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Währungsreform

Die D-Mark kam über den Atlantik
Austausch von Währungen in einer Bank
Währungsreform
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Intro

Drei Jahre nach Kriegsende: Deutschland wurde von vier Besatzungsmächten verwaltet, die längst nicht mehr an einem Strang zogen. Die Wirtschaft lief im Notprogramm, Lebensmittel und Brennstoffe waren rationiert. Mangel bestimmte den Alltag der Deutschen. Doch was dann im Juni 1948 in den drei Westzonen geschah, änderte alles ...

Kapitel 1: Ein geheimnisvoller Gütertransport

Der amerikanische Soldat auf dem Bahnsteig zögert noch, bevor ihn schließlich doch die Neugier übermannt: Was mag wohl in diesen Kisten sein, die hier in Bremerhaven von einem großen US-Dampfer gebracht und in Eisenbahnwaggons nach Frankfurt verladen werden? Laut Aufdruck enthalten sie Türklinken. Aber seit wann werden solche simplen Haushaltsgegenstände von bewaffneten Soldaten bewacht? Flink huscht er in den nächstbesten Güterwaggon, schnappt sich eine der fest vernagelten Kisten und hebelt ihren Deckel einen Spaltbreit auf. Vorsichtig greift er hinein. Und als er seine Hand wieder zurückzieht, hält er tatsächlich ein Bündel frisch gedruckter Banknoten in der Hand! Neugierig mustert er die Scheine: Eine Frau im weißen Kleid ist auf dem Papier zu sehen, daneben die Zahl 50 und darunter ein Schriftzug in deutscher Sprache. Leise flüstert der Soldat die ungewohnten Worte vor sich hin: „Fünfzig... Deutsche... Mark“…

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Kapitel 2: Geburtsstunde der Marktwirtschaft

Es war buchstäblich eine Nacht- und Nebel-Aktion, mit der im Frühsommer 1948 insgesamt 23.000 Kisten voller druckfrischer Banknoten aus den USA nach Deutschland verschifft wurden. Am 20. Juni 1948 löste die Deutsche Mark, kurz D-Mark, in den drei westlichen Besatzungszonen die alte Reichsmark ab. Die Währungsreform sollte das Leben von Millionen Deutschen verändern.    

Die Währungsreform von 1948. Die Bilder dazu gingen um die Welt: Schaufenster und Regale, die sich mit der Einführung der D-Mark faktisch über Nacht wie von Zauberhand mit Waren aller Art füllten. Menschen, die nach zwei verheerenden Hungerwintern endlich kaufen konnten, was sie wollten und so viel sie wollten: Zucker, Butter, Bohnenkaffee. Allerdings waren diese Schätze sehr teuer, und auch sonst war die Freude nicht ungetrübt. Das neue Geld löste zwar viele Probleme, aber längst nicht alle. Aber warum wurde es überhaupt eingeführt – und wieso nur in den Westzonen? 

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir einen Blick auf die wirtschaftliche Situation in Nachkriegsdeutschland werfen. Auch im dritten Jahr nach Kriegsende lagen noch immer viele deutsche Innenstädte in Trümmern. Aber viele Betriebe in den Außenbezirken oder auf dem Land hatten den Krieg fast unbeschadet überstanden. Im Grunde hätte die Warenproduktion in kürzester Zeit wieder aufgenommen werden können, doch zunächst geschah dies nur in sehr geringem Maße. Zum einen war das Material knapp. Und ein weiterer Grund dafür war: Eine geregelte Beschäftigung in einer Fabrik hätte sich für die Arbeiter im wahren Sinn des Wortes nicht ausgezahlt. Denn noch immer waren die Menschen auf Bezugsscheine angewiesen, und die alte Reichsmark war kaum mehr wert als das Papier, auf dem sie gedruckt wurde.

