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Limes

Ein Grenzwall gegen die Barbaren
a Roman legionary, fully armored, patrolling the dense forests along the Limes in Germania. The soldier is vigilant, with the dense mist of early morning adding an eerie atmosphere. In the background, the towering wooden palisades and a watchtower loom, marking the boundary of the Roman Empire.
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Intro

Viele Gegner hatte das Römische Reich in ihre Schranken gewiesen; ein fremdes Gebiet nach dem anderen war erobert und zur römischen Provinz gemacht worden. Der grimmige Widerstand der Germanen jedoch lehrte selbst die erfolgsverwöhnten Römer das Fürchten. So bauten sie im 2. Jahrhundert nach Christus nördlich der Alpen eine gewaltige Grenzbefestigungsanlage: den Limes. Wie sie daraus zunächst gleich zweifachen Nutzen zogen und warum der Plan dennoch nicht aufging, erfährst du in dieser Story.

Kapitel 1: Die Römer im Visier

Kein Zaun ist ihnen zu dicht, kein Wall zu hoch, kein Graben zu tief. Selbst drei Meter hohe Steinmauern können sie nicht abschrecken. Lautlos pirschen sich die Krieger im Schutz der Dunkelheit an den Grenzwall heran. Ihre Mission ist bis ins letzte Detail geplant. Erst huscht die Vorhut über die Grenzlinie. Ist die Luft rein, folgt der Rest des Trupps. Hinter der Grenze aber wartet ihre eigentliche Aufgabe. Geduckt und jede Deckung im Gelände nutzend, schleichen sie sich an ihr Ziel heran: das römische Kastell. Sie sind ein eingespieltes Team, das ohne viele Worte funktioniert. Jeder Handgriff sitzt. Auch diesmal. Im Handumdrehen sind die wenigen Wachsoldaten überwältigt, und bis die schlafenden Legionäre den Ernst der Lage erfassen, ist es längst zu spät. Wieder haben germanische Kämpfer ein Militärlager der Römer geplündert und in Schutt und Asche gelegt!

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Kapitel 2: Aus Furcht vor den Barbaren

Die Gier der römischen Herrscher nach fruchtbaren Böden und wertvollen Rohstoffen war schier grenzenlos. Ihre Eroberungen brachten Kaisern und Feldherren Ruhm und Ehre; und die römische Armee hatte den Ruf einer Kampfmaschine. Nur die Eroberung des Barbaricums, wie die Römer das Gebiet der germanischen Stämme nördlich der Alpen nannten, war ein Traum geblieben. Im Jahr 9 nach Christus hatte das stolze Rom sogar schmerzlich erleben müssen, wie clever die vermeintlichen Wilden agierten und dass sie sich bei Bedarf über Stammesgrenzen hinweg gegen den großen Feind verbündeten. Inzwischen ging es im Norden nicht mal mehr um die Erweiterung des römischen Territoriums: Jetzt mussten die Römer zusehen, wie sie die besetzten Gebiete südlich des Rheins sicherten. Eine unüberwindbare Anlage musste her, ein Bollwerk, das Roms Besitzansprüche eindrucksvoll unterstrich. Kein barbarischer Krieger sollte es je wagen, ins Römische Reich vorzudringen. Das war die Botschaft, die vom Limes ausgehen sollte.

Die Umsetzung begann in den Jahren 83 bis 85 nach Christus unter Kaiser Domitian. Er ließ während eines Feldzugs gegen den Stamm der Chatten Schneisen in den dichten Wald schlagen und Patrouillenwege anlegen, um den Germanen Angriffe wie auch den Rückzug zu erschweren. Später wurden diese ersten Grenzsicherungs- und Verteidigungsanlagen weiter ausgebaut.

Kapitel 3: Ein antigermanischer Schutzwall

Die deutsche Übersetzung des lateinischen Wortes „Limes“ ist Grenzweg oder auch Schneise. Was sich so leicht dahersagt, war für die römischen Ingenieure eine Herkulesaufgabe; immerhin musste der Limes eine 550 Kilometer lange, sehr robuste Anlage sein, um das Gebiet zwischen Rhein und Donau bestmöglich vor Angreifern schützen zu können. Doch was die Herren Ingenieure bis Ende des 2. Jahrhunderts ablieferten, erwies sich als wahre Meisterleistung, ein bemerkenswertes Stück Militärarchitektur, das rund 1800 Jahre später sogar zum Weltkulturerbe gekürt werden sollte.

