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Der Holocaust

Deshalb dürfen wir ihn nie vergessen
These are slave laborers in the Buchenwald concentration camp near Weimar; many had died from malnutrition when U.S. troops of the 80th Division entered the camp. The very ill man lying at the back on the lower bunk was thought to be Max Hamburger, but this is probably not true. Second row, seventh from left is Elie Wiesel. Photograph taken 5 days after rescue.
Der Holocaust
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Intro

Der Holocaust oder die Shoah: Beide Begriffe bezeichnen ein Verbrechen, das in der Geschichte der Menschheit bis heute beispiellos ist. Während des Zweiten Weltkriegs ermordeten die Nazis sechs Millionen Juden mit bürokratischer Präzision und unvorstellbarer Grausamkeit. Geplant hatten sie diesen Genozid in einer Runde von Schreibtischtätern, die als die Wannsee-Konferenz in die deutsche Geschichte einging. Nach dieser Story weißt du, warum das größte Verbrechen der Menschheit niemals in Vergessenheit geraten darf.

Kapitel 1: Die letzte Reise

Die junge Frau presst trotz des eisigen Fahrtwindes ihr Gesicht an die Gitterstäbe des schmalen Fensters. Hier gibt es wenigstens frische Luft zum Atmen. Seit Tagen ist sie in diesem Viehwaggon eingesperrt, zusammen mit vielen anderen Menschen. Aus ihrem bürgerlichen Leben in Deutschland gerissen und aller Menschenrechte beraubt, in abgeriegelte Stadtteile gepfercht und von dort wieder abtransportiert. Wohin ihr fahrendes Gefängnis rollt, weiß niemand. „Umsiedlung“, hat es geheißen. Irgendwohin in den Osten. Manche glauben auch zu wissen, dass sie in ein Arbeitslager gebracht werden. Und dann gibt es noch diese dunklen Gerüchte, die niemand wahrhaben will und die sich doch nicht zum Schweigen bringen lassen ...

Der Zug verlangsamt seine Fahrt. Die junge Frau drückt sich noch enger an die Gitterstäbe und versucht, nach vorn zu blicken. Tatsächlich: Gebäude kommen in Sicht – flache Baracken, ein riesiges Tor, davor ein langer Bahnsteig. Männer in schwarzen Uniformen stehen dort, Schäferhunde kläffen und zerren an ihren Leinen. Jetzt kann sie auch den Zaun erkennen: Stacheldraht... Also ein Arbeitslager, denkt sie noch. Aber was für Arbeit? Dann kommt der Zug mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Die Schiebetür wird aufgerissen. Noch wissen die Eingesperrten nicht, dass dies ihre letzte Reise gewesen ist.

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Kapitel 2: Durchgeplanter Völkermord

Ab 1942 nahmen die Verbrechen der Nazis an der jüdischen Bevölkerung Europas ein nie geahntes Ausmaß an. Es ging ihnen nicht mehr schnell genug, in den eroberten Gebieten in Osteuropa Männer, Frauen und Kinder zu Hunderten zu erschießen und in Massengräbern zu verscharren. Nein, sie wollten töten wie am Fließband und die Leichen gleich an Ort und Stelle verbrennen. Diesen Völkermord hatten 15 Schreibtischtäter im Januar in einer Villa am Wannsee mit skrupelloser Gründlichkeit durchgeplant: von den Fahrplänen für die Transporte über die Ausrüstung der Vernichtungslager bis hin zum Nachschub jener Chemikalie, mit der die Menschen ermordet wurden: Zyklon-B. Die „Endlösung der Judenfrage“ nannten sie den Genozid an den europäischen Juden zynisch. Den meisten ist dieser Völkermord als Holocaust bekannt, Juden nennen es Shoah – was so viel wie „Zerstörung“ oder „Große Katastrophe“ bedeutet. Gemeint ist in allen Fällen dasselbe: die geplante und systematische Ermordung sämtlicher jüdischer Mitbürger in ganz Europa.

