Schritt für Schritt haben sich die Weltraumexpeditionen dem Mond angenähert, jetzt soll der letzte, aber mit Abstand komplizierteste gegangen werden. In dieser Story erfährst du, wie diese bahnbrechende Mond-Mission im Apollo-Programm verlief und was sie nicht nur für die Raumfahrt, sondern für die ganze Menschheit bedeutete.
Zwei Astronauten koppeln die Mondlandefähre vom Mutterschiff ab, der dritte umkreist den Mond von diesem Moment an völlig allein. Neil Armstrong, Kommandant von Apollo 11, steuert die Landefähre seelenruhig auf den festen Boden des Erdtrabanten zu und verkündet schließlich: „The eagle has landed“ – Der Adler ist gelandet. Zum ersten Mal sind tatsächlich Menschen auf einem anderen Himmelskörper angekommen! Armstrong öffnet die Luke und steigt vorsichtig die ausgefahrene Leiter hinab – Sprosse für Sprosse. Und dann ist es soweit: Am 21. Juli 1969 um 3:56 Uhr mitteleuropäischer Zeit setzt er als erster Mensch der Welt einen Fuß auf die Oberfläche des Mondes. Als er mit beiden Beinen auf dem Himmelskörper steht, lässt er über Funk verlauten: „This is one small step for a man, one giant leap for mankind.” Ins Deutsche übersetzt: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.“ Mehr als eine halbe Milliarde Menschen klebt an den Fernsehgeräten und wird Augenzeuge dieses wahrlich galaktischen Ereignisses. Doch was dieser Augenblick wirklich bedeutet, wird vielen erst später bewusst. Mit der lunar landing, der Landung auf dem Mond, wird ein Menschheitstraum wahr.
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Jetzt runterladen!Die Umstände sind herausfordernd. Denn es soll nichts Geringeres als das bis dahin kühnste Abenteuer in der Geschichte der Menschheit gemeistert werden. Und doch waren die Amerikaner nicht die ersten, die mit solch waghalsigen Missionen an den Start gehen sollten. Der erste bemannte Weltraumflug war bereits im Jahre 1961 gelungen – ausgerechnet der Sowjetunion, dem großen politischen Konkurrenten im Osten! US-Präsident John F. Kennedy hatte unmittelbar nach dem sowjetischen Erfolgserlebnis das schier unerreichbare nationale Ziel verkündet, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen und ihn wieder sicher zur Erde zurückzubringen. Nach dem grandiosen amerikanischen Erfolg von Apollo 8, der ersten bemannten Mondumrundung mit dem Apollo-Kommando- und Servicemodul (CSM) im Jahr 1968, steht nun tatsächlich die erste Mondlandung auf dem Plan. Am 16. Juli 1969 sind Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins vom John F. Kennedy Space Center in Florida aus in die Weiten des Weltraums aufgebrochen. Drei Tage später gelangen sie unbeschadet in die Mondumlaufbahn, und in der Nacht zum 21. Juli ist endlich das ersehnte Ziel, die Oberfläche des Mondes, erreicht.
Es ist ein Jahrhundertereignis: Neil Armstrong wird als erster Mensch auf dem Mond für alle Zeiten in den Geschichtsbüchern gefeiert werden! Knapp 20 Minuten nach ihm steigt auch Edwin Buzz Aldrin aus dem Lunar Module und betritt den Mond. Die beiden Astronauten stecken in schweren Raumanzügen, tragen Moonboots an den Füßen und haben riesige Helme auf den Köpfen, in denen die beiden Männer gegenseitig ihre leicht verzerrten Spiegelbilder betrachten können. Gemeinsam rammen sie die Flagge der Vereinigten Staaten in den staubigen Boden. Das symbolträchtige Sternenbanner der USA weht tatsächlich auf der Oberfläche des Erdtrabanten – wobei: Wehen kann die Flagge natürlich nicht wirklich, denn auf dem Mond gibt es keine Atmosphäre und daher auch keinen Wind. Dass der Stoff dennoch Wellen schlägt, liegt einzig und allein daran, dass sich die Bewegung des Hineindrehens der Fahnenstange in den Boden auf die eigentliche Flagge überträgt. Die Fußspuren, die die Astronauten auf dem Mond hinterlassen haben, werden noch in Millionen Jahren zu sehen sein. Gut möglich, dass diese Spuren des Menschen den Menschen selbst überdauern. Und noch etwas bleibt auf dem Mond zurück: das early apollo scientific experiments package (EASEP) – die Apollo-Experimentalstation. Sie wird von nun an unter anderem seismische Daten zur Erde übertragen und präzise Erde-Mond-Entfernungsmessungen unterstützen.
