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Sputnik 1

Wie eine Metallkugel die Welt schockierte
Satellit Sputnik 1 im All gegen die Erde. 3D-Darstellung.
Shutterstock
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Inhalte

Intro

Die Großmächte Sowjetunion und USA konkurrierten während des sogenannten Kalten Kriegs um die Führungsrolle in der Welt. Auch das Weltall entwickelte sich zu einem Schauplatz der Auseinandersetzungen. In dieser Story erfährst du, wer bei diesem Wettlauf ins All mit dem ersten künstlichen Satelliten in Führung ging und warum eine kleine Metallkugel die halbe Welt in einen Schockzustand versetzte.

Kapitel 1: Eine Kugel namens Sputnik

Diese Vorbereitungen waren nun wirklich langwierig – und vor allen Dingen streng geheim! Nur wenige sowjetische Politiker, Wissenschaftler und Techniker waren eingeweiht. Bei der Planung und Konstruktion musste ein Rückschlag nach dem anderen verkraftet werden. Doch jetzt ist das Objekt der Geheimhaltung endlich startbereit und soll in Kürze die Blicke der Weltöffentlichkeit auf sich ziehen. Alle sollen schauen auf diese blank polierte Metallkugel, die einen Durchmesser von gerade einmal 58 Zentimetern hat. Sie wiegt 84 Kilogramm und trägt vier Antennen an ihrer runden Oberfläche. Die Kugel trägt den Namen „Sputnik”, was im Russischen soviel wie „Reisegefährte” oder „Erdbegleiter” bedeutet – eben „Satellit”. Doch sie ist viel mehr als das. Sie ist der hochpolierte Stolz eines ganzen Systems. In bis zu 1000 Kilometern Höhe soll Sputnik auf einer elliptischen Bahn um die Erde kreisen und Signale senden, die in der ganzen Welt empfangen werden können. Er wird dann keine 100 Minuten brauchen, um die Erde einmal komplett zu umrunden. Gute 90 Tage soll er im All verbringen, bevor er beim Eintreten in die tieferen Schichten der Erdatmosphäre schließlich wieder verglüht. 90 Tage aber würden ausreichen, um der Welt zu zeigen, dass das sozialistische dem kapitalistischen System überlegen ist. Was wäre das für eine Niederlage für den Klassenfeind USA...

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Kapitel 2: Wettlauf ins All

Die politische Großwetterlage ist angespannt, es ist die Zeit des sogenannten Kalten Krieges. Er ist ein Kampf zwischen zwei unterschiedlichen Gesellschaftssystemen, zwischen den demokratischen, kapitalistischen Staaten im Westen und den autoritär geführten, sozialistischen im Osten. Und der Kampf um die Vorherrschaft auf der Welt wird auf allen Ebenen geführt. In Korea liefern sich die Sowjetunion und die USA ab 1950 einen dreijährigen Krieg um Macht und Einfluss in Ostasien, Atomwaffentests auf beiden Seiten sorgen buchstäblich für zusätzlichen Sprengstoff. Die beiden Großmächte belauern einander voller Argwohn und arbeiten fieberhaft daran, sich jeweils einen technologischen Vorsprung zu erkämpfen. Und nun wird sogar auch noch der Weltraum in die Auseinandersetzung der beiden Nationen hineingezogen. Im Sommer 1955 verkünden sowohl die Machthaber im Weißen Haus als auch die im russischen Kreml jeweils die Entwicklung eines eigenen Satelliten, der in Kürze um die Erde kreisen soll. Wer schafft es wohl zuerst, einen solchen künstlichen Körper in die Erdumlaufbahn zu schicken – die USA unter ihrem Präsidenten Dwight D. Eisenhower oder die Sowjetunion unter Partei- und Staatschef Nikita Chruschtschow? 

In der westlichen Welt herrscht der Glaube an die Überlegenheit der Vereinigten Staaten vor, doch auch sowjetische Wissenschaftler verstehen ihr Handwerk und präsentieren sich als hervorragende Strategen. So wird der eigentlich zwei Tage später vorgesehene Starttermin für Sputnik 1 kurzfristig vorverlegt, da man schlicht befürchtete, die USA könnten der Sowjetunion in letzter Minute doch noch zuvorkommen.

