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Heinrich V. England

Mord, Intrigen und Verrat
Teil des roten königlichen Stuhls auf rotem Hintergrund. Ein Ort für einen König. Thron
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Inhalte

Intro

Harfleur, Azincourt, Caen: In ruhmreichen Schlachten hatte König Heinrich V. von England – auch Henry of Monmouth genannt – die Normandie erobert. Aber alle militärischen Erfolge änderten nichts daran: Die französische Krone fehlte ihm noch. Sie wollte sich Henry V. mit einem ominösen Vertrag sichern. Aber im Jahr 1422 mischte das Schicksal die Karten völlig neu...

Kapitel 1: Nächtlicher Spuk

Die beiden Wilderer schleichen lautlos durch den nachtdunklen Wald. Eine verbotene Rebhuhnjagd ist in den königlichen Forsten rund um Paris schon tagsüber gefährlich genug, aber die Angst vor den nächtlichen Waldgeistern lähmt die abergläubischen Männer mehr als alles andere. Jedes Geräusch lässt sie vor Schreck zusammenzucken. Plötzlich halten die Männer inne und lauschen gespannt in die Finsternis. War das nur ein wildes Tier, das hier auf nächtlichen Beutefang geht? Oder doch eines der gefürchteten Schattenwesen aus der Welt der Geister und Legenden? Deutlich sind nun Schritte zu vernehmen, die immer näher kommen. Starr vor Angst schmiegen sich die beiden Jäger an einen bemoosten Eichenstamm. Und dann schließlich sehen sie es: Eine schweigende Prozession schwarz gekleideter Kapuzenmänner schreitet durch den finsteren Eichenwald. Doch nicht sie lassen den Wilderern das Blut in den Adern gefrieren. Es ist die Frau in der Sänfte, die diese Männer tragen. Ihr ausdrucksloses Gesicht leuchtet fahl im Licht des Mondes. Langsam und leise gleitet die gruselige Prozession an den verängstigten Wilderern vorüber. Und erst Minuten später begreifen sie, wer die unheimliche Dame in der Sänfte ist.

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Kapitel 2: Verbannte Königsgattin

Die Dame, die da nachts und heimlich durch Frankreichs Wälder getragen wurde, war Isabeau, die Gemahlin von König Karl VI., genannt der Wahnsinnige. Sie war auf der Flucht – vor ihrem eigenen Sohn. Um das zu verstehen, müssen wir ein paar Jahre zurückgehen, zurück ins Jahr 1415.

Die berühmte Schlacht von Azincourt (auch: Schlacht von Agincourt) hatte den Sieg für England und ein Fiasko für Frankreich gebracht. König Heinrich V. aus dem Hause Lancaster hatte seine Macht überzeugend demonstriert, auch wenn er ohne die begehrte Krone nach England zurückkehrte. War also alles wieder beim Alten? Nicht ganz, denn einmal mehr sollten schicksalhafte Ereignisse die weitere Entwicklung beeinflussen. Kaum zwei Monate nach der Schlacht starb nämlich der französische Thronfolger Ludwig. Als schließlich auch noch dessen Bruder Johann das Zeitliche segnete, rückte ein 14-jähriger Knabe in den Rang des Thronfolgers auf: Karl – der einzige verbliebene Sohn des immer noch amtierenden, aber dem Wahnsinn verfallenen Königs Karl VI..

Und dieser junge Thronfolger – der Dauphin, wie der männliche Thronerbe eines amtierenden Königs vom 14. bis ins 19. Jahrhundert hinein in Frankreich genannt wurde – richtete seinen Hass nicht etwa gegen den Erzfeind in London, sondern gegen seine eigene Mutter Isabeau, die im Schloss Vincennes an der Spitze eines hochadeligen Regentschaftsrates die Regierungsgeschäfte ihres geisteskranken Ehemanns führte. Dessen Zustand hatte sich immer weiter verschlechtert; er hatte Wahnvorstellungen und bildete sich ein, sein Körper bestünde aus Glas und könnte bei jeder Berührung zerbrechen. Der Sohn hingegen hielt es für eine Schande, dass eine Frau die eigentliche Macht im Staate innehatte und nicht sein verwirrter Vater, dem diese Ehre trotz seines Wahnsinns schließlich immer noch rechtmäßig gebührte. Eines Tages machte der Dauphin tatsächlich ernst: Er warf seine Mutter kurzerhand aus dem Palast, verbannte sie aus Paris und stellte ihr anheim, ins Kloster zu gehen.

