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Deutsch-Dänische Krieg

Er war der erste Einigungskrieg
Das Bild zeigt eine Szene aus dem Deutsch-Dänischen Krieg mit kämpfenden Soldaten und Kavallerie auf einem offenen Feld. Zu sehen sind Infanterieeinheiten in Formation, berittene Truppen im Gefecht und mehrere am Boden liegende gefallene Kämpfer.
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Mit diesem Krieg wurde im Jahr 1864 eine komplizierte Frage gewaltsam gelöst: Zu welchem Königreich gehörten die Herzogtümer Schleswig und Holstein? Sowohl Preußen als auch Dänemark beanspruchten diese Gebiete für sich. Warum das so war und wer als Sieger aus dem Deutsch-Dänischen Krieg hervorging, erfährst du in dieser Story.

Kapitel 1: Kanonendonner und Marschmusik

Frostig und noch stockdunkel ist der Aprilmorgen vor den Düppeler Schanzen, der dänischen Verteidigungsanlage nördlich von Flensburg. So leise wie möglich beziehen preußische Soldaten ihre Stellungen in den Schützengräben. Dahinter rüsten die Kanoniere ihre Geschütze auf. Im ersten Dämmerlicht sollen sie die schon schwer beschädigte Festung endgültig sturmreif schießen.

Etwas abseits der bewaffneten Truppen bereiten sich noch andere Uniformträger auf den Angriff vor. Es sind – Musikanten! Vier komplette preußische Militärkapellen sind heranbefohlen worden, um die Sturmtruppen mit schmissiger Marschmusik anzufeuern. Der königliche Musikdirektor Johann Gottfried Piefke höchstpersönlich wird die Trommler und Pfeifer während der Entscheidungsschlacht gegen Dänemark dirigieren. Stramm steht er da und wartet mit gezücktem Taktstock auf das Signal zum Angriff...

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Kapitel 2: Die Schleswig-Holstein-Frage

Der Deutsch-Dänische Krieg im Jahr 1864 war der erste von insgesamt drei sogenannten deutschen Einigungskriegen, in denen das Königreich Preußen sein Ziel eines deutschen Nationalstaats ohne Österreich verfolgte und letztlich auch erreichte. Bis dahin war es aber noch ein langer und vor allem blutiger Weg. Denn nicht nur die Preußen trugen sich mit nationalen Ideen, um ihren Machtbereich zu erweitern, sondern auch der König von Dänemark. Ihm ging es vor allem um die beiden Herzogtümer zwischen Nord- und Ostsee: Schleswig und Holstein. Beide regierte er bereits, weil er auch Herzog von Holstein und dem nördlich angrenzenden Schleswig war. Das nennt sich Personalunion und war damals eine durchaus übliche Regierungsform.

Aber die Situation in diesem Fall war wesentlich komplizierter: Das Herzogtum Holstein gehörte zum Deutschen Bund, Schleswig dagegen gehörte dem dänischen Königshaus. In beiden Ländern hatte während der Deutschen Revolution von 1848 eine deutsche Nationalbewegung gegen die dänische Krone rebelliert und in Schleswig eine krachende Niederlage erlitten. Der Konflikt wurde 1852 mit einem internationalen Vertrag beendet, dem Londoner Protokoll. Es legte fest, dass Schleswig, Holstein und das benachbarte Lauenburg in eben jener Personalunion unter dem dänischen König Frederik VII. vereint wurden. Staatsrechtlich aber sollten Holstein und Lauenburg selbstständige Länder im Deutschen Bund bleiben. Auf Dauer konnte das nicht gut gehen.

Kapitel 3: Die Novemberverfassung

Im November 1863 bestieg ein neuer König den dänischen Thron: Christian IX. Er unterschrieb eine neue, gemeinsame Verfassung für Dänemark und Schleswig, die noch sein Vorgänger Frederik auf den Weg und durchs Parlament gebracht hatte. Das Brisante daran: Mit dieser sogenannten Novemberverfassung wurde das Herzogtum auch staatsrechtlich dem Königreich Dänemark einverleibt!

Die dänische Nationalbewegung, die sich für den Anschluss eingesetzt hatte, jubelte. Der Deutsche Bund hingegen empörte sich fürchterlich und strengte Verhandlungen an, die jedoch scheiterten. Und genau an diesem Punkt lief ein Preuße zur Hochform auf, der inzwischen in Berlin eine steile Karriere hingelegt hatte: Otto von Bismarck.

