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Wostok 1

Wer war der Erste, der die Erde von ganz oben sah?
Die Erde leuchtet am Horizont. Elemente dieses von der NASA bereitgestellten Bildes
Shutterstock
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Inhalte

Intro

Nach dem ersten Satelliten sollte nun auch der erste Mensch ins All geschickt werden. Die Sowjetunion und die USA lieferten sich bei diesem prestigeträchtigen Mega-Projekt einen erbitterten Konkurrenzkampf. In dieser Story erfährst du, wem der erste Raumflug eines Menschen gelang und was sie für den weiteren Wettlauf der Großmächte in den Weiten des Weltalls bedeutete.

Kapitel 1: Ein Traum wird wahr

Juri Gagarin sitzt eingeklemmt wie ein Dosenfisch in der kleinen Kapsel am Kopf der Rakete. Es ist kurz nach 9 Uhr. Der sowjetische Kosmonaut trägt einen orangefarbenen Raumanzug und einen weißen, klobigen Helm. In wenigen Sekunden soll sie tatsächlich starten – die ungewöhnlichste Reise, auf die sich jemals ein Mensch begeben hat. Und der gerade einmal 27-jährige Luftwaffenoffizier Gagarin ist dafür ausgewählt worden. Der Countdown läuft. Der Puls steigt. Dann wird es laut: Die fünf Triebwerke der Trägerrakete zünden. Es donnert und vibriert. Gagarin fühlt die unbändige Kraft, die sich tief unter seiner winzigen Raumkapsel aufbaut. Eine gewaltige Energie, die ausbrechen will, aber nicht kann – noch nicht. Erst als die Rakete die volle Schubkraft von knapp 400 Tonnen erreicht, lösen sich die vier Haltearme. Ein knappes „Pojechali!“ – „Los geht’s!“ ruft der Kosmonaut über Funk noch seinen Kollegen am Boden zu. Dann wird Gagarin mit unglaublicher Kraft in seinen Liegesitz gedrückt. Die Rakete hebt ab – und die Welt hält den Atem an.

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Kapitel 2: Zweikampf der Giganten

100 Kilometer über dem Meeresspiegel – diese fast schon magische Höhenzone markiert Ende der 1950er-Jahre die unüberwindliche Grenze zwischen Erdatmosphäre und endlosem Weltraum, zwischen altbekannter Luftfahrt und den künftigen Raumfahrtmissionen der wissenschaftlichen Welt. Nie zuvor ist ein Mensch über diese Grenze hinausgelangt. Doch die Sowjetunion und die USA wollen genau das ändern. Und für diese beiden Weltmächte geht es um so viel mehr als um den reinen Forschungserfolg ihrer Nation. Denn es herrscht der Kalte Krieg, der nun sogar über irdische Grenzen hinweg im Universum geführt wird. 1957 hatte die UdSSR unter ihrem Partei- und Staatschef Nikita Chruschtschow den ersten Wirkungstreffer erzielt – mit Sputnik 1, dem ersten künstlichen Satelliten. Mit ihm hat das Zeitalter der Raumfahrt begonnen. Erst im Jahr darauf erst zogen die USA mit dem Start ihrer Forschungsmission Explorer 1 nach und gründeten außerdem die Raumfahrtbehörde NASA. Gemeinsame Projekte wie die Internationale Raumstation ISS liegen noch in sehr weiter Ferne. Vorerst geht es der sowjetischen Weltraumfahrt um Chefkonstrukteur Sergei Pawlowitsch Koroljow um den Wettstreit mit den Vereinigten Staaten: Wer wird den ersten Menschen in den Weltraum schicken? 