Doch die Königin dachte gar nicht daran. Sie beschloss, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Und helfen sollte ihr dabei ein altbekannter Todfeind der Krone: Johann Ohnefurcht, der Herzog von Burgund!

Kapitel 3: Neue Fäden der Macht

Die Königsgattin Isabeau und der Meuchelmörder Johann Ohnefurcht – ein Paar, wie es ungleicher wohl nicht hätte sein können. Doch genau dieser bisher so verhasste Mann hatte reichlich Erfahrung auf dem Spielfeld der Morde und Intrigen. Und beide sagten nun dem jungen Karl den Kampf an und begannen damit, in der französischen Hauptstadt Paris die Anhänger des eigenen Königshauses auszuschalten. Im Sommer des Jahres 1418 hatte es dieses ungleiche Pärchen tatsächlich geschafft: Sie beide waren es nun, die alle Fäden der Macht in der Hand hielten und künftig Paris und den Nordosten Frankreichs unter ihrer Kontrolle haben würden. Und die südwestliche Hälfte des Landes? Die beherrschte nach wie vor der junge Dauphin Karl. Würde es nun Krieg zwischen ihm und Johann Ohnefurcht geben? Kurz gesagt: nein. Denn der englische König wollte genau diese Spaltung der französischen Nation ausnutzen und rüstete erneut zum Krieg gegen Frankreich. Und da diese Bedrohung alle Franzosen betraf, geschah etwas, das wohl niemand erwartet hätte: Johann Ohnefurcht und der junge Karl gaben bekannt, sich versöhnen zu wollen, um gemeinsam gegen die Engländer zu kämpfen. Würde die äußere Bedrohung durch den englischen König die inneren Spannungen Frankreichs friedlich beenden? Leider nein.

Im Herbst des Jahres 1419 wurde ein Treffen anberaumt. Doch der Dauphin dachte nicht im Traum daran, den verhassten Rivalen künftig als gleichwertigen Partner zu betrachten. Auf einer Brücke nahe der französischen Ortschaft Montereau gerieten die beiden heftig aneinander – und am Ende weilte Johann Ohnefurcht nicht mehr unter den Lebenden. Und jeder im Land wusste nun: Die Angehörigen des Ermordeten – die Armagnacs – würden diese heimtückische Tat nicht ungesühnt lassen. Und das taten sie auch nicht. Zwar kam es zu keinem blutigen Racheakt, aber immerhin zu einer Vereinbarung, die gleichermaßen den Todesstoß für den jungen Thronfolger Karl bedeutete: Er wurde von seinen eigenen Eltern enterbt. Das geschah im Vertrag von Troyes, der am 20. Mai 1420 im gleichnamigen Ort mit Billigung der Königsgattin Isabeau unterzeichnet wurde. Dieser Vertrag sah Folgendes vor: Katharina, die Tochter Karls des Wahnsinnigen, sollte den englischen König Heinrich V. heiraten, und dieser sollte fortan der rechtmäßige Erbe der französischen Krone sein! Und nicht nur er, sondern auch seine männlichen Nachkommen sollten künftig den französischen Thron besitzen! Und der Dauphin Karl? Den erklärte Isabeau kurzerhand für unehelich gezeugt – und schloss ihren eigenen Sohn damit für alle Zeiten von der Thronfolge aus!

Kapitel 4: Zwei tote Könige

Frankreich sollte also von nun an der englischen Krone unterstehen. Der geprellte Dauphin, der sich von seiner eigenen Mutter enterbt sah, wollte sich mit diesem Thronraub durch die Hintertür natürlich nicht abfinden. Nur: Was sollte er tun?

Doch noch während der junge Karl über seine Möglichkeiten nachdachte und der englische König Heinrich V. seine Krönung in Paris plante, mischte das Schicksal die Karten neu. Im Dezember 1421 kam der ersehnte männliche Erbe des englischen Königs zur Welt, einige Monate später aber starb King Henry V. an der Ruhr, und kurz darauf segnete auch Karl der Wahnsinnige das Zeitliche. Nun hatten weder England noch Frankreich einen amtierenden König. Und Königin Isabeau hatte ihre mächtigen Verbündeten verloren und musste bei Nacht und Nebel aus Paris nach Burgund flüchten.

