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Pastorale

Hier ist jedes Instrument ein Echo der Natur
Das Bild zeigt eine junge Person, die auf einem Felsen sitzt und über eine ländliche Landschaft mit einem Fluss und einer Stadt im Sonnenuntergang blickt, was thematisch zu Beethovens 6. Sinfonie, der Pastorale, passen könnte.
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Intro

Ludwig van Beethovens 6. Sinfonie, die sogenannte „Pastorale“, ist eine Hommage an die Natur. Denn draußen im Freien – fernab der Stadt Wien – schöpfte der kränkliche Komponist Kraft und Inspiration. Nach dieser Story weißt Du, welche zukunftsweisende Botschaft in der Sinfonie steckt und was das Werk mit heutiger Chill-out-Musik gemein hat.

Kapitel 1: Sinfonie der Natur

Das Licht ist hier anders. Es bricht und fällt, ganz warm, ganz weich. Ein zarter Wind bewegt die Blätter der Bäume. Es riecht nach Frühling, nach Hoffnung und Zuversicht. Ludwig van Beethoven streift durch die ländliche Umgebung Wiens. All die Sorgen seines Stadtlebens fallen von ihm ab. Hier fühlt er sich frei und verbunden. Hier findet er Inspiration. Er greift in seine Tasche und schreibt eine Melodie auf ein Notenblatt. Auf einem anderen Blatt notiert er seine Gedanken wie eine Art Appell an sich selbst: „Mein Dekret: nur im Lande bleiben. Mein unglückseliges Gehör plagt mich hier nicht. Ist es doch, als ob jeder Baum zu mir spräche auf dem Lande: heilig, heilig!“ 

Beethoven faltet das Papier zusammen und steckt es zurück in seine Tasche. Vergnügt summt er eine Melodie. Und die Vögel, Bäche und Bäume um ihn herum singen mit.

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Kapitel 2: Zurück zu den Wurzeln

Beethoven war ein Naturliebhaber. Er wanderte gern und spielte oft mit dem Gedanken, von der Stadt aufs Land zu ziehen. Aus seinen Streifzügen durch Wälder und Wiesen zog er Kraft und Inspiration für seine Werke. Dort draußen in der Natur kam ihm die Idee für seine Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68, die den Beinamen „Pastorale“ trägt. Sie sollte die Eindrücke eines Stadtmenschen in ländlicher Umgebung zum Ausdruck bringen – den Weg zurück zu den eigenen Wurzeln.

Die Bezeichnung „Pastorale“ leitet sich von „Pastor“ ab, was ursprünglich „Hirte“ bedeutet. Wir kennen den Begriff aus dem kirchlichen Zusammenhang – für den Seelsorger in einer Pfarrei – oder eben im altüberlieferten Sinne für den Hirten, der mit seinen Tieren den ganzen Tag in der Natur ist. In diesem Sinne ist die Pastorale auch eine musikalische Liebeserklärung an die Natur. Und das Orchester erzeugt in Beethovens Sinfonie Nr. 6 eine ganze Fülle an Naturklängen, vom sanften Plätschern eines Baches bis zum heftigen Gewitter. Jeder Satz der Sinfonie trägt einen naturbezogenen Namen.

Der erste Satz (Allegro ma non troppo) trägt den Titel „Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“. Der Stadtmensch kommt also in der Natur an. Glückshormone werden freigesetzt – im Menschen und in der Musik. Die ständigen Wiederholungen der Hauptmelodie lassen das Zeitgefühl schwinden. Beethoven beschreibt einen friedvollen Rückzugsort, Mensch und Natur sind im Einklang.

Kapitel 3: Bilder im Kopf

Im zweiten Satz (Andante molto moto) ist der Stadtmensch endgültig inmitten der idyllischen Landschaft angekommen. Wir entdecken einen Bach, dem wir uns vorsichtig nähern. Die schnellen, aber sanften Rhythmusbewegungen der Violinen, Bratschen und Celli imitieren das Plätschern des Wassers.

Beethoven war im Grunde kein Freund davon, vorzuschreiben, welche Bilder seine Musik beim Hörer erzeugen sollte. Er kritisierte die sogenannte Programmmusik und deren Tonmalerei, mit der andere Komponisten durch ihre Musik konkrete Bilder erzeugen wollten. Und doch gibt es kaum Werke von Beethoven, in denen er so bildlich wird wie in seiner Pastorale. Immer wieder hören wir Instrumente, die ganz bestimmte Naturgeräusche imitieren. Die Nachtigall wird von einer Flöte, die Wachtel von einer Oboe und der Kuckuck von zwei Klarinetten nachgeahmt. Beethoven hat ihre Namen ausdrücklich in den Noten vermerkt.

In seiner Pastorale setzte er ganz ähnliche Mittel ein, wie wir sie heute in verschiedenen Musikrichtungen zur Entspannung wiederfinden – sei es Chill-out, Ambient oder New Age. Diese Melodien sind oft mit Naturgeräuschen und sanft schwebenden Klangteppichen unterlegt. Ihre Schwingungen wirken beruhigend. 

Auch Beethoven war sich dieser Wirkung bewusst. In seiner Pastorale sind es langgehaltene Streicherklänge, die die gesamte Sinfonie untermalen. In den Tiefen erklingt ein sogenannter Bordun – was im Italienischen so viel heißt wie „Brummbass“. Ein schwebender, tiefer Ton, der eine Melodie unterlegt wie ein tiefer Synthesizer in heutiger Entspannungsmusik. In der Pastorale erzeugen tiefe Streicher den Bordun. Dieser Klangteppich schafft eine wohlige und wärmende Atmosphäre.

