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Die Malkunst

In diesem Bild zeigt er sein ganzes Können
Die Malkunst (Jan Vermeer)
Die Malkunst
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Intro

Ruhm ist nur allzu vergänglich. Das musste auch der niederländische Barockmaler Jan Vermeer feststellen. Er war von sich und seiner Kunst überzeugt, aber dann fiel er in die Bedeutungslosigkeit. In dieser Story erfährst du, wie sich das Jahrhunderte später wieder änderte – und warum Bergleute für eines seiner Werke sogar ihr Leben riskierten.

Kapitel 1: Dem Untergang geweiht

Links abbiegen, rechts abbiegen, ein Stück geradeaus, wieder links… Längst haben die amerikanischen Soldaten in dem verzweigten Stollensystem die Orientierung verloren. Ihr Atem geht schwer. Sie müssen den Bergleuten blind vertrauen, die sie durch das finstere Labyrinth im steirischen Salzkammergut führen. Immer tiefer geht es in den Berg hinein, Raum und Zeit verschwimmen...

Wenige Wochen zuvor. Der Zweite Weltkrieg ist fast vorbei, um Berlin wird gekämpft. Und Hitler hat befohlen, alles zu zerstören, was für den Feind von irgendeinem Wert sein könnte. Auch die Kunstschätze, die von den Nazis in ganz Europa zusammengeraubt und schließlich vor den anrückenden Alliierten unter der Erde versteckt wurden. Und obwohl Hitler seinen „Nero-Befehl“ schließlich widerruft, hält ein fanatischer Nationalsozialist daran fest: Gauleiter August Eigruber will das Salzbergwerk Altaussee sprengen lassen, in dessen Stollen Kunstwerke von unermesslichem Wert lagern. Gemälde von Dürer, Rubens, Rembrandt, eine Madonna von Michelangelo, der Genter Altar der Brüder van Eyck... Acht Fliegerbomben lässt Eigruber ins Bergwerk bringen, getarnt in Holzkisten. Es sind die Bergleute, die Verdacht schöpfen. Und sie setzen ihr Leben ein, um die Kunstwerke zu retten. In einem dramatischen Wettlauf gegen die Uhr schaffen sie die Bomben aus dem Stollen und verschließen den Eingang...

Und nun, Wochen später, führen sie die „Monuments Men“ dorthin, wo die Kunstschätze unversehrt den Naziterror überdauert haben. Darunter auch ein Ölgemälde, das als eines der wichtigsten Werke des niederländischen Barockmalers Jan Vermeer van Delft gilt: Die Malkunst.

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Kapitel 2: Der Ruhm des Malers und seiner Kunst

Die „Monuments Men“ waren eine Spezialeinheit aus US-Soldaten und Kunstexperten, die im Juni 1945 auch in Österreich die von den Nazis zusammengeraubten Kunstgegenstände sicherstellten. Die Malkunst von Jan Vermeer (auch Johannes Vermeer genannt) war im Besitz der österreichischen Familie Czernin gewesen, bis es 1940 in die Hände Adolf Hitlers geriet. In seinem sogenannten „Führermuseum“ in Linz sollte Vermeers „Malkunst“ künftig hängen. Aus bekannten Gründen kam es nicht dazu. Heute ist das Werk, ein Genrebild, im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) zu bewundern.

Die Malkunst war Vermeers Glanzstück, von dem er sich nicht trennen wollte. Bis zu seinem Tod behielt er das Gemälde bei sich. Vielleicht hatte er es sogar als eine Art Visitenkarte für sich selbst gestaltet und wollte mit dem herrlichen Schaustück potentiellen Auftraggebern zeigen, wozu er als großer Maler in der Lage war. Und davon kündet das Kunstwerk auch inhaltlich: Es erzählt vom Handwerk des Malers, von der Erschaffung eines Gemäldes, von der Beziehung zwischen Modell und Maler. Doch zugleich ist es auch Bild über die Malerei an sich und über ihren Wert. Es ist also eine Allegorie der Malerei – oder besser gesagt, ein Bild, das die hohe Kunst der Malerei und somit auch den verdienten Ruhm des Malers preist. In dem Gemälde zeigt Vermeer all sein malerisches Können, sein meisterhaftes Spiel mit Licht, Farben und Perspektive. Jeder seiner Pinselstriche eine Ode an die Malkunst.