Wer also sollte künftig über Frankreich herrschen? Laut Vertrag und Titel der erst wenige Monate alte Sohn von Heinrich V.: Heinrich VI.. Doch der von seinen eigenen Eltern enterbte Dauphin Karl beharrte auf seinem Anspruch, der rechtmäßige König von Frankreich zu sein! Nach dem Tod seines Vaters im Herbst 1422 ließ sich der Dauphin in Bourges, wohin er vor der Rache der Armagnacs geflohen war, als Karl VII. zum neuen König ausrufen. Plötzlich hatte Frankreich also zwei Könige! Allerdings: Gott selbst schien in jenen Tagen eine ganz andere Person dazu auserwählt zu haben, das Schicksal Frankreichs zu wenden: Ein Mädchen namens Johanna sollte den Verlauf des Hundertjährigen Krieges maßgeblich beeinflussen.

Zusammenfassung

Erstens: Kurz nach der berühmten Schlacht von Azincourt rückte der 14-jährige Karl zum Thronerben Frankreichs auf. Dieser einzige noch lebende Sohn Karls des Wahnsinnigen wollte die Macht seiner Mutter Isabeau beschneiden und verbannte sie kurzerhand aus Paris. 

Zweitens: Die vertriebene Königsgattin wollte ihr Schicksal nicht so einfach hinnehmen. Sie verbündete sich mit ihrem Erzfeind Johann Ohnefurcht, um mit diesem gemeinsam die Macht über Frankreich zurückzuerlangen. 

Drittens: Inzwischen drohte ein neuer Krieg mit England, also verabredeten sich Johann und der junge Karl dazu, ein Bündnis gegen England zu schließen. Dazu aber kam es nicht mehr, denn Karl ließ Johann ermorden.

Viertens: Eine Folge dieses Mordes war der Vertrag von Troyes, der 1420 zwischen England und Frankreich geschlossen wurde. Er schloss den Dauphin Karl von der Thronfolge aus und bestimmte Heinrich V. zum künftigen Erben des französischen Throns.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. In welchem Vertrag wurde 1420 eine neue Thronfolge für Frankreich festgelegt?
    1. A) Vertrag von London  
    2. B) Vertrag von Rapallo 
    3. C) Vertrag von Shrewsbury
    4. D) Vertrag von Troyes
  2. Welcher englische König wurde durch den Vertrag von Troyes auch Thronfolger Frankreichs?
    1. A) Heinrich V.
    2. B) Heinrich IV.
    3. C) Richard II.
    4. D) Heinrich Tudor
  3. Welches Familienmitglied erklärte den französischen Dauphin Karl im Jahr 1420 für unehelich und schloss ihn damit von der Thronfolge aus?
    1. A) Seine Schwester Katharina
    2. B) Sein Vater Karl VI.
    3. C) Sein Bruder Falstaff
    4. D) Seine Mutter Isabeau
  4. Mit wem schloss sich die Königsgattin Isabeau nach ihrer Verbannung aus Paris zusammen?
    1. A) Johann Ohnefurcht
    2. B) Ludwig von Valois
    3. C) König Richard III.
    4. C) Papst Paschalis II.
  5. Welchen besonderen Titel trug in Frankreich der männliche Thronerbe eines amtierenden Königs? 
    1. A) Prince of Wales
    2. B) épouse de roi
    3. C) Dauphin
    4. D) Junger König
  6. Welcher berühmte Dichter und Dramatiker hat im späten 16. Jahrhundert das Leben und Wirken mehrerer englischer Könige in seinen Historiendramen aufgegriffen?
    1. A) Frederick Lollards
    2. B) William Shakespeare
    3. C) Henry Fielding
    4. D) Thomas Morus
  7. Welcher König des 15. Jahrhunderts litt an einer Geisteskrankheit und trug den Beinamen „der Wahnsinnige“?
    1. A) Karl VI.
    2. B) Eduard III.
    3. C) Richard Plantagenet
    4. D) Heinrich V.

Richtige Antworten: 
1. D) Vertrag von Troyes
2. A) Heinrich V.
3. D) Seine Mutter Isabeau
4. A) Johann Ohnefurcht
5. C) Dauphin 
6. B) William Shakespeare 
7. A) Karl VI.

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