Kapitel 4: Das einfache Leben

Beethoven lebte zu Beginn des Industriezeitalters. Mit dem städtischen Fortschritt, dem Lärm und der Hektik wuchs die Sehnsucht nach dem vermeintlich idyllischen einfachen Leben auf dem Lande. Der dritte Satz (Allegro) greift diese Sehnsucht auf. Unter dem Titel „lustiges Zusammensein der Landleute“ versetzt er den Stadtmenschen mitten in eine ländliche Feier.

Das Orchester spielt wie eine ländliche Musikkapelle, die zum Tanz auffordert. Es wird gefeiert, bis die Harmonien sich verdüstern und bebende Bässe wie ein ferner Donner zu hören sind. Der Übergang zum vierten Satz ist fließend. Er trägt den Namen: „Gewitter, Sturm“. Wie Regentropfen tänzeln die Violinen als Vorboten des nahenden Gewitters. Die Bedrohung wird hörbar, schließlich bricht das Unwetter aus. Das Orchester geht an seine Grenzen: Blitze zischen, Donner kracht, während stürmische Böen über das Land fegen. Rette sich, wer kann!

Beethoven scheint hier mehr als ein Unwetter komponiert zu haben. Die Passage greift Elemente aus der Musik der Französischen Revolution auf, für deren Ideale er sich begeisterte. Wie so oft erinnerte Beethoven an die schöpferische Kraft des Menschen, seine Welt mitzugestalten. Der Gewittersturm hat etwas Reinigendes und symbolisiert den Aufbruch in eine neue Welt. 

Für gewöhnlich ist eine Sinfonie nach einem gewaltigen vierten Satz zu Ende, doch in der Pastorale machte Beethoven zum ersten und letzten Mal eine Ausnahme: Er ließ einen fünften Satz folgen und gestaltete diesen ganz entgegen damaliger Mode sanft und lyrisch. Die Flöte kündigt die ersten Sonnenstrahlen nach dem abgezogenen Gewitter an. Der Himmel klart auf – und verheißt einen Neuanfang.

Kapitel 5: Der dankbare Mensch

Dieser fünfte Satz (Allegretto) trägt den Titel „Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm“. Am Ende dieser Sinfonie steht also kein jubelnder Held, der den Sturm besiegt hat, sondern der bescheidene, dankbare Mensch im Einklang mit der Natur. Beethovens Pastorale war ein Appell an die Menschen, ihre Zukunft im Gleichklang mit der Umwelt zu gestalten. Eine Botschaft, die aktueller nicht sein könnte.

Beethovens Sechste wurde am 22. Dezember 1808 in Wien uraufgeführt. Am selben Tag feierte auch ein anderes Werk Beethovens Premiere: die Sinfonie Nr. 5, genannt die „Schicksalssinfonie“. Oft werden diese beiden Werke als „Schwestersinfonien“ bezeichnet – und das nicht nur, weil Beethoven sie in den Jahren 1807 und 1808 gleichzeitig komponiert hat. Denn obwohl sie auf den ersten Blick grundverschieden sind, scheinen sich beide Sinfonien doch zu ergänzen. Der Mensch ist Geschöpf und Schöpfer zugleich. Und: Die Schicksalssinfonie beginnt mit der vielleicht bekanntesten Tonfolge der Musikgeschichte ...

Zusammenfassung

  • Beethovens 6. Sinfonie trägt den Beinamen „Pastorale“ und ist eine Hommage an die Natur.

  • „Pastor“ bedeutet übersetzt „Hirte“.

  • In Beethovens 6. Sinfonie werden Naturgeräusche vom Orchester nachgeahmt. Zum Beispiel die Nachtigall von einer Flöte, die Wachtel von einer Oboe und der Kuckuck von der Klarinette. 

  • Diese Nachbildung von Natur- oder auch Kulturerscheinungen nennt man Tonmalerei. Eigentlich war Beethoven kein Freund davon. Und doch gibt es kaum Werke von Beethoven, in denen er so bildlich wird wie in seiner Pastorale.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Was bedeutet „pastoral“ im künstlerischen Kontext?
    1. A) Ausschließlicher Bezug des Werks zu Gott
    2. B) Einspielung geistlicher Musik
    3. C) Naturverbundenheit
    4. D) Deutsche Übersetzung für „Allegro“
  2. Was ist in der Musik mit „Bordun“ gemeint? 
    1. A) Tanz- und Singspiel 
    2. B) Hohe Pfeifentöne
    3. C) Mehrstimmigkeit
    4. D) Anhaltender Bass-Ton
  3. Vor dem Hintergrund welches gesellschaftlichen Umbruchs entstand Beethovens Pastorale?  
    1. A) Reformation
    2. B) Industrialisierung
    3. C) Russische Revolution
    4. D) Deutsche Märzrevolution
  4. Welche dieser Aussagen trifft auf den Komponisten Ludwig van Beethoven zu?
    1. A) Er war Naturliebhaber
    2. B) Er war leidenschaftlicher Jäger
    3. C) Er war Mitgründer der Caritas
    4. D) Er war ein Tänzer
  5. In welchem Werk von Ludwig van Beethoven ahmt das Orchester Naturgeräusche nach?
    1. A) Schicksalssinfonie
    2. B) Pastorale
    3. C) Mondscheinsonate
    4. D) Weihnachtskonzert

Richtige Antworten:
1. C) Naturverbundenheit
2. D) Anhaltender Bass-Ton
3. B) Industrialisierung
4. A) Er war Naturliebhaber
5. B) Pastorale

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