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Die Schlacht von Castillon

Diese Waffe sollte alles entscheiden
Die Schlacht von Castillon
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Intro

Frankreich um 1450: Karl VII. war endlich als rechtmäßiger König anerkannt, und eigentlich war der Hundertjährige Krieg damit zu Ende. Oder doch nicht? In dieser Story erfährst du, warum die Engländer doch noch einmal nach Süden vorrückten – und welche neue Waffe die Schlacht von Castillon entscheiden sollte.

Kapitel 1: Ein Schwur ist ein Schwur

Grimmig und triumphierend zugleich zieht Sir John Talbot die Zügel seines Pferdes an und starrt auf die Staubwolke, die sich am Horizont über der Stadt Castillon abzeichnet. Seine Späher hatten Recht: Die Franzosen sind auf dem Rückzug! Der englische Befehlshaber überlegt nicht lange – zu begierig ist er darauf, diese strategisch wichtige Grenzstadt im Südwesten zurückzuerobern. Es gibt nur ein Problem. Er selbst hatte geschworen, nie wieder in einer Rüstung gegen König Karl VII. zu reiten. Der französische König hatte ihn unter dieser Bedingung einst freigelassen. Ein Schwur ist nun mal ein Schwur – und Talbot ein ehrbarer Ritter. Ja, ein gewiefter aber eben auch. Also legt Talbot seine Rüstung einfach ab, reckt sich im Sattel in die Höhe, hebt den Arm und gibt den Befehl zum Angriff.

Minutenlang bleibt alles ruhig, während Talbots Fußsoldaten vorrücken. Doch urplötzlich bricht das Inferno über die Angreifer herein. Einem ersten dichten Hagel aus Pfeilen folgt ein vielfaches Krachen, und noch ehe sich der Rauch über den Befestigungsanlagen verzogen hat, sieht John Talbot viele seiner Männer mit furchtbaren Wunden am Boden liegen. Verbissen befiehlt er Angriff auf Angriff, jagt seine Fußsoldaten buchstäblich vorwärts. Doch jede Welle wird von neuen Kanonenkugeln durchsiebt. Die Marschordnung gerät aus den Fugen, französische Reiter brechen in die rechte Flanke ein. Und während der Nahkampf zu toben beginnt, wird Talbots Pferd getroffen. Es stürzt nieder und begräbt seinen Reiter unter sich. Ein unerträglicher Schmerz schießt durch sein Bein. Und das Letzte, was John Talbot in seinem Leben sieht, ist ein Franzose, der mit seiner Waffe zum tödlichen Schlag ausholt...

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Kapitel 2: Der Weg zum Showdown

Es war der 17. Juli 1453. An diesem Tag erlitten die Engländer vor Castillon eine vernichtende Niederlage, von der sie sich nicht mehr erholen sollten. Die Schlacht gilt als Showdown des Hundertjährigen Kriegs und zugleich als Beginn einer neuen Art der Kriegführung: Schwere Geschütze begannen die Wurf- und Schusswaffen des Mittelalters abzulösen. Aber eigentlich hätte diese Schlacht so kurz vor Toresschluss gar nicht mehr stattfinden müssen ...

Es waren englische Untertanen tief im Südwesten Frankreichs, die sie heraufbeschworen hatten – genauer gesagt die Bürger von Bordeaux, der Hauptstadt der Provinz Aquitanien. Die Bewohner jener reichen Weinregion, zu der das seit der Antike berühmte Anbaugebiet Saint-Émilion gehörte, fühlten sich seit jeher der englischen Krone zugehörig. Kein Wunder, wurden sie doch seit fast 300 Jahre von den Lehnsherren des englischen Herrscherhauses regiert und waren nicht zuletzt dank ihres begehrten Rebensafts zu einigem Wohlstand gekommen. Sie waren zufrieden mit ihrem Leben – bis die Armeen von Frankreichs König Karl VII. kamen. Wir erinnern uns: Er war der von seinen eigenen Eltern enterbte, von Jeanne d’Arc auf den Thron gebrachte und in Reims gekrönte Dauphin Karls des Wahnsinnigen. Seit der Herzog von Burgund das Bündnis mit England gekündigt hatte, waren seine Truppen auf dem Vormarsch und besetzten eine Region nach der anderen. Für die Aquitanier allerdings waren die neuen Herren Feinde, die unrechtmäßig in ihr Land eingefallen waren! So schickten die Bürger der Stadt Bordeaux per Eilboten einen Hilferuf an den englischen König Heinrich VI.: Er möge doch bitte eine Armee schicken und ihr Territorium von den Franzosen befreien!