Mit der ersten bemannten Weltraummission will die politische Führung in Moskau erneut den Rest der Welt beeindrucken und den technischen Vorsprung ihrer stolzen Nation demonstrieren. Das Zauberwort heißt Wostok 1. Hinter diesem russischen Begriff für „Osten“ verbirgt sich nichts Geringeres als das erste Raumschiff, das mit einem Menschen an Bord ins All fliegen soll. Einem Astronauten – oder wie die Sowjets sagen: einem Kosmonauten. Und während die ersten Prototypen des Wostok-Raumschiffs unbemannte Testflüge absolvieren, läuft in der sowjetischen Luftwaffe ein umfangreiches Auswahlverfahren an, aus dem sechs Kandidaten für die Wostok-Mission hervorgehen. Am Ende eines gnadenlosen Trainingsprogramms und diversen Prüfungen in Swjosdny Gorodok, dem „Sternenstädtchen” nahe Moskau, setzen sich drei Favoriten durch: Juri Alexejewitsch Gagarin, Grigori Neljubow und German Titow. Erst wenige Tage vor dem Start fällt die endgültige Entscheidung, wer von ihnen das Wostok-Raumschiff besteigen darf.

Kapitel 3: In 108 Minuten um die Welt

Dann, am 12. April 1961, richten sich die Augen der ganzen Welt auf den 27-jährigen Gagarin. Er wird fliegen. Titow ist sein Ersatzmann für den Fall, dass im letzten Moment noch gesundheitliche Probleme auftreten sollten.

Es ist der Tag, der in die Geschichtsbücher der Menschheit eingehen wird. Um 9 Uhr 7 Moskauer Zeit hebt die Wostok-Rakete vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ab und rast der Dunkelheit des Weltraums entgegen. Auf der Erde fiebern die Beobachter in der Bodenstation dem erlösenden Funkspruch entgegen. Dann, nach dem Eintritt in die Erdumlaufbahn, ist Gagarins Stimme endlich zu hören: „Ich sehe die Erde! Ich sehe die Wolken, es ist bewundernswert, was für eine Schönheit!“ Einen Blick aus so großer Entfernung auf den Erdball hatte zuvor noch kein Mensch genießen können.

Gagarin sitzt in einer kugelförmigen Raumkapsel, die mit einem zylinderförmigen Geräteteil verbunden ist. Mit an Bord hat er Wasser und konzentrierte Nahrung in Tuben, die für zehn Tage ausreichen würden – dabei ist lediglich eine knapp zwei Stunden dauernde Erdumrundung geplant. Die Kommunikation mit dem Kontrollzentrum funktioniert, zwei auf den Raumfahrer gerichtete Kameras zeichnen ununterbrochen Bilder auf. Über Sensoren an seinem Körper werden Atmung und Kreislauf überwacht. Im Grunde ist Gagarin Gast im eigenen Raumschiff, denn die manuelle Steuerung darf er nur im Notfall aktivieren. Die Bremstriebwerke von Wostok 1 werden über Funksignale vom Boden aus gesteuert. Zur Sicherheit – denn noch war nicht klar, wie sich die Schwerelosigkeit auf den Organismus des Kosmonauten auswirken würde. So kann Juri Gagarin durch die Bullaugen nach draußen blicken und sich auf seine Beobachtungen und Erlebnisse konzentrieren. 

Während des Fluges schildert er immer wieder seine berauschenden Eindrücke beim Blick ins All und auf die Erde, er beschreibt seine körperliche Verfassung und den Zustand der technischen Systeme. Ganz besonders scheint ihn der plötzliche Eintritt der Kapsel in den Erdschatten zu bewegen, also der Übergang von der Tagseite zur Nachtseite des Erdballs unter ihm. Dieses Highlight seiner Reise erlebt er bereits mitten über dem Pazifischen Ozean – dabei sind seit dem Start erst 42 Minuten vergangen ...

