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Robert Koch

Die Laborhelden des 19. Jahrhunderts
Das Bild zeigt eine Illustration von Robert Koch, der konzentriert an einem Mikroskop in einem Labor arbeitet. Er ist von verschiedenen wissenschaftlichen Instrumenten und Utensilien umgeben, was auf seine Arbeit im Bereich der Mikrobiologie hindeutet.
Robert Koch
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Intro

Nach einem Impfstoff gegen Pocken zielte die Forschung darauf ab, auch andere tödliche Infektionskrankheiten zu besiegen – allen voran die Tuberkulose, die im 19. Jahrhundert immer stärker um sich griff. In dieser Story erfährst du, welchen Beitrag der deutsche Bakteriologe Robert Koch dazu leistete.

Kapitel 1: Breaking News im Zirkuszelt

August 1890: Wieder einmal trifft sich die Fachwelt, rund 5.000 Forscher aus 40 Ländern sind zum zehnten Internationalen Medizinischen Kongress nach Berlin gekommen. Getagt wird in einem ehemaligen Zirkusgebäude, doch die Stimmung ist alles andere als heiter und ausgelassen – im Gegenteil: Hier geht es nicht um akrobatische Kunststücke, sondern um klare Ansagen. Die Anspannung unter den Kongressteilnehmern ist groß, denn im Kampf gegen die sich immer weiter ausbreitende Tuberkulose kommt die Wissenschaft keinen Schritt weiter. Ist es vielleicht heute so weit, wird eine der anwesenden Koryphäen zum großen Coup ansetzen und die Entdeckung eines Wundermittels verkünden? Dann schreitet er ans Rednerpult, der berühmte Wissenschaftler Robert Koch. Im Saal herrscht absolute Ruhe, die Spannung ist mit Händen zu greifen, jetzt könnte man eine Stecknadel auf den Boden fallen hören. Und tatsächlich: Nach einer kurzen Vorrede verkündet Robert Koch, dass er ein Medikament zur Behandlung der Tuberkulose gefunden habe. Er nennt es „Tuberkulin“, voller Stolz präsentiert er den verblüfften Zuhörern ein Fläschchen der Substanz. Auf diese Breaking News hat die Welt gewartet: Kann die schlimme Krankheit nun endlich behandelt und geheilt werden?

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Kapitel 2: Heilmittel oder Wundertüte?

Der Bakterienforscher Robert Koch hatte schon die Geheimnisse mancher todbringenden Krankheit entschlüsselt und damit auch in der Fachwelt Begeisterungsstürme ausgelöst. Seine 1882 erfolgte Entdeckung des Bakteriums, das die Tuberkulose auslöst, war ein Signal zum Aufbruch im Kampf gegen die schwere Krankheit gewesen. In den folgenden Jahren breitete sich die zwar immer weiter aus, wütete in ganz Europa und raffte etwa in Deutschland jeden Siebten dahin. Die Mediziner schienen immer ratloser, doch solange Robert Koch nach einem Heilmittel forschte, gab es Hoffnung, die Tuberkulose zu besiegen – am besten ein für alle Mal. Entsprechend groß waren die Erwartungen der Fachwelt beim Kongress in Berlin, alle Teilnehmer erhofften sich neue, bahnbrechende Erkenntnisse – zumal Koch nicht nur Wissenschaftler war, sondern auch ein Superstar, dem die Menschen an den Lippen hingen und blind zu vertrauen schienen.

Der 46-jährige Hauptredner wusste, dass sein Auftritt mit großer Spannung erwartet wurde, entsprechend viel hatte er sich vorgenommen. Tatsächlich wirkte Robert Koch bei seiner Rede überzeugend. Doch ahnte er auch, dass dieser Kongress und vor allem das unvermeidliche Nachbeben seine Karriere entscheidend verändern würde? Koch musste liefern, und er ging auf volles Risiko. Beweise für die Wirksamkeit der von ihm vorgestellten Substanz lieferte er allerdings nicht. Er sprach nur von erfolgreichen Experimenten mit Meerschweinchen und sogar geglückten Selbstversuchen. Dass hier eine wissenschaftliche Kapazität hoch pokerte - und verlieren würde -, ahnten vielleicht nur seine größten Kritiker.

Dabei hatte er vorher so viel geleistet, auch beim Kampf gegen diese Infektionskrankheit, die Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland Todesursache Nummer eins war.

