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Mondscheinsonate

Für das Mädchen, das den Mondschein nicht sehen kann
Das Bild zeigt eine Illustration von Beethoven, der Klavier unter einem nächtlichen Himmel mit einem vollen Mond spielt. Der Stil der Zeichnung ist dramatisch, mit Beethoven im Profil und dem Mondlicht, das seine Silhouette erhellt.
Mondscheinsonate
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Intro

Sie ist die wohl bekannteste Klaviersonate aller Zeiten. Hinter ihrer Entstehung stehen ein einsamer Komponist und die Geschichte einer unerfüllten Liebe. Nach dieser Story weißt du, was eine Sonate eigentlich ist, woher die Mondscheinsonate ihren Namen hat und warum Ludwig van Beethoven noch immer von Geheimnissen und Legenden umgeben ist.

Kapitel 1: Das Mädchen im Mondschein

Der junge Komponist spaziert in einer mondhellen Nacht durch die menschenleeren Straßen Wiens. Ein Gefühl der Einsamkeit plagt seine Seele. Da hört er aus einer Seitenstraße eine Melodie, die er kennt. Es ist ein Klavierwerk, das er selbst komponiert hat. Er folgt dem Klang und gelangt schließlich zu einem ärmlichen Haus. Von Neugier getrieben, geht er hinein. Was er erblickt, rührt sein Herz: Ein blindes Mädchen sitzt am Klavier und spielt voller Hingabe und Klarheit seine Lieder. Den stillen Zuhörer bemerkt es nicht. Das Gesicht des Mädchens ist in das silbern schimmernde Licht des Mondes getaucht, das sogar die Töne zu umhüllen scheint. Gebannt von diesem Bild, fasst der Komponist einen Entschluss:

„Ich will ihr den Mondschein spielen, den zu sehen ihr nicht vergönnt ist.“

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Kapitel 2: Die fantasierte Sonate

Ein schwerhöriger Komponist trifft auf ein blindes Klavier spielendes Mädchen – und ist fest entschlossen, den Mondschein für sie hörbar zu machen. So lautete die wohl populärste Geschichte, die im 19. Jahrhundert über die Entstehung der Mondscheinsonate erzählt wurde. Und sie klingt eigentlich viel zu gut, um wahr zu sein. Tatsächlich ist bis heute ungeklärt, ob Beethoven beim Schreiben der Sonate von einem Mädchen im Mondschein inspiriert wurde. Denn: Den Namen „Mondscheinsonate“ erhielt das um 1800 entstandene Werk erst nach Beethovens Tod. Der Musikschriftsteller Ludwig Rellstab soll diesen Namen ins Spiel gebracht haben, weil er in seiner Erinnerung das Stück mit einer nächtlichen Bootsfahrt auf dem Vierwaldstätter See verband. In dessen literarischem Werk ist dieser Beiname nicht überliefert, er findet sich jedoch in einer Biografie aus dem Jahr 1840 unter Sonate Cis-moll Op. 27. No. 1. (Mondscheinsonate). Zu Beethovens Lebzeiten trug das Stück den Beinamen „Laubensonate“, weil der Komponist den ersten Satz in einer Laube, noch improvisierend, gespielt haben soll.

Der berühmte Anfang der Mondscheinsonate ist der erste von drei Sätzen aus Beethovens Klaviersonate Nr. 14 cis-Moll. Beethoven selbst gab seiner Komposition den Beinamen „Sonata quasi una Fantasia“ – zu Deutsch „Sonate gleich einer Fantasie“. Italienisch war die universelle Sprache der klassischen Musik. Und als „Fantasie“ werden in der Klassik Kompositionen bezeichnet, die keiner festen Form folgen. Denn normalerweise hat eine Sonate eine solch feste und vorgegebene Form. Besteht die Sonate aus drei Sätzen, gilt der klar geregelte Ablauf: schneller Anfang, langsamer Mittelteil, sehr schnelles Ende.

Eine Sonate sollte also niemals mit einem langsamen Teil beginnen. Oder wie es in der Popmusik heißen würde: Das Album beginnt niemals mit einer Ballade – bis Beethoven kam.

