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Raffael

Der Gott der Malerei
Selbstporträt Raffaels, 1506, Palazzo Pitti
Raffael
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Intro

Ja, Raffael hatte es wirklich nicht leicht. Erst wurde er Vollwaise und dann musste er auch noch gegen die großen Künstler seiner Zeit antreten. Wie er mit Michelangelo um die Wette malte und nach und nach zu einem der größten Künstler der Hochrenaissance aufstieg, das erfährst du in dieser Story.

Kapitel 1: Ein göttlicher Fingerzeig

Rom im Jahre 1520. Sorgenvoll blickt Papst Leo X. an die Decke. Woher kommt denn plötzlich dieser lange, tiefe Riss? Ist es wieder mal Baupfusch oder – noch viel schlimmer – ein schlechtes Omen? Schon graut der Morgen. Der Morgen des Karfreitags. Angst und bange wird dem Heiligen Vater. Etwas Schreckliches steht bevor. Er spürt es genau. Eilig verlässt er seine Privatgemächer. Als dem Papst kurze Zeit später ein Bote gemeldet wird, ist er nicht überrascht – doch die Nachricht des Boten entsetzt ihn. Tagelang hat er für seinen Lieblingskünstler gebetet. Umsonst. Raffael ist tot! Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Kunde – und die Trauer legt sich einem dunklen Schleier gleich über die Ewige Stadt. Zur selben Zeit aber wird ein Mythos geboren. Starb Raffael doch am traurigsten Tag des Kirchenjahres … Und ist er nicht ein wahrhaft göttlicher Künstler gewesen? Dem Papst läuft ein Schauer über den Rücken: Der Riss an der Decke … Ein Fingerzeig Gottes!

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Kapitel 2: Ein Stern geht auf

Als Raffaello Sanzio da Urbino 1483 im italienischen Urbino geboren wurde, war sein beruflicher Lebensweg bereits vorgezeichnet. Denn als Sohn des Malers Giovanni Santi sollte er in dessen Fußstapfen treten. Sein Vater arbeitete am herzoglichen Hof, war gebildet und besaß jene guten Manieren und Sitten, die in diesen Kreisen erwünscht waren. Auch Raffael sollte später genau für diese Tugenden geschätzt werden – vornehm, edel und schön war er und galt mit seiner humanistischen Bildung als der perfekte Höfling.

Giovanni Santi betrieb außerdem eine erfolgreiche Malerwerkstatt. Hier hielt sich der kleine Raffael am allerliebsten auf, er spielte zwischen Leinwänden und Staffeleien, griff früh zu Pinseln und Farben. Als er gerade einmal elf Jahre alt war, so erzählt es uns der Künstlerbiograph Giorgio Vasari, wurde Raffael zum Vollwaisen. Innerhalb von drei Jahren verlor er zuerst die Mutter und dann seinen Vater. Er wuchs nun unter der Obhut seiner Verwandten auf. Raffael erbte die Werkstatt seines Vaters, die wahrscheinlich von dessen ehemaligen Schüler Evangelista da Pian di Meleto so lange weitergeführt wurde bis der Junge alt genug war sie zu übernehmen.

Das sollte jedoch nicht passieren, vielmehr zogen die beiden wohl eine Weile durchs Land, um an Malaufträge zu gelangen. Von Raffaels Jugendjahren ist uns kaum etwas überliefert, erst sechs Jahre später taucht der mittlerweile 17Jährige wieder in den Geschichtsbüchern auf und hat gleich einen großen Auftritt. Denn schon in diesem jungen Alter war sein Können so ausgeprägt, dass er zusammen mit Evangelista den Auftrag für ein großes Altarbild erhielt, das die Kirche Sant’Agostino in Città di Castello schmücken sollte. Nur kleinere Arbeiten am Bild stammen jedoch von Evangelista da Pian di Meleto, der große Rest – wie die Haupttafel – wird Raffael zugeschrieben. Von diesem frühen Werk sind uns heute leider nur noch Fragmente erhalten, da es schon 1789 bei einem Erdbeben schwer beschädigt wurde. Raffaels Studien und Skizzen zu dem Altargemälde jedoch haben überdauert und lassen darauf schließen, dass die Entwürfe für das Gemälde von ihm allein sind. Bei Raffaels Zeitgenossen stieß das Altarbild auf große Begeisterung – und so leuchtete der neue Stern am Künstlerhimmel von nun an heller und heller...