Lange vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs hatten Adolf Hitler und seine Nationalsozialisten im Deutschen Reich mit der Verfolgung der Juden begonnen. Ihnen gaben sie die Mitschuld daran, dass Deutschland den Ersten Weltkrieg verloren habe und unter den harten Bedingungen des Versailler Vertrags leiden musste. Dass viele jüdische Bürger im Ersten Weltkrieg für das Deutsche Reich gekämpft und ihr Leben verloren hatten, interessierte die Machthaber im NS-Regime nicht. Mit den Nürnberger Rassengesetzen schufen sie 1938 die rechtliche Grundlage dafür, der jüdischen Bevölkerung die Bürgerrechte wegzunehmen, ganze Familien zu enteignen und zu vertreiben. Die nächste Eskalationsstufe der Judenverfolgung in der NS-Zeit waren die reichsweit geplanten und gesteuerten Pogrome im November 1938. Mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen am 1. September 1939 begann die Verfolgung und Vernichtung der polnischen Juden.

Kapitel 3: Die Ghettos

1940 wurde in Warschau ein ganzer Stadtteil abgeriegelt, um die jüdische Bevölkerung darin einzusperren. Ghetto nannte man das. Insgesamt eine halbe Million Menschen wurden im Warschauer Ghetto unter unvorstellbaren Bedingungen zusammengepfercht. Viele dieser entwurzelten Menschen fühlten sich dort sogar relativ sicher; sie glaubten, der unmittelbaren Todesgefahr entronnen zu sein und hofften, vielleicht nach Israel oder Westeuropa auswandern zu dürfen: in Staaten, die nicht von den Nationalsozialisten besetzt waren. Aber die Ghettos – neben Warschau unter anderem auch in Kraków, Lodz und Theresienstadt – waren nur die Vorhöfe der Todesfabriken, die bald in Betrieb gehen sollten.

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 begann die gezielte und systematische Vernichtung der dortigen jüdischen Bevölkerung. Innerhalb weniger Monate wurden mehr als eine Million Menschen von sogenannten Einsatzgruppen der SS in Massenerschießungen ermordet. Bis Anfang 1943 fielen ihnen rund 80 Prozent der litauischen Juden sowie ein Großteil der jüdischen Bevölkerung Rumäniens, Weißrusslands und der westlichen Ukraine zum Opfer. Heute gilt es als erwiesen, dass sich auch die Wehrmacht an diesen Kriegsverbrechen beteiligte. Währenddessen wurde im südlichen Polen ein Konzentrations- und Arbeitslager zu einer gewaltigen Vernichtungsmaschinerie ausgebaut. Es trug die eingedeutschten Namen der nahen Kleinstadt Oświęcim und des Dörfchens Brzezinka: Auschwitz-Birkenau.

Kapitel 4: Die Vernichtungslager

Auschwitz-Birkenau in der Nähe der südpolnischen Stadt Kraków war das größte Vernichtungslager des Nazi-Regimes. Es war so groß wie eine Stadt, mit mehr als 300 riesigen Baracken und einem eigenen Bahnhof an der Bahnlinie Kraków-Wien. Der industrialisierte Massenmord erfolgte in unmenschlicher Präzision nach genau festgelegten Ablaufplänen: Jüdische Menschen aus den Ghettos in den besetzten Gebieten wurden in Züge gepfercht und nach tage- oder mitunter wochenlanger Fahrt auf die Rampe vor dem Lagertor getrieben. Dort trennten die SS-Kommandos die noch Arbeitsfähigen von denen, die sofort ermordet werden sollten. Alte, Kranke, Hochschwangere, Frauen mit kleinen Kindern trieb man direkt in die Gaskammern. Den hilflosen Opfern wurde weisgemacht, dass sie nach der langen Reise in einen Duschraum gebracht würden. Doch aus den Duschköpfen an der Decke strömte kein Wasser, sondern ein tödliches Gas, das Zyklon-B genannt wurde. Bis zu 10.000 Menschen wurden pro Tag auf diese Weise ermordet und anschließend in den Verbrennungsöfen des Lagers zu Asche verbrannt. Bekannte Vernichtungslager waren neben Auschwitz-Birkenau auch Treblinka, Sobibor, Chelmno und Belzec.

