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Louis Pasteur

Er hat die Tollwut besiegt
Das Bild zeigt eine Illustration von Louis Pasteur, erkennbar an seinem Bart und der Kleidung des späten 19. Jahrhunderts. Er wirkt nachdenklich und sein Blick ist direkt auf den Betrachter gerichtet.
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Intro

Ende des 19. Jahrhunderts lief die Forschung zum Schutz der Bevölkerung vor unheilbaren Krankheiten auf Hochtouren. Schritt für Schritt wurden immer weitere Erfolge im Kampf gegen krankmachende Mikroben erzielt. Einem französischen Chemiker gelang dabei eine Sensation – und genau wie bei dem englischen Pocken-Impfpionier Edward Jenner war wieder ein Kind im Spiel. Nach dieser Story weißt du, wie Louis Pasteur der Durchbruch gegen die Tollwut gelang und wie das Impfen zu einer Erfolgsgeschichte wurde.

Kapitel 1: Der erste Impfpatient

Der neun Jahre alte Joseph Meister hat Schreckliches erlebt: Vor zwei Tagen wurde er in einem Dorf im Elsass von einem tollwütigen Hund angefallen und 14-mal gebissen. Zur damaligen Zeit – im Jahre 1885 – kommt das einem Todesurteil gleich. Denn wenn die Krankheit ausbricht, kommt jede Rettung zu spät. Wer kann Joseph jetzt noch helfen? Durch Zufall erfährt Josephs Mutter, dass der Chemiker Louis Pasteur in Paris erfolgreich Tiere gegen Tollwut geimpft hat. Hals über Kopf fährt sie mit ihrem verletzten Sohn nach Paris. Pasteur ist die letzte Hoffnung der Familie, aber die Behandlung ist riskant und am Menschen bisher noch nicht erfolgreich gewesen. Doch der Wissenschaftler geht das Risiko ein. Mehrmals spritzt er dem Jungen eine Flüssigkeit, die er aus getrocknetem Rückenmark tollwütiger Kaninchen herstellt. Die Behandlung dauert zehn Tage, tapfer und ohne Klagen lässt der Junge alles über sich ergehen. Die Krankheit bricht nicht aus, der geimpfte Junge überlebt. Damit ist Joseph Meister der erste Mensch in der Medizingeschichte, der erfolgreich gegen Tollwut geimpft wurde.

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Kapitel 2: Auf dem Weg zum Durchbruch

Es war ein gewagtes Spiel, das Louis Pasteur betrieb: Die Behandlung hätte auch schief gehen können, denn der neun Jahre alte Junge war im Grunde ein Versuchskaninchen. Doch seine besondere Herangehensweise und vor allem sein Mut zu unkonventionellen Methoden bahnten dem Wissenschaftler den Weg zum Erfolg. Schon lange zuvor hatte er sich in der Mikrobiologie und bei der Erforschung schwerer Krankheiten großen Respekt in Fachkreisen erworben. Er erkannte, dass viele Krankheiten von Mikroorganismen verursacht wurden, die durch Tröpfcheninfektion beim Husten und Niesen von Mensch zu Mensch gelangen. Und er zog die entsprechenden Schlüsse aus seinen Erkenntnissen – zum Beispiel, dass eine verbesserte Hygiene die Ausbreitung von Krankheitserregern häufig verhindern könne. Wo dies nicht möglich war, mussten die Krankheiten mit Impfstoffen bekämpft werden. Die Erkenntnisse des deutschen Bakteriologen Robert Koch über die Tierseuche Milzbrand inspirierten Pasteur zur Suche nach einem Impfstoff. 1881 gelangen ihm die ersten Impfungen an Schafen – ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur erfolgreichen Immunisierung von Menschen gegen den Milzbranderreger.

Kapitel 3: Universale Forschungen

Louis Pasteur wurde 1822 in Dole in Frankreich geboren, besuchte das Gymnasium in Arbois und studierte an der école normale supéri­eure in Paris, einer der renommiertesten Universitäten Europas. Dass er einmal für bahnbrechende Entdeckungen in der medizinischen Mikrobiologie weltberühmt und zum Nationalhelden werden sollte, ahnte er wohl selbst noch nicht. Vorerst widmete er sich den Naturwissenschaften, wurde Doktor der Physik und Assistenzprofessor für Chemie an der Universität Straßburg, wo er auch seine große Liebe fand: Marie Anne Laurent, die Tochter des Rektors.

