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Scheitern der Weimarer Republik

Deshalb war sie zum Scheitern verdammt
Weimarer Republik / Weltwirtschaftskrise 1929–33. “Weltwirtschaftskrise”. Farbdruck nach Original von K.Fürer. Schulwandbild. Darstellungen zum aktuellen Geschichtsunterricht. Dortmund, Westfälisches Schulmuseum.
Scheitern der Weimarer Republik
Scheitern der Weimarer Republik
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Inhalte

Intro

Bevor in Deutschland Hitlers NSDAP an die Macht kam und Deutschland in den Zweiten Weltkrieg trieb, gab es eine kurze Phase der Demokratie: die Weimarer Republik. Wie aber konnte aus der ersten deutschen Demokratie innerhalb kurzer Zeit eine mörderische Diktatur werden? In dieser Story erfährst du, welche Ereignisse den Boden für den Untergang der Weimarer Republik bereitet haben.

Kapitel 1: Drohende Schatten

Samuel steigen die Tränen in die Augen, als er seine Blicke durch den leeren, dunklen Tanzsaal wandern lässt. Noch vor Kurzem hat hier Abend für Abend eine fröhliche Gesellschaft bei Champagner und wilden Charleston-Rhythmen ausgelassen gefeiert. Jetzt sind Bühne und Tanzparkett von Staub bedeckt, in den Kronleuchtern weben Spinnen lautlos ihre Netze. Samuel blickt auf die Scherben seiner Existenz. Wovon soll er künftig leben?

Plötzlich zuckt er zusammen. Ein neues Geräusch durchdringt die Stille: rhythmische Trommelschläge und dumpfes Stampfen im Takt. Samuel öffnet die Tür einen Spalt und blickt auf die Straße hinaus. Da marschieren sie zu Hunderten! Männer in braunen Uniformen mit blutroten Fahnen in den Händen. Samuel blickt ihnen entsetzt nach: Sieht so die Zukunft unseres Landes aus? Schließlich tritt er auf die Straße und schließt sein Revuetheater ab. Noch weiß er nicht, dass er es zum letzten Mal betreten hat. Denn Samuel ist Jude. Und schon bald wird seine Heimat nicht mehr Berlin oder Deutschland sein. Auf ihn wartet ein weit entfernter Ort, den man Auschwitz nennt...

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Kapitel 2: Ein verhängnisvoller Friedensvertrag

In den sogenannten Goldenen Zwanziger Jahren war die deutsche Hauptstadt Berlin eine schillernde Hochburg des Tanzes und der modernen Kultur gewesen. Anfang der 1930er-Jahre aber glichen die Vergnügungsstätten trostlosen Geisterhäusern – und die junge Weimarer Republik zeigte wieder einmal ihr hässliches Gesicht aus Armut, Hunger und Massenarbeitslosigkeit. Die Weltwirtschaftskrise hielt Deutschland in ihrem eisigen Griff. Allerdings war sie nicht die einzige Ursache für den Zusammenbruch der Weimarer Republik, die von 1918 bis 1933 bestand. Ihr Scheitern hatte mehrere Gründe, die ineinander griffen wie die Finger zweier Hände. Und dieser Würgegriff hatte schon mit dem Ende des Ersten Weltkriegs begonnen.

Die Siegermächte gaben dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Alleinschuld am Ausbruch des Krieges. Dies wurde im Friedensvertrag von Versailles festgehalten, der im Sommer 1919 unterzeichnet wurde. Dieser Vertrag zwang die junge Weimarer Republik zu immensen Opfern. Sie musste wertvolle Industriegebiete an Frankreich abtreten und horrende Reparationszahlungen aufbringen, die 1921 nachträglich auf 226 Milliarden Goldmark festgesetzt worden waren – für ein ausblutendes Land der Todesstoß. Die Republik geriet bald in Zahlungsverzug. Daraufhin besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet mit den wichtigsten Industrieanlagen Deutschlands.

