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De Laclos Gefährliche Liebschaften

Eine Intrige in 176 Briefen
Das Bild zeigt ein opulent eingerichtetes Zimmer im Stil des Barocks oder Rokokos, in dem sich Personen in historischer Kleidung aufhalten. Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Tisch mit Weingläsern, während eine andere Person am Fenster steht und eine weitere im Hintergrund zu sehen ist.
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Inhalte

Intro

Aufregung und Entrüstung waren gewaltig, als dieser ebenso kühne wie kluge Briefroman wenige Jahre vor der Französischen Revolution erschien. Der Autor, ein musisch begabter Offizier, hatte es tatsächlich gewagt, die Verworfenheit seiner adeligen Zeitgenossen aufzudecken! In dieser Story erfährst du, mit welch harten Bandagen hier der Kampf zwischen Gefühl und Verstand, aber auch der Kampf zwischen den Geschlechtern ausgetragen wird.

Kapitel 1: Die Marquise von Merteuil an den Vicomte von Valmont

„Ach, mein armer Valmont, was für ein Abstand ist noch zwischen Ihnen und mir! Der ganze Stolz Ihres Geschlechtes genügte nicht, ihn auszufüllen. […] Was haben Sie denn geleistet, was ich nicht tausendmal besser gemacht hätte? Sie haben viele Frauen verführt, meinetwegen sogar zugrunde gerichtet – aber was für Schwierigkeiten gab es denn da zu überwinden? […] Wo ist Ihr wirkliches Verdienst dabei? Eine gute Figur – ein bloßer Zufall; Manieren – lernt man; Geist – ersetzt der geistreiche Jargon nach Bedarf; eine lobenswerte Kühnheit – verdanken Sie vielleicht nur der Leichtigkeit Ihrer ersten Erfolge […] Was nun Klugheit und Raffinement betrifft, will ich von mir gar nicht sprechen, aber welche Frau hätte nicht mehr davon als Sie?“

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Kapitel 2: Zwei infame Intriganten

Die Marquise de Merteuil ist eine Meisterin der Verstellung und weiß genau, was sie will: Macht. Am liebsten über Männer. Sie sei geboren, um ihr Geschlecht zu rächen, schreibt sie in einem ihrer Briefe. Nichts bereitet ihr mehr Vergnügen, als Ränke zu schmieden, Strippen zu ziehen und ihren Mitmenschen Fallen zu stellen, um schließlich voller Genugtuung ihr böses Werk zu betrachten.

Ihr anfänglicher Komplize und späterer Gegenspieler ist der Vicomte von Valmont, ein nicht minder machtbesessener und vergnügungssüchtiger Vertreter der höchsten Pariser Gesellschaft. Er sieht seine Bestimmung im Erobern des weiblichen Geschlechts. Das aktuelle Objekt seiner Begierde ist die tugendhafte Präsidentengattin Madame de Tourvel. Eine gottesfürchtige und prinzipientreue Seele, die an eheliche Treue und das Gute im Menschen glaubt. Sie fallen zu sehen, wäre eine wahrhaft stattliche Trophäe! 

Während Valmont die Marquise von Merteuil regelmäßig vom Fortgang seines Eroberungszugs unterrichtet, benutzt diese diese ihn für ihren eigenen Rachefeldzug gegen einen anderen Mann, den Grafen Gercourt. Er war ihr Geliebter gewesen, bevor er ein Auge auf die blutjunge Cécile Volanges geworfen und bei deren Mutter um ihre Hand angehalten hatte. Valmont gegenüber offenbart die rachsüchtige Marquise: „Das sind unkluge Frauen, die in ihrem gegenwärtigen Geliebten nicht den zukünftigen Feind sehen.“ Nun will sie ihren ehemaligen Geliebten und neuen Feind zum Gespött der Stadt machen. Sie wird schon dafür sorgen, dass seine Braut Cécile noch vor der Hochzeitsnacht entjungfert wird! Und genau dafür braucht sie den talentierten Verführer Valmont …

Kapitel 3: Ein Duell zwischen Gefühl und Verstand

In seinem 1782 erschienenen Werk „Gefährliche Liebschaften“ demaskiert der Autor Choderlos de Laclos die vermeintlich feine Welt des Pariser Hochadels als verlogen, rücksichtslos und verdorben. Gut möglich, dass er mit diesem Sittenbild der herrschenden Klasse auch den gesellschaftlichen Umsturz gerechtfertigt hat, der tatsächlich nur sieben Jahre später mit der Französischen Revolution erfolgen sollte. Seine beiden Hauptakteure, die Marquise von Merteuil und der Vicomte von Valmont, haben jedenfalls nichts Besseres zu tun, als ihre Mitmenschen zum eigenen Amüsement zu instrumentalisieren und mit deren romantischen Gefühlen zu spielen. De Laclos war zwar selbst ein Adliger, wurde aber maßgeblich von den aufklärerischen Denkern seiner Zeit beeinflusst, allen voran von dem Philosophem Voltaire. So ging es ihm bei seinem Roman nicht nur darum, Licht in die lasterhaften, starren Strukturen der Aristokratie zu bringen. Er thematisierte auch das Ringen zwischen Verstand und Gefühl, das die Aufklärer umtrieb.

