Sie war die entscheidende Offensive im Zweiten Weltkrieg: die „Operation Overlord“. Am 6. Juni 1944 landeten rund 1,5 Millionen alliierte Soldaten an den Küsten Nordfrankreichs. In dieser Story erfährst du, wie die größte Landeoperation der Kriegsgeschichte verlief und warum sie beinahe gescheitert wäre ...
Josef Stalin schlendert mit prüfendem Blick durch den Raum, in dem er gleich seine Gäste empfangen wird. Er hat den Ort des Treffens bestimmt: die sowjetische Botschaft in Teheran. Stalin ist neugierig auf die beiden Staatsmänner aus dem Westen, denen er noch nie begegnet ist. Kann er ihnen trauen? Er selbst hat eigene Pläne - und die wird er gleich dem amerikanischen Präsidenten und dem britischen Premierminister vorlegen. Seine Verhandlungsposition ist schließlich gut! Immerhin trägt seine Rote Armee bisher die Hauptlast im Krieg gegen Hitler-Deutschland. Stalingrad ist befreit, die Nazis sind zum Rückzug gezwungen. Nun sollen die Westmächte endlich auch ihren Teil leisten! Und wenn Großbritannien und die USA ihn und damit die Sowjetunion für ein Anti-Hitler-Bündnis gewinnen wollen, dann werden sie seine Bedingungen akzeptieren müssen.
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Jetzt runterladen!Am 28. November 1943 trafen sich die obersten Staatsmänner von Großbritannien und den USA zum ersten Mal mit dem sowjetischen Diktator Josef Stalin, um sich mit ihm auf ein gemeinsames Vorgehen gegen Hitlerdeutschland zu verständigen. Das Treffen fand in der iranischen Hauptstadt Teheran statt und wird als die erste Konferenz der „Großen Drei“ bezeichnet. Die Großen Drei, das waren der britische Premierminister Winston Churchill, US-Präsident Franklin D. Roosevelt sowie Josef Stalin, der Partei- und Staatschef der Sowjetunion. Ihr Ziel stand fest: Das Nazireich, dessen Truppen unter anderem in Frankreich, Belgien, Norwegen, den Niederlanden, im Norden Italiens, Polen und den Balkan-Staaten standen, sollte mit vereinten Kräften besiegt und Europa neu geordnet werden. Der Weg dahin? Nun, darüber musste man diskutieren.
Stalin drängte schon lange auf eine Entlastung seiner Roten Armee durch eine zweite Front im Westen des Kontinents. Britische, amerikanische und weitere verbündete Truppen sollten an der französischen Küste landen und sich ins Landesinnere vorkämpfen, um die Nazis aus den von ihnen besetzten Landesteilen hinauszujagen – und zwar schnellstmöglich!
Aber Churchill bremste. Klar, auch er wollte Adolf Hitler mit allen Mitteln bekämpfen. Die Pläne für eine gemeinsame Landeoperation mit den Amerikanern und weiteren verbündeten Truppen in Nordwestfrankreich waren ja auch schon weit gediehen – aber die eigentlichen Vorbereitungen würden viel Zeit benötigen! Deshalb hatte er den Termin immer wieder hinausgeschoben.
Der Präsident der USA als Dritter im Bunde saß gewissermaßen zwischen den Stühlen, schlug sich dann aber auf Stalins Seite. Churchill musste sich fügen und den Mai 1944 als Termin für die „Operation Overlord“ akzeptieren. Das bedeutete: Innerhalb von nicht einmal einem halben Jahr sollte die größte Landungsflotte der Kriegsgeschichte zusammengezogen, die Mannschaften trainiert und genügend Flugzeuge für Bombenabwürfe und Fallschirmabsprünge bereitgestellt werden! Würde das gelingen?