Kapitel 3: Krisenjahre

Massenstreiks waren die Antwort. Sie legten Behörden und Fabriken, Elektrizitätswerke und das komplette Eisenbahnnetz lahm. Den Lohnausgleich für die Streikenden zahlte die Republik. Das aber sprengte deren Haushalt endgültig. In einem verzweifelten Versuch, die unmittelbaren Auswirkungen der Finanzkrise zu bremsen, ließ die Regierung im Jahr 1923 massenhaft neue Banknoten drucken. Ein verhängnisvoller Fehler, denn je mehr Geld in Umlauf kam, desto weniger konnten sich die Deutschen aber dafür kaufen. Sparguthaben verfielen, die Preise explodierten. Innerhalb weniger Monate erreichte die galoppierende Geldentwertung ihren Höhepunkt: die Hyperinflation. Das Vertrauen in die demokratische Regierung schwand dahin, und Viele wandten sich radikalen Parteien zu - von der KPD bis zur Deutschen Arbeiterpartei DAP, aus der schließlich Hitlers NSDAP hervorging.

Vor allem die Rechten nutzten die Situation für ihre Zwecke aus und schoben den demokratischen Parteien den Schwarzen Peter zu. Schließlich seien ja sie es gewesen, die den siegreich kämpfenden Soldaten den Dolch in den Rücken gestoßen und den unerträglichen Friedensvertrag von Versailles angenommen hätten. Dieser völlig haltlose, aber damals ziemlich überzeugend wirkende Vorwurf wurde unter dem Namen „Dolchstoßlegende“ bekannt. Und leider traten ihr die Demokraten nicht entschieden genug entgegen und erinnerten das Volk daran, dass das Deutsche Kaiserreich die maßgebliche Mitschuld am Ersten Weltkrieg trug. Sie unterließ es, immer wieder öffentlich deutlich zu machen, dass nicht zuletzt das Regime Wilhelms II. für die harten Friedensbedingungen der Siegermächte verantwortlich war. In einer Bevölkerung, der die Sinnlosigkeit allen Kriegsleids und aller Entbehrungen gerade eben klargeworden war, fiel die Lüge vom Dolchstoß in den Rücken der kämpfenden Truppe auf fruchtbaren Boden. Auch die Enttäuschung über schleppend umgesetzte soziale Reformen trieb den radikalen Parteien immer mehr Anhänger zu. Längst hatte die SPD ihre komfortable Mehrheit im Reichstag verloren.

Kapitel 4: Radikale Reaktionen

Vor allem die Rechten nutzten die Situation für ihre Zwecke aus und schoben den Demokraten den Schwarzen Peter zu. Schließlich seien sie es gewesen, die den unerträglichen Friedensvertrag von Versailles angenommen hatten! Quer durch alle Schichten der Gesellschaft fühlten sich die Deutschen von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs ungerecht behandelt. Immer häufiger marschierten nun radikale Parteien durch die Städte und begannen, mit aggressiven Auftritten neue Anhänger um sich zu scharen. Selbst vor bewaffneten Aufständen und Umsturzversuchen machten sie nicht Halt. War der Kapp-Lüttwitz-Putsch im Jahr 1920 noch von republikfeindlichen Militärs der Reichswehr und rechter Freikorps angezettelt worden, hatte ein aufstrebender Nationalsozialist namens Adolf Hitler drei Jahre später schon genügend radikale Anhänger für seinen Putschversuch um sich versammelt. Der Hitlerputsch misslang; der selbsternannte Führer landete in Festungshaft, die er nutzte, um seine Programmschrift “Mein Kampf” zu verfassen. In den folgenden Jahren erholte sich die Wirtschaft dank einer Währungsreform; die Goldenen Zwanziger gaben der krisengeschüttelten Republik eine Atempause. Doch am 24. Oktober 1929 brachen im fernen Amerika die Aktienkurse ein, was zu einer verheerenden Weltwirtschaftskrise führte und auch Deutschland eine schreckliche neue Armutswelle bescherte. Der demokratisch gewählte Reichstag wurde unterdessen immer handlungsunfähiger. Und dieses Problem war zum großen Teil hausgemacht. Denn ein weiterer wesentlicher Grund für ihr Scheitern war in der Weimarer Verfassung selbst enthalten.