Kapitel 3: Das Ziel: eine „harte“ Währung

Die alte Reichsmark war weit davon entfernt, eine stabile Währung zu sein. Woran lag das? Mit einfachen Worten: In diesen Nachkriegsjahren war viel zu viel von diesem Geld im Umlauf, während kaum Waren hergestellt wurden, für die man es ausgeben konnte. Für die knapp bemessenen Lebensmittelmarken bekamen die Menschen kaum das Allernötigste an Brot, Margarine, Milch und Zucker. Und Eier, Bohnenkaffee oder Schuhe gab es nur auf dem Schwarzmarkt, die bevorzugte „Währung“ dort waren Zigaretten. Kohlen und Brennholz waren wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch absolute Mangelware, worunter die Menschen in den beiden ersten Nachkriegswintern erbärmlich gelitten hatten. Der Winter 46/47 war der kälteste und längste Winter seit Jahrzehnten gewesen und hatte zahllose Todesopfer gefordert. So konnte es nicht weitergehen. Wie sollte sich unter solchen Umständen jemals wieder ein geregeltes Wirtschaftsleben entwickeln? Amerikaner und Briten fassten daher einen zukunftsweisenden Entschluss: Die beiden Militärregierungen legten ihre beiden Besatzungszonen zum 1. Januar 1947 zu einem gemeinsamen Wirtschaftsgebiet zusammen, das sie „Bi-Zone“ nannten. Nach einigem Zögern schloss sich im Jahr darauf auch die französische Besatzungsmacht an. Dieser Dreier-Bund wurde auch „Tri-Zone“ genannt und zeichnete geografisch bereits die künftige Bundesrepublik Deutschland vor. Einer der ersten Beschlüsse für dieses neue gemeinsame Wirtschaftsgebiet lautete: Es sollte eine stabile neue Währung bekommen.

Kapitel 4: 40 DM pro Kopf

Gesagt, getan. Zum 1. März 1948 gründeten die drei westlichen Militärregierungen eine gemeinsame Zentralbank: die Bank deutscher Länder (BdL). Die neuen Banknoten wurden allerdings vorerst in den USA gedruckt und in getarnten Kisten über den Atlantik verschifft. Nun musste man sie nur noch möglichst reibungslos unters Volk bringen. Genau dabei spielte ein deutscher Wirtschaftsdirektor namens Ludwig Erhard eine wesentliche Rolle. Er übernahm die Aufgabe, die Bevölkerung auf das neue Geld vorzubereiten. Denn die Bankguthaben der Deutschen würden nur noch einen Bruchteil ihrer vormaligen Höhe haben. Für zehn alte Reichsmark würde es gerade mal eine neue D-Mark geben! Aber Erhard konnte den Menschen auch dieses Versprechen geben: Ihr Arbeitslohn würde endlich wieder etwas wert sein! Kurz: Erhard ließ die Menschen in Westdeutschland auf einen baldigen Aufschwung hoffen. 

Dann hieß er wieder einmal Schlange stehen: diesmal für die erste Sofortauszahlung von zunächst 40 D-Mark pro Kopf. „Kopfgeld“ nannte der Volksmund dieses Startkapital. Über die Höhe der Erstauszahlung hatten sich die Alliierten mit Wirtschaftsfachleuten in einer streng geheimen Versammlung abgestimmt, die in Rothwesten bei Kassel stattfand. Weil die 11 deutschen Teilnehmer dieser Tagung 49 Tage lang strengstens von der Außenwelt abgeschirmt wurden und sogar vor Ort übernachten mussten, wurde diese Tagung das „Konklave von Rothwesten“ genannt. Und das alte Geld? Das war mit der Währungsumstellung das alte Geld buchstäblich über Nacht ungültig geworden! Allerdings nur in den drei Westzonen − und wenige Tage später auch in denjenigen Teilen der Hauptstadt Berlin, die von den drei Westmächten verwaltet wurden. Denn auch dort bekam die Bevölkerung die neue, „harte“ D-Mark. Gegen den Willen der sowjetischen Militärverwaltung. Und genau das sollte noch ziemlich unangenehme Folgen für die Westberliner haben …

Kapitel 5: Sowjetische Nadelstiche

Wir erinnern uns: Nicht nur Deutschland unterstand seit der bedingungslosen Kapitulation den vier Besatzungsmächten, sondern auch die Hauptstadt Berlin. Sie wurde als „besonderes“ Gebiet gemeinsam verwaltet. Dazu war die Stadt in vier Verwaltungsbezirke unterteilt worden, die man „Sektoren“ nannte: einen sowjetischen, einen amerikanischen, einen britischen und einen französischen. Anfangs funktionierte das auch ganz gut. Die Sowjetunion zog ihre Soldaten aus den drei anderen Sektoren ab, im amerikanischen Sektor wurde eine gemeinsame Kommandantur eingerichtet und die Berliner durften sich weiterhin ohne große Einschränkungen bewegen, wohin sie wollten.  Aber eigentlich war das nicht wirklich im Sinne des sowjetischen Diktators Josef Stalin. Der war der Ansicht, dass er berechtigte Ansprüche auf ganz Berlin hätte, denn seine Rote Armee hatte die Hauptstadt ja schließlich auch von den Nazis befreit!  Und außerdem lag dieses Berlin mitsamt seinen ungeliebten drei Westsektoren wie eine Insel mitten in der sowjetischen Besatzungszone. Wenn das nicht ein Ass im Viermächte-Poker war …  

