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Jungfrau von Orleans

Dieses Mädchen gewann einen Krieg
Das Bild zeigt eine Frau in Rüstung mit einem Banner, die die Jungfrau von Orleans darstellt, umgeben von Soldaten und einer Burg im Hintergrund. Ihr Blick ist entschlossen nach vorne gerichtet.
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Intro

Königin Isabeau war auf der Flucht und ihr Sohn Karl ein König ohne Krone – wie sollte es mit Frankreich nun weitergehen? Im Jahr 1429 schien Gott selbst in den Hundertjährigen Krieg eingreifen zu wollen. In dieser Story erfährst du, wie die mysteriöse Jungfrau von Orléans die sieggewohnten Engländer das Fürchten lehrte.

Kapitel 1: Der letzte Pfeil

Das Kampfgeschrei hinter dem englischen Bogenschützen wird immer lauter, doch das interessiert den wütenden Soldaten momentan am Allerwenigsten. Einen Pfeil nach dem anderen schießt er auf den jungen französischen Fahnenträger ab, doch dieser verdammte Bengel muss einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben: Jedes einzelne seiner tödlichen Geschosse ist bisher haarscharf an der schmalen Gestalt vorbeigeflogen, die mit wehendem Banner die ganze Zeit an vorderster Front kämpft. Nur noch einen einzigen Pfeil hat der Engländer in seinem Köcher stecken. Jetzt geht es um alles oder nichts. Der Engländer atmet noch einmal tief durch und legt sein letztes Geschoss auf den Langbogen. Er nimmt all seine Konzentration zusammen, spannt die tödliche Waffe und zielt auf das Herz des jungen Franzosen. Der Pfeil schwirrt – und trifft. Mit einem spitzen Aufschrei stürzt der Bannerträger vom Pferd. Dem Engländer entfährt ein Ausruf der Siegesfreude, während er auf sein Opfer zurennt. Das feindliche Banner – eine ehrenvolle Beute! Doch als er den Körper des Jungen auf den Rücken dreht, verschlägt es dem Bogenschützen den Atem. Denn nun endlich erkennt er, wen sein Pfeil getroffen hat...

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Kapitel 2: Ein Land, zwei Thronerben

Es war ein 17-jähriges Mädchen namens Jeanne d’ Arc, die an diesem Mai-Tag des Jahres 1429 vor der belagerten Stadt Orléans ihre erste große Schlacht schlug. Der englische Pfeil hatte sie nur in die Schulter getroffen, und es heißt, dass die Jungfrau ihr Banner aufhob, sich wieder aufs Pferd helfen ließ und weiterkämpfte. Einen Tag später zogen die Engländer ab – und die außergewöhnliche Kriegerin erhielt den Namen, unter dem sie zur Nationalheldin Frankreichs aufsteigen sollte: die „Jungfrau von Orléans“.

Jeanne war die Tochter des wohlhabenden Bauern Thibaut d’Arc aus Domrémy an der Maas. Sie wurde in schwere Zeiten hineingeboren. Der englische König Heinrich V. hatte die Normandie in englische Hand gebracht, war aber verstorben, bevor er sich zum König von Frankreich krönen lassen konnte. Im selben Jahr starb auch Karl VI., genannt der Wahnsinnige. Nun kam der Vertrag von Troyes zur Geltung, in welchem sich der Herzog von Burgund aus Rache für den Mord an seinem Vater Johann Ohnefurcht und mit Billigung der französischen Königsgattin Isabeau mit dem englischen König verbündet hatte. Nach diesem Vertrag wurde der kleine Sohn des verstorbenen Heinrich auch König von Frankreich – ein erst wenige Monate alter Säugling. Doch der enterbte und von seiner eigenen Mutter zum Bastard erklärte Dauphin Karl errichtete in Bourges eine Gegenregierung und beherrschte von dort aus weite Gebiete Mittel- und Südfrankreichs. Er nannte sich Karl VII. Allerdings war er ein schwacher Kriegsherr. Während die Engländer systematisch ihre Machtposition auf dem Festland verbesserten, blieb Karl passiv. Und legitimer König von Frankreich würde er erst dann sein, wenn er in der Kathedrale von Reims gesalbt und gekrönt war. Doch Reims befand sich in der Hand der Engländer!