Den Oberbefehl über die „Operation Overlord” hatte der US-General Dwight D. Eisenhower. Doch die Vorbereitungen begannen holprig. Denn die Amerikaner bekamen die erforderlichen Zerstörer, Kreuzer, Landungsboote und Soldaten für ihren Teil der Landeoperation nicht schnell genug zusammen. Schließlich wurde das Ganze auf Juni verschoben und die Vorbereitungen noch einmal intensiviert. Spezialeinheiten erkundeten die Küstenabschnitte und legten Verzeichnisse der deutschen Stellungen an. In zahlreichen britischen Ausbildungslagern wurden die Landetruppen gedrillt: Briten, Kanadier, US-Amerikaner und Soldaten aus weiteren Nationen. Die Landung selbst wurde zigmal an ähnlich beschaffenen Küstenabschnitten Englands durchgespielt. Bei der letzten Übung, der Generalprobe sozusagen, kamen jedoch zufällig einige deutsche Schnellboote durch diese Gewässer. Sie griffen sofort an – und schickten mit ihren Torpedos Hunderte Soldaten in den Tod.
Im Grunde aber waren die Deutschen nicht wirklich im Bilde darüber, was sich da zusammenbraute. Vor allem aber: wo! Denn natürlich musste die deutsche Heeresleitung davon ausgehen, dass britische und amerikanische Truppen früher oder später in Frankreich landen und eine zweite Front eröffnen würden. Bereits 1942 hatten sie deshalb mit dem Bau des sogenannten Atlantikwalls begonnen: einer 2.685 Kilometer langen Verteidigungslinie aus Bunkern, Minenfeldern und Geschützstellungen entlang der Küsten des Atlantiks, des Ärmelkanals und der Nordsee. Allerdings rechneten Hitlers Strategen eher mit einer alliierten Landung in Calais, der Hafenstadt an der schmalsten Stelle des Ärmelkanals. Generalfeldmarschall Erwin Rommel, der von Hitler persönlich mit der Verteidigung der Normandie beauftragt worden war, ließ den Atlantikwall bei Calais daher mit zusätzlichen Maschinengewehrstellungen verstärken, die Strände verminen und Sümpfe im Landesinnern überfluten.
Die Briten wiederum bestärkten die Deutschen in dieser Annahme mit allerlei vorgetäuschten Truppenbewegungen und falschen Funksprüchen! Tatsächlich aber waren die Strände der Normandie zwischen dem Kanalhafen Cherbourg und der Orne-Mündung bei Caen als Landungsort ausgewählt worden. Auf sie verschwendeten die Nazis keinen Gedanken, denn fast alle Küsten dieser Region waren viel zu flach für größere Schiffe. Was die Deutschen jedoch nicht wussten: Die Invasionsarmee besaß nicht nur moderne schwimmfähige Panzer, sondern auch die sogenannten Higgins-Boote – flache Wasserfahrzeuge mit geringem Tiefgang, die nah an den Strand heranfahren konnten und auch aus eigener Kraft wieder frei kamen.
Und so wurde die Küste der Normandie in fünf Abschnitte unterteilt, die von Truppen aus Großbritannien, den USA und Kanada unabhängig voneinander eingenommen werden sollten. Wichtigster Angriffspunkt war ein zehn Kilometer langer und 200 Meter tiefer Strand mit starken Verteidigungsstellen der deutschen Wehrmacht. Die Alliierten gaben ihm den Codenamen „Omaha Beach”; die vier anderen Landungsstrände nannten sie Juno- und Gold-Beach, Sword-Beach und Utah-Beach.
Am 6. Juni 1944 war der Tag gekommen, der als D-Day in die Geschichte eingehen sollte. Die Bezeichnung „D-Day“ steht im Grunde für den Stichtag einer militärischen Operation. Ein vergleichbarer Ausdruck auf Deutsch wäre „Tag X“. Und dieser Tag X – beziehungsweise D-Day – sollte die alles entscheidende Wende im Zweiten Weltkrieg einleiten...