Kapitel 3: Aufmarsch der Truppen

Heinrich folgte dem Ersuchen und entsandte 3000 Mann unter der Führung eines kriegserfahrenen Veteranen: Sir John Talbot, 1. Earl von Shrewsbury. Talbot war ein ruhmbedeckter Haudegen – nicht mehr der Jüngste, aber genau der richtige Mann, um Aquitaine für die englische Krone zurückerobern. Er war schon gegen Jeanne d’Arc ins Feld gezogen, war von ihr gefangengesetzt und später gegen einen ihrer Hauptleute ausgetauscht worden.

Im Oktober 1452 landete dieser Talbot also mit seiner Armee in der Nähe von Bordeaux, während die Einwohner vereinbarungsgemäß die französischen Bewacher aus der Stadt jagten und der englischen Armee einen begeisterten Empfang bereiteten. Es dauerte nicht lange, bis Karl VII. vom neuerlichen Einmarsch der Engländer erfuhr. Der König von Frankreich nutzte den Winter, um ein gewaltiges Heer aufzustellen. Und auch Karl konnte auf die Fähigkeiten eines bewährten Heerführers setzen: Jean Bureau, der das Arsenal der französischen Armee um eine hochmoderne Waffengattung erweitert hatte. Seine Artillerie hatte ihre ersten Einsätze bereits erfolgreich bestanden und sollte nun John Talbot eine böse Überraschung bereiten.

Bei Castillon ließ Bureau entlang des Flusses Dordogne ein befestigtes Hauptlager errichten. John Talbot war bald informiert – und hoffte, die Franzosen auf offenem Felde erwischen zu können. Im Juli verließ er Bordeaux und zog mit seinem Heer Richtung Castillon. Wieder einmal waren die Engländer in der Unterzahl, aber das focht den alten Haudegen nicht an. Hatten die englischen Bogenschützen nicht schon in etlichen Schlachten bewiesen, dass sie auch mit einer mehrfachen Übermacht fertigwerden konnten? Talbot war guter Dinge. Und als Kundschafter ihm meldeten, dass die Franzosen augenscheinlich in heller Panik vor den herannahenden Engländern aus ihrem Lager flüchteten, befahl er, ohne lange zu überlegen, den Angriff.

Was er nicht wusste: Es waren nur die Hilfskräfte und Familienangehörigen der kämpfenden Truppe, die sich mit den Trosswagen in sichere Entfernung zurückzogen. Jean Bureau selbst lag mit seinen Männern in Lauerstellung: hinter einem Halbrund aus Erdwällen, die mit gut 300 hochmodernen Kanonen gespickt waren...

Kapitel 4: Die bessere Waffe

Nun rächte es sich, dass John Talbot keine Zeit mit Erkundungen der feindlichen Stellung verschwenden wollte. Als seine Männer zum Sturm ansetzten, rannten sie in einen Hagel aus Pfeilen und Kanonenkugeln. Der Vormarsch geriet ins Stocken, und dann durchbrach eine französische Abteilung die Flanke der Angreifer. Talbot wurde getötet. Der Maler Charles Philippe Auguste de Lariviere hat die Todesszene 1838 in seinem Gemälde „La Bataille de Castillon“ verewigt. Auch Talbots Sohn starb im Gefecht. Kurz darauf war die Schlacht zu Ende. Die Franzosen hatten gesiegt – mit Taktik und Schießpulver. Heute zieht die Geschichtsforschung Parallelen zu den Schlachten von Crécy und Azincourt, die einst von den Langbogenschützen Edwards III. für England entschieden worden waren. In all diesen Schlachten war es die jeweils modernere Waffe, die maßgeblich den Sieg der jeweiligen Kriegspartei herbeiführte. Die Artillerie und bald auch die ersten Gewehre sollten europaweit eine neue Ära der Kriegsführung einläuten. Die Ritter des Mittelalters und ihre Kampfweise waren Vergangenheit...

