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Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

Der Verlust der Kindheit
Französische Flüchtlingskinder in Grand Val bei Paris, wo sie in einem Haus des amerikanischen Roten Kreuzes leben. Erster Weltkrieg 1914-1918.
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl
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Inhalte

Intro

Adolf Hitler ist für vieles bekannt – aber auch dafür, Spielsachen zu klauen? In dem Kinder- und Jugendbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von Judith Kerr steht dieser Titel symbolisch für den Verlust der Kindheit. Nach dieser Story weißt du, warum die Autorin selbst aus Deutschland fliehen und alles hinter sich lassen musste.

Kapitel 1: Abschied von der Heimat

Berlin, 1933. Anna steht in ihrem Kinderzimmer und lässt den Blick über ihre Spielsachen schweifen. Sie kann sich einfach nicht entscheiden, welches Spielzeug sie mitnehmen soll! Nur eines darf sie auf ihrer Reise in die Schweiz begleiten. Aber es wird ja nicht für lange sein, tröstet Anna sich selbst. Schon bald wird ihre Familie wieder hier in Berlin vereint sein. Wenn dieser merkwürdige Mann mit dem komischen kleinen Bart unter der Nase – dieser Adolf Hitler – die Wahl erst einmal verliert, dann können sie alle wieder hier leben. So ganz kann sie das alles nicht verstehen. Auch nicht, dass die Menschen plötzlich so einen Aufriss darum machen, wer Jude ist und wer nicht. Anna Brüggemann und ihre Familie sind auch jüdisch – auch wenn sie nie in die Synagoge gehen und eigentlich gar nicht richtig religiös sind. Was genau soll sie jetzt eigentlich von den anderen Menschen unterscheiden?

Anna runzelt die Stirn, während ihr Blick zwischen zwei Spielsachen hin und her wandert. Welches Stofftier soll sie nur mitnehmen? Ihren neuen Plüschhund oder ihr altes, aber heißgeliebtes pinkes Kaninchen? Sie ist unsicher, dann greift sie entschlossen nach dem Hund und macht auf dem Absatz kehrt. Das rosa Stoffkaninchen bleibt da. Schließlich wird sie ja bald wieder zuhause sein …

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Kapitel 2: Ein Kind im Nationalsozialismus

Welche Auswirkungen hat eine aggressive und totalitäre Ideologie wie der Nationalsozialismus wohl auf ein Kind? Wie kann es Erfahrungen von Ausgrenzung, Verlust und Flucht verarbeiten? Diesen Fragen stellt sich das Kinderbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von Judith Kerr. Die Handlung beginnt im Jahr 1933, noch vor der Reichstagswahl. Das politische Klima ist geprägt von Propaganda und Gewalt. Die Nationalsozialisten schüren Hass gegen die jüdische Bevölkerung und verüben Übergriffe auf den politischen Gegner. Auch in Berlin, wo Anna mit ihrer Familie lebt. Sie ist neun Jahre alt. Ihr Vater ist ein angesehener und bekannter Schriftsteller und Journalist, es geht ihnen gut. Sie haben sogar eine Haushälterin und ein Klavier. Umso schwerer fällt es Anna nachzuvollziehen, wieso sich dies alles auf einmal ändern soll.

Warum muss ihr Papa plötzlich fliehen und wieso soll die Familie ihm Hals über Kopf in die Schweiz nachreisen? Anna versteht natürlich noch nicht, dass ihr Vater nach einem Wahlsieg der Hitlerpartei seine Verhaftung fürchten muss, weil er kritische Artikel über Hitler schreibt.

Durch die Augen des Kindes erleben wir die Geschichte dieser Flucht, die Anna gleich zu Beginn ein erstes Opfer abverlangt: Sie muss ihr geliebtes rosa Stoffkaninchen zurücklassen. Denn sie darf nur ein einziges Spielzeug mitnehmen. Warum entscheidet sie sich für den Plüschhund? Naja, er ist neu, sie hat ihn gerade erst bekommen, und es wäre doch schade drum – das hat ja auch Heimpi, die Haushälterin, gesagt. Immerhin glaubt Anna, dass es nur eine kurze Reise sein wird und sie bald wieder zu Hause sein wird. Doch damit liegt sie gehörig falsch. Denn die Wohnung der jüdischen Familie wird von den Nazis ausgeräumt, ihr Eigentum geraubt – „konfisziert“, wie es im Nazi-Beamtendeutsch heißt. Auch Annas rosa Kaninchen.

