Alle Zeichen standen im Jahr 1337 auf Krieg zwischen England und Frankreich. Eduard III. beanspruchte den französischen Thron und wollte sich die Krone gewaltsam von Philip holen. In dieser Story erfährst du, welche Überraschungen die erste große Schlacht des Hundertjährigen Krieges bereithielt und wodurch sie letztlich entschieden wurde.
Am späten Nachmittag des 26. August 1346 ist es soweit. Mit dem einsetzenden Regen beginnt die große Schlacht. Die Franzosen sind siegessicher – zu groß ist ihre zahlenmäßige Überlegenheit gegenüber der englischen Armee. In schweren Rüstungen blasen die französischen Reiter zur Attacke. Doch was ist das für ein Geräusch? Dieses Pfeifen und Zischen über ihren Köpfen. Und bevor die Ritter de France begreifen, was ihnen geschieht, stürzen Hunderte Pfeile auf sie ein, durchbohren Rüstungen, Männer und Pferde. Diesem tödlichen Pfeilhagel sind nicht einmal die schwer gepanzerten französischen Ritter gewachsen, von den nahezu ungeschützten Armbrustschützen ganz abgesehen. Sie tun, was sie können, aber ihre Bolzen erreichen die Feinde nicht einmal. Der Angriff der Franzosen kommt zum Stehen. Doch Verstärkung naht! Es ist eine kleine Gruppe von Rittern, die todesmutig durch die feindlichen Reihen bricht. In ihrer Mitte kämpft ein Mann, so wie es noch nie jemand gesehen hat. Ungezielt und draufgängerisch sind seine Attacken – und es sieht fast so aus, als könne er Feind und Freund nicht voneinander unterscheiden. In blinder Wut attackiert er mit seinem gewaltigen Langschwert alles, was ihm in die Quere kommt. Doch auch er hat gegen die Engländer keine Chance. Er ist nur einer von vielen Toten an diesem Tag im August. Aber er stirbt einen Tod, der zu einem Mythos wird. Denn der Ritter, der so entschlossen in den sicheren Tod ritt, war – blind.
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Jetzt runterladen!Es war der böhmische König Johann von Luxemburg, der an diesem Augusttag des Jahres 1346 bei Crécy im heutigen Departement Somme seine letzte Schlacht schlug. Historischen Überlieferungen zufolge ließ sich der blinde Johann von Böhmen todesmutig von einigen seiner Ritter zu Pferd ins dichteste Schlachtgetümmel führen, wo sie alle von den Engländern getötet wurden. Einige Jahre zuvor hatten seine Ärzte ihm wegen einer schweren Augenentzündung beide Augäpfel entfernen müssen. Doch die Blindheit hinderte den tapferen König von Böhmen nicht daran, seine Bündnistreue gegenüber dem französischen König Philipp VI. durch seinen persönlichen Einsatz zu beweisen. Es geht die Sage, dass der sechzehnjährige englische Kronprinz Edward of Woodstock den gefallenen Feind ehrte, indem er dessen Helmschmuck in sein eigenes Wappen aufnahm. Später sollte der Schwarze Prinz, wie er bald genannt wurde, selbst zum ritterlichen Nationalhelden aufsteigen – wir werden noch von ihm hören.
Die Schlacht bei Crécy, in der Johann starb, war die erste große Schlacht des Hundertjährigen Krieges. Und sie hatte sich bereits einige Jahre zuvor im Streit um die französische Krone angekündigt.
1337 hatte der französische König Philipp VI. aus dem Haus Valois begonnen, wertvolle englische Besitztümer in Frankreich zu beschlagnahmen. Der englische König Eduard III. fühlte sich nun nicht mehr nur um die französische Krone betrogen, sondern auch um seine angestammten Ländereien auf dem Festland. Zwei gute Gründe also für ihn, sich beides in einem Krieg zurückzuholen! Doch im Mittelalter konnte man nicht einfach so von heute auf morgen in die große Schlacht ziehen. Zunächst mussten Tausende Ritter aus dem ganzen Land eingezogen und funktionierende Nachschubwege für Soldaten, Waffen und Nahrungsmittel eingerichtet werden. Denn Eduard und seine englischen Ritter würden in Frankreich für lange Zeit vom Inselreich abgeschnitten sein!