Mit dem Briefroman, der erst Ende des 18. Jahrhunderts so richtig in Mode kam, wählte de Laclos ein Genre, das prädestiniert ist, die Gefühle und Motive ihres jeweiligen Absenders auszuleuchten. Sehr geschickt wechselt er beispielsweise zwischen der berechnenden Sprache des Vicomte de Valmont und den leidenschaftlichen Ausbrüchen der fünfzehnjährigen Cécile, die gerade erst von der Klosterschule zurück ist und sich Hals über Kopf in ihren jungen Musiklehrer Danceny verliebt, während ihre Mutter sie doch dem Grafen Gercourt versprochen hat. Allerdings findet das junge Mädchen bald auch Gefallen an den nächtlichen Besuchen des Vicomte auf dem Landsitz der Madame Rosemonde. Valmont schwängert Cécile. Touché. Die Marquise ist am Ziel ihrer Rache und gönnt sich als Belohnung den schwärmerischen Danceny.

Kapitel 4: Fulminantes Finale

Mit der prinzipientreuen und loyalen Präsidentengattin de Tourvel hat Valmont deutlich mehr Mühe, zumal Céciles Mutter die Madame eindringlich vor ihm gewarnt hat. Um sie zu verführen, muss er ganz ungewohnte Register ziehen. So schwört er Madame de Tourvel nicht nur seine reine, ewige Liebe in betont gefühliger Sprache, sondern spielt auch noch den Wohltäter der Armen, täuscht Selbstmordabsichten vor und scheut nicht einmal davor zurück, sich ihres Beichtvaters als Helfershelfer zu bedienen. Vier Monate gehen über diesen Bemühungen ins Land, endlich aber triumphiert der Vicomte: Madame de Tourvel gesteht ihm ihre Liebe und gibt sich ihm hin. Treffer, versenkt. Was der Vicomte allerdings zunächst nicht wahrhaben will, ist: Auch er hat sich tatsächlich in die schöne Frau verliebt und empfindet fast so etwas wie Reue über das, was er getan hat. Als er dies der Marquise beichtet, lacht die ihn aus. Und prompt gibt der feine Herr seiner Geliebten prompt den Laufpass, was diese erst in den Nervenzusammenbruch und schließlich in den Tod treibt. Hat sie doch für den Vicomte all ihre Prinzipien und Ideale verraten ...

Die beiden Intriganten haben ihre jeweiligen Feldzüge siegreich beendet. Doch nun tritt der schwelende Wettstreit zwischen der Marquise und dem Vicomte offen zutage: Wer von ihnen ist stärker? Wer hat die größere Macht über den anderen? Getrieben von Eitelkeit und Stolz schwärzen sie einander an. Bei Valmont ist es vor allem enttäuschte Begierde, denn die Marquise hatte ihm als Lohn für die Kompromittierung der jungen Cécile den Zutritt ins eigene Schlafgemach versprochen. Natürlich hatte sie nie die Absicht, Wort zu halten. Das Problem löst sich indessen von allein. Denn als der junge Danceny erfährt, welch hinterhältiges Spiel sein vermeintlicher Freund mit Cécile getrieben hat, fordert er ihn zum Duell. Valmont wird tödlich verletzt. Doch bevor er das Zeitliche segnet, bleibt ihm noch die Zeit, sich an der Marquise zu rächen: Er übergibt Danceny ihre sämtlichen Briefe und spricht damit ihr gesellschaftliches Todesurteil. In einem Prozess verliert sie ihr Vermögen und durch die Blattern (Pocken) ihre Schönheit, denn die Narben der Infektionskrankheit verunstalten ihr Gesicht für immer.

Kapitel 5: Ein vielschichtiger Skandalerfolg

Im Vorwort zu „Gefährliche Liebschaften“ lässt de Laclos einen anonymen „Sammler dieser Briefe“ zu Wort kommen. Ein cleverer Schachzug, mit dem er bei seinen Leserinnen und Lesern um Glaubhaftigkeit wirbt. Dank seiner mittlerweile zehn Verfilmungen ist der Roman nicht nur Literaturliebhabern bekannt. Den Namen seines Verfassers aber haben wohl die Wenigsten schon mal in voller Länge gehört: Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos. Das mag vor allem daran liegen, dass dieser Autor weder vorher noch nachher etwas Vergleichbares geschrieben hat. De Laclos war Offizier in der Armee König Ludwigs XV. und hatte bis dahin nur gelegentlich Gedichte oder kleine Geschichten geschrieben. Seine „Gefährlichen Liebschaften“ aber wurden im Nu zu einem Skandalerfolg sondergleichen. Das Werk wurde von Gegnern als „Pornografie“ geschmäht und als Gefahr für junge Frauen verpönt, es war immer wieder verboten und wohl auch deswegen stets aufs Neue heiß begehrt.