Die übergeordnete „Operation Overlord“ begann noch in der Nacht mit der „Operation Neptune”. Fallschirmjäger wurden im Hinterland abgesetzt, um deutsche Militäranlagen auszuschalten. Doch wieder ging etwas schief. Die Piloten hatten schlechte Sicht und verfehlten das geplante Absprunggebiet. Viele der Fallschirmspringer landeten ausgerechnet in jenen Sümpfen, die Rommel hatte fluten lassen. Mit ihrer schweren Ausrüstung am Leib hatten sie dort keine Chance – etliche ertranken. Erfolgreicher verliefen die Ablenkungsmanöver vor den weiter westlich liegenden Küstenabschnitten. Sie sollten die deutschen Radarstationen beschäftigen und vom eigentlichen Angriff ablenken. Im Angriffsgebiet selbst legten Störsender das komplette Radar lahm. Die Folge: Die Deutschen entdeckten die riesige Flotte von über tausend Kriegsschiffen erst, als das Umladen auf die Landungsboote schon begonnen hatte. Und all die widersprüchlichen Informationen verwirrten die deutschen Kommandeure dermaßen, dass sie nun den echten Angriff für ein Täuschungsmanöver der Alliierten hielten! Außerdem musste Rommel erst die persönliche Genehmigung Hitlers einholen, um seine drei Panzerdivisionen einsetzen zu dürfen. Doch der „Führer” erteilte diese Erlaubnis erst viel zu spät. So blieben die Panzer noch fast zwölf Stunden in Warteposition stehen, obwohl die Küstenabschnitte bereits hart umkämpft waren. Die Verluste auf beiden Seiten waren immens.
An den folgenden Tagen rückten die alliierten Truppen ins Landesinnere vor. Gleichzeitig musste der Nachschub organisiert werden. Es kostete weitere schwere Kämpfe und Verluste, um strategisch wichtige Städte auf dem Weg nach Paris einzunehmen. Doch der Grundstein für die Zerschlagung des Nazireichs war gelegt, die Westfront des Anti-Hitler-Bündnisses eröffnet. Paris sollte am 25. August 1944 fallen.
Und Hitler selbst? Der beharrte wutschnaubend auf dem „Kampf um jeden Fußbreit Boden“, obwohl die deutschen Truppen immer mehr ausbluteten. Und das nicht nur in Frankreich, sondern auch an der Ostfront, wo die Rote Armee die Wehrmacht zur selben Zeit mit gewaltigen Schlägen vor sich hertrieb. Sollte das Sterben immer so weitergehen? Ein Teil der Führungselite Hitlers beantwortete diese Frage klar mit Nein - und setzte im Juli 1944 einen riskanten Plan in die Tat um...
Zusammenfassung
Ende November 1943 trafen sich die Staatschefs von Großbritannien, den USA und der Sowjetunion in Teheran, um über ein gemeinsames Vorgehen im Krieg gegen Hitlerdeutschland zu beraten. Es war die erste Konferenz der sogenannten „Großen Drei“: Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin.
Zu den Beschlüssen der Konferenz von Teheran gehörte die Operation unter dem Decknamen „Overlord“: die alliierte Landeoperation in Nordfrankreich. Sie war eine der größten Militäroperationen, die jemals durchgeführt wurden. Für sie wurden rund 1,5 Millionen Soldaten in Großbritannien ausgebildet.
Am 6. Juni 1944 begann die Landeoperation an fünf Küstenabschnitten der Normandie. Dieser Tag wird auch „D-Day“ genannt.
Mit der Befreiung von Paris am 25. August 1944 war die „Operation Overlord“ beendet. Obwohl die Alliierten hohe Verluste hinnehmen mussten, hatten sie ihr Ziel erreicht: Die zweite Front gegen Hitlerdeutschland war eröffnet.
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Richtige Antworten:
1. C) Teheran
2. B) Die Großen Drei
3. A) Operation Overlord
4. D) D-Day
5. B) 6. Juni 1944