Das dargestellte Atelier ist prächtig, der Boden besteht aus edlen weißen und schwarzen Marmorfliesen, und die Möbel sind wuchtig und sichtbar wertvoll. Mit Hilfe der Fliesen war es Vermeer außerdem möglich, seine Fähigkeiten in Bezug auf die Perspektive darzustellen. Der Fluchtpunkt liegt knapp unter der markanten Holzkugel der Kartenstange. Das Modell des Malers steht auch dort, erhellt von dem Licht, dass sanft durch das Fenster auf sie fällt.

Die Karte und der golden glänzende Kronleuchter sind ebenfalls exquisit. Auffällig ist die Aufhängung des Leuchters, die einen doppelköpfigen Adler darstellt. Auch der Maler an der Staffelei, der nur von hinten zu sehen ist, ist offenbar ein Mann von Rang und Namen. Wirres Haar quillt füllig unter der samtenen Malerhaube, einem Barett, hervor. Seine Seidenstrümpfe glänzen in leuchtendem Rot, die Gewänder sind aus feinen Stoffen und modisch geschnitten. So kostbar seine Aufmachung und sein Maleratelier, so groß muss auch der Ruhm des Künstlers sein.

Kapitel 3: Versteckte Symbole

Links am Fenster steht das Modell des Malers. Eine zarte, junge Frau, um deren Schultern exquisit schimmernder blauer Stoff zu einem Umhang drapiert ist. Deutlich ist zu erkennen, dass sich Vermeer mit dem Material auskannte. Immerhin war sein Vater nicht nur Kunsthändler, sondern auch Weber gewesen. Vermeer wusste, wie schwer oder leicht Gewebe sein kann, wie es fallen und sich in Falten legen kann. Auch am Vorhang und den Stoffbahnen auf dem Tisch ist diese Lust am Malen des Tuchs deutlich zu erkennen.

Das Mädchen hat die Augen niedergeschlagen und den Mund ganz leicht geöffnet, ihr feines Gesicht ist uns zugewandt. Und dennoch wirkt sie ganz fern und entrückt. Ihr Haupt wird von einem Lorbeerkranz gekrönt, in der rechten Hand hält sie eine Trompete und in der linken ein Buch. Alles Dinge, die den ewigen Ruhm symbolisieren.

Die dargestellten Figuren und Gegenstände im Atelier haben alle einen tieferen Sinn und eine für uns heute versteckte Symbolik. So ist die junge Frau am Fenster die Schlüsselfigur in diesem Gemälde. Der Kranz, das Buch und das Musikinstrument sind die Erkennungszeichen der Muse Klio. In der griechischen Mythologie wird sie als Muse der Geschichtsschreibung und der Heldendichtung vorgestellt.

Warum aber wählte Jan Vermeer ausgerechnet diese Muse, die ihn küssen sollte? Sollte Klio nicht eher einem Schriftsteller als einem Maler zur Seite stehen? Wieder eins der vielen Rätsel, die uns die Gemälde des Holländers aufgeben. Tatsächlich wählte er Klio wohl allein wegen ihrer Ruhmessymbole aus, mit denen sie traditionell dargestellt wird. Vermeer wollte mit Hilfe ausgerechnet dieser Muse den Ruhm, die Herrlichkeit und die Unsterblichkeit der Malerei und der Maler betonen. Wie Klio mit ihrer Trompete, wollte er seine Ruhmestaten und die seiner Kunst herausposaunen.

Als ahnte der Künstler hier bereits, dass er schon bald in Vergessenheit geraten sollte.

Kapitel 4: Die Vergänglichkeit des Ruhms

Die Malkunst entstand entweder zwischen 1664 und 1668 oder auch erst um 1673. Da Vermeer den Großteil seiner Werke weder signierte noch datierte, bleibt der genaue Entstehungszeitpunkt auch dieses Meisterwerks im Dunkeln. Dafür aber hatte er das Gemälde ungewöhnlicherweise signiert und zwar selbstbewusst an einer überaus auffälligen Stelle mitten im Bild: Neben der Schulter des Mädchens setzte er seinen Namen auf die Landkarte, als wolle er sagen „Seht her, ich, Jan Vermeer, habe dieses Meisterwerk vollbracht.“

Dass es aber nicht nur den Ruhm der Malerei preisen sollte, sondern zugleich auch seine Vergänglichkeit, konnte Jan Vermeer noch nicht ahnen, als er das Gemälde schuf.