Kapitel 5: Die Fallstricke der Verfassung

Als die Deutsche Nationalversammlung nach der Novemberrevolution von 1918/19 die neue Reichsverfassung ausarbeitete, wollte sie vor allem die parlamentarische Demokratie als Staatsform betonen. So ließen die Abgeordneten ausnahmslos alle erdenklichen Parteien zur Reichstagswahl zu, egal wie demokratiefeindlich diese auftraten. Konnte sich die neue Regierung noch auf eine solide Koalition stützen, wuchs die Zahl der Parteien im Reichstag schon in den Anfangsjahren von Wahl zu Wahl. Nach wenigen Jahren gelang es schon nicht mehr, eine regierungsfähige Mehrheit aufzustellen. Hinzu kam: Das Amt des Reichspräsidenten war in der Weimarer Verfassung mit unverhältnismäßig großer Macht ausgestattet worden. Der Präsident durfte Minister ernennen und entlassen, er durfte sogar das Parlament auflösen und anstelle demokratisch gefasster Parlamentsbeschlüsse sogenannte Notverordnungen erlassen. Diese Möglichkeit nutzte vor allem Paul von Hindenburg, der 1925 zum Reichspräsidenten gewählt wurde. Er war ein Anhänger des verflossenen Kaiserreichs und erklärter Feind der Demokratie.

Ab 1930 kam die Arbeit des Reichstags praktisch zum Erliegen, weil die Parteien immer weniger bereit waren, sich untereinander auf Kompromisse zu einigen. Unter dem zwölften und letzten Reichskanzler Heinrich Brüning begann die Zeit der sogenannten Präsidialkabinette. Das waren Regierungen ohne eine parlamentarische Mehrheit. Wenn nämlich die Regierung im Parlament keine Mehrheit zusammenbrachte, konnte der Reichspräsident eine ganz spezielle Ministerrunde einsetzen, die nur ihm selbst unterstand. Dieses sogenannte Präsidialkabinett durfte anstelle demokratisch gefasster Parlamentsbeschlüsse sogenannte Notverordnungen erlassen – und Reichspräsident Paul von Hindenburg nutzte diese Möglichkeit aus, wo er nur konnte. Die politische Macht im Staat verlagerte sich also vom Parlament zum Reichspräsidenten, das Ende der Weimarer Republik war schon hier programmiert. Unterdessen arbeitete sich ein Mann mit allen Mitteln radikaler Propaganda und brutalen Terrors an die Hebel der Macht heran. Seine Name war Adolf Hitler.

Zusammenfassung

  • Die Weimarer Republik scheiterte nicht aus einem einzelnen Grund, sondern durch eine Verkettung unterschiedlicher Ereignisse.

  • Wesentliche Gründe für die wachsende Unzufriedenheit der Menschen waren die harten Bedingungen des Versailler Vertrags und Wirtschaftskrisen, die zu Massenarbeitslosigkeit und Hunger führten.

  • Der Reichstag war Ende der Zwanzigerjahre kaum noch handlungsfähig. Gründe dafür war die Vielzahl der vertretenen Parteien und die unverhältnismäßige Machtfülle des Reichspräsidenten. Ihm ermöglichte die Verfassung eine nahezu unkontrollierte Alleinregierung.

  • Radikale Parteien nutzten die Not und Unzufriedenheit der Bevölkerung für ihre Propaganda aus.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Durch welchen Friedensvertrag fühlten sich die Deutschen in der Weimarer Republik ungerecht behandelt?
    1. A) Prager Frieden
    2. B) Vertrag von Maastricht
    3. C) Versailler Vertrag
    4. D) Warschauer Vertrag
  2. Wie hieß der deutsche Reichspräsident, der 1925 gewählt wurde?
    1. A) Heinrich Brüning
    2. B) Erich Ludendorff
    3. C) Franz von Papen
    4. D) Paul von Hindenburg
  3. Wann begann in der Weimarer Republik die Zeit der Präsidialkabinette?
    1. A) 1930
    2. B) 1924
    3. C) 1919
    4. D) 1923
  4. Wann war die Zeit der Goldenen Zwanziger Jahre?
    1. A) 1920 bis 1924
    2. B) 1924 bis 1929
    3. C) 1820 bis 1920
    4. D) 1921 bis 1923
  5. Wer nutzte die verheerende Wirtschaftslage während der Weimarer Republik für Propagandazwecke aus?
    1. A) Extreme Parteien
    2. B) Gewerkschaften
    3. C) Religiöse Sekten
    4. D) Die Kirche

Richtige Antworten:
1. C) Versailler Vertrag
2. D) Paul von Hindenburg
3. A) 1930
4. B) 1924 bis 1929
5. A) Extreme Parteien

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