Kurz nach dieser legendären Eroberung gratuliert US-Präsident Richard Nixon den beiden Weltraumpionieren höchstpersönlich per Funktelefonat. Es sind Momente für die Ewigkeit. Die beiden Astronauten stellen während ihres Mondaufenthalts noch einige wissenschaftliche Testgeräte auf und sammeln jede Menge Mondgestein ein. Apollo 11 wird mit 20 Kilogramm Mond im Gepäck zur Erde zurückfliegen. Nach gut zwei Stunden auf dem Erdtrabanten gehen die beiden wieder an Bord der Landefähre – zunächst Buzz Aldrin, dann auch Mond-Pionier Neil Armstrong. Acht Tage und ungefähr drei Stunden nach dem Start landet Apollo 11 wieder auf der Erde – im Pazifischen Ozean. Der Flugzeugträger USS Hornet nimmt sie an Bord. In New York City werden sie mit der größten Parade der Stadtgeschichte gefeiert.
Das Unternehmen Apollo 11 ist nicht nur ein Meilenstein der bemannten Raumfahrt, sondern ein historisches Ereignis für die ganze Menschheit. Eine Vision ist Realität geworden und die Mondlandung ebnet den Weg in neue technologische Dimensionen. Darüber hinaus ist sie ein großer politischer Erfolg für die Vereinigten Staaten. In dieser Phase des Kalten Kriegs zwischen den USA und der Sowjetunion gilt die Beherrschung des Weltalls als Teil des Wettrüstens dieser beiden Supermächte.
Mit Sputnik 1, dem ersten künstlichen Satelliten in der Erdumlaufbahn, hatte alles begonnen. Ihn schoss die Sowjetunion am 4. Oktober 1957 in den Orbit, 92 Tage kreiste er um die Erde. Noch im selben Jahr schickten die Sowjets die Hündin Laika ins All und am 12. April 1961 den ersten Menschen: Juri Gagarin. Ihm folgte mit Walentina Tereschkowa im Sommer 1963 die erste Frau ins All. Die USA hatten das Nachsehen und setzten alles daran, den Rückstand aufzuholen. Der Mond bot sich als noch unerforschtes Terrain dafür an. Raumsonden lieferten erste Bilder der Oberfläche; im Programm Surveyor gelangen 1966 die ersten beiden weichen Landungen solcher Sonden. Die Programme Mercury und Gemini mit ersten bemannten Raumflügen wurden aufgelegt, verbesserte Trägerraketen entwickelt, erste Ausstiege („extra-vehicular activities”, kurz EVA) geprobt und alle gesammelten Erfahrungen in ein neues Raumfahrtprogramm investiert: Apollo.
Doch schon die erste geplante Weltraummission mit einer Testversion des Apollo 1-Raumschiffs endete am 27. Januar 1967 tragisch mit dem Tod dreier Astronauten: Gus Grissom, Edgar White und Roger Chaffee starben, als beim Countdown zu einer Routineübung in der mit reinem Sauerstoff gefüllten Kapsel Feuer ausbrach. Ein schwerer Rückschlag. Erst im Oktober 1968 ließ die NASA mit Apollo 7 wieder einen bemannten Start folgen. In der Zwischenzeit wurde die Saturn V entwickelt, die bis heute größte und stärkste Trägerrakete der Welt. Um sie aufrecht stehend montieren zu können, wurde im Kennedy Space Center das 160 Meter hohe Vertical Assembly Building (VAB) errichtet, eines der größten Bauwerke der Welt. Später wurde es in Vehicle Assembly Building umbenannt.
Nicht zuletzt entwickelten die Amerikaner eine Mondlandefähre namens Lunar Module. Sie sollte ursprünglich mit der Mission Apollo 5 getestet werden, litt aber unter technischen Problemen und musste vorerst am Boden bleiben; ihr Test sollte später mit Apollo 9 erfolgreich nachgeholt werden.
An Weihnachten 1968 gelang es Apollo 8, den Mond zu umrunden und im Lunar Orbit um den Erdtrabanten zu kreisen. Apollo 10 vollzog das erste sogenannte Rendezvous, die gezielte Annäherung zweier Raumschiffe in einer Mondumlaufbahn. Und nun also waren die ersten Menschen auf dem Erdtrabanten gelandet.
Die technische Leistung dahinter kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, bedenkt man, dass die Computertechnik in diesen Jahren noch in den Kinderschuhen steckte. Es war das Zeitalter der Papierlochkarten und der zimmergroßen Rechner-Ungetüme, deren Arbeitsspeicher noch in Kilobyte angegeben wurde. Ein heutiges Smartphone hat eine Million mal mehr Speicherplatz als die On-Board-Computer der damaligen US-Raumschiffe! Umgekehrt gesehen trieb die Raumfahrt mit ihren steigenden Anforderungen an die Rechentechnik auch deren Entwicklung voran. Eine der führenden Persönlichkeiten auf diesem Gebiet war die junge Mathematikerin Margaret Hamilton. Sie erfand ein Speichermedium aus Kupferdraht und winzigen Eisenringen, das robuster und praxistauglicher war als die Lochkarten. Und sie programmierte die Bordcomputer so, dass die Astronauten bei Bedarf das automatische System unterbrechen und selbst die Kontrolle übernehmen konnten – damals eine technische Revolution. Hamilton prägte den Begriff „Software Engineering” und legte die Grundlage der sogenannten „prioritätsgesteuerten Aufgabenausführung”: Die von ihr programmierten Bordcomputer konzentrierten sich stets auf die aktuell wichtigste Aufgabe, ohne sich von anderen Vorgängen ablenken zu lassen. Das bewährte sich ganz speziell bei der Landung der Apollo-11-Mondfähre „Eagle”, als einer der Astronauten versehentlich ein zusätzliches Radargerät aktivierte. Dessen Daten-Input hätte den Bordcomputer überlasten können, so aber gab es nur eine Fehlermeldung – und das Mondlandemanöver konnte wie geplant fortgesetzt werden.
