Mit dem Jahr 509 vor Christus begann eine neue Ära in der römischen Geschichte: Nicht nur, dass die Römer den verhassten Tyrannen Tarquinius Superbus aus der Stadt gejagt haben. Nein, sie riefen auch gleich noch die Republik aus. Denn mit der selbstherrlichen Königsherrschaft, die mit Romulus begonnen hatte, sollte nun ein für alle Mal Schluss sein. Allerdings übernahm jetzt nicht das Volk die Macht, sondern der Adel...
Ob der folgenreiche politische Umbruch tatsächlich im Jahr 509 stattfand, wird in Fachkreisen mittlerweile angezweifelt, denn es sei gut möglich, dass findige Geschichtsschreiber die Entwicklung Roms an die von Athen angleichen wollten. Immerhin wurde dort just im Jahr 510 ein Tyrann gestürzt. In einem aber war sich die römische Gesellschaft zweifelsohne einig: Nie wieder sollte die gesamte Macht in den Händen eines einzelnen Mannes liegen. Nein, der König, ja die Monarchie hatte ausgedient. Punkt. Jetzt war es an der Zeit, dass politische Entscheidungen diskutiert und im Sinne des Volkes getroffen wurden. Um klarzumachen, wohin die Reise ging, gaben die Römer ihrem Staat den Beinamen „res publica“. Das bedeutet so viel wie „öffentliche Sache" oder auch „öffentliche Angelegenheit". Und genau das sollte von nun an der Staat sein: Eine öffentliche Angelegenheit! Eine Sache, die jeden etwas angeht. Der Staat gehörte keinem König oder Alleinherrscher mehr. Nein, Staat, das waren alle!
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Jetzt runterladen!Nachdem der König aus dem Amt gejagt wurde, riefen die Römer also tatsächlich eine Republik aus. Ziemlich fortschrittlich! Die Römer nannten ihren Staat „res publica" und machten damit deutlich, dass die politischen Entscheidungen im Staat nie mehr die Sache eines Einzelnen sein sollten. Wer jedoch meint, dass Rom in der nun republikanischen Staatsform auf dem Weg zu einer Demokratie mit freien Wahlen war, der hatte die Rechnung ohne die einflussreichen Adelsfamilien der Stadt gemacht. Denn sie waren es, die in der frischgebackenen Republik das Sagen hatten. Der römische Adel, die sogenannten Patrizier, hatten die Gunst der Stunde genutzt und ihren Einfluss nach dem Sturz des Königs ausgeweitet. Von nun an würden sie selbst über die politischen Geschicke in Rom bestimmen. Dazu beriefen sie den Senat. So eine Art Ältestenrat. Ihm gehörten zunächst etwa 100 Männer der Oberschicht an, später sogar rund 300. Der Senat war das politische Machtzentrum der Römischen Republik. Hier wurden alle Entscheidungen gefällt. Von den Staatsfinanzen bis zur Außenpolitik.
In der Gründungsphase der Republik mussten die adligen Herren Senatoren zunächst eine grundsätzliche Frage beantworten: Wie lässt sich verhindern, dass eines Tages wieder ein Mann allzu viel Macht an sich reißt und sich als König aufspielt? Schließlich hatten sie eine Idee: Der Senat sollte von zwei gleichrangigen Politikern geleitet werden, und zwar von den sogenannten Konsuln, die sich – erstens – gegenseitig kontrollieren und die – zweitens – nur für ein Jahr im Amt sind. Eine gewählte Doppelspitze mit zeitlich begrenzter Amtszeit also. Die Senatoren der ersten Stunde bauten aber noch eine dritte Hürde ein: Wer für das Amt eines Konsuls kandidiert, muss bereits Erfahrung in anderen Staatsämtern haben. Immerhin hatten die beiden Konsuln auch den Oberbefehl über das Heer. Anders als bei den bisherigen Königen war die Macht der Konsuln nun also kontrollierbar. Und war ihre Amtszeit abgelaufen, dann hatte jeder von ihnen das Recht, als Prokonsul eine römische Provinz zu leiten. Diese Regelung hatte einen ganz praktischen Grund, denn Rom war dabei, sein Machtgebiet auszudehnen. Die Zahl der Länder, die zu verwalten waren, wuchs zusehends. Erst innerhalb des heutigen Italiens, später weit darüber hinaus. Aber es musste natürlich nicht nur verwaltet, sondern auch immer wieder neu erobert und verteidigt werden. Klar, dass diejenigen, die dafür ihren Kopf hinhielten, schließlich auch über die Politik in ihrer Republik mitbestimmen...