Nach einer vollständigen Umkreisung des blauen Planeten zündet die Bodencrew die Bremstriebwerke für genau 40 Sekunden. Über Afrika tritt Wostok 1 aus seiner Umlaufbahn wieder in die Erdatmosphäre ein. Der Fallschirm des Raumschiffs öffnet sich nach dem Wiedereintritt in rund 7000 Metern Höhe, Gagarin wird per Schleudersitz aus der Kapsel katapultiert und schwebt an einem Fallschirm auf den sicheren Erdboden zurück. Um 10:55 Uhr, eine Stunde und 48 Minuten nach dem Start, landet er wohlbehalten auf einem Feld beim Dorf Smelowka nahe der Stadt Engels im Südwesten Russlands. Und auch die leere Landekapsel wird einige Kilometer von Gagarins Landestelle entfernt in einer Schlucht gefunden. Wenige Tage später ziert bereits ein Denkmal den Ort als Erinnerung an das geschichtsträchtige Ereignis. Das Echo der geglückten Mission hallt um die Welt, die Sowjetunion ist am Ziel.

Kapitel 4: Held der Sowjetunion

In 108 Minuten zur Legende: So lange hat der Weltraumflug Gagarins gedauert. Zwei Tage später wird ihm in der sowjetischen Hauptstadt Moskau ein triumphaler Empfang bereitet. Die sozialistische Führung verleiht ihm für seinen Erstflug ins All den Ehrentitel „Held der Sowjetunion“. Wie ein Popstar geht er auf Welttournee, wirbt für den Frieden und für das sowjetische System. Doch nur sieben Jahre später schlägt das grausame Schicksal zu: Unter noch immer nicht vollständig geklärten Umständen kommt Juri Gagarin ausgerechnet bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Die Mission des ersten Menschen im Weltall ist dennoch ein großer und vor allem prestigeträchtiger Erfolg für das sowjetische Raumfahrtprogramm und die Staatspropaganda des sozialistischen Staates. Nach dem Sputnik-Schock haben die Amerikaner jetzt auch noch den Gagarin-Schock zu verdauen. 

Das irrwitzige Wettrennen geht in die nächste Runde, fieberhaft treiben beide Weltmächte ihre Weltraumprogramme weiter voran. Die USA hatten nun schon zum zweiten Mal das Nachsehen. Würden sie nun alles daran setzen, als erste Großmacht eine Frau ins All zu schicken? Diese Frage sollte mit der Mission Apollo 8 beantwortet werden.

Zusammenfassung

  • Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin war der erste Mensch im Weltall. Er wurde 1961 in der Raumkapsel Wostok 1 (auch: Vostok 1) in die Erdumlaufbahn gebracht.

  • Sein Aufenthalt im All dauerte etwas weniger als zwei Stunden.  

  • Nach dem ersten Satelliten hatte die Sowjetunion nun auch den ersten Menschen ins Weltall entsandt. Der neue Erfolg befeuerte den erbitterten Konkurrenzkampf mit den USA, der weiterhin auch im Weltraum ausgetragen wurde.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wie hieß der erste Mensch, der ins Weltall flog?
    1. A) Walerij Borsow
    2. B) Tigran Petrosjan
    3. C) Juri Gagarin
    4. D) Sergej Bubka
  2. Wann erfolgte mit Wostok 1 der erste bemannte Weltraumflug?
    1. A) 12. April 1961
    2. B) 24. Dezember 1944
    3. C) 3. Juli 1953
    4. D) 1. April 1967
  3. Wie lange war die Raumkapsel Wostok 1 während der ersten bemannten Weltraummission im Jahr 1961 in der Erdumlaufbahn?
    1. A) 26 Minuten
    2. B) 7 Stunden 56 Minuten
    3. C) 34 Stunden 17 Minuten
    4. D) 1 Stunde 48 Minuten
  4. Was bedeutet der russische Begriff Wostok auf Deutsch?
    1. A) Osten
    2. B) Frieden
    3. C) Stern
    4. D) Sieg
  5. Wie alt war Juri Gagarin, als er 1961 als erster Mensch ins All flog?
    1. A) 20
    2. B) 34
    3. C) 27
    4. D) 41

Richtige Antworten: 
1. C) Juri Gagarin
2. A) 12. April 1961
3. D) 1 Stunde 48 Minuten
4. A) Osten
5. C) 27

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