Die Mission Apollo 11 ist das bis dahin größte Medienereignis überhaupt – kein Spektakel zuvor wird von mehr Zuschauern live auf den Fernsehgeräten mitverfolgt. Auch wenn viele ihren Augen nicht trauen, bezweifeln nur wenige, dass bei diesem Ereignis alles mit rechten Dingen zugeht. Bald aber kursieren die wildesten Verschwörungstheorien, die die Echtheit der Bilder in Frage stellen, ja sogar von einer Art inszenierter Theater-Darbietung in den Filmstudios von Hollywood sprechen: Warum zum Beispiel seien keine Sterne über dem Mond zu sehen? Dabei ist genau das ein sicheres Zeichen dafür, dass die Mondlandung tatsächlich stattgefunden hat. Denn nicht einmal die modernsten Fotoapparate schaffen es, einen scharfen Schnappschuss von einem hell erleuchteten Objekt – wie in diesem Fall dem Mond – zu machen und gleichzeitig den spärlichen Lichtschein der Sterne auch noch aufzunehmen. Andere Zweifler beziehen sich auf die angeblich unterschiedlichen Richtungen von Schattenwürfen und Schattenlängen auf dem Mond. Doch auch dies entspricht den bekannten Gesetzen der Physik. Keine einzige dieser kritischen Theorien über die Mondlandung hat sich als haltbar erwiesen. Die Wissenschaft hat sämtliche Argumente der Verschwörungstheoretiker widerlegt.
Den letzten Beweis liefert Jahre später noch einmal eine unbemannte Mission: 2009 sendet die Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) gestochen scharfe Aufnahmen der auf dem Erdtrabanten zurückgebliebenen Abstiegsstufen (Landing sites) der Mission Apollo 11 und weiterer, späterer Missionen.
Schon wenige Monate nach der ersten Mondlandung folgt mit Apollo 12 die zweite. Sie verläuft reibungslos und geht mit einem witzigen Spruch des Astronauten Pete Conrad in die Geschichte der US-Raumfahrt ein. Als er seinen Fuß auf die Mondoberfläche setzt, funkt er: „Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me.“ Übersetzt heißt das in etwa: „Hoppsa! Mensch, das war vielleicht ein kleiner (Schritt) für Neil, aber für mich ist das ein großer!“ Angeblich soll eine Wette mit einer italienischen Journalistin dahinterstecken: Ihr will Conrad beweisen, dass die NASA den Astronauten keine Vorgaben mache, was sie beim Betreten des Mondes sagen sollten.
Ja, und dann, 1970, folgt Apollo 13. Ihre geplante Mondlandung scheitert, weil im Servicemodul ein Sauerstofftank explodiert. Der Funkspruch „Houston, we’ve had a problem” wird rund um den Erdball zum geflügelten Wort. Die Welt hält den Atem an, als Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise mit stark reduzierten Sauerstoff- und Energievorräten den Rückflug zur Erde antreten. Aber das Notfallmanöver gelingt, und Mission 13 bleibt die einzige des Apollo-Programms, die nach einem Unfall vorzeitig abgebrochen werden muss. Und sie erzielt sogar einen Rekord: Weil die drei Astronauten notfallbedingt den Kurs ändern und einen größeren Radius um den Mond fliegen müssen als alle anderen vor ihnen, erreichen sie am äußersten Bahnpunkt die größte Entfernung von der Erde: 401.056 Kilometer.
Doch auch wenn es auf dem Mond noch viel zu erforschen und entdecken gibt – die internationale Raumfahrt hat inzwischen ein anderes Gestirn als Objekt der Begierde auserkoren. Mit dem Mars gelangte inzwischen erstmals ein anderer Planet in den Fokus menschlicher Ambitionen im Weltraum. Schon mehrere Raumfahrzeuge landeten auf dem roten Planeten, aber alle bisherigen Marsexpeditionen erfolgten noch unbemannt. Doch die Raketentechniker arbeiten fieberhaft am nächsten Schritt...
Zusammenfassung
1969 betrat der US-Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Ihm folgte Edwin Aldrin.
Mit dem Erfolg der Mission Apollo 11 setzten sich die Vereinigten Staaten im Wettlauf um den Mond endgültig gegen die Sowjetunion durch. Das Sternenbanner auf der Mondoberfläche steht symbolisch für diesen Triumph.
Die erste Mondlandung war das bis dahin größte Medienereignis weltweit.
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A) John F. Kennedy
B) Jimmy Carter
C) Ronald Reagan
D) Richard Nixon
Richtige Antworten:
1. C) Neil Armstrong
2. B) 1969
3. C) Die US-Flagge
4. A) Houston
5. D) Richard Nixon