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Spinnmaschine

Mit ihr begann die Revolution
Das Bild zeigt eine historische Darstellung einer Textilfabrik mit mehreren Webmaschinen und arbeitenden Personen. Die Maschinen sind lang und reihen sich parallel zueinander auf, während Männer und Frauen bei der Arbeit an den Webstühlen zu sehen sind.
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Intro

Von der Industriellen Revolution, die vor mehr als 250 Jahren die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Menschen grundlegend verändert hat, hast du sicher schon einmal gehört. Aber kennst du auch die Spinning Jenny? Die erste Spinnmaschine der Welt? In dieser Story erfährst du, wie sie der Industriellen Revolution den Startschuss gab.

Kapitel 1: Die ungeschickte Jenny

James Hargreaves sitzt an seinem Webstuhl und wischt sich erschöpft über die Augen. In England scheint neuerdings wirklich jeder Tuch zu brauchen! Hargreaves kommt mit seiner Weberei einfach nicht mehr hinterher. Aber er muss! Seine 13 Kinder haben Hunger. Die Größeren helfen beim Reinigen der Stoffe, seine Frau spinnt Garn. Da kommt ganz plötzlich die kleine Jenny hereingelaufen, geradewegs auf das Spinnrad zu! „Halt!“, schreit Hargreaves – aber es ist zu spät. Es poltert und kracht – Jenny hat das Spinnrad umgerannt. Hargreaves wird von Zorn gepackt, doch dann fällt ihm etwas auf – und ihn trifft buchstäblich ein Geistesblitz: Die Spule, die beim Spinnrad normalerweise in der Waagerechten ist, dreht sich jetzt viel schneller als sonst! Durch den Sturz steht sie jetzt senkrecht. Die Gedanken überschlagen sich, das Herz in Hargreaves Weberbrust schlägt höher. Ja, das ist es! Nicht nur die Spule dreht sich so schneller, es haben auch mehrere nebeneinander Platz! Eine neue Maschine ist geboren: die erste Spinnmaschine der Welt. Er nennt sie: the Spinning Jenny ...

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Kapitel 2: Die Revolution beginnt auf dem Land

Die Erfindung der Spinning Jenny wird überwiegend dem Weber James Hargreaves zugeschrieben. Ganz einig sind sich die Historiker*innen da aber nicht. Und dass die Spinnmaschine nach seiner Tochter benannt wurde, gehört vermutlich ins Reich der Legenden. Denn eine Tochter namens Jenny hatte Hargreaves wohl gar nicht. Dennoch hat diese Geschichte die Jahrhunderte überlebt und wird bis heute erzählt. Immerhin steht die Spinning Jenny für jene Entwicklung, die das kommende Zeitalter prägen sollte: die Massenproduktion. Sie konnte nämlich so viel Garn spinnen wie acht Menschen. Und das war zu dieser Zeit eine bahnbrechende Entwicklung. 

England, Mitte des 18. Jahrhunderts. Lange Zeit hatten die Menschen Ackerbau betrieben, als Handwerker gearbeitet und gewissermaßen von der Hand in den Mund gelebt. Und dann kam plötzlich alles auf einmal. Die Veränderungen überrollten die Gesellschaft förmlich und so manch einer hatte Schwierigkeiten, hinterherzukommen. Mit der Industrialisierung wuchsen die Städte, Technik bestimmte den Lebensrhythmus, aber auch soziale Spannungen kamen auf. Nicht nur England machte diesen Wandel durch – das Land gab nur den Startschuss für den Sprung in eine vollkommen neue Welt. Und die Folgen spüren wir bis heute.

Der Umbruch vom Agrar- zum Industriezeitalter hat nämlich genau dort seine Wurzeln, wo man ihn eigentlich nicht vermutet: auf dem Land. Vom frühen 18. Jahrhundert an begannen Bauern – besonders in England – ihre Äcker zu düngen und mit Maschinen zu bewirtschaften. Auf diese Weise konnten mehr Lebensmittel hergestellt werden. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Bevölkerungszahlen nach oben schnellten. Und auch die Rohstoffmärkte waren im Wandel.

