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Vitruvianischer Mensch

Hier siehst du den perfekten Körper
Der vitruvianische Mensch, Proportionsstudie nach Vitruv, 1492
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Inhalte

Intro

Wie sieht der perfekte Körper aus? Und ist Perfektion gleichbedeutend mit Schönheit? Fragen, die sich schon Leonardo da Vinci vor über 500 Jahren stellte und in seiner bekannten Zeichnung Der Vitruvianische Mensch zu klären suchte. Welche Antworten er fand und was dies alles mit dem Traum vom Fliegen zu tun hat, erfährst du hier.

Kapitel 1: Leonardos Traum vom Fliegen

Es ist nur ein schmaler Grat zwischen Wagemut und Leichtsinn. Und Adrian Nicholas ist bereit, ihn zu überschreiten. Er hat einen von Leonardo da Vinci erfundenen Fallschirm nachbauen lassen und will ihn jetzt – natürlich – auch ausprobieren. Ein Wagnis, das vor ihm noch niemand eingegangen ist. Das wird tüchtig in die Hose gehen, warnen ihn die Experten, dieses Konstrukt wird niemals stabil genug sein.

Adrian ignoriert sie alle. Mit Hilfe eines Heißluftballons lässt er sich mitsamt dem sperrigen Fallschirm auf 3500 Meter Höhe ziehen. Dann leitet er den Sinkflug des Ballons ein, damit sich der Renaissance-Fallschirm entfalten kann. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Adrian holt tief Luft. Springt. Und die Welt tief unter ihm hält den Atem an.

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Kapitel 2: Ein Mann mit vielen Fähigkeiten

Unglaublich, aber wahr: Gut 500 Jahre ist es her, dass der vielseitige Leonardo da Vinci den vermutlich ersten Fallschirm der Welt erfunden hat. Zumindest auf dem Papier, denn getestet wurde er nie. Niemand glaubte, dass da Vincis pyramidenförmige Konstruktion aus Holz und Segeltuch tatsächlich funktionieren würde. Erst der Brite Adrian Nicholas wagte im Sommer 2000 das Experiment – und siehe da: Es gelang. Nicholas segelte sicher zu Boden. 

Leonardo da Vinci ist uns heute hauptsächlich als Erschaffer der Mona Lisa und des Wandgemäldes Das Letzte Abendmahl bekannt. Doch er war viel mehr als nur ein Maler; der Tausendsassa konstruierte auch Maschinen aller Art – unter anderem Fluggeräte. Seine Zeichnungen und Skizzen zu diesem Thema begeistern uns noch heute. Der Traum vom Fliegen beschäftigte ihn sein Leben lang. Neugierig beobachtete er die Vögel am Himmel und beneidete sie um ihre grenzenlose Freiheit. Sein Wissen eignete er sich selbst an; er studierte antike Werke, machte allerlei Experimente und tauschte sich mit Experten aus. Die fand er vor allem am Hof des Herzogs von Mailand, in dessen Diensten Leonardo von 1482 bis 1499 stand.

Da Vincis Zeichnungen – wie etwa die des Fallschirm – beruhten stets auf exakten mathematischen Berechnungen und Proportionen. Um perfekte Proportionen ging es da Vinci vor allem aber bei einer Skizze, die wohl jeder von uns schon einmal gesehen hat. Es ist der nackte Mann, der zum Beispiel auf deiner Krankenversicherungskarte abgebildet ist. Der Vitruvianische Mensch von Leonardo da Vinci und war sein Versuch, eine Antwort auf eine offenbar zeitlose Frage zu finden: Gibt es eine Architektur des perfekten Körpers?

Kapitel 3: Der perfekte Körper

In der Renaissance wurde die Schönheit des menschlichen Körpers zu einem Hauptgegenstand der Kunst. Maler und Bildhauer beschäftigten sich damit, wie die perfekten Proportionen des idealen Menschen auszusehen haben. Denn nur aus perfekten Proportionen konnten ihrer Meinung nach Schönheit und Harmonie hervorgehen. Um diese Idealmaße herauszufinden, bedienten sich die Künstler der Geometrie und der Architektur. 