Denn sie und ihre Verbündeten aus dem Hause Burgund hatten den kompletten Nordosten Frankreichs in ihrer Gewalt, inklusive der Hauptstadt Paris. Und sie stießen immer wieder über die Loire in den Südwestteil des Landes vor. Seit 1428 belagerten die Engländer auch noch die Stadt Orléans. Deren Einwohner hatten den Angriffen bisher standgehalten, doch wie lange konnte das gutgehen? Karl durfte nicht zulassen, dass auch noch diese strategisch wichtige Stadt in die Hände der Engländer fiel! Doch er wusste, dass er ein Wunder brauchen würde, um den Belagerungsring zu sprengen. Und dieses Wunder, wenn man es denn so nennen will, geschah tatsächlich...

Kapitel 3: Göttliche Visionen

Waren es bisher verwegene Ritter und Waffenknechte, die für den König in die Schlacht zogen, sollte Karl VII. Anfang des Jahres 1429 Unterstützung von ganz anderer Seite bekommen. Karl hatte schon von diesem außergewöhnlichen Mädchen gehört, von dieser Jeanne – im Deutschen besser bekannt als die heilige Johanna. Sie behauptete, göttliche Visionen zu haben. Unter normalen Umständen hätte sich wohl kein Mensch für sie interessiert, doch im Falle Karls lag das Ganze ein wenig anders – denn die mysteriösen Eingebungen des Mädchens betrafen einzig ihn selbst! Er sollte es sein, der Orléans von den Engländern befreien würde, und ihm sollte in Reims die Königskrone auf das Haupt gesetzt werden – vorausgesetzt, die junge Johanna dürfte ihn auf seinem großen Befreiungsfeldzug an vorderster Front begleiten! Ob bei Karl nun der Aberglaube überwog oder ob seine Gier nach der Königskrone schon so groß war, dass ihm jeder Versuch recht war: Er ließ die junge Johanna tatsächlich von zwei Rittern, Bertrand de Poulengy und Jean de Metz, zu seinem Hof in die Stadt Chinon bringen. Hier wollte er sie prüfen und mehr über ihre göttliche Mission in Erfahrung bringen. Johanna musste hochrangigen Geistlichen Rede und Antwort stehen und ihre Jungfräulichkeit untersuchen lassen. Denn nur eine Jungfrau konnte nach dem damaligen Weltbild den Einflüsterungen des Teufels widerstehen!

Was dann geschah, machte die ganze Sache allerdings noch viel rätselhafter: Angeblich zogen sich Johanna und Karl nach einer ersten Unterredung in eines seiner Zimmer zurück, wo die Jungfrau ihm ein geheimes Gotteszeichen offenbart haben soll. Bis heute kann niemand sagen, was Karl in jenen Stunden tatsächlich gespürt oder gesehen hat, doch sein Entschluss stand von diesem Zeitpunkt an fest: Johanna würde in seinem Namen Orléans den Engländern entreißen...

Kapitel 4: Die Frau in Männerkleidern

Am 8. Mai 1429 ritt Johanna mit dem Lilienbanner der französischen Könige in der Hand als Siegerin in Orléans ein. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit müssen Karls Soldaten im Kampf geradezu beflügelt haben: Angestachelt von den Predigten Johannas nahmen sie eine englische Bastion nach der anderen ein. In der Schlacht bei Patay nahm die Kriegerin mit dem Lilienbanner den englischen Feldherrn John Talbot gefangen.

Der Feldzug Johannas brachte die entscheidende Wende im Hundertjährigen Krieg. Ihre erste Vision hatte sich bis ins Detail erfüllt. Und am 14. Juli desselben Jahres erfüllte sich auch die zweite: In der Kathedrale von Reims wurde Karl zum neuen französischen König gekrönt und durfte sich nun ganz offiziell Karl VII. nennen. Johanna selbst hatte leider nicht so viel Glück. Gut ein Jahr nach der erfolgreichen Befreiung von Orléans fiel sie vor Paris in die Hände der Engländer. Und in deren Augen konnte eine Frau, die Männerkleider trug und wie ein Mann kämpfte, nur eine Hexe sein. Wochenlang wurde Johanna in die Mangel genommen, sie sollte endlich zugeben, dass nicht Gott, sondern der Teufel sie auf dem Schlachtfeld geleitet hatte. Doch die Jungfrau von Orléans blieb ihrer Überzeugung treu. Karl VII. rührte übrigens keinen Finger für ihre Rettung. Denn hätte der jungen Frau tatsächlich ein Pakt mit dem Teufel nachgewiesen werden können, dann wäre Karl VII. seine frisch gewonnene Königskrone wohl gleich wieder los gewesen. Nur ein Ritter namens Étienne de Vignolles, genannt La Hire, versuchte 1431, seine verehrte Heerführerin aus Rouen zu befreien. Ohne Erfolg. Johanna wurde schließlich wegen Ketzerei verurteilt – hatte sie doch schändlicherweise Männerkleider getragen. Außerdem wurde sie des Mordes schuldig gesprochen. Denn da sie als Frau offiziell gar nicht in den Krieg ziehen durfte, wurden alle Männer, die sie in den Schlachten geschlagen hatte, zu Mordopfern erklärt. Am 30. Mai 1431 starb Johanna von Orléans in Rouen auf dem Scheiterhaufen.