Kapitel 3: Wenn die Einsamkeit hörbar wird

Sein Aufbau lautete: langsam (Adagio) – schneller (Allegretto) – am schnellsten (presto agitato). Im letzten Satz findet sich die Melodie des ersten wieder. Und dort explodiert sie nahezu in einem hochdramatischen Finale. 

Der in Bonn geborene Beethoven war ein Meister der Dramaturgie. In seiner Sonata No. 14 cis-Moll verläuft die Spannungskurve steil bergauf. Es ist jedoch der langsame Eröffnungssatz der Klaviersonate Nr. 14, der das Publikum sofort fesselt. Er gehört zu den bekanntesten klassischen Musikstücken überhaupt. Und selbst beim Aufbau dieses ersten Satzes löste sich Beethoven von klassischen Formvorgaben. Ähnlich ungewohnt käme uns heute ein Radio-Hit ohne Strophe und Refrain vor. Eben „gleich einer Fantasie“, wie es Beethoven formulierte, frei und fließend, schreitet die Musik stetig voran und scheint doch stehenzubleiben. 

Der ruhige Beginn der Mondscheinsonate hat eine einnehmende Wirkung. Die Zeit steht, der Raum füllt sich mit einer leichten Melancholie. Und wie aus dem Nichts erhebt sich plötzlich eine Melodie. Der Pianist Igor Levit erklärte dazu passend: „Das ist die menschliche Stimme. Das andere ist Atmosphäre – im Grunde genommen: in Musik gesetzte Einsamkeit“.

Tatsächlich wird das Gefühl der Einsamkeit in der Mondscheinsonate hörbar: Die Töne des Klaviers folgen schleppend und verzögert aufeinander und klingen lange im Raum nach. Diese Spielweise wird auch als „sostenuto“ bezeichnet; die Spielanweisung lautet demnach: Adagio sostenuto. Mit ihr erhält die Klaviersonate ihren durchgehend tragenden und sphärischen Klang. Die Melodie schwebt über tiefe Bässe und taucht zeitweise sogar in diesen dunklen Abgrund der Einsamkeit ein. Die äußere Leere wird zur inneren Leere.

Isolation und Einsamkeit bestimmten das Leben Beethovens. Aufgrund seines zunehmenden Gehörverlustes fiel ihm die Kommunikation mit Menschen immer schwerer. Lange Zeit versuchte er, seine Schwerhörigkeit zu verheimlichen und zog sich zurück. Auch in der Liebe schaffte der einsame Beethoven es nicht, Nähe aufzubauen.  

Die Klaviersonate widmete er seiner Klavierschülerin Giulietta Guicciardi. Der Musiker hielt um ihre Hand an, bekam aber von der adeligen Familie eine Abfuhr. Beethoven verkehrte zwar oft in gehobenen Kreisen, gehörte selbst aber dem Bürgertum an. Eine eheliche Verbindung mit einer Frau des Adels war zu jener Zeit kaum möglich. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Beethoven aufgrund seiner sozialen Stellung abgelehnt wurde.

Kapitel 4: Unsterbliche Geliebte

Das Bild des einsamen Komponisten, der trotz seines Schicksals weiterkämpft, machte Beethoven zur Identifikationsfigur des Bürgertums. In dieser von der Französischen Revolution geprägten Zeit verkörperte er nicht nur das Leid, sondern auch den kämpferischen Willen, sich aus der Machtlosigkeit zu befreien. Sein Image als launischer Rebell beflügelte den Mythos um seine Person noch. Das Rätsel um seine geheimen Liebschaften gehörte seit jeher dazu. Nach Beethovens Tod fand sich ein Brief, den Beethoven im Jahre 1812 verfasst hatte. Die Adressatin nannte er darin „meine unsterbliche Geliebte“. Weiter schrieb er:

 „Leben kann ich entweder nur ganz mit Dir oder gar nicht, ja ich habe beschlossen, so lange herumzuirren, bis ich in Deine Arme fliegen kann.“ 

Wer die „unsterbliche Geliebte“ war, ist bis heute nicht geklärt. Als eine mögliche Adressatin des Briefes gilt Josephine Brunsvik, eine Klavierschülerin Beethovens. Der hoffnungslos verliebte Komponist unterhielt wohl jahrelang eine geheime Beziehung zu ihr. Doch sie kam nicht nur aus adeligem Hause, sondern war auch noch verheiratet und hatte Kinder. Niemand durfte also von dieser Beziehung erfahren.

