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Philipp VI.

Es kann nur Einen geben
Mysteriöses und magisches Foto von silberner Königskrone und Schwert im englischen Wald über Stein. Mittelalterliches Konzept.
Philipp VI.
Philipp VI.
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Inhalte

Intro

Zwei Königshäuser streiten über feudale Rechtsansprüche – eigentlich nichts Besonderes im Mittelalter. Doch diese Auseinandersetzung sollte im Jahr 1337 den längsten Krieg des gesamten Mittelalters einläuten. Worum es ging, erfährst du in dieser Story.

Kapitel 1: Schreie in der Dunkelheit

Voller Angst hetzt der Königsdiener durch die kalten, düsteren Gänge der Ritterburg. Die Schreie der Frau, die schon von weitem zu hören waren, werden immer lauter. Insgeheim befürchtet er das Allerschlimmste, doch noch besteht Hoffnung. Völlig außer Atem bleibt er schließlich vor dem kleinen Zimmer stehen, das der Schauplatz all dieser schrecklichen Pein zu sein scheint. Und zu seinem Entsetzen ist von drinnen jetzt kein Lebenszeichen mehr zu hören. Doch bevor er die schwere Eichentür des Raumes öffnen kann, wird diese bereits von innen aufgerissen – von einer finster dreinblickenden Person, deren Arme bis zu den Schultern blutbesudelt sind. Der Diener stolpert erschrocken einen Schritt zurück und starrt sein Gegenüber mit weit aufgerissenen Augen an. Ist tatsächlich die größte Katastrophe eingetreten, die überhaupt passieren kann? Doch die Frage muss er nicht mehr stellen, denn der Blick der königlichen Hebamme sagt ihm alles, was er wissen muss. „Es ist ein Mädchen...“, murmelt der Diener leise vor sich hin. Und jeder in der Burg weiß ganz genau, was das zu bedeuten hat: Ohne männlichen Nachkommen gibt es endgültig keinen Thronfolger mehr. Die Königsfamilie der Kapetinger hat aufgehört zu existieren...

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Kapitel 2: Royaler Erbstreit

Der König ist tot, es lebe der König! So in etwa mochten auch im späten Mittelalter die Jubelrufe geklungen haben, wenn nach dem Ableben eines Herrschers die Königskrone auf dessen ältesten Sohn überging. Doch was geschah, wenn ein König im Sterben lag, der keinen einzigen männlichen Nachkommen hatte? Ein solcher Fall war die schlimmste denkbare Katastrophe für ein Königshaus jener Zeit. Aufgrund des damals üblichen salischen Erbrechts, das weibliche Familienmitglieder von der Thronfolge ausschloss, hatte auch die Königinwitwe keinen Anspruch. Gab es keinen Sohn, der die Königswürde erben konnte, starb mitunter eine ganze Dynastie aus. In solch einem Fall traten also die entferntesten Verwandten auf den Plan, um die Königskrone zu beanspruchen. Und genau so etwas geschah auch im Jahre 1328 in Frankreich: Als der junge König Karl IV. aus der Familie der Kapetinger auf dem Sterbebett lag, musste er notgedrungen seinem Cousin Philipp die Regierungsgeschäfte übertragen. Graf Philipp von Valois war ein ruhmreicher Ritter, der sich sowohl auf dem Turnierplatz als auch auf dem Schlachtfeld einen Namen gemacht hatte. Und mit seiner Ernennung zum neuen Regenten wäre nun eigentlich alles geregelt gewesen. Wenn nicht ... ja, wenn es nicht noch einen weiteren Mann gegeben hätte, der das Recht auf den französischen Thron zu besitzen glaubte − war er doch über seine Mutter viel enger mit der königlichen Familie verwandt als dieser Graf von Valois, der sich bald schon voller Stolz Philipp VI. nannte. Im Mittelalter ließ man Konkurrenten gerne mal still und heimlich von der Bildfläche verschwinden, doch in diesem Fall war das nicht ganz so einfach möglich. Denn der junge Mann, der nun ebenfalls die Krone Frankreichs begehrte, war kein Geringerer als der König von England – Eduard III., ein Neffe des verstorbenen Königs Karl.

Wer von den beiden Herren hatte nun Recht? In dieser Frage dürfte damals auch der Adel zwiegespalten gewesen sein. Die einen sagten, Edward III. hätte das Vorrecht auf die Krone. Was konnte er schon dafür, dass er „nur“ über seine Mutter mit Karl verwandt war? Andere hingegen meinten, Ordnung muss sein. Denn Frauen zählten damals bei der Erbfolge nicht, und somit sei es eben Philipps Vorrecht, König zu werden.

Kapitel 3: Das Haus Valois

Philipp VI.: Der Titel lässt bereits darauf schließen, dass auch dieser Grafensohn königliche Vorfahren in der Familie hatte. Tatsächlich bildete das Adelshaus „de Valois“ eine Nebenlinie des „Hauses Frankreich“, also der Kapetinger. Und diese Dynastie hatte im 13. Jahrhundert so berühmte Herrscher wie Philipp III. den Kühnen, Begründer des Hauses Burgund, oder Philipp IV. den Schönen hervorgebracht. Der größte und ruhmreichste Kapetinger war allerdings Philipp II. gewesen, der zur Zeit der Kreuzzüge mit nicht immer sauberen Mitteln etliche Ländereien auf dem Festland zurückgewinnen konnte, die seit dem 11. Jahrhundert im Besitz des englischen Königshauses gewesen waren. Dazu gehörten die Normandie, Maine, Anjou und Touraine, die seitdem in der sogenannten französischen Krondomäne verwaltet wurden. Aber die Engländer hatten noch weitere Filetstücke im Warenkorb, die die begehrlichen Blicke Philipps auf sich zogen – wie etwa das schon immer heißbegehrte Aquitanien, ein gewaltiges Areal im Südwesten des heutigen Frankreichs nahe der Grenze zu Spanien.