Kapitel 3: Der „Sputnik-Schock“

Am 4. Oktober 1957 dann ist es soweit: Vom sowjetischen Weltraumbahnhof Baikonur schickt das Team um Chefkonstrukteur Sergei Pawlowitsch Koroljow den ersten künstlichen Erdsatelliten in den Weltraum. Einer der ersten, die auf der ganzen Welt die Funksignale der kleinen Metallkugel aus dem All empfangen, ist der Bochumer Astronom, Sternwarten-Gründer und Amateurfunker Heinz Kaminski.

92 Tage nach seinem aufsehenerregenden Start verglüht Sputnik 1 wieder in der Erdatmosphäre. Mit dem Erfolg der Mission demonstriert die Sowjetunion eindrucksvoll ihre Macht und den technischen Fortschritt des eigenen Landes. Während sich die sozialistischen Länder darüber freuen, herrscht in den westlichen Demokratien Katerstimmung. Die Mission versetzt den Westen in eine Art Schockzustand – der Begriff vom „Sputnik-Schock“ geistert um die ganze Welt. Denn die Sputnik-Mission macht allen klar, dass die Sowjetunion nun in der Lage war, mit ihren Raketen nicht nur das Weltall zu erreichen, sondern mühelos auch Interkontinentalraketen auf jedes Ziel der Erde abzuschießen! Für die westliche Welt mit der Führungsmacht USA ist dies eine erschütternde Erkenntnis, die erst verdaut werden muss.

Kapitel 4: Kosmischer Doppelschlag

Die spektakuläre Pionierleistung der sowjetischen Weltraummission schlägt in den USA wie eine Bombe ein. Mit einer derartigen technischen Höchstleistung haben dort selbst die Fachleute nicht gerechnet. Und die UdSSR legt direkt nach: Nur einen Monat nach dem Start von Sputnik 1 wird Sputnik 2 in die Erdumlaufbahn geschossen – an Bord eine sechs Kilogramm schwere Hündin namens Laika. Sie ist das erste Lebewesen, das den Weltraum erreicht. Dafür müssen sie und zwei weitere Hunde ein wochenlanges qualvolles Trainingsprogramm absolvieren, bewegungslos in engen Käfigen ausharren, Lärm und die extreme Belastung einer Zentrifuge ertragen. Ihre Rückkehr ist nicht vorgesehen; sie soll nach mehrtägigem Aufenthalt im All an einer Dosis Gift sterben, um ihr den qualvollen Hitzetod beim Wiedereintritt in die Atmosphäre zu ersparen. Doch tatsächlich überlebt die Hündin Laika ihren Weltraumflug nur wenige Stunden, was Moskau jahrzehntelang verschweigen wird. Die Daten der Überwachungsgeräte werden erst 2002 durch einen der am Sputnik-Programm beteiligten Wissenschaftler offengelegt: Ihm zufolge starb Laika an Stress und Überhitzung – eine verlässliche Temperaturregelung für ihre Kabine sei mit der damaligen Technik und unter dem Zeitdruck der ganzen Mission faktisch unmöglich gewesen.

Dennoch: Sputnik 2 bringt der lange unterschätzten Sowjetunion einen weiteren Prestigegewinn. Der kosmische Doppelschlag zeigt Wirkung: Das Selbstbewusstsein der USA ist mehr als angekratzt. Was wird dort oben wohl als Nächstes passieren? Wird etwa ein Kommunist als erster Astronaut durchs Weltall schweben...?