Kapitel 4: Mit Eisen und Blut zum Nationalstaat

Auch in Preußen hatte ein neuer König den Thron bestiegen: Wilhelm I.. Mit ihm schienen zunächst neue Zeiten anzubrechen. Er ließ freie Wahlen zu, aus denen die Liberalen mit deutlicher Mehrheit hervorgingen. Doch bald kam es zum Streit zwischen Wilhelm und seinem Parlament. Die liberale Mehrheit blockierte nämlich eine Reform des preußischen Heeres, das Wilhelm umbauen und vor allem kräftig aufstocken wollte. Für diese Aufgabe bot sich Otto von Bismarck an, den der König 1862 zum Ministerpräsidenten und zugleich zum Außenminister von Preußen ernannte. Bismarck setzte die Heeresreform ohne Zustimmung des Parlaments durch. Einen genehmigten Staatshaushalt brauchte er nicht: Er beschaffte die notwendigen Mittel auf eigene Faust, unter anderem bei reichen Fabrikanten und Großgrundbesitzern. Denn er hatte ein Lockmittel, dem sich kein Preuße verschließen konnte: einen geeinten Nationalstaat Deutschland unter preußischer Führung!

Wie dieses Ziel erreicht werden konnte, darüber hatte Bismarck seine ganz eigenen Vorstellungen: durch Kriege nämlich! Das hatte er schon wenige Tage nach seiner Ernennung zum Regierungschef den Abgeordneten entgegengeschmettert: Nicht durch Reden oder Mehrheitsbeschlüsse würden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern „durch Eisen und Blut“!

Allerdings – nicht nur. Es kam auch auf die richtigen Bündnisse an. Anfang 1863 gewann der preußische Ministerpräsident das Vertrauen des russischen Zaren, indem er ihm gegen einen Aufstand der Polen den Rücken stärkte. Im Gegenzug sollte Russland fortan neutral bleiben, wenn es zu Auseinandersetzungen mit Österreich käme. Ein gewiefter Schachzug Bismarcks, der für Preußen noch sehr wichtig werden sollte! Zunächst aber wollte sich Bismarck um die Schleswig-Holstein-Frage kümmern − und zwar gemeinsam mit Österreich!

Kapitel 5: Die Bundesexekution

Zunächst aber war der Deutsche Bund am Zug. Er sah nämlich durch die Novemberverfassung des dänischen Königs − also die staatsrechtliche Einverleibung des Herzogtums Schleswig − seine verfassungsmäßigen Rechte in Holstein und Lauenburg gefährdet. Nachdem Verhandlungen mit der dänischen Regierung gescheitert waren, startete der Bund im Dezember 1863 also eine sogenannte Bundesexekution − eine Militäraktion also, um seine beiden Mitglieder sozusagen zur Ordnung zu rufen und wieder auf Bundeslinie zu bringen. Das Dilemma war nur: Beide Herzogtümer gehörten sowohl dem Bund als auch dem sogenannten dänischen Gesamtstaat an, der durch das Londoner Protokoll von 1852 garantiert wurde und dessen sämtlichen Landesteile gleichgestellt sein sollten. Dafür sah dieser internationale Vertrag sogar eine Gesamtstaatsverfassung vor!

Andererseits hatte sich der dänische König Frederik seinerzeit verpflichten müssen, „weder eine Inkorporation des Herzogtums Schleswig noch irgend dieselbe bezweckende Schritte” vorzunehmen. Mit anderen Worten: Er durfte Schleswig und Holstein nicht trennen. Mit der Novemberverfassung hatte sich Dänemark über diesen Punkt hinweggesetzt. Und während der neue König Christian beschloss, Holstein und Lauenburg kampflos zu räumen und von den Bundestruppen besetzen zu lassen, bestand er darauf, dass Schleswig ins dänische Königreich gehörte! Den Deutschen Bund betraf das nun nicht mehr unmittelbar, da er sich ja erfolgreich seiner Rechte in Holstein und Lauenburg versichert hatte. Allerdings meldete der Befehlshaber der Bundestruppen eine beunruhigende Konzentration dänischer Truppen an der Grenze zwischen Schleswig und Holstein.

Und nun begannen die beiden Großmächte Preußen und Österreich einen militärischen Alleingang gegen Dänemark: Am 16. Januar forderten sie König Christian in einem Ultimatum auf, die Novemberverfassung zurückzunehmen und die Gleichstellung aller Länder des dänischen Gesamtstaats wieder herzustellen − und zwar innerhalb von zwei Tagen! Das war schon zeitlich unmöglich. Also überschritten am 1. Februar 1864 preußische und österreichische Truppen die Eider, den Grenzfluss zu Schleswig. Der Deutsch-Dänische Krieg hatte begonnen.

Kapitel 6: Kampf um Schleswig

Preußen und Österreicher richteten ihren ersten Angriff auf das Danewerk, eine mächtige, noch aus dem Mittelalter stammende Verteidigungsanlage im südlichen Schleswig. Doch zu ihrer großen Überraschung fanden sie die Anlage menschenleer vor! Die dänische Armee hatte sich vor dem weit überlegenen Feind nach Norden zurückgezogen – zu den Düppeler Schanzen bei Flensburg. Diese Verteidigungsanlage sicherte den Übergang über den Alsensund nach Sonderburg auf der strategisch bedeutsamen Insel Alsen. Hier an den Düppeler Schanzen hofften die Dänen, die Angreifer stoppen zu können. Die hatten im März die Halbinsel Jütland besetzt und gruben nun ein riesiges Netz von Schützengräben vor den Düppeler Schanzen. Die Festung Düppel wurde mit schwerem Geschützfeuer belegt und war bald so zerschossen, dass sich die Dänen zusätzliche Stellungen im eigenen Hinterland bauen mussten.