Kapitel 3: Die Kraft der Liebe und Zuversicht

Hitler habe es ihr gestohlen, folgert Anna. Eine naive, aber genaugenommen auch wahre Beobachtung. Und im übertragenen Sinne raubt ihr Hitler mit dem vertrauten, geliebten Kuscheltier noch viel mehr: nämlich ihre Heimat und ihre bis dahin sorgenfreie Kindheit.

Judith Kerrs Roman vermittelt aus Annas kindlicher Perspektive das Gefühl der Heimatlosigkeit, den immer wieder neuen Versuch, in der Fremde Fuß zu fassen, und den ständigen Kampf um Anerkennung. Denn mit Antisemitismus ist die Familie auch in der Fremde immer wieder konfrontiert.

In Zürich wohnt sie mit ihren Eltern und dem großen Bruder Max zunächst in einem guten Hotel. Doch weil der Vater keine Manuskripte mehr verkaufen kann, wird das Geld knapp. Sie müssen in den Gasthof der Familie Zwirn umziehen. Hier erleben die Kinder zum ersten Mal die Ausgrenzung jüdischer Menschen: Eine deutsche Urlauberfamilie verbietet ihren Kindern, mit Anna und Max zu spielen.

Die Flucht geht weiter nach Paris und schließlich nach London, wo Annas Vater durch Vermittlung eines Freundes ein Filmmanuskript verkaufen kann. Er bekommt 1000 Pfund dafür. Die Familie findet endlich einen sicheren Hafen – und Anna erkennt, dass sie „Heimat“ überall dort finden kann, wo ihre Familie ist.

Kapitel 4: Eigenes Erleben

Die britische Autorin Judith Kerr gehört zu jener Generation, deren Kindheit von der Herrschaft der Nationalsozialisten geprägt wurde. Sie wurde 1923 in Berlin geboren, ihr Vater war der bekannte Theaterkritiker Alfred Kerr, ihre Mutter die Komponistin Julia Kerr. Nachdem Hitler an die Macht gekommen war, floh die Familie über die Schweiz und Frankreich nach England. Judith Kerr verarbeitete ihre eigenen Fluchterfahrungen in drei Kinderbüchern, die 1971, 1975 und 1979 erschienen. Die Trilogie beginnt mit der Flucht der neunjährigen Anna aus Berlin im Jahr 1933 und endet in den 50er-Jahren, als Anna eine junge Frau geworden ist.

„Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ erschien in der englischen Originalfassung im Jahr 1971 und wurde schnell ein internationaler Erfolg. Schließlich wird darin sehr anschaulich und kindgerecht vom Nationalsozialismus in Deutschland erzählt. Dabei schauen die Lesenden durch die Augen der jungen Anna auf die Entwicklungen in Nazideutschland und erleben mit ihr ihre Flucht durch Europa, ihre Ängste und ihre Unsicherheit. Aber auch, wie sie den Umständen mit klugen und kritischen Fragen begegnet. Dadurch wird dieses Buch zu einem besonders eindringlichen, tiefgründigen und gleichzeitig kindgerechten Leseerlebnis.

Besonderes Augenmerk widmet die Autorin der Frage, was Heimat ist – und ob man sie auch woanders finden kann. Eindrücklich schildert sie die Widerstandsfähigkeit Annas, die Kraft der Zuversicht und den Zusammenhalt der Familie. Trotz der feindlichen Umgebung schaffen es die Eltern, den Kindern ihre Angst zu nehmen. Es gelingt ihnen sogar, den Kindern zu vermitteln, die Flucht als großes Abenteuer zu betrachten. Innerhalb der Familie entsteht eine Kraft, die sich dem Hass der Nazis entgegenstellt. Obwohl es natürlich Momente der Trauer, der Angst und Verunsicherung in dem Roman gibt, knickt Anna niemals ein. Der Verlust ihres geliebten rosa Kaninchens wird zwar zum titelgebenden Leitmotiv, trotzdem überwiegt in diesem Roman über Verfolgung, Flucht und Heimatlosigkeit ein optimistischer Grundton.