Leonardo da Vinci machte sich daran, zu zeigen, wie perfekt der menschliche Körper proportioniert ist und schuf auf diese Weise eine der berühmtesten Zeichnungen aller Zeiten – den Vitruvianischen Menschen. In dieser Federzeichnung, die heute in der Galleria dell’ Accademia in Venedig aufbewahrt wird, verband er Kunst und Ästhetik mit Mathematik und Geometrie. Zu sehen ist ein nackter Mann, der in zwei unterschiedlichen Körperhaltungen sowohl in einem Kreis (homo ad circulum) als auch in einem Quadrat (homo ad quadratum) steht. Mit seitlich ausgestreckten Armen erreichen die Fingerspitzen der Figur ein sie umgebendes Quadrat, die Fingerspitzen der leicht erhobenen Arme wiederum reichen bis an den Kreis heran. Die Füße stehen einerseits fest auf dem Boden des Quadrats und andererseits, nun eben etwas seitlicher, im Kreis. Der Vitruvianische Mensch, den Leonardo da Vinci um 1490 zeichnete, übersetzt die Proportionslehre der Architektur in die Kunst. Mit anderen Worten: Da Vinci konstruierte den menschlichen Körper wie ein Bauwerk.

Kapitel 4: Leonardos antike Inspiration

Erfunden hat da Vinci das Idealbild des vitruvianischen Mannes allerdings nicht. Das Prinzip hat er sich bei dem römischen Architekten und Ingenieur Marcus Vitruvius Pollio – bekannt als Vitruv – abgeschaut. Daher auch der Name! Ungefähr im Jahr 20 vor Christus hatte Vitruv sein Werk „De Architectura libri decem” fertiggestellt. Dabei handelte es sich um ein zehnbändiges Lehrbuch, in dem er darlegte, welch universeller Bildung es bedarf, um Häuser, Tempel und Paläste zu errichten. Ein Architekt, so der Ansatz Vitruvs, müsse besonderes Augenmerk auf die Symmetrie und Ästhetik seiner Bauwerke legen. Die wiederum fände ihr Vorbild in den Proportionen des menschlichen Körpers. Er entwickelte daher auch die Theorie des wohlgeformten Menschen – des sogenannten homo bene figuratus.

Kapitel 5: Die Quadratur des Kreises

In seiner Zeichnung des L’uomo vitruviano, so der italienische Originaltitel des Werkes, verband er Kunst und Ästhetik mit Mathematik und Geometrie und konstruierte so einerseits den perfekt proportionierten menschlichen Körper, andererseits versuchte er eine Lösung für das mathematische Problem der „Quadratur des Kreises” zu finden, indem er sich an der scheinbar perfekten Überlagerung von Kreis und Quadrat versuchte. Leonardos Gedanken zu diesem Thema finden sich auch auf der Zeichnung selbst. Im oberen Teil und auch unterhalb des Bildes hat er einen lateinischen Text mit seinen Notizen hinterlassen.

Dort erklärter er auch, wie er die idealen Proportionen berechnet hatte:

„Die Länge der ausgebreiteten Arme eines Mannes ist gleich seiner Körpergröße. Vom Haaransatz bis zur Unterseite des Kinns ist ein Zehntel der Körpergröße eines Mannes; von der Unterseite des Kinns bis zur Oberseite des Kopfes ist ein Achtel der Körpergröße; von der Oberseite der Brust bis zur Oberseite des Kopfes ist ein Sechstel der Körpergröße eines Mannes. Vom Scheitel der Brust bis zu den Haarwurzeln ist der siebte Teil des ganzen Mannes. Von den Brustwarzen bis zum Scheitel des Kopfes ist der vierte Teil eines Mannes. Die größte Breite der Schultern enthält in sich den vierten Teil des Mannes. Vom Ellbogen bis zur Handspitze ist der fünfte Teil des Menschen, und vom Ellbogen bis zur Achselhöhle ist der achte Teil des Menschen. Die ganze Hand ist der zehnte Teil des Mannes; der Anfang der Genitalien markiert die Mitte des Mannes. Der Fuß ist der siebte Teil des Mannes. Von der Fußsohle bis unterhalb des Knies ist der vierte Teil des Mannes. Von unterhalb des Knies bis zum Beginn der Genitalien ist der vierte Teil des Mannes. Der Abstand von der Kinnunterseite bis zur Nase und vom Haaransatz bis zu den Augenbrauen ist jeweils derselbe und wie das Ohr ein Drittel des Gesichts.”

Ganz schön theoretisch, oder? Um auf diese Berechnungen zu kommen, vermaß Leonardo da Vinci zahlreiche junge Männer. Auf diese Weise wollte er die proportionale Beziehung der einzelnen Körperteile zueinander berechnen. Wenn du willst, kannst du ganz einfach selbst ausprobieren, ob du diesem antiken Ideal entsprichst. Dafür musst du nur deine Arme ausstrecken und deine Spannweite messen – von Fingerspitze zu Fingerspitze. Entspricht die gemessene Spannweite deiner Körpergröße, dann, ja dann, kommst du diesem vitruvianischen Menschen ziemlich nahe.