Kapitel 5: Das Rennen geht weiter

Die sowjetische Raumfahrtmaschinerie läuft auf Hochtouren weiter. Am 27. April 1958 hebt vom Weltraumbahnhof Baikonur eine neue, verbesserte Trägerrakete mit Sputnik 3 ab. Er ist der bisher schwerste und technisch raffinierteste Satellit der Sputnik-Serie und soll längere Zeit als Trabant in der Erdumlaufbahn bleiben und im Batteriebetrieb mindestens einen Monat lang Daten aus dem All übertragen. Aber die Trägerrakete mit dem kegelförmige Forschungssatellit stürzt schon 90 Sekunden nach dem Start wegen starker Vibrationen ab. Damit die Panne nicht zu peinlich wird, bauen die Sowjets flugs einen neuen Sputnik 3 und schicken ihn am 15. Mai – diesmal erfolgreich – in den Orbit.

Auch die Vereinigten Staaten bringen sich in Stellung. Sie wissen um ihren Rückstand und bieten ebenfalls enorme technische und wissenschaftliche Kräfte auf, um ihr eigenes Raketenprogramm zu beschleunigen und damit den großen Rivalen zu überholen. Am 1. Februar 1958 startet auf Cape Canaveral der erste US-Forschungssatellit Explorer 1, der 12 Jahre und 2 Monate um die Erde kreisen wird. Im Sommer 1958 schließlich wird die US-Raumfahrtbehörde NASA gegründet. Sie wird die Raumfahrt noch maßgeblich prägen. 

Die Welt aber starrt weiter gebannt auf das Wettrüsten für den Kampf ums Weltall. Und wenn es gelungen war, eine Metallkugel in den Weltraum zu jagen, wäre es in einem weiteren Schritt auch möglich, einen menschlichen Raumfahrer ins All zu katapultieren, der nach seiner Mission auch wieder unversehrt zur Erde zurückkehrt? Schafft der Mensch also den Sprung ins Weltall? Oder vielleicht sogar eine Mondlandung? Die Zeit ist reif für neue Helden, und die Sowjetunion und auch die Vereinigten Staaten wissen genau: Wer hier die Nase vorn hat, verfügt nicht nur über einen enormen technologischen Vorsprung, sondern demonstriert der ganzen Welt seine Macht. Ist das Projekt realisierbar und vor allem: Wer wird sich durchsetzen?

Zusammenfassung

  • Mit dem sowjetischen Satelliten „Sputnik 1” begann das Zeitalter der Raumfahrt. Er wurde am 4. Oktober 1957 gestartet.

  • Der Satellit war kugelförmig mit einem Durchmesser von 58 Zentimetern. 92 Tage nach dem Start verglühte er.

  • Der Erfolg der Mission löste in der westlichen Welt den sogenannten Sputnik-Schock aus. Allen war nun klar: Eine sowjetische Rakete, die einen Satelliten ins All beförderte, konnte theoretisch jede amerikanische Stadt erreichen.

  • Auf den Sputnik-Schock reagierten die USA mit der Gründung der Raumfahrtbehörde NASA. Beide Großmächte lieferten sich nun einen gnadenlosen Wettbewerb um die erste bemannte Weltraummission.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Welche Form hatte der Satellit „Sputnik 1”?
    1. A) Pyramide
    2. B) Zylinder
    3. C) Kegel
    4. D) Kugel
  2. Wann startete mit „Sputnik 1” der erste künstliche Erdsatellit?
    1. A) 4. Oktober 1957
    2. B) 1. Mai 1936
    3. C) 31. Dezember 1944
    4. D) 16. Juli 1968
  3. Wie lange war „Sputnik 1” unterwegs?
    1. A) 7 Stunden
    2. B) 92 Tage
    3. C) 3 Wochen
    4. D) 1 Jahr
  4. Was bedeutet der russische Begriff „Sputnik” auf Deutsch?
    1. A) „Erfolg”
    2. B) „Frieden”
    3. C) „Internationale Raumstation”
    4. D) „Satellit”
  5. Wie reagierten die USA auf den Erfolg von „Sputnik 1”?
    1. A) Öl-Embargo
    2. B) Gründung der NASA
    3. C) Ausweisung des sowjetischen Botschafters
    4. D) Gründung des NSSDC

Richtige Antworten: 
1. D) Kugel
2. A) 4. Oktober 1957 
3. B) 92 Tage 
4. D) „Satellit”
5. B) Gründung der NASA

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