König Philipp wollte dieses wichtige Stück Festland nicht länger in den Händen der Engländer sehen und beschloss im Jahr 1337, Aquitanien von seiner schlagkräftigen Ritterarmee einnehmen zu lassen. Die Gelegenheit war günstig, denn König Eduard war gerade damit beschäftigt, gegen Aufstände im widerspenstigen Schottland vorzugehen und dort eigene Gebietsansprüche zu sichern. Nun gab es aber ein altes Beistandsabkommen zwischen Schotten und Franzosen: die Auld Alliance. Philipp VI. sah sich also in der Pflicht und begann, Schiffe für eine Intervention in Schottland auszurüsten. Sie kamen zwar nicht zum Einsatz, weil die ehrgeizige Mission die Staatskasse überstrapaziert hätte. Eduard III. jedoch war alarmiert und befürchtete einen Angriff auf Südengland. Also kehrte er Schottland schleunigst den Rücken und begann seinerseits damit, eine englische Kriegsflotte aufzubauen. Und er tat noch etwas: Er ließ dem französischen König ein Schreiben zukommen, in dem er nun offiziell Anspruch auf die Krone Frankreichs erhob. Im Januar 1340 ließ er sich schließlich öffentlich zum „König von Frankreich“ ausrufen.

Kapitel 4: Vorabend des Kriegs

Der englische König Eduard III. hatte also selbstsicher verkündet, dass er allein der legitime König Frankreichs sei. Für Philip VI. − inzwischen offiziell der König von Frankreich − war Eduard nur ein ungehorsamer Vasall und der Krone nicht würdig. Ein Krieg schien unausweichlich, doch Eduard III. war in der Zwickmühle, denn er konnte seine Truppen nicht im Norden und Süden gleichzeitig kämpfen lassen. Sollte er nun also alles daransetzen, seine Ländereien in Frankreich zu verteidigen, oder sollte er erst diese vermaledeite schottische Rebellion niederschlagen? Eduard entschied sich schließlich für einen dritten Weg. Denn immerhin hatte er im nördlichen Festlandeuropa mächtige Verbündete, genauer gesagt im wohlhabenden Flandern, das etwa dem heutigen Nordbelgien entsprach. Und mit dessen Hilfe war Eduard schließlich bereit, in den großen Krieg gegen Frankreich zu ziehen. Jetzt wollte er nicht mehr nur seine Ländereien auf dem Kontinent verteidigen, jetzt wollte er sich endlich auch die französische Königskrone holen! Und sicherlich hielt die damalige Welt den Atem an, als Eduard schließlich mit einer riesigen Flotte in See stach und die französische Küste ansteuerte. Was folgte, war die Schlacht von Crécy und im Jahr darauf die Belagerung der strategisch wichtigen Hafenstadt Calais. Welche Kriegspartei dabei die Nase vorn hatte und warum der Hundertjährige Krieg damit erst anfing, erfährst du in der nächsten Story.

Zusammenfassung

  • Nachdem der französische König Karl IV. 1328 ohne männlichen Thronfolger verstorben war, übernahm dessen entfernter Cousin Philipp VI. als erster König der Valois die Krone.

  • Auch der englische König Eduard III. rechnete sich aufgrund seiner Verwandtschaft zum verstorbenen Karl ein Recht auf die Krone von Frankreich aus. 

  • Als König Philipp im Jahr 1337 begann, englische Besitztümer in Frankreich zu erobern, ließ sich Eduard zum König von Frankreich ausrufen. So begann der Hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und England.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wann starb der französische König Karl IV.?
    1. A) 1328
    2. B) 1315
    3. C) 1321
    4. D) 1334 
  2. Welcher französische Herrscherdynastie erlosch mit dem Tod Karls IV.?
    1. A) Bourbonen
    2. B) Plantagenet
    3. C) Tudors
    4. D) Kapetinger 
  3. Wer wurde Nachfolger des verstorbenen Königs Karl IV.?
    1. A) Edward III.
    2. B) Ludwig X.
    3. C) Philipp VI.
    4. D) Johann II.
  4. Über welches Land herrschte Eduard III., der ebenfalls die französische Königskrone beanspruchte?
    1. A) Flandern 
    2. B) England
    3. C) Navarra
    4. D) Mallorca
  5. Welches englische Gebiet auf dem Festland wollte König Philipp für die Franzosen zurückerobern?
    1. A) Cassel
    2. B) Viaf
    3. C) Poitiers
    4. D) Aquitanien
  6. In welchem Jahr begann der Hundertjährige Krieg?
    1. A) 1337
    2. B) 1328
    3. C) 1333
    4. D) 1340

Richtige Antworten: 
1. A) 1328 
2. D) Kapetinger 
3. C) Philipp VI. 
4. B) England 
5. D) Aquitanien
6. A) 1337

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