Aber was genau machte den Limes aus? Zunächst wurden Schneisen durch den Wald geschlagen und angespitzte Baumstämme dicht an dicht aufgerichtet. Diese Baumstamm-Wände werden Palisaden genannt. Verstärkt wurde das Ganze schließlich durch einen Wall mit vorgelagertem Graben. An besonders schwer kontrollierbaren Abschnitten errichtete man zusätzlich bis zu drei Meter hohe Steinmauern. Handelte es sich um sumpfiges Gebiet, wurden Dutzende Holzpfähle tief in die Erde gerammt – und fertig war das Fundament für die Mauer. Pfahlrost heißt eine solche Konstruktion aus gruppierten Pfählen.

Was bei keinem Verteidigungssystem fehlen darf, sind natürlich Wachtürme. Die Erbauer des Limes errichteten etwa alle 800 Meter einen. Damit lagen die Türme gerade so weit auseinander, dass die wachhabenden Soldaten noch Sichtkontakt hatten. Und im Hinterland wurden im Laufe der Zeit rund 120 befestigte Militärlager, die sogenannten Kastelle, angelegt. Somit konnten die Besatzer rasch ausrücken, sollten Wachsoldaten einen Angriff germanischer Kämpfer melden. Selbst die Flüsse Rhein, Main und Donau, die streckenweise eine natürliche Grenze zwischen dem Römischen Reich und Germanien bildeten, wurden aufwändig überwacht. Dabei war der Limes mehr als eine reine Schutzmaßnahme. Für die Römer war er auch ein Geschäft.

Kapitel 4: Zwischen Zivilisation und Barbarei

Als die römischen Besatzer den Limes planten, hatten sie nicht nur militärische Interessen im Auge. Nein, der Limes diente auch einem wirtschaftlichen Zweck. Denn dank der Tore in der neuen Grenze wurde der rege Waren- und Personenverkehr zwischen den römischen und germanischen Gebieten kontrollierbar. An den Grenzübergängen ließ sich nun genau erfassen, was an Pelzen, Bernstein oder blondem Haar für Perücken in den Süden geliefert wurde und was an Kleidung[7] [8] , Schmuck, und Waffen und Töpferwaren anderen Luxusgütern gen Norden ging. Vor allem aber konnten die Römer ihre Kassen auffüllen, indem sie tüchtig Zölle erhoben. Auf diese Weise sicherte der Limes auch den Wohlstand in den besetzten Gebieten. Dort führten die Menschen ein Leben voller Annehmlichkeiten. Man erfreute sich an wetterfesten Steinhäusern, guten Straßen, Thermen mit warmem Quellwasser, an feinem Wein und üppigen Speisen, die mit italienischem Olivenöl oder orientalischen Gewürzen verfeinert wurden. Ganz anders sah es auf der germanischen Seite aus: Die Menschen dort wohnten in zugigen Holzhäusern, tranken dünnes Bier und kannten keine beheizten Bäder. Für die Römer markierte der Limes deshalb eine Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei, für die Germanen war er eine Grenze zwischen Armut und Reichtum.

Kapitel 5: Die Stunde der Alemannen

Warum aber sollten die germanischen Stämme tatenlos zusehen, wie die Wirtschaft auf der anderen Seite blühte, während man selbst nichts von all den Schätzen abbekam? Warum sollten sie sich nicht einfach holen, was sie nicht hatten? Dazu mussten sie allerdings den Limes überwinden. Ein Ding der Unmöglichkeit war das im 3. Jahrhundert nicht mehr, denn Korruption, Wirtschaftskrise und blutige Konkurrenzkämpfe hatten den römischen Koloss ins Wanken gebracht. Soldaten wurden in anderen Krisenherden des Reiches dringender gebraucht und vom Limes in die jeweiligen römischen Provinzen abgezogen, in denen gerade Not am Mann war. Die Grenzanlagen wurde mehr und mehr vernachlässigt. Und die Germanen? Die nutzten die Gunst der Stunde. Vor allem ein germanischer Stamm sorgte an der Grenze zum Römisches Reich immer wieder für Unruhe: die Alemannen. Sie durchbrachen den von den Römern errichteten Grenzwall immer öfter. Ihren Überraschungsangriffen und kriegerischen Plünderungszügen standen die römischen Grenztruppen hilflos gegenüber. Und wer hätte die zerstörten Kastelle wieder aufbauen sollen? Es waren ja nicht mal mehr genügend Männer da, um den Limes instand zu halten. Im Jahr 274 wurde das Limesgebiet schließlich ganz aufgegeben und die nördliche Grenze des Römischen Reiches zurückverlegt.