Da nur die römische Oberschicht, auch Nobilität genannt, Zutritt zum Senat und somit politische Einflussmöglichkeiten hatten, änderte sich für die allermeisten Menschen in der jungen Republik erst mal gar nichts: Die Macht lag in den Händen von ein paar hundert Privilegierten, die keine Ahnung hatten, was das einfache Volk, die Plebejer, bewegte. Die große Mehrheit der römischen Bevölkerung waren Bauern, Händler, Handwerker und Tagelöhner. Und viele von ihnen wurden zum Heer abkommandiert, um das römische Reich zu schützen und zu erweitern. Ein lebensgefährlicher Knochenjob. Doch für den militärischen Erfolg des Stadtstaates waren sie unentbehrlich. Das steigerte natürlich ihr Selbstbewusstsein. Im Laufe der folgenden Ständekämpfe forderten die Plebejer immer lauter und immer öfter politische Teilhabe. Sie gründeten eine eigene Volksversammlung, wählten jährlich den sogenannten Volkstribun, um der Macht der Patrizier etwas entgegenzusetzen –, und schließlich bedienten sich die Plebejer eines besonders wirkungsvollen Druckmittels: Sie verweigerten den Kriegs- und Militärdienst.
Jetzt hatten die Patrizier ein echtes Problem: Entweder sie beharrten auf ihrer uneingeschränkten Macht, dann wäre Rom wohl schon bald von der Landkarte verschwunden. Oder sie wollten weiterhin Roms Stärke demonstrieren, dann blieb ihnen nichts anderes übrig, als auch den Plebejern politische Rechte einzuräumen. In der Folge setzten die Volkstribune eine Reihe von Reformen durch – auch Ehen zwischen den beiden Ständen waren erlaubt. Höhepunkt aber war die politische Ehe: Ab dem Jahr 367 v. Chr. stellten nämlich sowohl die Patrizier als auch die Plebejer je einen Konsul, die von nun an Seite an Seite die Geschicke Roms lenkten. Das bedeutete, dass ab jetzt auch Plebejer die Möglichkeit hatten, über die festgeschriebene Ämterlaufbahn, den Cursus honorum, in die senatorische Nobilität aufzusteigen. Diese wachsende politische Gleichberechtigung der Stände sorgte für innere Stabilität der Republik. Für Unruhen und Volksaufstände gab es ja nun keinen Anlass mehr. Wer unzufrieden war, brachte sein Anliegen in der Volksversammlung vor. Sie war der demokratische Eckpfeiler der römischen Staatsordnung, die sich nunmehr aus drei Institutionen zusammensetzte: Senat – Magistrate (u. a. mit Ädilen und Quästoren) – Volksversammlung . Die Verbundenheit zwischen dem Volk und den adligen Entscheidungsträgern des Senats kommt in dem Leitspruch „Senatus Populusque Romanus“ zum Ausdruck, abgekürzt SPQR und auf Deutsch: „Der Senat und das römische Volk“. Doch die Verbundenheit hatte Grenzen. Denn Republik hin oder her: Sklaven und Frauen waren von jeder politischen Teilhabe ausgeschlossen. Und da römische Beamte und Politiker grundsätzlich kein Gehalt bezogen, war politischer Einfluss immer auch eine Frage des Geldes.
Dennoch: Innenpolitisch waren die Dinge nun erst mal geregelt, und so konnte Rom außenpolitisch seinen Kurs in Richtung Weltmacht fortsetzen...
Zusammenfassung
Nach dem Sturz des letzten Königs riefen die Römer die Republik aus. Das Wort Republik ist von dem lateinischen „res publica“ abgeleitet, was soviel bedeutet wie „öffentliche Sache“.
Der römische Adel, die sogenannten Patrizier, nutzten die Gunst der Stunde und machten den Senat zum politischen Machtzentrum Roms.
Um zu verhindern, dass wieder ein einzelner Mann zu viel Einfluss bekommt, wurde die Regierungsmacht auf zwei gewählte Konsuln verteilt und deren Amtszeit auf ein Jahr begrenzt.
Die Regierungsämter waren zunächst nur der römischen Oberschicht vorbehalten. Doch in den nächsten Jahrzehnten erkämpfte sich das einfache Volk, die sogenannten Plebejer, immer mehr Rechte und die Teilhabe an der politischen Macht.
Die politische Mitbestimmung des Volkes – ausgenommen Sklaven und Frauen – fand über die Volksversammlung und den jeweiligen Volkstribun statt, was lange Zeit für Stabilität in der Römischen Republik sorgte.
Teste dein Wissen im Quiz
Richtige Antworten:
1. B) Gründung der Römischen Republik
2. D) Um 509 v. Chr.
3. A) Patrizier
4. B) Zwei Konsuln
5. D) Öffentliche Sache
6. B) Pleberjern
7. C) Kriegsdienstverweigerung
8. A) Volksversammlung