Mozart ist der Inbegriff der klassischen Musik und der wohl bekannteste Musiker aller Zeiten. Seine rätselhafte Persönlichkeit, sein turbulentes Leben und sein früher Tod tragen zu einem Mythos bei, der auch über 200 Jahre nach seinem Tod stetig wächst. Nach dieser Story weißt Du, warum Mozart der erste Superstar ist und welches düstere Geheimnis sein letztes unvollendetes Werk umgibt.
Dezember 1791. Nur wenige Tage nach dem Tod des großen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart gibt es kein anderes Thema mehr auf den Straßen Wiens. An jeder Ecke wird eine andere Geschichte erzählt. Viele Menschen glauben, der Komponist Antonio Salieri habe Mozart vergiftet. Er galt als sein größter Konkurrent. Andere sind davon überzeugt, dass Mozarts Frau eine Affäre mit seinem Schüler Süßmayr habe. Er müsse Mozart vergiftet haben. Nun soll Süßmayr sogar das letztes Werk Mozarts, sein „Requiem“, vollenden.
Mozarts letztes Werk ist ein Mysterium für sich. Ein „grauer Bote“ soll ihn eines Nachts beauftragt haben, es zu komponieren. Ausgerechnet ein „Requiem“ – ein Musikstück für die Verstorbenen. Nun soll es auf Mozarts eigener Totenmesse erklingen... Alles rätselt: Wer mag dieser unheimliche Auftraggeber gewesen sein? Einige glauben: ein Wesen der Finsternis. Und alle sind sich einig: Dieser Mozart war nicht von dieser Welt ...
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Jetzt runterladen!Um Wolfgang Amadeus Mozart ranken sich viele Erzählungen. Sein Leben auf der Überholspur und sein früher Tod mit gerade einmal 35 Jahren waren der beste Nährboden für den Mythos Mozart. Heute, über 200 Jahre nach seinem Tod, ist Mozart lebendiger denn je: Mozart-Bücher, Mozart-Filme, Mozart-Denkmäler, Mozart-Festivals, Mozart-Songs, Mozart-Popart – Mozart scheint allgegenwärtig. Doch es ist nicht nur seine Musik. Mit seinem Namen Mozart lässt sich weit mehr verkaufen: Von der Mozart-Kugel, Mozart-Wurst bis zum Mozart-Likör und Mozart-Kaffee – ja es gibt sogar Mozart-Dessous und ein Mozart-Bett. Mozart ist einer der umsatzstärksten Markennamen der Welt. Sein Leben wurde von Historikern und sein Tod von Medizinern erforscht, seine Fähigkeiten von Psychologen analysiert, seine Werke von Musikwissenschaftlern studiert.
Je weiter Mozarts Leben zurückliegt, umso größer wird sein Denkmal. Dieses Phänomen ist auch bei Stars jüngerer Zeit bekannt: Marilyn Monroe, John Lennon, Elvis Presley oder auch 2Pac, Kurt Cobain oder Amy Winehouse – ein turbulentes Leben und ein früher Tod sorgten für ewigen Ruhm.
Doch was macht einen unsterblichen Star eigentlich aus? Es scheint, als hätte das Phänomen Mozart die Kriterien dafür erfunden.
Michael Jackson, Britney Spears, Justin Bieber – sie alle haben ihre Karrieren als Kinder begonnen. Doch der erste Kinderstar der Musikgeschichte war Wolfgang Amadeus Mozart. Und ähnlich wie bei all diesen Popstars standen entschlossene Eltern hinter dieser Entwicklung.