So waren die Düppeler Schanzen am Morgen des 18. April 1864 nur schwach besetzt. Als der preußische Sturmangriff begann, musste der Großteil der Verteidiger die Schanzen überhaupt erst erreichen – in einem tödlichen Wettlauf übers freie Feld. Viele Dänen starben dabei im Geschützfeuer, während die preußischen Fußtruppen die Schanzen im Handstreich einnahmen. Wie zum Hohn wurde diese blutige Schlacht noch von den Marschmusikklängen der vier königlich-preußischen Militärkapellen umrahmt.

Nach der Erstürmung der Düppeler Schanzen schien der Deutsch-Dänische Krieg entschieden. Die Kampfhandlungen gingen zwar noch weiter, doch auf dänischer Seite war die Moral angesichts der hohen Verluste weitgehend gebrochen. Bis zum Herbst stießen Preußen und Österreicher weit in dänisches Territorium vor. Schließlich, nach neun Monaten Krieg, räumte Dänemark seine Niederlage ein. Im entsprechenden Friedensvertrag, dem Frieden von Wien, musste das Königreich die Herzogtümer Schleswig und Holstein mitsamt der strategisch wichtigen Hafenstadt Kiel an die beiden Großmächte abtreten. Erst 1920 sollte Nordschleswig im Ergebnis einer Volksabstimmung wieder zu Dänemark kommen.

Zusammenfassung

  • Der Deutsch-Dänische Krieg war der erste der drei deutschen Einigungskriege. Er dauerte vom 1. Februar bis zum 30. Oktober 1864.

  • Kriegsgegner waren Preußen und Österreich auf der einen sowie Dänemark auf der anderen Seite. Anlass war die dänische Novemberverfassung von 1863. Mit ihr hatte der dänische König Christian IV. das Herzogtum Schleswig seinem Reich einverleibt, was der Deutsche Bund nicht dulden wollte. 

  • Auf die Novemberverfassung reagierte der Deutsche Bund zunächst mit einer Militäraktion, einer sogenannten Bundesexekution, gegen Holstein und Lauenburg. Beide Herzogtümer waren einerseits Mitglieder des Deutschen Bundes, andererseits jedoch gehörten sie zum dänischen Gesamtstaat.

  • Die Bundesexekution dauerte von Dezember 1863 bis Dezember 1864 und lief damit parallel zum Deutsch-Dänischen Krieg. Diesen führten Preußen und Österreich im eigenen Namen gegen Dänemark.

  • Die dänischen Truppen gaben das Danewerk auf und zogen sich vor dem weit überlegenen Feind nach Norden zurück. Die dortigen Düppeler Schanzen hofften sie gegen die nachrückenden preußischen Truppen halten zu können.

  • Dänemark verlor und musste sowohl Schleswig als auch Holstein an die Kriegsgegner Preußen und Österreich abtreten.

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  1. Welcher der drei Einigungskriege vor der Gründung des Deutschen Reiches fand im Jahr 1864 statt?
    1. A) Der Deutsch-Französische Krieg
    2. B) Der Deutsche Krieg
    3. C) Der Deutsch-Dänische Krieg
    4. D) Der Hamburger Krieg
  2. Wer regierte vor dem Deutsch-Dänischen Krieg im Jahr 1864 über Schleswig und Holstein?
    1. A) Der König von Dänemark
    2. B) Der Kaiser von Österreich
    3. C) Der König von Hannover
    4. D) Kaiser Napoleon
  3. Wer war zur Zeit des Deutsch-Dänischen Kriegs 1864 Ministerpräsident von Preußen?
    1. A) Karl August von Hardenberg
    2. B) Otto von Bismarck
    3. C) Bernhard Fürst von Bülow
    4. D) Klemens Fürst von Metternich
  4. Was war zur Zeit des Deutschen Bundes eine Bundesexekution?
    1. A) Der Ausschluss eines Mitglieds
    2. B) Eine Sondersteuer
    3. C) Eine Militärintervention
    4. D) Eine Massenhinrichtung
  5. Die Erstürmung welcher Verteidigungsanlage gilt als entscheidende Schlacht des Deutsch-Dänischen Kriegs?
    1. A) Burg Gastein
    2. B) Wälle von Königgrätz
    3. C) Sonderburgs Bunker
    4. D) Düppeler Schanzen
  6. Welcher Vertrag beendete den Deutsch-Dänischen Krieg?
    1. A) Der Frieden von Wien
    2. B) Der Prager Frieden
    3. C) Der Vertrag von Gastein
    4. D) Der Frieden von Schleswig-Holstein

Richtige Antworten:
1. C) Der Deutsch-Dänische Krieg
2. A) Der König von Dänemark
3. B) Otto von Bismarck
4. C) Eine Militärintervention
5. D) Düppeler Schanzen
6. A) Der Frieden von Wien

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