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Stalingrad

Das war die Wende an der Ostfront
Das Bild zeigt die zerstörte Stadtlandschaft von Stalingrad im Winter, mit Rauch, der aus den Ruinen aufsteigt. Eingestürzte Gebäude und Trümmer bedecken den verschneiten Boden.
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Intro

Stalingrad – heute Wolgograd – ist eine Stadt an der unteren Wolga. Hier wurden im November 1942 rund 300.000 deutsche und verbündete Soldaten an der Ostfront von der Roten Armee eingeschlossen. Wie tödlich diese Umklammerung war und warum die Schlacht von Stalingrad als einer der Wendepunkte des Zweiten Weltkriegs gilt, erfährst du in dieser Story.

Kapitel 1: Zerstörte Hoffnung

Zitternd vor Kälte hocken die deutschen Soldaten auf dem gefrorenen Boden des halb verschütteten Kellers um eine einzelne Kerze herum. Das winzige warme Licht lässt die Eiskristalle an den Wänden glitzern. Es ist der 23. Dezember 1942, ein Tag vor Heiligabend, und die Soldaten versuchen einander Mut zuzusprechen. Schließlich hat der Führer versprochen, sie aus dieser eisigen Hölle des Hungers und der Hoffnungslosigkeit herauszuholen. Und tatsächlich haben sie in den eiskalten klaren Sternennächten die Gefechte der heranrückenden Befreier von deutscher Seite schon deutlich hören können! Doch heute ist irgendetwas anders als sonst. Und plötzlich begreifen die frierenden Soldaten: Der Lärm der deutschen Panzer hat aufgehört! Es ist totenstill vor den Toren der Stadt. Noch eine Stunde harren die Männer im eisigen Keller aus – bis einer von ihnen schließlich schweigend die Flamme ihrer Kerze löscht...

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Kapitel 2: Hitlers Sommeroffensive

Und zunächst ließen die Erfolge auch nicht auf sich warten. Während im Süden der Schwarzmeerhafen Sewastopol auf der Halbinsel Krim erobert wurde, rollten die deutschen Panzer auf Stalingrad zu. Im August wurde die Stadt von Sturzkampfbombern in ein flammendes Inferno verwandelt. Die Wolga wurde durch brennendes Öl zu einem alles zerstörenden Feuerstrom, die verstörten Menschen rannten ziellos und panisch durch die zerbombten Straßen ihrer Stadt. Und wenige Tage nach der Bombardierung marschierte die 6. Armee in Stalingrad ein. Wochenlang dauerten die Häuserkämpfe. Dann wendete sich das Blatt zugunsten der Roten Armee. Denn Stalins Generäle hatten inzwischen die Schwachstelle der Deutschen entdeckt...

Kapitel 3: Kessel des Todes

Es waren die nur unzureichend gesicherten Flanken der deutschen Panzergruppen, die den Russen einen entscheidenden Vorteil verschafften. Einen Vorteil, den seinerzeit schon ein antiker Heerführer namens Hannibal erkannt und ausgenutzt hatte, indem er die feindliche Truppe weiträumig von allen Seiten her einkreiste. Und genau das geschah bei Stalingrad ab Mitte November 1942 im ganz großen Stil, als die Rote Armee zur großen Gegenoffensive ausholte. Mehr als eine Million Rotarmisten[2] zogen einen riesigen Belagerungsring um die 6. Armee und die von den deutschen Luftangriffen völlig zerstörte Stadt. „Unternehmen Uranus” lautete der bezeichnende Codename für diesen Belagerungsring, in dem nun mehr als 300.000 Wehrmachtssoldaten und verbündete Truppen festsaßen. Paulus ersuchte Hitler, einen Ausbruchsversuch nach Südwesten unternehmen zu dürfen – doch der blieb stur. Die Stadt, die den Namen seines verhassten Widersachers Josef Stalin trug, musste um jeden Preis gehalten werden – das war für den deutschen Führer eine Prestigefrage! Und: Hatte der Chef der ruhmreichen Luftwaffe, Hermann Göring, nicht versprochen, die Eingeschlossenen aus der Luft zu versorgen?