Neun Monate nach einem Treffen zwischen Beethoven und Josephine in Prag wurde ein Mädchen geboren. War es das uneheliche Kind Beethovens, das anonym in der Adelsfamilie aufwuchs? Oder ist dies nur eine weitere Legende um den Künstler? Wie dem auch sei: Das Mädchen unterschied sich durch seine robuste Art von all seinen Geschwistern, hatte großes musikalisches Talent und soll große Ähnlichkeit mit Beethoven gehabt haben. Ihr ungewöhnlicher Name lautete Minona oder – rückwärts gelesen – Anonim.  

Beethoven verliebte sich oft in adelige Frauen, doch sein gesellschaftlicher Rang stand ihm stets im Wege. Als Bürgerlicher hatte er keinen Zutritt in die adelige Gesellschaft, auch wenn er als Komponist und Pianist noch so angesehen war. Und so groß seine Sehnsucht nach Liebe wurde, so groß wurde auch seine Abneigung gegen jene Adelskreise, die ihm das Leben und Lieben erschwerten. In seinem Stück „Für Elise“ wird dieser Teufelskreis der Gefühle hörbar.

Zusammenfassung

  • Eine Sonate ist eine instrumentale Komposition aus drei bis vier Sätzen. Sie folgt normalerweise einem klaren Schema: schneller Anfang, langsamer Mittelteil, sehr schnelles Ende. 

  • Beethoven aber brach mit diesen Regeln und begann seine Klaviersonate Nr. 14 cis-Moll mit einem langsamen Satz.

  • Der Name „Mondscheinsonate“ (engl.: Moonlight Sonata) stammt nicht von Beethoven selbst. Der Musikschriftsteller Ludwig Rellstab soll diesen Namen geprägt haben, weil er den ersten Satz gedanklich mit einer nächtlichen Bootsfahrt auf einem See verband. 

  • Die Klaviersonate Nr. 14 cis-Moll wird als künstlerischer Ausdruck der Einsamkeit Beethovens interpretiert. Sein zunehmender Rückzug aus der Öffentlichkeit, sein Image als launischer Rebell und geheime Liebschaften befeuerten andererseits den Mythos um seine Person.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wer komponierte die „Mondscheinsonate“?
    1. A) Frédéric Chopin
    2. B) Franz Schubert
    3. C) Wolfgang Amadeus Mozart
    4. D) Ludwig van Beethoven
  2. Wer war Ludwig van Beethovens „unsterbliche Geliebte“?
    1. A) Adressatin eines Briefes
    2. B) Seine Musik
    3. C) Deutschland 
    4. D) Elise Schachner
  3. Was ist eine Sonate? 
    1. A) Eine zweiteilige Ballade
    2. B) Ein Gesangsstück der Oper
    3. C) Ein mehrteiliges Instrumentalstück
    4. D) Teil einer Sinfonie
  4. Der Name „Mondscheinsonate“ stammt nicht von Beethoven. Der Komponist nannte sein Werk „Sonata quasi una Fantasia“, zu Deutsch „Sonate gleich einer Fantasie“. Warum?
    1. A) Er improvisierte das gesamte Stück
    2. B) Er gestaltete den klassischen Aufbau einer Sonate neu
    3. C) Er wollte den verträumten Charakter hervorheben
    4. D) Er spielte auf ein Gedicht Friedrich Schillers an
  5. Warum hatte Ludwig van Beethoven kein Glück in der Liebe?
    1. A) Er war zu schüchtern
    2. B) Er konnte keine Kinder zeugen
    3. C) Er war immer auf Reisen 
    4. D) Er verliebte sich in Frauen; die für ihn unerreichbar waren 

Richtige Antworten: 
1. D) Ludwig van Beethoven
2. A) Adressatin eines Briefes 
3. C) Ein mehrteiliges Instrumentalstück
4. B) Er gestaltete den klassischen Aufbau einer Sonate neu 
5. D) Er verliebte sich in Frauen; die für ihn unerreichbar waren

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