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Olympische Spiele 1936

Hitlers größtes Schauspiel
Die Zuschauer zeigen den Hitlergruß während der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele am 1. August 1936 in Berlin.
Olympische Spiele 1936
Olympische Spiele 1936
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Intro

Erst im März war die deutsche Wehrmacht ins entmilitarisierte Rheinland einmarschiert, das nach dem Ersten Weltkrieg von den Alliierten besetzt worden war; doch im Sommer ließ Adolf Hitler die Reichshauptstadt Berlin auf Hochglanz bringen: Schließlich sollte sich das nationalsozialistische Deutschland bei den Olympischen Sommerspielen als friedliche Sportnation präsentieren – und zugleich seine Macht und Stärke demonstrieren.

Kapitel 1: Ein unliebsamer Weltrekord

Jesse rennt, als wäre der Teufel hinter ihm her. Er will den Weltrekord. Einen Konkurrenten nach dem anderen lässt er hinter sich. „Er kämpft sich voran!“, brüllt der Moderator aufgeregt ins Mikrofon. Millionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgen mit angehaltenem Atem diese zehn Sekunden, in denen Jesse über die Kurzstreckenbahn rennt. Vor der Ziellinie holt er das Letzte aus seinem Körper heraus – und gewinnt! Die Zuschauer im Stadion springen begeistert von ihren Sitzen auf, sie jubeln und klatschen, wie sie es noch niemals zuvor getan haben. Sie feiern den schnellsten Läufer der Welt. Auch Adolf Hitler applaudiert − kurz und widerwillig. Innerlich aber kocht er vor Wut. Denn der neue Star dieser Olympischen Spiele ist weder blond noch blauäugig, ja, er ist noch nicht einmal ein Deutscher. Jesse Owens ist Amerikaner – und Schwarz.

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Kapitel 2: Verlogener Hauptstadtglanz

Im Jahr 1936 war das Deutsche Reich Gastgeber der Olympischen Spiele. Die Welt traf sich in Berlin! Für Adolf Hitler war es wie ein Geschenk des Himmels, dass sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) bereits 1931 für Deutschland als Austragungsort entschieden hatte, also noch während der Weimarer Republik. In den zurückliegenden fünf Jahren hatten Hitler und seine Gefolgsleute das gesamte Land allerdings in eine Diktatur verwandelt, die ihre Brutalität und Gewalt hinter einem scheinbar sicheren Alltagsleben und allerlei organisierten Verlockungen versteckte. Minderheiten und politisch Andersdenkende wurden unter dem NS-Regime rücksichtslos verfolgt, in Konzentrationslager gesperrt und ermordet. Doch nachdem man dem IOC versichert hatte, man würde auch jüdische Sportlerinnen und Sportler in die deutsche Mannschaft aufnehmen, bekam das „Dritte Reich” die einmalige Gelegenheit, sich der ganzen Welt zu präsentieren – als angeblich modernes, friedliches und weltoffenes Gastgeberland. Ausgerechnet das Land, das nur drei Jahre später den Zweiten Weltkrieg verschulden sollte.

Schon Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele wurde die Reichshauptstadt auf Hochglanz poliert. Im Auftrag von Propagandaminister Joseph Goebbels und dem Leiter des deutschen Olympiakomitees Carl Diem zogen Reinigungstrupps durch Berlin, um judenfeindliche Hassparolen von Wänden und Schaufenstern abzuwaschen; Hetzblätter wie „Der Stürmer“ wurden für die Dauer der Spiele zur Mäßigung angehalten, und in den Zeitungsläden waren plötzlich wieder internationale Magazine zu finden. Kurzum: Die NS-Propaganda setzte alles daran, ein unbeschwert erscheinendes Schauspiel in Szene zu setzen.