Kapitel 3: Kampf gegen die „Weiße Pest“

Robert Koch kam 1843 in Clausthal als drittes von 13 Kindern des Steigers und späteren Bergrats Hermann Koch und seiner Frau Mathilde zur Welt. Er besuchte das humanistische Gymnasium, welches heute seinen Namen trägt, und studierte zunächst Sprachwissenschaften, bevor er sich dann doch für ein Medizinstudium entschied. Ein Jahr nach dessen Abschluss heiratete er seine Jugendfreundin Emmy Fraatz, die Tochter des Clausthaler Generalsuperintendenten. Es folgten verschiedene Arztstellen unter anderem in Hamburg, Niemegk bei Potsdam in Brandenburg und als Feldarzt im Deutsch-Französischen Krieg. 1866 legte er das Staatsexamen ab und wurde 1872 schließlich Amtsarzt in der damals preußischen Stadt Wollstein (Wolsztyn) im heutigen Polen. Dort begann er, sich mit Bakteriologie zu beschäftigen. Er forschte insbesondere am Bacillus anthracis, dem Krankheitserreger des Milzbrands. Ihm gelang es, die damals rätselhafte Infektionskette und die Ruheform (Sporen) dieses Bakteriums aufzudecken und damit zu erklären, warum sich Weidetiere auf bestimmten Wiesen immer wieder mit dieser Viehseuche infizierten, die auch für Menschen gefährlich war. Nach einigen aufsehenerregenden Veröffentlichungen dazu wurde er 1880 zum Regierungsrat ernannt und nach Berlin an das Kaiserliche Gesundheitsamt berufen.

Dort entwickelte er unter anderem Nährböden für Bakterienkulturen, verbesserte die Arbeitstechniken beim Mikroskopieren und entdeckte schließlich 1882 den Tuberkulose-Erreger. Damit hatte er die Ursache der Krankheit gefunden, die man damals als „Weiße Pest“ bezeichnete, und zugleich den Nachweis geführt, dass ihre verschiedenen Erscheinungsformen tatsächlich auf eine gemeinsamen Erreger zurückgehen: die Tuberkelbazillen. Diese Nachricht schlug in Fachkreisen wie eine Bombe ein, denn jetzt konnte endlich ein Weg gesucht werden, die Krankheit konsequent zu bekämpfen.

Vorerst bekam der Entdecker jedoch eine andere Aufgabe: die Leitung einer international besetzten Expedition nach Ägypten, wo wieder einmal eine verheerende Cholera-Epidemie wütete. Dort aber behinderte ein ernstes Problem seinen Forscherdrang: Die Nährböden für seine Bakterienkulturen vertrugen die Hitze in Afrika nicht. Um geeignetere Bedingungen zu finden, zog das Forscherteam über Winter nach Kalkutta in Indien. Schon im Februar wurde es zwar auch dort schon wieder zu heiß, aber Koch brachte zumindest eine wichtige Erkenntnis mit zurück nach Hause: nämlich die, dass Cholera-Erreger durch verunreinigtes Wasser übertragen werden.

In den folgenden Jahren sollte er wichtige Methoden und Maßnahmen des Seuchenschutzes entwickeln. So half er 1892 dabei, eine schwere Cholera-Epidemie in Hamburg einzudämmen.

Kapitel 4: Der Tuberkulin-Skandal

Die Entdeckung des Tuberkelbazillus hatte Robert Koch schlagartig weltberühmt gemacht. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an sein “Tuberkulin”, das er im August 1890 auf dem X. Internationalen Medizinischen Kongress in Berlin der staunenden Fachwelt präsentierte.

Am nächsten Tag gehörten die Schlagzeilen Robert Koch, sogar in New York erscheinende Zeitungen berichteten von der Sensation. Tausende von Tuberkulosekranken aus Nah und Fern strömten voller Euphorie nach Berlin, um sich das Mittel spritzen zu lassen. Die Krankenhäuser platzten aus allen Nähten, auch Kaffeehäuser und Hotels wurden zu Impfzentren umgestaltet. Ein wahrer Tuberkulin-Rausch war ausgebrochen. Doch nach einigen Wochen zeigte sich, dass das von ihm angepriesene Medikament kein Zaubermittel war, im Gegenteil – es war in den meisten Fällen wirkungslos, bei einigen Patienten verschlimmerte es die Krankheit sogar. Der Begriff „Tuberkulin-Schwindel“ verbreitete sich wie ein Lauffeuer, der große Robert Koch hatte sich verzockt. Der Druck auf ihn wurde immer größer, schließlich musste er die Zusammensetzung seiner geheimnisvollen Rezeptur preisgeben. Es war keine chemisch wirksame Substanz, sondern eine Flüssigkeit aus abgetöteten Erregern der Krankheit, die er mit Ausnahme der angeblichen Selbstversuche nie an Menschen getestet hatte. Die Öffentlichkeit reagierte empört, beschimpfte Koch als Lügner. Der suchte das Weite und verließ Deutschland für einige Zeit, bis Gras über die für ihn so blamable Angelegenheit gewachsen war.