Würden die Engländer nun erneut die französische Königskrone an sich reißen? Oder würde am Ende Frankreich triumphieren? Der Hundertjährige Krieg steuerte auf seine letzte Schlacht zu...

Kapitel 5: Mythos Jeanne d’Arc

In der französischen Geschichte gilt Johanna als Nationalheldin und Märtyrerin zugleich. Sie starb als angebliche Ketzerin auf dem Scheiterhaufen. Fast 20 Jahre später bemühte sich König Karl doch noch um ihre Rehabilitierung und ließ den Prozess von 1431 neu aufrollen. In der Kathedrale von Notre-Dame wurde das Urteil der Inquisition widerrufen. Jean d’Arc sei unschuldig verurteilt worden und eine Märtyrerin, hieß es nun.

Der deutsche Dichter Friedrich Schiller griff die historischen Ereignisse in seinem Drama „Die Jungfrau von Orleans – Eine romantische Tragödie“ auf. Zur Zeit der Weimarer Klassik war diese Tragödie eines der am häufigsten gespielten Stücke, im Blankvers und mit viel dichterischer Freiheit verfasst: Bei Schiller fällt die Gotteskriegerin in der Schlacht, und die Figuren des mysteriösen „Schwarzen Ritters“ und des Lionel Montgomery gibt es nur in Schillers Drama, nicht aber als historische Personen. Nur der „Graf Dunois”, den gab es tatsächlich, auch wenn er seinen Grafentitel erst später bekam: Jean de Dunois war einer der großen französischen Heerführer im Hundertjährigen Krieg. Er verteidigte die belagerte Stadt Orléans bis zum Eintreffen von Johannas Heer und wurde ihr Waffengefährte. Schillers Werk zeichnet sie als romantisch verklärte Wundertäterin, als Sagengestalt ähnlich wie der Freiheitskämpfer Wilhelm Tell. Beide verbindet die unabdingbare Treue zu ihren Idealen.

Zusammenfassung

Nachdem Frankreichs König Karl der Wahnsinnige verstorben war, rief sich dessen einziger Sohn als Karl VII. zum neuen Herrscher aus. 

Ab 1428 belagerten die Engländer die wichtige französische Stadt Orléans. Ein Bauernmädchen namens Johanna sagte aufgrund ihrer göttlichen Visionen die Befreiung der Stadt durch Karl VII. voraus.

Dies gelang tatsächlich. Karl VII. wurde in Reims offiziell zum neuen König Frankreichs gekrönt. Johanna hingegen wurde von den Engländern auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Als Jungfrau von Orleans ist sie zur Nationalheldin Frankreichs geworden.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Unter welcher Bezeichnung rief sich der Thronerbe von Karl dem Wahnsinnigen zum neuen König Frankreichs aus?
    1. A) Karl V.
    2. B) Karl VII.
    3. C) Karl VIII.
    4. D) Karl IV.
  2. Welche wichtige französische Stadt belagerten die Engländer ab dem Jahre 1428?
    1. A) Paris
    2. B) Bordeaux
    3. C) Marseille
    4. D) Orléans
  3. In welcher Stadt wurden im 15. Jahrhundert die französischen Könige gekrönt?
    1. A) Reims 
    2. B) Orléans
    3. C) Paris 
    4. D) Versailles
  4. Unter welchem deutschen Namen ist Jeanne d’Arc bekannt?
    1. A) Isabell von Anjou
    2. B) Johanna von Orléans
    3. C) Agnes Sorel  
    4. D) Marie Raimond
  5. In welchem Jahr wurde die Jungfrau von Orléans hingerichtet? 
    1. A) 1431
    2. B) 1453
    3. C) 1417
    4. D) 1424
  6. Welches Schiller-Drama spielt im 15. Jahrhundert zur Zeit des Hundertjährigen Kriegs?
    1. A) Kabale und Liebe
    2. B) Die Jungfrau von Orleans
    3. C) Maria Stuart
    4. D) Die Braut von Messina

Richtige Antworten: 
1. B) Karl VII. 
2. D) Orléans
3. A) Reims 
4. B) Johanna von Orléans
5. A) 1431
6. B) Die Jungfrau von Orleans

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