Doch nicht alle Nationen ließen sich von dem schönen Schein blenden. Den USA zum Beispiel war nicht entgangen, dass Nazi-Deutschland aller Beteuerungen zum Trotz keinen einzigen jüdischen Sportler und keine einzige jüdische Sportlerin starten lassen wollte. Die Amerikaner überlegten lange, ob sie ihre Teilnahme deshalb nicht demonstrativ verweigern sollten. Auch das IOC machte Druck. Schließlich stellten die Nationalsozialisten die deutsch-amerikanische Fechtmeisterin Helene Mayer ins Rampenlicht. Mayer lebte in den USA, war blond und im Sinne der „Nürnberger Rassengesetze” „nur“ Halbjüdin. So ließen sich die USA am Ende doch noch zur Teilnahme überreden. Was die deutsche Propaganda allerdings geschickt verschwieg: In der deutschen Olympiamannschaft 1936 war Helene Mayer die einzige Athletin mit jüdischen Wurzeln.

Kapitel 3: Propaganda-Coup der Diktatur

Noch nie zuvor hatte eine Nation so viel Geld in Olympische Spiele gesteckt wie die Hitler-Diktatur im Jahr 1936. Allein in dieser Hinsicht war es eine Olympiade der Rekorde. Gigantische Sportstätten wurden aus dem Boden gestampft. Das neue Olympiastadion im sogenannten „Reichssportfeld” bot Platz für 100.000 Zuschauer, die dort unter anderem den Leichtathletik-Wettbewerben, vor allem aber den Eröffnungs- und Abschlusszeremonien beiwohnen konnten. Auch das Olympische Dorf mit den Quartieren der internationalen Olympioniken ließ keine Wünsche offen. Jungen und Mädchen der Hitlerjugend wurden für die Aufgabe geschult, die ausländischen Teams zu empfangen und zu betreuen. Kurz: Die Diktatur wollte der Welt ein freundliches, harmloses Gesicht zeigen. Aber auch für das deutsche Volk waren diese Spiele unterm Hakenkreuz ein Ausnahmeereignis; hatten die Deutschen damals doch noch kaum Möglichkeiten, ins Ausland zu reisen und Menschen anderer Nationen kennenzulernen. Und in diesem Jahr strömten Zuschauer und Sportler aus knapp 50 Nationen nach Deutschland, erst ins bayerische Garmisch-Partenkirchen zu den Olympischen Winterspielen, im Sommer dann in die Hauptstadt. Insbesondere das Begrüßungskomitee der Hitlerjugend in den schicken weißen Anzügen des Modeschöpfers Willy Bogner gehörte bald zu den absoluten Lieblingen der Gäste. Dass diese Jugendlichen in zweifacher Mission unterwegs waren und der deutschen Geheimpolizei regelmäßig Bericht erstatten mussten, wussten die Athleten selbstverständlich nicht. Auch nicht, dass der gesamte Briefverkehr der Wettkämpfer von der Geheimpolizei abgefangen und kontrolliert wurde. Entdeckte man darin Kritik am „Dritten Reich”, wurde die Post klammheimlich einkassiert.

Hitler selbst redete in diesem Sommer, als hätte er Kreide gefressen wie der böse Wolf im Märchen. Der Pariser Abendzeitung sagte er zum Beispiel: „Sie werden unseren Friedenswillen sehen.“ Vor allem aber – so mag er gedacht haben – würden die Nationen der Welt sehen, zu welcher Stärke Deutschland unter seiner Führung wieder gelangt war. Und so ließ er das Propagandaministerium seinen größten Propaganda-Coup inszenieren...

Kapitel 4: Zwischen Hohn und Heldentum

Mit bombastischen Aufmärschen von 100.000 Hitlerjungen, einem riesigen Zeppelin über dem Gelände und weiteren spektakulären Attraktionen wollte das Nazireich seine neue deutsche Stärke und Macht demonstrieren. Der größte Hohn: Bei der pompös inszenierten Eröffnungsfeier anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936, die zum ersten Mal auch live im neuen Medium Fernsehen ausgestrahlt wurden, ließen die Nationalsozialisten Tausende von Friedenstauben in die Lüfte steigen. Dabei hatten sie gerade erst beschlossen, auf der Seite des spanischen Diktators Franco in den dortigen Bürgerkrieg einzugreifen!