Kapitel 5: Vernichtung durch Arbeit

Diejenigen Juden, die man nicht sofort in die Gaskammern schickte, wurden geschoren und bekamen eine Kennnummer in den Arm tätowiert. Dann wurden sie zur Zwangsarbeit in eines der zahllosen Nebenlager gebracht – etwa Auschwitz-Monowitz mit den Buna-Werken. Die wenigsten von ihnen sollten die Hölle von Auschwitz überleben: Die Menschen gingen an Hunger und Erschöpfung zugrunde, starben an unbehandelten Krankheiten, Lagerseuchen und grausamen Misshandlungen der SS-Aufseher. Zwischen 1936 und 1945 unterhielt das NS-Regime vor allem in den besetzten Gebieten insgesamt 24 Hauptlager und mehr als 1000 Außenlager. Auch sowjetische Kriegsgefangene kamen in solchen Lagern ums Leben. Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten etwa sechs Millionen jüdische Europäer und mehr als 500.000 Sinti und Roma. Unzählige weitere kamen noch kurz vor Kriegsende ums Leben. In diesen letzten Wochen und Tagen unternahm die SS noch einen letzten Versuch, ihre Verbrechen vor den anrückenden Sowjettruppen und West-Alliierten zu vertuschen. Sie räumte Konzentrationslager und trieb Tausende Häftlinge auf Todesmärschen kreuz und quer durch das zusammenbrechende Reich. Die Menschen starben an Hunger, Kälte und Erschöpfung. Wer zusammenbrach, wurde einfach am Wegesrand erschossen. An vielen Orten des heutigen Deutschlands erinnern Stelen und Mahnmale an die Todesmärsche. Einige der ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager sind heute Gedenkstätten, so etwa Auschwitz und Majdanek in Polen oder Buchenwald und Bergen-Belsen in Deutschland. Die bedeutendste Gedenkstätte weltweit, die an die Shoah erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert, ist jedoch Yad Vashem in Jerusalem. Sie wird jährlich von mehr als zwei Millionen Menschen besucht.

Zusammenfassung 

  • Bereits 1938 begannen die Nationalsozialisten, Juden in Konzentrationslager zu deportieren und dort zu ermorden. 1940 wurde zudem in Warschau ein ganzer Stadtteil abgeriegelt und dort die jüdische Bevölkerung unter unmenschlichen Bedingungen zusammengepfercht.

  • Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs organisierten die Nationalsozialisten die systematische Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas. Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau wurde mit Gaskammern und Verbrennungsöfen zu einem reinen Vernichtungslager ausgebaut.

  • Insgesamt fielen dem Holocaust mehr als sechs Millionen Juden zum Opfer. Darüber hinaus wurden mehr als 500.000 Sinti und Roma ermordet.

  • Zwischen 1936 und 1945 unterhielt das Nazi-Regime insgesamt 24 Hauptlager und mehr als 1000 Außenlager.

  • Einige der Konzentrations- und Vernichtungslager sind heute Stätten des Gedenkens und der Erinnerungskultur. Die weltweit bedeutendste Gedenkstätte an den nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden ist Yad Vashem in Jerusalem.

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  1. Was wird mit dem Begriff Holocaust oder Shoah bezeichnet?
    1. A) Der Überfall auf die Sowjetunion
    2. B) Der Völkermord an den europäischen Juden
    3. C) Der Bürgerkrieg in Griechenland
    4. D) Die Annexion der Ukraine
  2. Wie hieß das größte Konzentrations- und Vernichtungslager im Dritten Reich?
    1. A) Buchenwald
    2. B) Mittelbau-Dora
    3. C) Auschwitz
    4. D) Dachau
  3. Auf wie viele Millionen wird die Opferzahl des Holocausts geschätzt?
    1. A) Mehr als sechs Millionen
    2. B) Eine Million
    3. C) Eine halbe Million
    4. D) Zwei Millionen
  4. Welche Volksgruppen gehörten neben den Juden zu den Meistverfolgten unter dem NS-Regime?
    1. A) Ungarn
    2. B) Sinti und Roma
    3. C) Amerikaner
    4. D) Iren
  5. Welche Chemikalie verwendete die SS im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau für die Massenmorde an Juden, Sinti und Roma?
    1. A) Zyankali
    2. B) Arsen
    3. C) Zyklon B
    4. D) Glyphosat

Richtige Antworten:
1. B) Der Völkermord an den europäischen Juden
2. C) Auschwitz
3. A) Mehr als sechs Millionen
4. B) Sinti und Roma
5. C) Zyklon B

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