Der Name Adolf Hitler steht für eine Diktatur, die millionenfachen Völkermord begangen und den Zweiten Weltkrieg angezettelt hat. Doch: Wer war dieser Mann eigentlich genau? In dieser Story erfährst du, warum er nach seinem ersten gewaltsamen Umsturzversuch ganz schnell die Strategie wechselte.
Niemand scheint den jungen Mann zu bemerken, der kurz durch die große Tür des überfüllten Saals blickt und sich dann wieder in die Eingangshalle zurückzieht. Warum sollte er auch auffallen? Er hält einen Bierkrug in der Hand und könnte ohne weiteres ein verspäteter Gast sein, der drinnen einfach keinen freien Stuhl mehr gefunden hat. Denn ganz München scheint sich an diesem Novemberabend im Bürgerbräukeller versammelt zu haben, um einer Rede des rechtsnationalen bayerischen Staatschefs zu lauschen. Nur der junge Mann hat andere Pläne für diesen Abend. Verstohlen tastet er nach der Waffe unter seinem Jackett und gibt seinen Komplizen das vereinbarte Zeichen. Dann geht alles ganz schnell. Die Männer reißen die Tür auf, stürmen in den Saal, richten ihre Waffen auf die ahnungslosen Besucher. Panik bricht aus: Gäste schreien, viele springen auf und drängeln Richtung Ausgang. Nur der junge Mann kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er seine Pistole zieht. Er steigt auf einen Stuhl, richtet die Waffe auf sein auserkorenes Ziel – und drückt, ohne mit der Wimper zu zucken, ab.
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Jetzt runterladen!Der Mann, der am 8. November 1923 in die Decke des Münchner Bürgerbräukellers schoss, hieß Adolf Hitler. An diesem Abend wollte er noch niemanden erschießen, er wollte sich lediglich Gehör verschaffen – um die von ihm so genannte „Nationale Revolution“ gegen die Weimarer Republik auszurufen. Hitler erklärte die bayerische Landesregierung und im selben Atemzug auch die Reichsregierung in Berlin für abgesetzt. Die Besucher im Saal applaudierten ihm begeistert. Doch am Morgen danach war der Spuk auch schon wieder vorbei. Ein Marsch mit mehreren Tausend teils bewaffneten Teilnehmern endete an der Münchner Feldherrnhalle im Feuer starker Polizeikräfte. Hitler landete im Gefängnis, seine Partei, die NSDAP, wurde verboten. Damit hätte die politische Karriere des selbsternannten Führers ihr vorzeitiges Ende finden können. Leider sollte es anders kommen.
Aber: Wer war dieser Mann, der bald schon Angst und Schrecken in ganz Europa verbreiten würde? Nun – was er zunächst nicht war: ein deutscher Staatsbürger! Adolf Hitler wurde am 20. April 1889 im österreichischen Braunau am Inn geboren und zeichnete sich schon in jungen Jahren als eher mäßig begabter Knabe aus: In der Oberschule bekam er schlechte Noten, musste mehrere Klassen wiederholen und scheiterte später gleich zweimal bei dem Versuch, an der Wiener Kunstakademie aufgenommen zu werden. Er schlug sich mehr schlecht als recht mit kleinen Malereien durch und musste zeitweise in einem sogenannten Männerheim wohnen, einer Art Asyl für obdachlose Bürger. Schließlich zog er freiwillig als Soldat in den Ersten Weltkrieg. Und dennoch hatte der junge Mann einige Interessen, die eher ungewöhnlich für sein Alter waren: Neben den Abenteuergeschichten Karl Mays galt Hitlers Leidenschaft vor allem den Heldenopern des Komponisten Richard Wagner – und den großen Fragen der Politik!
Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Adolf Hitler erneut in ein tiefes Loch. Wieso hatte die Oberste Heeresleitung den großen Krieg nur so plötzlich abgebrochen? War das Deutsche Kaiserreich nicht eben noch auf Siegeskurs gewesen? Der junge Hitler war ebenso wie zahlreiche andere Deutsche Anhänger der sogenannten Dolchstoßlegende. Sie besagt, dass das deutsche Militär doch eigentlich auf dem besten Weg war, den Ersten Weltkrieg zu gewinnen. Doch dann sei das vermeintlich unbesiegbare deutsche Heer quasi von hinten erdolcht worden. Und zwar durch die Friedenspolitik deutscher Demokraten. Die seien dem Heer in den Rücken gefallen und hätten die Niederlage Deutschlands herbeigeführt. Hitler war glühender Anhänger dieser Legende, die allerdings nicht der Wahrheit entsprach. Hitler aber verachtete die demokratischen Kräfte der jungen Weimarer Republik. Was lag für ihn also näher, als sich einer rechten politischen Vereinigung anzuschließen? Er landete bei der Deutschen Arbeiterpartei, einer der zahllosen rechtsnationalen Splittergruppen, die gegen den Versailler Vertrag protestierten und gegen Juden hetzten. Ihr Mitgründer Anton Drexler war Verfasser der ersten nationalsozialistischen Programmschrift unter dem Titel: „Mein politisches Erwachen – Aus dem Tagebuch eines sozialistischen Arbeiters”. Und genau in dieser Partei konnte Hitler eine Begabung ausspielen, die ihm bald zu einer unerwarteten Karriere verhelfen sollte: Redetalent!