Mozarts Vater Leopold Mozart – selbst Komponist und Musiker am Hof des Fürsterzbischofs von Salzburg – förderte seinen Jüngsten Wolfgang und dessen fünf Jahre ältere Schwester Anna von früh an. Mozart lernte schon mit vier Jahren Piano spielen, kurz darauf die Violine. Mit fünf komponierte er seine ersten Klavierstücke, mit neun seine erste Sinfonie. Der Vater sah in dem außerordentlichen Talent seines Sohnes ein Gottesgeschenk. Eines, das „der Wolferl“ der Welt nun zeigen müsse. Und Vater Leopold wusste das Image seines „Wunderkinds“ wirksam zu vermarkten.
Innerhalb kurzer Zeit gelang es ihm, für Wolfgang und Anna Audienzen bei den großen Adels- und Königshäusern Europas zu gewinnen. Die Wunderkind-Geschwister wurden zur Sensation, vor allem aber der kleine Wolferl. Wer ihn virtuos Klavier spielen sah, während seine Füße nicht einmal den Boden berührten, war schnell geneigt, an ein göttliches Wunder zu glauben. Konzertreisen führten Vater und Kinder zwischen 1762 und 1769 nach München, Passau und Wien, schließlich durch etliche Kleinstaaten im heutigen Deutschland und halb Westeuropa. Ob Augsburg, Frankfurt oder Brüssel, Paris, Amsterdam oder London: Überall waren Fürsten und Könige entzückt, wenn der kleine Mozart und seine Schwester ihre musikalischen Fertigkeiten präsentierten.
Wieder zurück in Österreich, wurde der dreizehnjährige Mozart im Herbst 1769 zum Dritten Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle berufen. Wenige Wochen später ging er schon wieder auf Reisen, diesmal nach Italien, das er mit seinem Vater insgesamt drei Mal bereiste. Verona, Mailand, Florenz und Rom gehörten zu den Stationen. Unentwegt setzte er dabei seine Studien fort, beschäftigte sich mit der italienischen Oper und komponierte neue Werke, die ein begeistertes Publikum fanden. Nur mit der erhofften Anstellung in Italien klappte es nicht. So trat er 1779 wohl oder übel wieder in salzburgische Dienste, als Konzertmeister und Hoforganist beim neuen Fürsterzbischof Hieronymus Franz Josef von Colloredo.
Doch es hielt ihn nicht lange in Salzburg. Ihm war langweilig, er fühlte sich gemobbt, und weil er sich offen mit seinem Dienstherrn anlegte, kam es schließlich zum Eklat und dem legendären Fußtritt durch einen hohen fürstlichen Hofbeamten. Mozart kehrte Salzburg endgültig den Rücken. Und begann seine steile Karriere als freischaffender Pianist und Komponist in der Musikmetropole Wien. In dieser Zeit ab 1781 entstanden einige seiner berühmtesten Werke, darunter „Le nozze di Figaro“ („Figaros Hochzeit“) und „Don Giovanni“ in italienischer Sprache und die „Zauberflöte“ in deutsch sowie eine Reihe Sonaten für Violine und Klavier. 1782 führte er Constanze Weber, die er in Mannheim kennengelernt hatte, zum Traualtar.
Auf den Opernbühnen feierte im selben Jahr sein Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ Erfolge. Über seinen Wiener Kollegen Gottfried van Swieten machte Mozart Bekanntschaft mit den Werken Johann Sebastian Bachs und Georg Friedrich Händels. Mozart war beeindruckt von den großen Barockkomponisten und ließ sich von ihnen bei seinen eigenen Kompositionen inspirieren. Außerdem war er ein gefragter Klavierlehrer und konzertierte im voll besetzten Wiener Burgtheater vor Kaiser Franz Joseph II.. „Das Theater hätte unmöglich voller sein können, und alle Logen waren besetzt“, schrieb er 1783 an seinen Vater. „Das Liebste aber war mir, daß Seine Majestät der Kaiser auch zugegen war und was für lauten Beifall er mir gegeben.“
Und nicht nur das: Vier Jahre und einige weitere Hofkonzerte später ernannte der Kaiser Mozart zum kaiserlich-königlichen Kammermusicus mit entsprechendem Salär. Dennoch sollten sich seine finanziellen Verhältnisse bald verschlechtern. Dazu trugen monarchie- und gesellschaftskritische Töne in „Figaros Hochzeit“ und der „Zauberflöte“ bei, die beim adeligen Publikum naturgemäß nicht so gut ankamen. Mozart kümmerte es nicht, dass seine Einnahmen zurückgingen. Er gab weiterhin sein Geld mit vollen Händen aus.
