Am 7. Dezember 1941 griffen japanische Kampfflugzeuge den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor in der Südsee an – obwohl die beiden Mächte damals nicht im Krieg gegeneinander waren. Das sollte sich nun sehr schnell ändern. Warum die Japaner ohne Kriegserklärung ausgerechnet diesen Stützpunkt der Amerikaner angriffen und wie die Vereinigten Staaten darauf reagierten, erfährst du in dieser Story.
Stolz schreitet der junge Kampfpilot über das Deck des japanischen Flugzeugträgers zu seiner Maschine. Er ist bereit für seine tödliche Mission, genauso wie seine Kameraden auf den anderen Schiffen. Insgesamt 441 Kampfpiloten werden sie sein, die an diesem warmen Dezembermorgen zum Angriff starten. Monatelang haben sie dafür trainiert und sogar ein riesiges Modell jener Insel aufgebaut, die das Ziel der beiden Angriffswellen ist. Und wie seine 440 Kameraden hat auch er noch einen Abschiedsbrief an seine Familie geschrieben, bevor die japanische Flotte in See stach. Jetzt aber ist endlich der Zeitpunkt gekommen. In wenigen Minuten wird er in die große Schlacht ziehen und diese überheblichen Amerikaner auf ihrem verdammten Marinestützpunkt mitten im Pazifik das Fürchten lehren! Der junge Japaner lässt seinen Blick noch einmal über den Himmel schweifen. Dann steigt er ins Cockpit. Es ist kurz vor Sonnenaufgang...
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Jetzt runterladen!Ziel des japanischen Luftangriffs am 7. Dezember 1941 war Pearl Harbor, ein Flottenstützpunkt der US-Navy auf der Hawaii-Insel O’ahu unweit von Honolulu. Vorausgegangen war eine diplomatische Krise zwischen den USA und dem japanischen Kaiserreich, das seit 1937 einen grausamen Krieg gegen China führte. Die USA hatten sich in diesem Pazifikkrieg zunächst neutral verhalten. Als jedoch immer mehr Berichte über japanische Gräueltaten an der chinesischen Bevölkerung bekannt wurden, begannen sie mit Waffenlieferungen an China. Außerdem warnten sie die Japaner davor, auch noch in die Gebiete der heutigen Staaten Vietnam, Laos und Kambodscha einzumarschieren. Diese Gebiete waren damals französische Kolonien und wurden unter dem Begriff „Französisch-Indochina“ zusammengefasst. Japan ignorierte die Warnung, denn die Besetzung Französisch-Indochinas sollte ihm den Weg zu den weiter südlich liegenden Inselgruppen im Pazifik öffnen. Dem japanischen Kaiser schwebte nämlich nicht nur ein Großreich vor, das ganz Südostasien umfassen sollte. Er wollte sich auch die reichen Erdölquellen sichern, die sich auf den Inseln Sumatra und Borneo befanden. Denn Erdöl war weltweit zum Lebenssaft der Kriegsmaschinerie geworden. Ohne Öl kein Treibstoff für Panzer und Flugzeuge, ohne Öl keine Truppentransporte und Nachschublinien. Dummerweise besaß Japan so gut wie keine eigenen Erdölvorkommen. Bisher hatte es den größten Teil seines Bedarfs durch Handel mit den USA gedeckt. Aber in Amerika wurde der Ölhahn für das Kaiserreich nun zugedreht – erst halb, dann ganz. Stahl lieferten die USA auch keinen mehr. Und zu allem Überfluss machten sich die Amerikaner auch noch mit ihren Schlachtschiffen, Kreuzern und Zerstörern auf dem Pazifik breit. Vor allem ihr Flottenstützpunkt auf Hawaii war dem japanischen Kaiser und seiner militärischen Führungselite ein Dorn im Auge. Pearl Harbour musste von den Seekarten verschwinden!
Niemand in Pearl Harbor ahnte an jenem Dezembermorgen, welches Inferno in wenigen Minuten über das tropische Inselparadies hereinbrechen sollte. Selbst als die Radarstation eine riesige Flugzeugstaffel aus nördlicher Richtung meldete, blieben die Amerikaner gelassen. Das würden wohl nur eigene Bomber vom Festland sein. Wer sollte dieses abgelegene Inselparadies auch angreifen wollen? Hitlers Krieg gegen Großbritannien und die Sowjetunion wütete 12.000 Kilometer weit von ihnen entfernt, und die mit dem Deutschen Reich verbündeten Japaner waren mit ihren eigenen Gräueltaten in China und den angrenzenden Staaten beschäftigt.