Auch an anderen Rändern des Imperiums schwand der römische Einfluss. Zum Beispiel in Britannien, wo der römische Kaiser Hadrian eine ähnliche Grenzsicherung hatte errichten lassen: den Hadrianswall nahe der heutigen Grenze zwischen Schottland und England in Großbritannien. Aber auch noch so viele Schutzwälle hätten das Römische Reich wohl kaum vor seiner Selbstzerstörung bewahren können. Denn das riesige Imperium war buchstäblich unregierbar geworden...

Kapitel 6: Weltkulturerbe Limes

Auch wenn die Anlagen des Limes zum größten Teil zerstört wurden, sind an vielen Stellen vor allem in Waldgebieten seine Gräben und Wälle noch heute sichtbar. Der obergermanisch-rätische Limes ist das längste Bodendenkmal Mitteleuropas und gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Entlang der Deutschen Limes-Straße kann man das Welterbe Limes erkunden und Sehenswürdigkeiten wie das Limestor bei Dalkingen im Ostalbkreis (Baden-Württemberg) besuchen – eine einzigartige steinerne Triumphpforte aus dem 3. Jahrhundert.

Zusammenfassung 

  • Limes bedeutet auf Deutsch Grenzweg oder Schneise. Der rund 550 Kilometer lange obergermanisch-rätische Limes wurde im 2. Jahrhundert nach Christus von den Römern auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands erbaut.

  • Er beginnt beim Kleinkastell Rheinbrohl auf dem Gebiet der heutigen Verbandsgemeinde Bad Hönningen in Rheinland-Pfalz und verläuft durch die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg und Bayern bis Eining nahe Regensburg an der Donau.

  • Der obergermanisch-rätische Limes ist das längste Bodendenkmal Mitteleuropas und gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.

  • Zur Römerzeit sollte der befestigte Grenzwall zwischen Rhein und Donau das Römische Reich vor germanischen Angriffen schützen und den Wohlstand in den besetzten Gebieten Obergermanien im Norden sowie Raetien im Süden sichern.

  • Die Grenzanlagen bestanden aus Palisaden, Wällen, Gräben, Steinmauern, Wachtürmen und Kastellen. An den Befestigungsanlagen des Limes konnte Rom die Warenströme kontrollieren und Zölle erheben.

  • Im 3. Jahrhundert bekam das vermeintlich unbesiegbare Römische Reich erste Risse: Innenpolitisch wurde es durch Korruption und Konkurrenzkämpfe geschwächt, außenpolitisch geriet es an mehreren Außengrenzen gleichzeitig unter Druck.

  • Germanische Stämme, vor allem die Alemannen, nutzten die Gunst der Stunde und führten einen kriegerischen Plünderungszug nach dem anderen gegen die geschwächten Besatzer. Im Jahr 274 schließlich gaben die Römer das Limesgebiet auf.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Was bedeutet das lateinische Wort Limes auf Deutsch?
    1. A) Festung
    2. B) Fallgrube
    3. C) Grüne Grenze
    4. D) Grenzweg
  2. Der von den Römern erbaute Limes diente zwei Zwecken. Welchen?
    1. A) Vor Angriffen schützen und den Wohlstand sichern
    2. B) Schmuggler aufhalten und vor wilden Tieren schützen
    3. C) Abwanderung verhindern und neue Jobs schaffen
    4. D) Als Militärarchitektur Furore machen und UNESCO-Welterbe werden
  3. Welche baulichen Elemente gehörten zum Limes?
    1. A) Thermen, Brunnen, Aquädukte
    2. B) Palisaden, Wälle, Wachtürme, Kastelle
    3. C) Minen, Fallen, Schützengräben
    4. D) Leuchttürme, Betonmauern, Metallzäune
  4. Wo befand sich das südlichste Kastell des obergermanisch-raetischen Limes?
    1. A) Grebenroth im Taunus
    2. B) Aalen im Ostalbkreis
    3. C) Eining bei Regensburg
    4. D) Bonn am Rhein
  5. Welcher germanische Stamm hat die römischen Militärlager am Limes so oft angegriffen und geplündert, dass die Römer das Limesgebiet im Jahr 274 aufgeben und sich zurückziehen mussten? 
    1. A) Sachsen
    2. B) Alemannen
    3. C) Friesen
    4. D) Vandalen

Richtige Antworten: 
1. D) Grenzweg
2. A) Vor Angriffen schützen und den Wohlstand sichern
3. B) Palisaden, Wälle, Wachtürme, Kastelle
4. C) Eining bei Regensburg
5. B) Alemannen

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