Mit äußeren Feinden wurde die Römische Republik in der Regel leicht fertig. Wenn’s nicht gleich beim ersten Schlagabtausch klappte, dann eben beim zweiten oder dritten. Im Inneren des mächtigen Stadtstaats aber kam es zwischen 73 und 71 vor Christus zu einer ungeahnten Kraftprobe...
Als Spartacus sich erhebt und den Staub von den kräftigen Oberschenkeln klopft, hat sich sein Puls kaum beruhigt. Zu sehr steht er noch unter dem Eindruck des gewaltsamen Ausbruchs. Mit knapp 80 anderen Gefangenen, unter ihnen auch der zähe Germane Agron, der Hüne Crixus und der wendige Gannicus, hat er sich am frühen Morgen den Weg aus der Gladiatorenkaserne freigekämpft. Und binnen weniger Stunden schlossen sich bis zu hundert weitere Sklaven an. Jetzt lagern sie alle am Fluss Volturno. Verschwitzt und voller Adrenalin schauen sie Spartacus an. Dann ergreift er das Wort: „Brüder, wir sind keine Sklaven mehr! Nein. Wir sind freie Männer! Von nun an bestimmen wir selbst über unser Schicksal. Und wer sich uns entgegenstellt, muss sterben!“ Die verschwitzen Männer klappern zustimmend mit ihren Schwertern. Und als Spartacus sie schließlich fragt, wer ihr Anführer im bevorstehenden Kampf gegen Rom sein soll, brandet ohrenbetäubender Lärm auf. Immer wieder brüllen die Gladiatoren einen Namen: „Spar-ta-cus! Spar-ta-cus! Spar-ta-cus!“ Es ist der Vorabend eines Aufstands, der die römische Republik erschüttern wird.
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Jetzt runterladen!Spartacus war der Überlieferung zufolge ein stolzer Thraker, der gefangen genommen und an der Gladiatorenschule des Batiatus zur Kampfmaschine gedrillt worden war. Man zwang ihn, zur Volksbelustigung um sein Leben zu kämpfen. Im Jahr 73 vor Christus aber zogen er und seine Gefährten in den Kampf um ihre Freiheit. Plündernd bewegte sich das Sklavenheer von der süditalienischen Stadt Capua, einer Hochburg der Gladiatorenspiele, auf die Stadt Rom zu. Der römische Senat erkannte die Brisanz der Lage jedoch nicht. Wieso auch? Was sollte ein Haufen entlaufener Gladiatoren und streitlustiger Landarbeiter der stattlichen römischen Armee schon anhaben? Abgesehen davon waren die Herren Senatoren mit eigenem Machtgerangel beschäftigt; innenpolitisch zogen nämlich längst nicht mehr alle an einem Strang …
Unterdessen rückte das Sklavenheer immer weiter vor und brachte den römischen Soldaten eine Niederlage nach der anderen bei. Spartacus‘ Ruf eilte ihm bereits voraus – und ständig schlossen sich ihm neue Mitstreiter an. Kein Wunder. Schließlich bestand ein Großteil der Bevölkerung Roms aus Sklaven und ausgebeuteten Bauern ohne eigenes Land. Die meisten von ihnen hatten nichts mehr zu verlieren, aber viel zu gewinnen. Am Ende sollen es die römischen Legionen mit einem hoch motivierten Heer von knapp 120.000 Mann zu tun gehabt haben. Angeführt von eben jenem Spartacus, den der antike Historiker Plutarch nicht nur als stark und mutig beschreibt, sondern auch als kultiviert und gebildet. Spartacus hatte Charisma und Verstand, was ihn zum idealen Heerführer machte.
Als der römische Senat endlich begriff, wie ernst die Situation wirklich war, gab er dem kampferfahrenen Politiker Marcus Licinius Crassus das Kommando über acht Legionen und stellte ihm außerdem die Truppen des Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus zur Seite. Die aufmüpfigen Sklaven wurden nun von den römischen Legionen immer weiter nach Süden gedrängt. Mittlerweile hatten sich den Rebellen auch Frauen und Kinder angeschlossen, weshalb sie jetzt um einiges langsamer vorankamen. Immer wieder griffen die römischen Truppen an, trieben das Sklavenheer weit auseinander und fügten ihm hohe Verluste zu.
Spartacus versuchte, mit seiner verbliebenen Streitmacht übers Mittelmeer zu fliehen, und baute dabei auf die Hilfe von Piraten. Die ließen sich zwar gut von den Rebellen bezahlen, segelten dann aber ihrer Wege, ohne einen Finger für Spartacus und seine Männer krumm zu machen. In Lukanien, am südwestlichen Zipfel von Italien, gelang es Kommandant Crassus, das Sklavenheer schließlich einzukesseln. Noch einmal durchbrach Spartacus mit einem Teil des Heeres die feindlichen Linien, doch der andere Teil wurde vollständig vernichtet. Am Fluss Silarus kam es schließlich zur Entscheidungsschlacht. Für Spartacus war es die letzte Schlacht seines Lebens. Er fiel – und der Aufstand, der zwei Jahre gedauert hatte und der einst seinen Namen tragen sollte, war Geschichte.
Rom aber rächte sich grausam an den Aufständischen: Die rund 6.000 Gefangenen wurden entlang der Prachtstraße Via Appia gekreuzigt. Weitere rund 5.000 Aufständische, die nach Norden geflüchtet waren, wurden von Pompeius’ Truppen verfolgt und dann ebenfalls allesamt getötet.
Und die beiden ebenso ruhmreichen wie ehrgeizigen Feldherren, Crassus und Pompeius, sollten nur wenige Jahre später nach der Macht im Römischen Reich greifen...
Zusammenfassung
Der Gladiator Spartacus führte in den Jahren 73 bis 71 vor Christus den größten Sklavenaufstand der Antike an.
Der sogenannte Spartacus-Aufstand wurde zur ernsthaften Bedrohung für den römischen Staat, zum einen, weil sich ihm immer mehr Sklaven und landlose Bauern anschlossen, zum anderen, weil der Senat die Lage zunächst gründlich unterschätzte.
Erst mithilfe eines gewaltigen Militäraufgebots konnte der Sklavenaufstand niedergeschlagen werden. Spartacus fiel in der letzten und entscheidenden Schlacht von Lukanien.
6.000 Überlebende der Schlacht von Lukanien wurden entlang der Via Appia gekreuzigt.
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Richtige Antworten:
1. C) Römischer Gladiator und Anführer eines Sklavenaufstandes
2. B) Von 73 bis 71 v. Chr.
3. D) Der Senat hat Spartacus und sein Heer unterschätzt.
4. A) Marcus Licinius Crassus und Gnaeus Pompeius.
5. C) Spartacus fiel in der Schlacht von Lukanien.