Kapitel 3: Massenproduktion

Auf anderen Kontinenten hatte das Inselreich Gebiete erobert, die Kolonien. Von dort wurde massenhaft Baumwolle importiert und die englische Textilindustrie entwickelte sich schnell zum wichtigsten Gewerbe des Inselreichs. Und genau hier kommt die Spinning Jenny ins Spiel: Sie folgte auf Erfindungen wie die der „fliegenden Weberschiffchen“ zur Mechanisierung des Webens und die der sogenannten Streichmaschine zum Glätten von Stoffen.

Spektakulär war auch die Erfindung von Richard Arkwright, einem gelernten Friseur: Er entwickelte Ende der 1760er Jahre in Nottingham die Spinnmaschine weiter. Angetrieben wurden die Maschinen erst durch Pferde-, dann durch Wasserkraft. Mit seiner verbesserten, wasserkraftbetriebenen Spinnmaschine, der Waterframe, eröffnete Richard Arkwright 1771 im mittelenglischen Dorf Cromford die erste industrielle Baumwollspinnerei der Welt. Er gilt als Begründer der Textilgroßindustrie.

Die effizientere Spinnereitechnik setzte sich auch in Frankreich und Böhmen durch – und in Deutschland. 1783 eröffnete Johann Gottfried Brügelmann in Ratingen im heutigen Nordrhein-Westfalen die erste mechanische Baumwollspinnerei auf deutschem Boden: die Textilfabrik Cromford – heute ein beeindruckendes Technikmuseum. Der Name kam nicht von ungefähr: Der Familienchronik zufolge soll er sich als Arbeiter in die dortige Spinnfabrik des englischen Erfinders eingeschmuggelt und die entscheidenden technischen Bestandteile abgekupfert haben. Das war nicht ungefährlich, denn für Industriespionage sah das englische Gesetz die Todesstrafe vor. Aber unabhängig davon, wie das technische Know-how letztlich die Grenzen Englands übersprang: Das Rad der Industriellen Revolution kam europaweit ins Rollen...

Kapitel 4: Umbrüche, die nicht aufzuhalten sind

Aber: Warum eigentlich „Revolution“? Ist unter diesem Begriff nicht eher ein gesellschaftlicher Umbruch zu verstehen? Nun, „Revolution“ kommt aus dem Französischen und bedeutet: Umwälzung. Die Industrialisierung brach zwar nicht von heute auf morgen über die Menschheit herein, stellte aber dennoch die Arbeits- und Lebensbedingungen grundlegend auf den Kopf. Bauern und Handwerker standen plötzlich in Fabriken, und qualmende Schlote zeichneten das Bild der wachsenden Städte. Es kam zu großen Veränderungen auf allen Ebenen: gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch. Deswegen trifft die Bezeichnung „Revolution“ zu.

Und ja, es gab auch Verlierer dieser Revolution, schon von Anfang an. Nachdem der Weber James Hargreaves die Spinning Jenny entwickelt hatte, baute er mehr davon und verkaufte sie an die ansässige Bevölkerung. Das sorgte jedoch nicht nur für positive Reaktionen. Viele Spinnerinnen und Spinner waren aufgebracht, sie zerstörten sogar Spinning Jennys. Denn die Maschine schmälerte ihren Lebensunterhalt, weil die Preise der Produkte sanken und sie immer weniger Geld für ihre Arbeit bekamen. Aber das alles änderte nichts an der zunehmenden Mechanisierung. Die Spinning Jenny ließ sich nicht mehr aufhalten.

Kapitel 5: Eine Kettenreaktion

Es gibt aber noch einen weiteren Grund dafür, warum gerade in England der Durchbruch in das neue Zeitalter so rasant vonstatten ging. Der Inselstaat war Kolonialmacht und hatte zahlreiche Hafenstädte. Güter konnten also leicht ins Land gebracht werden. England hatte außerdem Zugriff auf günstige Rohstoffe, wie eben die Baumwolle aus Übersee. All das machte England zu einem perfekten Industriestandort.