Kapitel 6: Das Maß aller Dinge

Neben Leonardo da Vinci beschäftigten sich noch andere Künstler und Wissenschaftler mit der Proportionslehre des Vitruv. Seine zehn Bücher über Architektur wurden um 1411 wiederentdeckt und sorgten vor allem bei Künstlern für Aufruhr, die sich der Mode der Zeit entsprechend, wieder den antiken Künsten und Wissenschaften zugewandt hatten. Doch Leonardo war der Einzige, dem es gelang, eine harmonisch proportionierte Gestalt in derart perfekter Verbindung von Geometrie und menschlicher Anatomie darzustellen. Dabei half ihm folgender Trick. Da Vinci gab seiner Zeichnung zwei Zentren: Während der Mittelpunkt des Kreises im Nabel des Mannes liegt, liegt der Mittelpunkt des Quadrats in dessen Genitalien. So lenkte er den Blick ausgerechnet auf die beiden Bereiche, die für den Beginn des Lebens stehen – Leben zeugen und geboren werden. 

Der Kreis kann aber auch als Symbol für den Himmel, das Universum und die göttliche Vollkommenheit gedeutet werden, während das Quadrat die Erde symbolisiert. Der ideale Mensch, harmonisch und symmetrisch in seinen Proportionen, verbindet beide miteinander und steht in ihrem Zentrum. Wollte Leonardo da Vinci also vermitteln, dass der Mensch das Maß aller Dinge sei? 

Fest steht: Leonardo da Vincis Zeichnung ist inzwischen ein sehr beliebtes Motiv. Neben Reproduktionen in Form von Wandbildern ziert es mittlerweile Krankenkassen- und Postkarten genauso wie eine Seite der italienischen 1-Euro-Münze. Und er steht für eine Idee, die da Vinci besonders wichtig war: Dass die Schönheit in der Kunst von wissenschaftlichen Erkenntnissen abhängig ist.

Zusammenfassung

  • Leonardo da Vinci erfand zahlreiche technische Apparaturen und konstruierte auch den vermutlich ersten Fallschirm der Welt.

  • Seine berühmte Zeichnung „Der Vitruvianische Mensch“ schuf er nach Berechnungen des antiken Architekten und Ingenieurs Vitruv.

  • Die Zeichnung von Leonardo da Vinci gibt nicht nur die perfekten Proportionen des menschlichen Körpers wieder, sondern ist auch eine philosophische Weltbetrachtung.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wonach schuf Leonardo da Vinci seine berühmte Zeichnung „Der Vitruvianische Mensch“?
    1. A) Ideen des Herzogs von Mailand
    2. B) Anmerkungen seines Rivalen Michelangelo
    3. C) Berechnungen des antiken Architekten und Ingenieurs Vitruv
    4. D) Lektüre eines päpstlichen Traktats
  2. Für welches von Leonardo da Vinci konstruierte „Fluggerät“ wurde im Juni 2000 der Beweis erbracht, dass es tatsächlich funktioniert?
    1. A) Hubschrauber
    2. B) Fallschirm
    3. C) Segelflugzeug
    4. D) Flügel für Menschen
  3. Auf welchem Alltagsgegenstand begegnet uns der „Vitruvianische Mensch“ von Leonardo da Vinci heute in Deutschland?
    1. A) 5-Euro-Schein
    2. B) VISA-Karte
    3. C) Bahncard
    4. D) Karte der gesetzlichen Krankenversicherungen
  4. Welches mathematische Problem wollte Leonardo da Vinci mit dem „Vitruvianischen Menschen“ lösen?
    1. A) Quadratur des Kreises
    2. B) Millennium-Probleme
    3. C) Smale-Probleme
    4. D) Hadamart-Vermutung
  5. Wer schrieb das Werk „De architectura“, das Leonardo da Vinci maßgeblich zu seiner Zeichnung des „Vitruvianischen Menschen“ anregte?
    1. A) Tacitus
    2. B) Marcus Vitruvius Pollio 
    3. C) Georgius Agricola
    4. D) Michelangelo

Richtige Antworten: 
1. C) Berechnungen des antiken Architekten und Ingenieurs Vitruv
2. B) Fallschirm
3. D) Karte der gesetzlichen Krankenversicherungen
4. A) Quadratur des Kreises
5. B) Marcus Vitruvius Pollio

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