Kapitel 4: „Stalingrad – Massengrab”

Ja, das hatte Göring, aber das, was seine Flieger tatsächlich über Stalingrad abwerfen konnten, reichte hinten und vorne nicht. Die Rationen wurden immer kleiner, und bald war die 6. Armee ganz vom Nachschub abgeschnitten. Und als wäre der nagende Hunger noch nicht genug, wurden die erschöpften Soldaten auch noch mit zermürbenden Tonaufnahmen aus riesigen Lautsprechern beschallt. Eine davon war das Ticken einer Uhr, gefolgt von dem Spruch: „Alle sieben Sekunden stirbt ein deutscher Soldat. Stalingrad – Massengrab“! Weghören? Unmöglich. Trotzdem sollten sie auf Befehl Hitlers weiterkämpfen bis zur letzten Patrone! Nur eine Hoffnung hielt die halb verhungerten und frierenden Wehrmachtsoldaten noch aufrecht: Der Führer würde ihnen Hilfe schicken! Tatsächlich ließ Hitler einen Befreiungsversuch in die Wege leiten, die den blumigen Namen „Operation Wintergewitter” erhielt und einer eilig zusammengestellten „Heeresgruppe Don” unter dem Oberbefehl von Generalfeldmarschall Erich von Manstein übertragen wurde. Die Panzerarmee eines Generals namens Hermann Hoth konnte sich Stalingrad dabei sogar bis auf rund 40 Kilometer nähern. Doch diese Mission war zum Scheitern verurteilt, sie wurde von starken Sowjetkräften zurückgeschlagen und musste einen Tag vor Heiligabend abgebrochen werden. So blieben die Soldaten im Kessel von Stalingrad ihrem Schicksal überlassen. Sie erlebten ein Weihnachtsfest, das nicht von heiliger Verkündigung, sondern von Verzweiflung geprägt war. Denn allmählich ging den Deutschen nicht nur das Essen, sondern auch die Munition aus.

Kapitel 5: „Bis zum letzten Atemzug”

Am 10. Januar 1943 holte die Rote Armee zum alles entscheidenden Schlag aus. Die Schlinge um Stalingrad zog sich von allen Seiten zu, und die Lage der deutschen Wehrmacht wurde immer aussichtsloser. Erbitterte Kämpfe wurden von Ruine zu Ruine ausgetragen, es gab keine Möglichkeiten mehr, Verwundete zu versorgen. Jeden Tag fielen zahlreiche Menschen Hunger und Kälte zum Opfer, Seuchen wie Ruhr und Typhus wüteten unter den Soldaten. Um ihr nacktes Leben zu retten, blieb ihnen nur der Weg in die Kriegsgefangenschaft. Tausende ergaben sich und ließen sich gefangen nehmen, einige liefen auch zu den Sowjets über und riefen nun ihrerseits die im Kessel eingeschlossenen Kameraden mit Lautsprecherdurchsagen auf, die Waffen niederzulegen. Hitler hingegen erneuerte seinen Durchhaltebefehl. Sein sonst so fanatischer Propagandaminister Joseph Goebbels musste jedoch allmählich einsehen, dass er die Volksgenossen im Reich nicht mehr mit Floskeln vom „Heldenkampf” und „unbeirrbaren Ausharren” abspeisen konnte. „Wir müssen uns nun allmählich mit dem Gedanken vertraut machen, das deutsche Volk über die Situation in Stalingrad zu unterrichten”, diktierte er am 21. Januar ‘43 einem Sekretär für seine täglichen Aufzeichnungen.

Die Situation im Kessel von Stalingrad Ende Januar lässt sich mit weniger Worten als diesen umschreiben: Die deutschen Soldaten waren kampfunfähig. Oberbefehlshaber Paulus wurde von Hitler schnell noch zum Generalfeldmarschall befördert. Das kam einer Aufforderung zum Selbstmord gleich, denn noch niemals in der Kriegsgeschichte hatte ein deutscher Generalfeldmarschall vor dem Feind kapituliert! Doch Paulus warf das Handtuch und ging mitsamt den Resten seiner Truppe freiwillig in russische Gefangenschaft. Am 2. Februar 1943 schwiegen endlich die Waffen. Tags darauf ließ das Oberkommando der Wehrmacht im Großdeutschen Rundfunk mitteilen, dass die 6. Armee „bis zum letzten Atemzug gekämpft“ habe, aber einer „Übermacht" und „ungünstigen Verhältnissen erlegen“ sei. Alle Soldaten hätten in Russland den Heldentod gefunden…

Kapitel 6: Wende an der Ostfront

Was die Bevölkerung im Deutschen Reich nicht erfahren sollte, aber auf den verbotenen sogenannten „Feindsendern“ dennoch hören konnte, war dies: Im Kessel von Stalingrad waren mehr deutsche Soldaten an Hunger und Kälte gestorben als bei den eigentlichen Kampfhandlungen. Wie viele Wehrmachtssoldaten in Kriegsgefangenschaft gingen, ist nicht genau bekannt. Forscher*innen gehen von rund 91.000 aus. Nur wenige Tausend sollten nach dem Krieg wieder nach Deutschland zurückkehren.