In Pearl Harbor, diesem natürlichen Hafen mit der kleinen Insel Ford Island in der Mitte, herrschten hingegen Ruhe und Frieden. Die Kampfflugzeuge standen unbemannt am Boden aufgereiht, die knapp 50 Kriegsschiffe der Amerikaner lagen in den seichten Gewässern vor Anker. Darunter die USS Oklahoma und die besonders kampfstarke USS Arizona, die erst nach dem Ersten Weltkrieg gebaut worden war. Es herrschte die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Dann, um um kurz vor acht Uhr morgens, brach das Inferno über den Inselhafen herein. Japanische Flugzeuge schossen wie ein Heuschreckenschwarm auf die Hafenbucht zu, gingen in den Sturzflug und mit Bomben und Torpedos auf Schiffe und Menschen los. Stundenlang wüteten Bombenexplosionen, Feuer und Tod über Pearl Harbor.
Der Angriff der japanischen Streitkräfte traf die Amerikaner tatsächlich völlig unvorbereitet. Und eine effektive Verteidigung war ihnen nicht möglich: Zum einen war viel zu wenig Munition auf den Schiffen einsatzbereit, zum anderen konnten sie mit ihren Flugabwehrkanonen nicht auf die Tiefflieger feuern, ohne ihre eigenen Schiffe zu gefährden. Für die Besatzungen ging es ums nackte Überleben. Wer nicht auf den Schiffen von Explosionen zerrissen wurde oder verbrannte, versuchte sich schwer verletzt über die Bordwände abzuseilen. Doch auf dem Wasser trieben brennende Ölteppiche. Und die Angriffswut der Japaner ließ nicht nach. Sie bombardierten Schiffe und Flugfelder, bis nur noch Trümmer übrig waren. Mehr als 2.400 Amerikaner kamen bei diesem Angriff ums Leben, allein 1.200 von ihnen verbrannten an Bord der USS Arizona. Die US-Flotte im Pazifik war bis auf Weiteres ausgeschaltet – ein großartiger Triumph aus der Sicht des japanischen Kaisers und seiner Regierung in Tokio. Aber wohl niemand auf der Welt hätte in diesem Moment mit amerikanischen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki gerechnet...
In den USA sorgte der Angriff auf Pearl Harbour natürlich für größte Empörung. Er wurde als heimtückisch empfunden und weckte den Wunsch nach Vergeltung – auch bei Menschen, die bisher strikt gegen einen Kriegseintritt gewesen waren. Am 8. Dezember, einen Tag nach der Bombardierung, erklärte der US-Präsident dem Kaiserreich Japan den Krieg. Weil Hitlerdeutschland mit Japan verbündet war, erklärte Hitler daraufhin den USA den Krieg. Das mit Deutschland verbündete faschistische Italien schloss sich an. Damit war aus einem europäischen Krieg nun endgültig ein erneuter Weltkrieg geworden.
Und die US-Pazifikflotte? Der japanische Angriff auf Pearl Harbor hatte sie schwer beschädigt, aber nicht vernichtet. Denn die Treibstofflager im Hafen waren nicht zerstört worden, und auch die U-Boote sowie die Werften waren unversehrt geblieben. So gelang es den Amerikanern, fast alle großen Schiffe wieder herzurichten. Dem größten der gesunkenen Schlachtschiffe, der USS Arizona, sollte hingegen eine andere Aufgabe zukommen: Noch heute liegt sie im flachen Wasser des Hafenbeckens genau dort, wo sie 1941 versank; allerdings wurde sie mit einer Besucherplattform überbaut. Dieses USS Arizona Memorial wird jedes Jahr von hunderttausenden Menschen besucht – als Ort des Gedenkens und als Mahnmal eines furchtbaren Krieges.
Zusammenfassung
Die USA errichten einen Flottenstützpunkt in dem Naturhafen Pearl Harbor auf der Hawaii-Insel O’ahu, um die Expansion des Kaiserreichs Japan im Pazifikraum einzudämmen.
Die Japaner starteten am 7. Dezember 1941 einen Überraschungsangriff auf die amerikanische Flotte in Pearl Harbor.
Mehr als 2.400 Amerikaner kamen bei den zwei Angriffswellen ums Leben. In der US-Bevölkerung wurde der japanische Angriff als heimtückisch empfunden. Präsident Roosevelt erklärte dem Kaiserreich daraufhin den Krieg.
Die Kriegsflotte der USA war nach dem Angriff auf Pearl Harbor geschwächt, aber nicht vernichtet. Fast alle großen Schiffe konnten wieder flottgemacht werden.
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Richtiges Antworten:
1. C) Auf Hawaii
2. D) Am 7. Dezember 1941
3. A) Kriegseintritt der USA
4. B) Das Deutsche Reich