Hitler scheute weder Kosten noch Mühen, um die Olympischen Spiele auch für die Nachwelt festzuhalten. Die deutsche Regisseurin Leni Riefenstahl fing das Spektakel in berauschenden Bildern ein – mit heldenhaft überzogenen, manchmal auch nachgestellten Aufnahmen und einer Hintergrundmusik, die an einen dramatischen Gladiatorenfilm erinnerte. Riefenstahls „Olympia” ist ein Propagandafilm, der im Nachhinein viele Fragen aufwirft. Zum Beispiel: Warum wurde das einzige Tor der deutschen Hockeymannschaft gegen ihren indischen Gegner derart heldenhaft in Szene gesetzt, obwohl die Deutschen in diesem Spiel selbst acht Treffer einstecken mussten? Warum ist Adolf Hitlers theatralischer Einmarsch ins Olympiastadion nicht auf dem Streifen zu sehen? Warum taucht er im Film eigentlich fast gar nicht auf? Dabei wäre das lange Gesicht des „Führers“ beim Sprint-Weltrekord des Schwarzen US-Amerikaners und vierfachen Goldmedaillen-Gewinners Jesse Owens sicher von größerer Aussagekraft gewesen als die vielen Zeitlupenszenen arisch-blonder Athleten …

Und ganz nebenbei: Wer glaubt, dass nicht nur die Olympische Flamme, sondern auch der legendäre Fackellauf von den alten Griechen übernommen wurde, der irrt gewaltig. Denn dieser Fackellauf, bei dem das olympische Feuer von Griechenland bis zur zentralen Wettkampfstätte getragen wird, war ebenfalls eine Erfindung des deutschen Organisationskomitees von 1936. Denn mit Fackeln und Feuer kannten sich die Nazis aus.

Zusammenfassung 

  • Bereits zwei Jahre vor Adolf Hitlers Machtübernahme hatte das Internationale Olympische Komitee die Austragung der Olympischen Spiele im Jahre 1936 nach Deutschland vergeben. 

  • Um der Öffentlichkeit eine heile Welt vorzugaukeln, brachten die Nazis die Stadt Berlin im Vorfeld der Spiele auf Hochglanz. Alle Hinweise auf Judenverfolgung und Hetze wurden beseitigt. 

  • Mit der Fechterin Helene Mayer ließ Adolf Hitler nur eine einzige deutsche Sportlerin mit jüdischen Wurzeln bei den Olympischen Spielen antreten, um einen peinlichen Teilnahme-Boykott der USA zu verhindern. 

  • Die Nazis missbrauchten die Spiele dazu, der Welt ihre Macht und ihre angeblich friedlichen Absichten zu demonstrieren. Die Regisseurin Leni Riefenstahl drehte mit „Olympia” einen monumentalen Film über das Großereignis, der jedoch vieles beschönigte.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wie hieß der Schwarze US-Sprinter, der bei den Olympischen Spielen 1936 zum Weltrekord lief und Publikumsliebling wurde?
    1. A) Jesse Owens
    2. B) Theodor Lewald
    3. C) Usain Bolt
    4. D) Tyson Gay 
  2. Welche Nation stand kurz davor, die Olympischen Spiele 1936 zu boykottieren, weil das NS-Regime keine jüdischen Athletinnen und Athleten starten lassen wollte?
    1. A) Polen
    2. B) Ungarn
    3. C) USA
    4. D) Italien
  3. In der deutschen Olympiamannschaft 1936 war nur eine Sportlerin mit jüdischen Wurzeln. Wie hieß sie?
    1. A) Resi Niederlande
    2. B) Helene Mayer
    3. C) Rita Wiesenthal
    4. D) Anna Blumfeld
  4. Wie hieß der monumentale Film, den die deutsche Regisseurin Leni Riefenstahl über die Olympischen Spiele 1936 drehte?
    1. A) Olympia
    2. B) Alles für den Medaillenspiegel
    3. C) Die Olympischen Spiele Berlin
    4. D) Spiele des Friedens

Richtige Antworten:
1. A) Jesse Owens
2. C) USA
3. B) Helene Mayer
4. A) Olympia

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