Kapitel 3: Raffaels Lehr- und Wanderjahre

Es dauerte nicht lange, bis Raffael mit einem weiteren Altarbild beauftragt wurde. Das Werk mit dem Namen Die Kreuzigung (auch als Londoner Kreuzigung bekannt) gilt als Raffaels erstes eigenständiges Werk und entstand um das Jahr 1502. Damals hielt sich der junge Mann schon seit geraumer Zeit in Perugia auf, um seine Kunstfertigkeit bei dem berühmtesten Maler des Landes zu erweitern. Pietro Perugino war für die neue Räumlichkeit seiner Gemälde bekannt, denn er ordnete Figuren, Gebäude und Gegenstände so an, dass es nun auch ein Vorne und ein Hinten gab. Dadurch bekamen seine Bilder Tiefe. Raffael orientierte sich an der eleganten Malweise des umbrischen Meisters, eignete sie sich an – und alsbald hatte er sie übertroffen. Vor allem die besondere Anmut, für die Raffaels Werke bis heute gepriesen werden, ist Peruginos Einfluss zu verdanken. 

Im Jahr 1504 war es für Raffael an der Zeit weiterzuziehen: nach Florenz, ins damalige Zentrum von Kunst und Kultur. Hier traf er auf jene zwei Künstlergrößen, mit denen er das Dreigestirn der italienischen Renaissance-Kunst bilden sollte: Michelangelo und Leonardo da Vinci. Die beiden älteren Künstler hatten sich bereits einen Namen gemacht. Erst kürzlich war Michelangelos Marmorstatue David aufgestellt worden, und Leonardo da Vinci arbeitete gerade an dem Porträt der Mona Lisa. Doch Raffael holte auf. Ehrgeizig und liebenswürdig, wie er war, fiel es ihm leicht, ein Netzwerk von Auftraggebern zu knüpfen. Diese schätzten den jungen Mann sowohl als Porträtmaler wie auch als Maler von lieblichen Madonnenbildern. In der verbleibenden Zeit studierte Raffael ausgiebig die Werke von da Vinci und Michelangelo. Er vertiefte sich in die Entwürfe seiner berühmten Vorbilder und: Er ahmte sie nach. Er ließ sich von Michelangelos Körperlichkeit und von da Vincis Dynamik inspirieren. Er kopierte sogar komplette Zeichnungen da Vincis. Kein Wunder also, dass Michelangelo später darauf bedacht war, den zielstrebigen Raffael niemals in die Nähe seiner Werke zu lassen. Immerhin könnte der ihm die Ideen stehlen und daraus womöglich etwas Besseres zaubern...

Kapitel 4: Erfolge und Ruhm in Rom

Im Jahr 1508 war Raffaels Ruf als künstlerisches Talent auch Papst Julius II. zu Ohren gekommen und auf Empfehlung seines Baumeisters Donato Bramantes hin, berief er den jungen Künstler nach Rom. Damit begann Raffaels steile Karriere als Maler der Renaissance. Er wurde unter anderem mit der Ausmalung der päpstlichen Gemächer (der sogenannten Stanzen) betraut und schuf dort die Wandgemälde, die zu seinen berühmtesten Werken gehören. Außerdem malte er das Altarbild „Die Sixtinische Madonna“, das später in Deutschland zu Weltruhm kommen sollte. Doch so sehr der Heilige Vater diesen jungen, freundlichen Maler auch schätzte; als Künstler bevorzugte er Michelangelo. Der vollbrachte zur selben Zeit ein wahres Wunderwerk an der Decke der Sixtinischen Kapelle, jenem bedeutungsvollen Heiligtum im Papstpalast. Auch Raffael sollte beim Ausschmücken der Sixtina helfen und gestaltete Entwürfe für Wandteppiche, die dann in Brüssel gewebt wurden.

Michelangelo und Raffael. Zwei Giganten der Kunst, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der eine ein griesgrämiger Einzelgänger, der meinte, dass große Kunst auch große Opfer erfordert; der andere ein angenehmer Zeitgenosse, dem alles leicht von der Hand zu gehen schien. Das aber täuschte. Denn tatsächlich arbeitete Raffael höchst sorgfältig, sinnierte lange über seinem Zeichenblock, probierte viel aus, um es dann doch wieder zu verwerfen. In seiner Kunst suchte Raffael nach Vollkommenheit, nach der idealen Verbindung von Harmonie und Schönheit. Ja, Raffael strebte nach Ruhm und Ehre – war aber auch bereit, alles dafür zu geben. Dass er den Wettstreit im Petersdom gegen Michelangelo unter Papst Julius II. nicht gewinnen konnte, musste er allerdings einsehen. Und so suchte er sich außerhalb des Vatikans weitere Auftraggeber, für die er insbesondere Ölgemälde schuf. Denn die Öltechnik beherrschte Michelangelo im Gegensatz zum Fresko nicht; Raffael hingegen war in beidem ein wahrer Meister.

Zu seinen Auftraggebern gehörte auch der äußerst wohlhabenden Bankier Agostino Chigi - er galt als einer der reichsten Männer seiner Zeit! Um seine Macht und seinen Reichtum zu demonstrieren, ließ er die prächtige Villa Farnesina bauen, deren Innenräume von den namhaftesten Künstlern geschmückt werden sollten. Raffael arbeitete hier neben Sebastiano del Piombo und Giulio Romano.