Ab 1854 war er Professor und schließlich Dekan an der neu gegründeten Fakultät für Wissenschaften in Lille. In diesen Jahren entdeckte und bewies er, dass Gärung durch Mikroorganismen verursacht wird (und nicht wie damals angenommen eine rein chemische Reaktion ist). Desweiteren entdeckte er, dass bestimmte Arten der Gärung wie etwa Milch- und Buttersäuregärung ohne Sauerstoff ablaufen, wohingegen bei Essig- und Weinsäure Sauerstoff gebraucht wird. Daraus schloss er, dass es verschiedene Arten von Mikroorganismen gibt, die Flüssigkeiten gären lassen und die er „Spaltpilze” nannte. Als praktischen Nebeneffekt erfand er gleich noch das nach ihm benannte Verfahren zum haltbar machen flüssiger Lebensmittel, indem man sie kurzzeitig erhitzt und damit die darin enthaltenen Keime abtötet. Dieses Pasteurisierung genannte Verfahren stellte er am 9. April 1865 an der Pariser Universität Sorbonne vor.

In diesen Jahren erweiterte der Physiker und Chemiker seine Forschungen auf Gebiete der Medizin. Im Auftrag der Regierung erforschte er die sogenannte Fleckenkrankheit der Seidenraupen, deren Zucht im 19. Jahrhundert ein wichtiger Zweig der französischen Textilindustrie war. In den 1870ern entwickelte einen Impfstoff gegen Geflügel- bzw. Hühnercholera aus abgeschwächten Krankheitserregern. Dieses Verfahren war bisher nur für die Schutzimpfung gegen Pocken bekannt, die der englische Arzt Edward Jenner entwickelt hatte. Durch Louis Pasteur wurde die Impfung also erst zu einem allgemeinen Prinzip, das fortan zur Immunisierung gegen alle möglichen anderen Infektionskrankheiten Anwendung finden sollte.

Kapitel 4: Meilenstein der Medizin

Im Jahr 1885 erlebte die medizinische Forschung dank Pasteur einen wahren Durchbruch. In Mitteleuropa grassierte die Tollwut, und in der Bevölkerung ging die Angst um, denn in den Städten und Dörfern streunten zahllose verwilderte Hunde umher und der grausame Tod durch die Infektion war gefürchtet. Louis Pasteur war mit seinen Forschungen an einem Impfstoff gegen die tödliche Infektion am weitesten, doch bisher waren seine Impfungen nur an Hunden erfolgreich gewesen. Vor dem Einsatz seines Impfstoffs an Menschen war er lange zurückgeschreckt. Versuche an zwei Personen hatte er abbrechen müssen, was jedoch erst viel später bei der Auswertung seiner Tagebücher ans Licht kommen sollte. Doch beim Anblick der Wunden des gebissenen Jungen und dessen verstörter Mutter überlegte Pasteur nicht lange. Und er hatte Erfolg.

Die erste Tollwutimpfung wurde als Meilenstein in der Geschichte der Medizin gefeiert. Die Heilung des Patienten markierte den Durchbruch bei der Bekämpfung einer Krankheit, die vorher als unheilbar gegolten hatte. Der 63-jährige Louis Pasteur war damit auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Eine für weitere medizinische Forschungen initiierte Spendenaktion brachte so viel Geld ein, dass damit im Jahr 1887 das nach dem Chemiker und Mikrobiologen benannte Institut Pasteur in Paris gegründet werden konnte. Zu den großzügigsten Spendern gehörte der russische Zar Alexander III., denn der französische Biologe war in ganz Osteuropa und darüber hinaus bis ins Osmanische Reich bekannt und verehrt. Ähnlich wie im wenige Jahre später ins Leben gerufenen Robert Koch-Institut in Berlin konnte auch im Pariser Institut Pasteur die nationale medizinische Forschung nun zentral koordiniert werden.