Kapitel 5: Preisgekrönt und verfilmt

In Deutschland erschien das Kinderbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ 1973 in der Übersetzung von Annemarie Böll. Ein Jahr später wurde es mit dem deutschen Jugendliteraturpreis als „herausragendes Kinderbuch“ ausgezeichnet und 1978 unter der Regie von Ilse Hofmann für das ARD-Fernsehen verfilmt. Einige Szenen sind an Originalschauplätzen entstanden.

2019 kam eine Neuverfilmung mit Riva Krymalowski in der Rolle der neunjährigen Anna Kemper in die Kinos. Regie führte Caroline Link, die zusammen mit der Schauspielerin Anna Brüggemann auch das Drehbuch schrieb. Ebenso wie die Romanvorlage vermittelt auch die Kino-Verfilmung die Ereignisse aus kindlicher Perspektive von Anna und ihrem Bruder Max (Marinus Hohmann). In weiteren Rollen sind Carla Juri (Mutter Dorothea Kemper), Oliver Masucci (Vater Arthur Kemper), Justus von Dohnányi (Onkel Julius) und Ursula Werner (Haushälterin Heimpi) zu sehen. Die Filmmusik komponierte Volker Bertelmann.

Alles in allem vermittelt das Werk „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ einen eindringlichen und lebensnahen Eindruck davon, wie der Nationalsozialismus auf ein Kind wirkte. Es ist aber auch eine inspirierende, lebensbejahende Geschichte über die Widerstandskraft von Kindern.

Eine andere, weitaus weniger optimistische Stimmung, herrscht hingegen in dem Jugendbuch „Die Wolke“ von Gudrun Pausewang. Dieser Roman beginnt mit einer Explosion in einem Atomkraftwerk …

Zusammenfassung

  • „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ (Originaltitel: When Hitler Stole Pink Rabbit) ist der erste einer Trilogie, in der die britische Autorin Judith Kerr ihre eigene Fluchtgeschichte aus der Kindheit verarbeitete.

  • In dem Kinder- und Jugendbuch geht es um ein junges jüdisches Mädchen, das mit seiner Familie zur Zeit des Nationalsozialismus aus Deutschland und durch Europa fliehen muss – es ist eine berührende Geschichte über Flucht, Verlust und Vertreibung. 

  • Das gestohlene Kaninchen im Titel steht symbolisch für den Verlust von Kindheit und Heimat.

  • In dem Roman verarbeitet die Autorin ihre eigene Fluchterfahrung aus der NS-Zeit.

  • „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ kam 1971 in Großbritannien heraus und wurde 1973 von Annemarie Böll ins Deutsche übersetzt (erschienen bei Ravensburger).

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wer schrieb das Kinderbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“?
    1. A) Astrid Lindgren
    2. B) Jane Eyre
    3. C) Judith Kerr
    4. D) J.K. Rowling
  2. Wann erschien das Kinderbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“?
    1. A) 1971
    2. B) 1901
    3. C) 2001
    4. D) 1931
  3. Worum geht es in dem Kinderbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“?
    1. A) Ein Plüschhund wird geklaut
    2. B) Hitler klaut ein Kaninchen
    3. C) Nazis züchten rosa Kaninchen
    4. D) Eine jüdische Familie flieht aus Nazideutschland
  4. Wer oder was ist das rosa Kaninchen in dem Kinderbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“?
    1. A) Eine genmanipulierte Neuzüchtung
    2. B) Spitzname der Protagonistin
    3. C) Ein Stofftier, das auf der Flucht zurückgelassen wird
    4. D) Ein mechanischer Plastikhase
  5. Was ist der reale biografische Hintergrund des Kinderbuchs „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“?
    1. A) Ein Kindheitserlebnis mit Hitler
    2. B) Eigene Fluchterfahrung
    3. C) Erfolge als Kaninchenzüchterin 
    4. D) Die Autorin hatte ein rosa Plüschkaninchen

Richtige Antworten: 
1. C) Judith Kerr
2. A) 1971
3. D) Eine jüdische Familie flieht aus Nazideutschland
4. C) Ein Stofftier, das auf der Flucht zurückgelassen wird
5. B) Eigene Fluchterfahrung

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