Eine luxuriöse Wohnung, viel Dienstpersonal und extravagante Kleidung waren ihm wichtig. Er wollte nicht nur in adeligen Kreisen verkehren, er wollte selbst ein Teil davon sein. Aber Musiker, egal wie erfolgreich sie waren, hatten kein hohes gesellschaftliches Ansehen. Darunter litt Mozart sehr. Und er versuchte es zu überspielen. Obwohl er im Vergleich zu anderen Musikerkollegen sehr gut verdiente, brachte ihn sein ausschweifender Lebensstil oft in Geldnot. Schließlich hatte er auch eine Familie zu versorgen und Schulden zu begleichen.
Zeitgenossen beschrieben Mozart als einen heiteren Menschen mit einer fast kindlichen Naivität. Doch wird ihm auch nachgesagt, sehr egozentrisch und etwas sonderbar gewesen zu sein. Das Verhalten des musikalischen Genies sorgte oft für Irritationen. Das fing mit seinem Lachen an: Laut und hoch schoss es unvermittelt aus ihm heraus. Zudem soll er oft Fäkalwörter benutzt und seine Kollegen auf den Arm genommen haben. Und wenn ihm bei Proben langweilig wurde, dann soll er gelegentlich wie eine Katze miaut und auf Stühlen und Tischen umhergesprungen sein.
Andererseits sollen seine lebendige Art und seine Sensibilität sogar eine sehr anziehende Wirkung gehabt haben. Obwohl er bis zu seinem Tode sehr an seiner Ehefrau Constanze hing, hatte Mozart zahlreiche Affären mit Klavierschülerinnen oder Opernsängerinnen.
In den letzten Jahren seines Lebens musste er ständig neuen Kompositionsaufträgen hinterherjagen. Er begann wieder zu reisen, nach Prag, Dresden, Leipzig und schließlich über Potsdam nach Berlin zum preußischen König Friedrich Wilhelm II. – in der (vergeblichen) Hoffnung auf eine gutbezahlte Anstellung bei Hofe. Die Zeit seiner großen Erfolge war vorbei. Am 20. November 1791 starb er an einer Infektionskrankheit, die der Forschung lange Zeit Rätsel aufgab.
Mozart wurde nicht ganz 36 Jahre alt. Nach seinem kurzen Leben auf der Überholspur hinterließ er mehr als 600 Werke und einen Haufen wunderschöner Kleider. Sein jüngster Sohn Franz Xaver Wolfgang, geboren fünf Monate vor Beethovens Tod, sollte als jugendlicher Klaviervirtuose und Dirigent in die Fußstapfen seines berühmten Vaters treten. Sein Werk als Komponist – unter anderem eine Sinfonie, zwei Klavierkonzerte und eine ganze Reihe weiterer Klavier- und Gesangswerke – ist heute jedoch nahezu vergessen.
Mozart hat die Epoche der Wiener Klassik geprägt wie kein anderer. Er hatte das Talent, den Geist und die verschiedenen Strömungen seiner Zeit zu erfassen und in Musik zu verwandeln. Als Virtuose an den Tasten brachte er seine Klavierwerke eindrucksvoll auf die Bühne – der komponierende Pianist.