Hitler konnte sich selbst so überzeugend in Szene setzen, dass sein Publikum ihm einfach alles glaubte, was er von sich gab. Mit diesem Talent stieg er rasch zum Beauftragten für politische Propaganda auf. Im Februar 1920 sorgte er bei einer Massenversammlung in München dafür, dass sich die Partei in „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ umbenannte – abgekürzt NSDAP. Diese Umbenennung war ein schlauer Schachzug! Denn der neue Name sprach jede Gesellschaftsschicht in irgendeiner Weise an: Den Bürgerlich-Industriellen gefielen die Wörter „national“ und „deutsch“, die einfachen Leute ließen sich von den Begriffen „sozialistisch“ und „Arbeiter“ überzeugen.
Das Parteiprogramm der NSDAP hätte ihnen allerdings schon zu denken geben müssen: Es forderte in seinen 25 Punkten unter anderem die Aufhebung des Versailler Friedensvertrags, die Schaffung eines „Groß-Deutschlands“ und die Aufstellung eines „Volksheeres“. Alle „Nichtdeutschen“ sollten im künftigen „Großdeutschen Reich“ von der Staatsbürgerschaft ausgeschlossen sein – gemeint war damit vor allem die jüdische Bevölkerung. Außerdem sollte es keine Länderparlamente und Landesregierungen mehr geben, sondern nur noch eine „Zentralgewalt“. Bereits 1920 zeichnete die Nazipartei also schon den Weg in die künftige Diktatur vor, die Deutschland und die halbe Welt ins Verderben reißen sollte.
1921 wurde Hitler zum Parteivorsitzenden der NSDAP gewählt und begann augenblicklich mit der Neuorganisation. Zwei Jahre später folgte dann in München der erste Versuch, die deutsche Regierung zu stürzen. Der Hitlerputsch scheiterte kläglich. Im Gefängnis – übrigens unter sehr komfortablen Haftbedingungen – verfasste der wegen Hochverrats verurteilte Hitler seine Programmschrift „Mein Kampf”. Der misslungene Umsturzversuch veranlasste ihn dazu, die Strategie zu wechseln. Hitler wollte nun nicht mehr mit Gewalt an die Macht, sondern mit legalen Mitteln: durch Politik. Die Weltwirtschaftskrise spielte ihm in die Karten: mit Massenarbeitslosigkeit, Hunger und steigender Kriminalität. Immer mehr Menschen wandten sich von den gemäßigten Parteien ab: Arbeiter, die sich um soziale Verbesserungen betrogen fühlten, Mittelständler, die den Abstieg fürchteten, Jungen und Mädchen, denen die bereits 1926 gegründete Hitlerjugend Spiel und Abenteuer bot: Sie alle ließen sich von den völkischen und antisemitischen Parolen der Nationalsozialisten einfangen. Die Mitgliederzahlen der NSDAP stiegen nach ihrer Neugründung rasant, Parteimitglieder gründeten immer neue Ortsgruppen und sagten dem politischen Gegner den Kampf an. In Nürnberg gab ein NSDAP-Gauleiter namens Julius Streicher seinem nationalsozialistischen Hetzblatt „Der Stürmer” den Untertitel „Deutsches Wochenblatt zum Kampfe um die Wahrheit”. Das künftige NS-Regime warf seine ersten düsteren Schatten voraus.
Das Jahr 1930 leitete dann den Anfang vom Ende der Weimarer Republik ein. Denn in diesem Jahr zerstritten sich die Parteien im Reichstag heillos über eine Reform der Arbeitslosenversicherung. Die Folge: Die letzte halbwegs stabile Regierung der Weimarer Republik trat zurück. Es folgten Präsidialkabinette, also Regierungen, die durch keine Parlamentsmehrheit mehr gestützt wurden, sondern allein durch den Reichspräsidenten. Von dieser politischen Instabilität profitierten die Nazis. Der Aufstieg der NSDAP war nicht mehr aufzuhalten. Bei den Reichstagswahlen im September 1930 gelang ihr der politische Durchbruch. Hitlers Partei wurde die zweitstärkste Kraft im Parlament, während die Sozialdemokraten schwere Verluste hinnehmen mussten. Eine Katastrophe für die Demokratie im Deutschen Reich und der Aufstieg für einen Mann namens Joseph Goebbels, der später an der Seite Hitlers als Propagandaminister die Reichsparteitage und das ganze Dritte Reich zu seiner Showbühne machen sollte.
1932 dann gab es gleich zwei Parlamentsauflösungen und Neuwahlen. Beide Male wurden die Nationalsozialisten mit ihren Parolen und Versprechungen stärkste Kraft. Parteiführer Hitler glaubte, das Amt des Regierungschefs schon in der Tasche zu haben und sah das Dritte Reich schon heraufdämmern. Doch er hatte die Rechnung ohne Reichspräsident Paul von Hindenburg gemacht…
Zusammenfassung
Adolf Hitler war als Kunstmaler erfolglos und wandte sich der Politik zu. Er wurde Mitglied der rechtsnationalen Deutschen Arbeiterpartei, die sich ab 1920 „NSDAP“ nannte.
1923 versuchte Hitler in München einen gewaltsamen Umsturz, der jedoch scheiterte. Hitler wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Nach seiner vorzeitigen Entlassung änderte Hitler seine Strategie: Nun wollte er – zumindest formal – auf legalem Wege an die Macht. Also unternahm er alles, um quer durch alle Bevölkerungsschichten Wählerstimmen zu gewinnen.
Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise spielten der NSDAP in die Karten. Durch die zunehmende Unzufriedenheit der Bürger bekam die Partei im Lauf der Jahre immer mehr Stimmen. 1932 wurde sie die stärkste Partei im Reichstag.
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Richtige Antworten:
1. A) In Österreich
2. C) 1932
3. B) Juden
4. A) DAP
5. C) Im Münchner Bürgerbräukeller
6. D) Die NSDAP
7. C) Reichskanzler
8. A) Sturmabteilung