Die Schlacht um Stalingrad gilt als einer den wichtigsten Wendepunkte im Zweiten Weltkrieg. Als Vernichtungskrieg hatten ihn die Deutschen begonnen, aber nun ging das Gesetz des Handelns auf die Sowjetarmee über. Der Mythos vom unbesiegbaren Herrenmenschen begann zu bröckeln, und viele Deutsche begriffen nun zum ersten Mal, dass die Goebbels-Propaganda ihnen etwas ganz anderes vorgaukelte, als es in Wirklichkeit der Fall war. Daran änderte auch die berüchtigte Rede vom 18. Februar 1943 nichts, mit der Reichspropagandaminister Goebbels im Berliner Sportpalast den „Totalen Krieg” ausrief. Und auch die Panzerschlacht bei Kursk, mit der Hitler wenige Monate nach der vernichtenden Niederlage von Stalingrad das Ruder an der Ostfront noch einmal herumreißen wollte, endete mit einem sowjetischen Triumph.

Auch wenn der „Führer” und seine Getreuen es immer noch nicht wahrhaben wollten: Die Tage des Nationalsozialismus waren gezählt. Ende November kamen erstmals die Staatsoberhäupter Großbritanniens, der USA und der Sowjetunion zusammen, um sich über ein gemeinsames Vorgehen gegen Hitlerdeutschland zu verständigen. Ein Ergebnis ihrer ersten Konferenz würde die größte, aber auch gefährlichste Befreiungsaktion der Kriegsgeschichte sein: die Operation „Overlord“.

Zusammenfassung

  • Auf ihrem Russlandfeldzug waren die deutschen Truppen am 23. August 1942 bis an die Wolga vorgedrungen. Dort erhielten sie den Befehl, die Stadt Stalingrad einzunehmen. 

  • Ende November kesselten die Sowjettruppen rund 300.000 Wehrmachtssoldaten in der Stadt ein. Obwohl den eingeschlossenen Deutschen Nahrung und Munition ausgingen,  befahl Hitler, bis zur letzten Patrone weiterzukämpfen. 

  • Ende Januar 1943 war die Lage der eingekesselten 6. Armee aussichtslos geworden. Generalfeldmarschall Friedrich Paulus kapitulierte und ging mit rund 100.000 Mann in sowjetische Kriegsgefangenschaft. 

  • Die Schlacht um Stalingrad gilt als ein Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs. Den Deutschen wurde sie als Heldenkampf verkauft. Die Wahrheit hörten die Menschen im britischen Rundfunk, der Nachrichten auch in deutscher Sprache verbreitete.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Welche deutsche Armee sollte im Herbst 1942 die Stadt Stalingrad erobern?
    1. A) Die 6. Armee
    2. B) Die 7. Armee
    3. C) Die 9. Armee
    4. D) Die 11. Armee
  2. Zu welchem Rohstoff im Kaukasus wollte Adolf Hitler während seines Russlandfeldzugs den Zugang erreichen?
    1. A) Erdgas
    2. B) Mangan
    3. C) Silbererz
    4. D) Erdöl
  3. Wie hieß der Oberbefehlshaber der 6. Armee, die während des Zweiten Weltkriegs Stalingrad einnehmen sollte?
    1. A) Erwin Rommel
    2. B) Karl Dönitz
    3. C) Friedrich Paulus
    4. D) Hermann Göring
  4. Wie heißt die Stadt Stalingrad heute?
    1. A) Leningrad
    2. B) Wolgograd
    3. C) Kaliningrad
    4. D) Petrograd
  5. Mit welcher Kampftaktik konnten die Sowjetsoldaten die Deutschen in Stalingrad besiegen?
    1. A) Einkesselung
    2. B) Scheinangriffe
    3. C) Partisanenüberfälle
    4. D) Panzersperren

Richtige Antworten:
1. A) Die 6. Armee
2. D) Erdöl
3. C) Friedrich Paulus
4. B) Wolgograd
5. A) Einkesselung

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