Und so erlangte Raffael schnell den von ihm angestrebten Ruhm. Außerdem gab es einen neuen Papst in Rom, Leo X.. Und der vergötterte Raffael. Nicht nur wegen seines künstlerischen Talents, sondern auch wegen seiner zugewandten Art und seiner Bildung. Raffael gehörte zur vornehmen Gesellschaft. Er betrieb eine florierende Werkstatt, wurde zum Architekt und Bauleiter der neuen Peterskirche ernannt und erhielt die Aufsicht über alle antiken Denkmäler der Stadt. Obwohl er als begehrter Junggeselle galt, blieb er unverheiratet. Lange Zeit war er jedoch mit Maria, der Nichte des Kardinals da Bibbiena, verlobt. Mit 37 Jahren war Raffael ganz oben angekommen. Dann aber wurde er krank, das Fieber schlug zu. Gerüchten zufolge hatte er sich bei erotischen Eskapaden verausgabt; wahrscheinlicher ist jedoch, dass er an Malaria erkrankte. Tagelang kämpfte Raffael um sein Leben, und sogar der Papst kam an sein Krankenbett. Doch es gab keine Rettung. Im April 1520 starb der Ausnahmekünstler Raffaello Santi. Seine Kunst aber hat ihn unsterblich gemacht.

Kapitel 5: Raffaels bekannteste Werke

Im Laufe seines nur kurzen Lebens schuf Raffael zahllose Meisterwerke, in denen er dem Ideal der Schönheit huldigen wollte - denn nur die Kunst sei in der Lage, Schönheit ganz zu offenbaren. Und das gelang ihm so gut, dass er schon zu Lebzeiten als Gott der Malerei verehrt wurde.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören:

Die Vermählung der Maria (1504; Pinacoteca di Brera, Mailand)
Die Heilige Familie mit dem Lamm (1504; Privatbesitz)
Selbstbildnis (1505/06; Palazzo Pitti, Florenz)
Madonna im Grünen (1505/06; Kunsthistorisches Museum, Wien)
Bildnis der Maddalena Doni (1506; Uffizien, Florenz)
Grablegung Christi (1507; Galleria Borghese, Rom)
Disputa del Sacramento (1509/10; Stanza della Segnatura, Vatikanische Museen, Rom)
Parnass (1510; Stanza della Segnatura, Vatikanische Museen, Rom)
Die Schule von Athen (1510/11; Stanza della Segnatura, Vatikanische Museen, Rom)
Die Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel (1511/12; Stanza di Eliodoro, Vatikanische Museen, Rom)
Sixtinische Madonna (1512; Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden)
Baldassare Castiglione (wahrscheinlich 1514/15; Louvre, Paris)
Verklärung Christi (1520; Vatikanische Pinakothek)

Zusammenfassung

  • Raffael war ein Wunderknabe. Schon sein erstes großes Werk, das er als 17-Jähriger schuf, begeisterte die Menschen.

  • Raffael lernte von den Besten, indem er ihren Stil übernahm, übertraf und zu seinem eigenen machte.

  • Zusammen mit Michelangelo und Leonardo da Vinci bildet Raffael das Dreigestirn der italienischen Renaissance-Kunst. 

  • Michelangelo und Raffael arbeiteten zur selben Zeit in Rom und unter demselben Papst. Sie wurden zu Rivalen, die darum wetteiferten, der Beste zu sein. 

  • Unter dem neuen Papst, Leo X., erlangte auch Raffael höchsten Ruhm und wurde schon zu Lebzeiten wie ein Gott verehrt. Raffael starb am Karfreitag 1520 im Alter von nur 37 Jahren.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Welchen Beruf übte Raffaels Vater aus?
    1. A) Schauspieler
    2. B) Arzt
    3. C) Maler
    4. D) Notar
  2. Welche beiden Künstlern beeinflussten Raffael in Florenz nachhaltig?
    1. A) Leonardo da Vinci und Michelangelo
    2. B) Donatello und Bramante
    3. C) Perugino und Sebastiano del Piombo
    4. D) Caravaggio und Bernini
  3. Wie heißt Raffaels Gemälde, das erst in Deutschland zu Ruhm kam?
    1. A) Madonna im Grünen
    2. B) Londoner Kreuzigung
    3. C) La Fornarina
    4. D) Sixtinische Madonna
  4. Wie heißen die päpstlichen Privatgemächer, die Raffael mit Fresken ausschmückte?
    1. A) Stanzen
    2. B) Lateran
    3. C) Cortile San Damaso
    4. D) Appartamento Borgia
  5. Wo wurden die Wandteppiche gewebt, die Raffael für die Sixtinische Kapelle entwarf?
    1. A) Rom

    2. B) Amsterdam

    3. C) Brüssel

    4. D) Dublin

Richtige Antworten:

1. C) Maler
2. A) Leonardo da Vinci und Michelangelo
3. D) Sixtinische Madonna
4. A) Stanzen
5. C) Brüssel

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