Als Vermeer 1675 starb, war von seinem Ruhm nichts mehr geblieben. Die Wirtschaft in den Niederlanden war eingebrochen, und Vermeers ehemals wohlhabende Auftraggeber kämpften um ihr Überleben. Der Maler konnte nichts mehr verkaufen, war finanziell am Ende. Neben hohen Schulden hinterließ er seiner Frau auch sein Lieblingsgemälde Die Malkunst. So sehr sich Catharina Bolnes auch bemühte, es zu behalten, sie schaffte es einfach nicht. Letztlich musste sie es verkaufen.

Der große Maler Vermeer geriet in Vergessenheit und mit ihm auch sein Meisterwerk. Als Die Malkunst (englisch The Art of Painting) dann wieder auftauchte, war man zwar von der Qualität des Kunstwerks überzeugt, aber wer zum Teufel sollte bloß dieser Vermeer sein, der es signiert hatte? So ein großes Werk – von einem Niemand erschaffen? Das konnte nicht sein. Und daher übermalte man seine Signatur einfach und ersetze sie durch den Namen Pieter de Hooch. Der war ein Zeitgenosse und Landsmann Vermeers gewesen.

Erst mit der Wiederentdeckung Jan Vermeers im 19. Jahrhundert wurde auch das Werk Die Malkunst wieder mit ihm in Verbindung gebracht. Seit 1860 gilt das Gemälde wieder als sein Meisterwerk. Und es ist den mutigen Bewohnern des Dorfes Altaussee im Salzkammergut zu verdanken, dass wir es auch heute noch bewundern können. Und natürlich auch den „Monuments Men“, denen Hollywood 2014 im gleichnamigen Film ein Denkmal gesetzt hat.

Heute ist Vermeer bekannt für seine Historienbilder, Genremalerei und Stadtansichten (wie Ansicht von Delft). Sein Gemälde Das Mädchen mit dem Perlenohrring ist fast so berühmt wie die Mona Lisa.

Zusammenfassung

  • Die „Monuments Men“ waren eine Spezialeinheit der US-amerikanischen Streitkräfte, die von den Nationalsozialisten geraubte Kunstschätze aufspüren und retten sollte. Die Soldaten bargen auch Jan Vermeers Lieblingsgemälde Die Malkunst aus einem Bergwerk in Österreich. Mutige Einwohner des Dorfs Altaussee hatten zuvor verhindert, dass die Nazis das Bergwerk sprengten.

  • Das Gemälde Die Malkunst war Vermeers Glanzstück, mit dem er seinen Ruhm als Maler und das Ansehen seines Handwerks preisen wollte.

  • Jan Vermeer war als Künstler so in Vergessenheit geraten, dass man das prachtvolle Werk einem damals bekannteren Künstler zuschreiben wollte – obwohl Vermeer es signiert hatte. Die Signatur des Künstlers wurde einfach übermalt.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wo befindet sich das Gemälde?
    1. A) Kunsthistorisches Museum, Wien
    2. B) Rijksmuseum, Amsterdam
    3. C) Alte Nationalgalerie, Berlin
    4. D) Metropolitan Museum of Art, New York
  2. Wer malte das Bild Die Malkunst?
    1. A) Pieter de Hooch
    2. B) Claude Monet
    3. C) Vincent van Gogh
    4. D) Jan Vermeer
  3. Wo sollte das Gemälde Die Malkunst zum Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört werden?
    1. A) Haus des Künstlers in Delft
    2. B) Salzbergwerk Altaussee
    3. C) Hamburger Kunsthalle
    4. D) Kunsthistorisches Museum Wien
  4. Wie hieß die US-amerikanische Spezialeinheit, die Vermeers Gemälde und viele andere Kunstwerke rettete?
    1. A) Art Detectives
    2. B) Shadow Hunters
    3. C) Monuments Men
    4. D) Air Force One
  5. Welche Muse stellte Vermeer auf seinem Gemälde Die Malkunst dar?
    1. A) Thalia
    2. B) Klio
    3. C) Kalliope
    4. D) Urania

Richtige Antworten:

1. A) Kunsthistorisches Museum, Wien
2. D) Jan Vermeer
3. B) Salzbergwerk Altaussee
4. C) Monuments Men
5. B) Klio

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