrhunderts.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wie heißt der impressionistische Maler, der als Blumenmaler bekannt wurde?
    1. A) Vincent van Gogh
    2. B) Eugène Boudin
    3. C) Auguste Renoir
    4. D) Claude Monet
  2. Wo befindet sich Claude Monets Gemälde Seerosen aus dem Jahr 1906.
    1. A) Art Institute, Chicago
    2. B) Museum of Modern Art, New York
    3. C) Musée de l’Orangerie, Paris
    4. D) National Museum of Western Art, Tokio
  3. Wie wird Monets Seerosen-Zyklus auch genannt?
    1. A) Blumen und Wasser
    2. B) Der Seerosenteich
    3. C) Nymphéas
    4. D) Stilles Wasser
  4. Wie viele Seerosenbilder schuf Claude Monet?
    1. A) circa 150
    2. B) genau 255
    3. C) über 250
    4. D) geschätzt 312
  5. Wo schuf Monet seine zahlreichen Seerosenbilder?
    1. A) Le Havre
    2. B) Giverny
    3. C) Argenteuil
    4. D) Paris

Richtige Antworten:

1. D) Claude Monet
2. A) Art Institute Chicago
3. C) Nymphéas
4. C) über 250
5. B) Giverny

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