Er schrieb eingängige Melodien, die sowohl Kenner als auch Laien begeisterten und das über nationale Grenzen hinaus. Mozarts Musik war universell. Rund ein Drittel seines Lebens war er auf Konzertreisen durch ganz Europa unterwegs. Menschen aller Nationen feierten das verrückte Genie. Dabei schrieb er pausenlos einen Hit nach dem anderen. Selbst auf seinem Sterbebett soll er noch mit Freunden an seinem unvollendeten Werk „Requiem“ geprobt haben. Beim Gesang der „Lacrimosa“ weinte Mozart – auf seiner Totenmesse sollte sie zum ersten Mal öffentlich erklingen.
Die Verehrung Mozarts und die Mythenbildung steigerten sich bereits Tage nach seinem Tod. Das Gerücht, dass ihn sein Konkurrent, der Komponist Antonio Salieri, vergiftet haben soll, hielt sich hartnäckig. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass eine Halsentzündung zu seinem Tod führte.
Das Gerücht über den „grauen Boten“, der Mozart den Auftrag für sein letztes Werk gegeben haben soll, ist allerdings wahr. Den Boten gab es wirklich. Und wie Mozart in einem Brief schrieb, soll er sehr unheimlich ausgesehen haben. Der hagere Mann in Grau war jedoch kein Wesen der Unterwelt, sondern besuchte Mozart im Dienste seines anonymen Herren. Wie sich später herausstellte, war dieser ein Graf, der die Angewohnheit hatte, berühmte Komponisten mit Werken zu beauftragen, die er dann als seine eigenen ausgab. In diesem Fall wünschte er sich Musik für den Gedenkgottesdienst seiner verstorbenen Frau.
Einige Mythen lösen sich auf, neue entstehen. So viel ist sicher: Mit Mozart entstand das Phänomen des musikalischen Superstars. Der heutige Hype um seine Person hätte ihn sehr amüsiert. Überhaupt war Mozart oft seiner Zeit voraus. So auch mit seiner Oper „Die Hochzeit des Figaro“.
Zusammenfassung
Mozarts Vater Leopold machte aus dem talentierten Jungen einen Kinderstar.
Wolfgang Amadeus Mozart liebte es, sich modisch und extravagant zu präsentieren und zeichnete seine Werke mit Wolfgang Amadé Mozart.
Er starb im Alter von 35 Jahren wahrscheinlich an einer Halsentzündung.
Viele Mythen rankten sich um seinen Tod. Die Populärste: Er sei von seinem Konkurrenten, dem Komponisten Antonio Salieri, vergiftet worden.
Der Markenname Mozart gehört mit einem Wert von über 5 Milliarden Euro zu den umsatzstärksten der Welt.
Mozart schrieb rund 60 Sinfonien (nicht alle sind erhalten) und 21 Opern, darunter „Le nozze di Figaro“ („Die Hochzeit des Figaro“, 1786), „Don Giovanni“ (1787), „Cosi fan tutte“ („So machen es alle Frauen“, 1790), „Die Zauberflöte“ (1791), „La clemenza di Tito“ (1791) und die Choroper „Idomeneo“ (1781).
Bedeutende kirchenmusikalische Werke sind unter anderem seine Missa brevis und die Krönungsmesse von 1779, die fortan bei Kaiser- und Königskrönungen gespielt wurde.
Weitere wichtige Mozart-Werke sind u.a. Serenaden wie „Serenata notturna“ (1776) oder „Eine kleine Nachtmusik“ (1787), zahlreiche Konzerte für Streich- und Blasinstrumente und Orchester, fünf Orgel- und 42 Gesangswerke, darunter auch Lieder mit äußerst derbem Inhalt wie „Leck mich im Arsch“ (1782) oder „Bona nox! Bist a rechta Ox“ von 1788. So harmlos dieser Titel heute scheint: Dieser Kanon ist eines der meistzensierten Musikstücke überhaupt.
Teste dein Wissen im Quiz
Richtige Antworten:
1. B) Salzburg
2. C) Wiener Klassik
3. A) Sie waren alle auch Kinderstars
4. D) Halsentzündung
5. B) Ein Fußtritt