Zwischen Pasteur und dem 21 Jahre jüngeren deutschen Mikrobiologen Robert Koch entwickelte sich eine wissenschaftliche Konkurrenz, die zeitweise in einem öffentlich geführten Streit gipfelte. Aber vielleicht war es genau diese Konkurrenz, die in den folgenden Jahren eine ganze Welle von Entdeckungen in Gang setzte. Ein Impfstoff nach dem anderen wurde entwickelt. In den folgenden Jahren sollte eine wahre Impfstoffindustrie entstehen. Zu Recht gelten Koch und Pasteur als Begründer der Mikrobiologie – jener Wissenschaft also, die neben den altbekannten Bakterien auch Hefen und Pilze einschließt und eben auch Viren, die zu Pasteurs Zeiten noch nicht unterm Mikroskop sichtbar gemacht werden konnten.

Kapitel 5: Waffen gegen Infektionskrankheiten

Louis Pasteur starb 1895 in Villeneuve-l'Étang. Aufgrund seiner und der Forschungsergebnisse zahlreicher weiterer Mediziner – unter ihnen auch die Nobelpreisträger Paul Ehrlich und Emil von Behring – konnte ein wirksamer Schutz gegen eine ganze Reihe von Krankheiten entwickelt werden. Seit 1796 gab es einen massentauglichen Impfstoff gegen die Pocken, ab 1885 einen gegen Tollwut. 1896 folgten weitere gegen Typhus und Cholera, ein Jahr später auch gegen die Pest, in den 1920er-Jahren gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tuberkulose und Tetanus, in den 1960er-Jahren gegen Kinderlähmung, Mumps, Masern und Röteln und so weiter. Umfangreiche klinische Studien sind dabei Standard. Für deren Genehmigung und Überwachung ist in Deutschland das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel zuständig – besser bekannt als Paul-Ehrlich-Institut.

Impfungen haben vielen Millionen von Menschen das Leben gerettet. Liegt da nicht der Gedanke nahe, die gesamte Bevölkerung durch verpflichtende Impfungen gegen bestimmte Krankheiten gezielt zu immunisieren? Doch eine solche Impfpflicht ist ein komplexes Thema, bei dem nicht nur medizinische Aspekte zu berücksichtigen sind.

Zusammenfassung

  • Louis Pasteur war ein französischer Chemiker, Physiker und Biochemiker. Er gilt als Mitbegründer der medizinischen Mikrobiologie und leistete einen entscheidenden Beitrag bei der Entwicklung der Impfung.

  • 1885 verabreichte er die erste Tollwutimpfung. Sie war ein riskantes Unterfangen, ihr Erfolg wurde in Fachkreisen aber euphorisch gefeiert.

  • Dies befeuerte die medizinische Forschung: Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden Impfstoffe gegen viele weitere Krankheiten entwickelt, unter anderem gegen Typhus, Cholera und Tetanus.

  • Als zentrale Institution zur Koordinierung der medizinischen Forschung wurde 1887 in Paris das Institut Pasteur gegründet.

  • Auf Pasteur geht das Verfahren zur Abtötung von Bakterien in Milch und Lebensmittelkonserven durch kurzzeitiges Erhitzen zurück: das Pasteurisieren.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wer führte die erste erfolgreiche Tollwutimpfung durch?
    1. A) Rudolf Virchow
    2. B) Ignaz Semmelweis
    3. C) Louis Pasteur
    4. D) Sigmund Freud
  2. In welchem Land wurde die erste Impfung gegen Tollwut verabreicht?
    1. A) Frankreich 
    2. B) Russland
    3. C) Argentinien 
    4. D) Finnland
  3. Körpersubstanz von welchem Tier wurde dem Patienten bei der ersten offiziellen Impfung gegen Tollwut verabreicht?
    1. A) Kakadu 
    2. B) Kamel 
    3. C) Katze
    4. D) Kaninchen 
  4. In welcher Stadt befindet sich das Institut Pasteur?
    1. A) Lyon 
    2. B) Paris 
    3. C) Dijon
    4. D) Arbois
  5. Den Namen welches Nobelpreisträgers trägt das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel?  
    1. A) Paul Ehrlich
    2. B) Iwan Pawlow
    3. C) Johannes Fibinger
    4. D) Alexander Fleming

Richtige Antworten: 
1. C) Louis Pasteur
2. A) Frankreich 
3. D) Kaninchen
4. B) Paris 
5. A) Paul Ehrlich

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