Die Folge war eine Kettenreaktion, nicht nur im Textil-Bereich: Um Maschinen aus Eisen zu produzieren, brauchte es viel Energie. Die lieferte die Kohle. Deshalb wurde die Förderung massiv angekurbelt. Mithilfe von Kohle konnte außerdem Kupfererz zum Schmelzen gebracht werden, das in England ebenfalls abgebaut wurde. So konnten zum Beispiel Kupferplatten zur Verkleidung von Schiffsrümpfen produziert werden, die die Schiffe stabiler und damit tauglicher für lange Überfahrten machten. Und Eisenbahnen beschleunigten den Transport von Rohstoffen und Gütern.

Und die Spinning Jenny? Nun, sie wurde schon bald durch die von Samuel Crompton entwickelte Spinning Mule – das „spinnende Maultier“ – ersetzt, natürlich auch eine Maschine, nur weit ausgeklügelter. Aber auch sie musste immer noch von Hand gesteuert werden, was die Großfabrikanten zunehmend von immer qualifizierteren Arbeitern abhängig machte. Denn nicht jeder konnte die immer komplizierter werdenden Textilmaschinen bedienen. Also, sagten sich die Fabrikanten, musste die ganze Spinnerei noch weiter automatisiert werden. Ergebnis dieses Wunsches war der Selfaktor, was auf Deutsch soviel wie “Selbsthandelnder“ bedeutet. Diese Maschine bewerkstelligte den Spinnprozess nahezu vollautomatisch, wenn erst die Spindeln aufgesteckt, das Vorgarn eingefädelt und alles eingerichtet war. Aber wir ahnen es schon: Auch das konnten nur besonders gut ausgebildete und erfahrene Arbeiter erledigen. Und wie nebenbei entwickelte sich im gesellschaftlichen Gefüge nach und nach eine neue, selbstbewusster werdende Schicht: die Arbeiterklasse.

Und dann gab es da noch ein ganz anderes Wunderwerk der Industriellen Revolution. Zunächst unauffällig bahnte es sich seinen Weg – und war schließlich aus dem Arbeitsleben nicht mehr wegzudenken: die Dampfmaschine...

Zusammenfassung

  • Die Industrielle Revolution hat ihren Ursprung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in England.

  • Der Inselstaat besaß ideale Ausgangsbedingungen für den Aufbruch in das neue Industriezeitalter.

  • Die Spinning Jenny und viele weitere Erfindungen und Maschinen, besonders in der Textilindustrie, läuteten die Ära der Massenproduktion ein.

  • Die Industrielle Revolution war in der Tat eine gewaltige Revolution, da sie Arbeits- und Lebensbedingungen radikal veränderte.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wann nahm die Industrielle Revolution ihren Anfang?
    1. A) 1. Hälfte 18. Jahrhundert
    2. B) 2. Hälfte 19. Jahrhundert
    3. C) 2. Hälfte 18. Jahrhundert
    4. D) 1. Hälfte 20. Jahrhundert
  2. In welchem Land hat die Industrielle Revolution ihren Ursprung?
    1. A) Russland
    2. B) England
    3. C) Deutschland
    4. D) Polen
  3. Was bedeutet eigentlich „Industrielle Revolution“?
    1. A) Beginn von Massenproduktion durch Einsatz von Maschinen
    2. B) Arbeiteraufstand in England
    3. C) Erfindung der Wasserräder
    4. D) Kampf gegen Künstliche Intelligenz
  4. Welche Spinnmaschine war eine Weiterentwicklung der Spinning Jenny?
    1. A) Spinning Agent
    2. B) Spinning Sheep
    3. C) Spinning Cat
    4. D) Spinning Mule
  5. In welcher Stadt entstand 1783 die erste mechanische Baumwollspinnerei auf deutschem Boden?
    1. A) Chemnitz
    2. B) Cottbus
    3. C) Ratingen
    4. D) Wuppertal

Richtige Antworten: 
1. C) 2. Hälfte 18. Jahrhundert
2. B) England 
3. A) Beginn von Massenproduktion durch Einsatz von Maschinen 
4. D) Die Spinning Mule 
5. C) Ratingen

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