Jahre später stellte sich heraus, dass Robert Koch bei seinem Auftritt in Berlin nicht bewusst hatte täuschen wollen. Vielmehr hatte er sich durch ungenügende Tests der tatsächlichen Wirkung selbst getäuscht. Warum, das blieb lange Zeit ungeklärt. War es sein übergroßes Ego, das ihm immer wieder mal im Weg stand, war es der Druck, unbedingt der Vorreiter bei der Bekämpfung von Tuberkulose sein zu müssen? Die anfängliche Begeisterung der Öffentlichkeit schlug jedenfalls ins Gegenteil um. Koch ließ sich beurlauben und reiste nach Ägypten, was ihm als Flucht ausgelegt wurde. War das das Ende seiner Karriere als Wissenschaftler?

Kapitel 5: Nobelpreisträger

Ab 1896 war Koch jedes Jahr für mehrere Monate auf Reisen, um Tropenkrankheiten uns Seuchen wie die Rinderpest zu erforschen. Seine zweite Frau Hedwig Freiberg begleitete ihn auf diesen Forschungsreisen, die ihn unter anderem nach Südafrika und Ostafrika führten. Dort versuchte er, mit einem arsenhaltigen Medikament die sogenannte Schlafkrankheit zu bekämpfen – eine Krankheit, die durch Parasiten verursacht wird. Koch schrieb zahlreiche Bücher, hielt Vorträge in Japan und den USA. Für seine Erkenntnisse wurde ihm 1905 der Nobelpreis für Medizin verliehen. Sieben Jahre später erhielt das Preußische Institut für Infektionskrankheiten in Berlin, das er bis 1904 geleitet hatte, seinen Namen: Robert-Koch-Institut (RKI). Spätestens seit Corona ist es in aller Munde.

Robert Koch starb 1910 in Baden-Baden. Die Urne mit seiner Asche wurde in einem Mausoleum in seinem Institut beigesetzt. Es war ihm zu Lebzeiten nicht mehr vergönnt gewesen, den erstrebten Impfstoff gegen die Tuberkulose zu finden. Aber seine Leistungen in der Bakteriologie, Mikrobiologie und Aetiologie – der Lehre von den Ursachen für die Entstehung einer Krankheit – setzten Energien und finanzielle Mittel frei, um die Forschung auch auf diesem Gebiet weiter voranzutreiben. In den 1920er-Jahren konnte schließlich ein wirksamer Impfstoff gegen die TBC präsentiert werden. Robert Koch war indessen nicht der einzige Bakteriologe, der sich in der Seuchenforschung einen Namen erwarb. Denn von jetzt an sollte es bei der Entwicklung von Impfstoffen Schlag auf Schlag gehen.

Zusammenfassung

  • Robert Koch gilt als Mitbegründer der Mikrobiologie und Bakteriologie. Er entdeckte, dass Infektionskrankheiten durch Mikroorganismen übertragen werden und entschlüsselte unter anderem die Infektionskette des Milzbrand-Erregers, der in seiner Ruheform (Sporen) lange Zeit im Boden überleben kann.

  • 1882 entdeckte Robert Koch das Bakterium, das die Tuberkulose auslöst. Das war ein Meilenstein im Kampf gegen die Krankheit, die damals in Deutschland Todesursache Nummer eins war. Der Weg zu einem Impfstoff war jedoch noch lang.

  • Von seinem Erfolg beflügelt, präsentierte Koch 1890 ein Heilmittel gegen Tuberkulose. Sein „Tuberkulin“ erwies sich allerdings als wirkungslos, was dem Ruf des berühmten Bakteriologen erheblich schadete.

  • Für seine Verdienste im Kampf gegen die heimtückische Infektionskrankheit wurde Robert Koch im Jahr 1905 der Nobelpreis für Medizin verliehen.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Welche Infektionskrankheit war Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland Todesursache Nummer eins?
    1. A) Tuberkulose 
    2. B) Gelbfieber
    3. C) Typhus
    4. D) Keuchhusten
  2. Wie wurde die schwere Krankheit Tuberkulose im 19. Jahrhundert bezeichnet?
    1. A) Rote Pocken
    2. B) Gelbe Vogelgrippe 
    3. C) Schwarzes Fieber
    4. D) Weiße Pest 
  3. Wer entdeckte den Erreger der Tuberkulose?
    1. A) Ferdinand Sauerbruch
    2. B) Louis Pasteur
    3. C) Robert Koch
    4. D) Paul Ehrlich
  4. In welcher Stadt befindet sich das Robert Koch-Institut?
    1. A) Berlin 
    2. B) Hamburg 
    3. C) Göttingen
    4. D) Hannover
  5. Welche besondere Ehre wurde Robert Koch zuteil?
    1. A) Auszeichnung zum Scientist of the Year
    2. B) Nobelpreis für Medizin 
    3. C) Ernennung zum Deutschen Botschafter in der Schweiz
    4. D) Ehrenbürgerschaft von Berlin

Richtige Antworten: 
1. A) Tuberkulose 
2. D) Weiße Pest 
3. C) Robert Koch
4. A) Berlin 
5. B) Nobelpreis für Medizin

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