Und Karl VII. setzte seinen Siegeszug fort. Im Oktober 1453 zog er nach mehrwöchiger Belagerung in Bordeaux ein. Die Engländer verloren sämtliche Besitztümer auf dem Festland – bis auf die Hafenstadt Calais, die sie noch rund fünf Jahre halten konnten. Der Hundertjährige Krieg war zu Ende.

Die politischen Folgen waren weitreichend. Sowohl die Franzosen als auch die Engländer hatten ein ganz neues Nationalbewusstsein entwickelt, sodass von nun an beide Länder ihre eigenen Wege gingen. In Frankreich wurde die Jungfrau von Orléans posthum zur Nationalheiligen erklärt, und die Franzosen vereinigten ihr Land zu einem der ersten Zentralstaaten in Europa. In England aber hatte Heinrich VI. einen Zusammenbruch erlitten, der ihn monatelang buchstäblich außer Gefecht setzte. Und wie es in solchen Situationen üblich ist, standen augenblicklich neue Anwärter bereit, um Macht und Krone zu gewinnen. Die Rosenkriege warfen ihre Schatten voraus...

Zusammenfassung

  • Ab 1436 trat der Hundertjährige Krieg in seine letzte Phase ein. Nachdem der Herzog von Burgund das Bündnis mit England aufgegeben hatte, eroberten die Franzosen unter ihrem König Karl VII. die englisch besetzten Gebiete nach und nach zurück. 

  • In der Schlacht von Castillon im Juli 1453 kämpften die Armeen des englischen Königs Heinrich VI. und des französischen Königs Karl VII. gegeneinander. Diese letzte große Schlacht markiert das Ende des Hundertjährigen Krieges.  

  • Den Sieg trugen die Franzosen davon. Entscheidend war der Einsatz von Kanonen auf Seiten der Franzosen. Diese Waffe sollte europaweit eine neue Ära der Kriegführung einläuten. 

  • Der Hundertjährige Krieg gilt als prägendes Ereignis für die Entwicklung eines Nationalbewusstseins und die Entstehung erster Zentralstaaten in Europa.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wessen Armeen kämpften 1453 in der Schlacht bei Castillon gegeneinander?
    1. A) Wilhelm I. und Philipp II.
    2. B) Richard Löwenherz und Johann der Gute
    3. C) Heinrich VI. und Karl VII.
    4. D) Heinrich VIII. und Ludwig VI.
  2. Welche Waffe sollte im Jahr 1453 bei Castillon die letzte große Schlacht des Hundertjährigen Kriegs entscheiden?
    1. A) Armbrust
    2. B) Mittelalterliche Schwerter
    3. C) Langbogen
    4. D) Kanonen
  3. Wer gewann die Schlacht von Castillon 1453?
    1. A) Franzosen
    2. B) Engländer
    3. C) Schotten
    4. D) Holländer
  4. In welchem Jahr endete der Hundertjährige Krieg? 
    1. A) 1453
    2. B) 1353
    3. C) 1617
    4. D) 1199
  5. Welche prägende politische Nachwirkung wird dem Hundertjährigen Krieg zugeschrieben?
    1. A) Gründung Großbritanniens
    2. B) Gründung der Schweiz
    3. C) Nationalbewusstsein
    4. D) Auflösung Frankreichs

Richtige Antworten: 
1. C) Heinrich VI. und Karl VII. 
2. D) Kanonen
3. B) Franzosen 
4. A) 1453 
5. C) Nationalbewusstsein

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