So stachen schließlich rund 750 englische Schiffe in See, um gut 15.000 Ritter samt Ausrüstung über den Ärmelkanal nach Nordfrankreich zu transportieren – für das 14. Jahrhundert eine gewaltige Menge an Menschen und Kriegsgerät. Mehrere Wochen lang zogen Edwards Truppen eine Schneise der Verwüstung durch französische Gefilde. Allein in der Stadt Caen sollen bei diesen Raubzügen 5.000 unschuldige Menschen getötet worden sein. Die Truppen von Philip VI. hatten den Engländern noch nicht viel entgegenzusetzen – denn sie mussten sich ja auch erst einmal sammeln und in den Norden marschieren! Doch dann war es so weit: Im August 1346 trafen die beiden Heere bei der Ortschaft Crécy schließlich aufeinander.
Bereits vor Beginn der Schlacht schien der Sieger festzustehen: Zwar waren beide verfeindete Heere durch vorausgegangene Scharmützel geschwächt, doch letztlich waren die Franzosen zahlenmäßig weit überlegen. Auf französischer Seite standen rund 6.000 professionelle Armbrustschützen aus Genua sowie eine gewaltige Anzahl gepanzerter Reiter. Die Engländer waren überwiegend mit Pfeil und Bogen bewaffnet – und schienen von vornherein keine Chance zu haben.
Doch die Franzosen sollten sich gewaltig täuschen. Ihnen stand eine Überraschung bevor, die die hohe Kunst der Kriegsführung für alle Zeiten verändern sollte. Denn als die beiden Heere schließlich aufeinander losmarschierten, zeigte sich sehr schnell, worin der große Unterschied zwischen einer Armbrust und einem englischen Langbogen bestand: Die Pfeile der Engländer flogen weiter als die Armbrustbolzen der Genueser. Sie wurden getroffen, noch ehe die Engländer überhaupt in die Schussweite ihrer Armbrüste kamen. Reihenweise fielen Philipps Truppen den englischen Bogenschützen zum Opfer, während die Armbrustbolzen seiner eigenen Männer wirkungslos vor den englischen Linien landeten. Verzweifelt gingen die Franzosen zum Sturmangriff über, doch trotz ihrer gewaltigen Übermacht gelang es ihnen nicht mehr, das Blatt zu wenden. Heute geht man davon aus, dass rund 10.000 französische Kämpfer auf dem Schlachtfeld bei Crécy ihr Leben ließen. Es war der englische Langbogen, der diese erste große Schlacht des Hundertjährigen Krieges entschied. Und nicht nur diese eine Schlacht: Es war diese vermeintlich einfache Waffe, die die Epoche der schwer gepanzerten Reitersoldaten in Europa beenden sollte. Der Langbogen war die ideale Fernwaffe, er schoss weiter und dazu noch in wesentlich höherer Schussfolge als die Armbrust. Und selbst wenn Armbrustbolzen auf kurze Distanz eine höhere Durchschlagskraft hatten: Gewonnen hat immer der Schütze, der zuerst traf...
Doch noch war König Edward nicht der neue König Frankreichs. Denn mit diesem battle of crecy, das der Chronist Jean Froissart in seinem bekanntesten Werk beschrieb, war der Krieg zwischen den beiden Königshäusern noch längst nicht beendet. Es folgte die Seeschlacht von Winchelsea. Und eines konnten die beiden Streitmächte nicht ahnen: In Kürze sollte noch ein dritter Gegner das große Schlachtfeld Frankreich betreten. Er war lautlos, unsichtbar und heimtückisch. Und: Niemand konnte ihm entkommen.
Zusammenfassung
Nachdem der französische König Philipp VI. begonnen hatte, englische Gebiete in Frankreich zu besetzen, rüstete der englische König Edward III. endgültig zum Krieg.
In einem logistischen Großunternehmen überquerte Edward mit rund 750 Schiffen und gut 15.000 Rittern den Ärmelkanal. Dort plünderten sich die englischen Truppen quer durch den Norden des Landes.
Bei der französischen Ortschaft Crécy_-_en-ponthieu trafen die beiden Armeen aufeinander, wobei die Franzosen deutlich in der Überzahl waren. Es kam zur ersten großen Schlacht des Hundertjährigen Krieges.
Die zahlenmäßig weit unterlegenen Engländer siegten dennoch über die Franzosen – vor allem dadurch, dass die Pfeile ihrer Langbogenschützen viel weiter flogen als die Bolzen aus den Armbrüsten.
Damit läutete die Schlacht bei Crécy auch den Niedergang der gepanzerten Ritter zu Pferd in der europäischen Kriegführung ein und markierte den Beginn des Aufstiegs von England zur Weltmacht.
Teste dein Wissen im Quiz
Richtige Antworten:
1. D) Philip VI.
2. A) Caen
3. A) Crécy
4. B) Größere Schussweite
5. C) Langbogen