Kaum war der Briefroman 1782 erstmals auf Französisch erschienen, stürmte er schon ein Jahr später auch den deutschen Buchmarkt, wo er bis heute seinen festen Platz hat. Selbst Heinrich Mann hat de Laclos‘ vielschichtiges Sittengemälde 1905 ins Deutsche übersetzt. Aber was genau macht eigentlich den durchschlagenden Erfolg dieser vermeintlichen Briefsammlung aus? Ist es die Faszination des Bösen? Seine moralische Zwiespältigkeit? Immerhin sind es die beiden schillernden Intriganten, die uns mit ihrer gewitzten Heimtücke in ihren Bann ziehen – vor allem die Marquise de Merteuil als eine für ihre Zeit außergewöhnlich emanzipierte Frau. Ihre Opfer hingegen bleiben blass und hilflos – einzig die Präsidentengattin de Tourvel zeigt über weite Strecken der Handlung Vernunft und Prinzipientreue, bis auch sie dem Intrigenspiel der adeligen Bösewichter unterliegt. Literaturwissenschaftler sehen in ihr Ideale der Aufklärung verkörpert.

Der Roman wirft Fragen auf, die jeden von uns irgendwann beschäftigen und die von de Laclos nicht eindeutig beantwortet werden. Vielleicht will er uns aber auch erkennen lassen, dass es keine absolute Wahrheit, dafür aber viele subjektive Wahrheiten gibt. Zumindest stellt der anonyme Sammler am Ende des Vorworts fest: „Hätte ich allen nach Gefallen schreiben wollen, hätte ich sowohl Buch als auch Vorrede nicht geschrieben.“

Zusammenfassung

  • Der Roman „Gefährliche Liebschaften“ des französischen Offiziers Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos erschien 1782 und somit vor dem geistigen Hintergrund der Aufklärung und am Vorabend der Französischen Revolution.

  • Bei dem Werk „Gefährliche Liebschaften“ (Originaltitel: „Les Liaisons dangereuses“) handelt es sich um einen Briefroman, bestehend aus 176 Briefen, der die moralische Verkommenheit des französischen Hochadels aus Sicht verschiedener Protagonisten beschreibt. 

  • Die Marquise von Merteuil und der Vicomte von Valmont instrumentalisieren ihre Mitmenschen, spielen mit deren Gefühlen und Moralvorstellungen. Am Anfang sind die beiden noch Komplizen, am Ende aber zerstören sie sich gegenseitig. 

  • In seinem Roman „Gefährliche Liebschaften“ greift de Laclos die zeitgenössischen Debatten der Aufklärung um Vernunft und Gefühl sowie den Kampf der Geschlechter auf – allerdings, ohne klar Stellung zu beziehen.  

  • Der Briefroman gilt als eines der Werke der Weltliteratur und wurde 1999 von der Académie Goncourt zum wichtigsten Werk der französischen Literatur gekürt. Deutsche Neuausgaben erschienen unter anderem 1987 im Insel Verlag und 2003 als Neuübersetzung von Wolfgang Tschöke beim Hanser Verlag München.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wer schrieb den Roman „Gefährliche Liebschaften“?
    1. A) Victor Hugo
    2. B) Sophie Carnay
    3. C) Choderlos de Laclos
    4. D) Stephen Frears
  2. Um welche literarische Gattung handelt es sich bei dem Werk „Gefährliche Liebschaften“?
    1. A) Drama
    2. B) Reisebericht
    3. C) Ballade
    4. D) Briefroman
  3. Wo wurde der Roman „Gefährliche Liebschaften“ erstmals veröffentlicht?
    1. A) In England
    2. B) In Frankreich
    3. C) In Italien
    4. D) In Spanien
  4. Welches Kernthema behandelt der Roman „Gefährliche Liebschaften“?
    1. A) Die Verkommenheit des Hochadels  
    2. B) Das Leben im Bordell
    3. C) Die Französische Revolution
    4. D) Die Kriege zwischen Frankreich und England
  5. Was war der Autor Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos von Beruf?
    1. A) Universitätsprofessor
    2. B) Minister
    3. C) Theaterdirektor
    4. D) Offizier

Richtige Antworten: 
1. C) Choderlos de Laclos 
2. D) Briefroman 
3. B) In Frankreich
4. A) Die Verkommenheit des Hochadels 
5. D) Offizier

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