Und es kam, wie es kommen musste. Schon Anfang 1948 begann eine mysteriöse Serie seltsamer technischer Störungen auf den Verkehrswegen durch die Sowjetzone, über die West-Berlin seine Versorgungsgüter erhielt. Mal blieb ein Zug stehen, mal wurde ein Frachtschiff aufgehalten, mal war eine Autobahn dicht, mal eine Brücke gesperrt. Die Sowjets führten einen „Krieg der Nadelstiche“, wie es der damalige Präsident Frankreichs formulierte. Die Briten und Amerikaner waren zunehmend genervt und beschlossen schließlich, ihre Truppenteile in Berlin ein paar Tage lang einfach auf dem Luftweg  zu beliefern. 

Das war im April, und was die westlichen Militärs zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnten: Zweieinhalb Monate später sollten sie während der Berlin-Blockade der Sowjets die gesamte Bevölkerung Westberlins aus der Luft versorgen! Mit einer gewaltigen Aktion, die als die Berliner Luftbrücke in die Geschichte einging, und mit hunderten Flugzeugen, denen die Berliner bald ihren ganz eigenen Spitznamen gaben: Rosinenbomber …

Zusammenfassung

  • 1948 legten die Amerikaner, Briten und Franzosen ihre Besatzungszonen zu einem gemeinsamen Wirtschaftsgebiet zusammen. Es wurde „Trizone“ genannt. 

  • Einer der ersten Beschlüsse für das gemeinsame Wirtschaftsgebiet war eine Währungsreform. Sie führte die kursierende Geldmenge auf ein normales Maß zurück. Die neuen D-Mark-Banknoten wurden in den USA gedruckt und in einer geheimen Aktion nach Deutschland verschifft.

  • Jeder Deutsche erhielt zunächst 40 D-Mark als Sofortauszahlung. Sparguthaben wurden eins zu zehn umgestellt.  

  • Auch in den drei Westsektoren der Hauptstadt Berlin wurde die D-Mark eingeführt. Das nahm die sowjetische Militärverwaltung zum Anlass für krasse Gegenmaßnahmen.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wie wurde das gemeinsame Wirtschaftsgebiet genannt, zu dem die Amerikaner, Briten und Franzosen 1948 ihre Besatzungszonen zusammenlegten?
    1. A) Schutzzone
    2. B) Trutzzone
    3. C) Ostzone
    4. D) Trizone
  2. Wo wurden die neuen D-Mark-Banknoten gedruckt, die bei der Währungsreform 1948 an die Westdeutschen ausgegeben wurden?
    1. A) In den USA
    2. B) In Deutschland
    3. C) In Frankreich
    4. D) In China
  3. In welchem Jahr wurde in den drei westlichen Besatzungszonen die D-Mark eingeführt?
    1. A) 1945
    2. B) 1933
    3. C) 1948
    4. D) 1990
  4. Wie viele D-Mark erhielt jeder Westdeutsche als Erstausstattung am Tag der Währungsreform von 1948?
    1. A) 100
    2. B) 40
    3. C) 500
    4. D) 1.000
  5. In welcher Stadt berieten hochrangige Vertreter der Alliierten mit deutschen Wirtschaftsfachleuten über Details der Währungsreform?
    1. A) Berlin
    2. B) München
    3. C) Gelbwesten
    4. D) Rothwesten

Richtige Antworten: 
1. D) Trizone
2. A) In den USA
3. C) 1948
4. B) 40 
5. D) Rothwesten

FAQs

Was ist eine Währungsreform?

Allgemein bezeichnet der Begriff eine Neuordnung des Geldwesens, bei der die bestehende Währung durch eine neue ersetzt wird. Das alte Geld wird ungültig, die Menschen sind zum Umtausch gezwungen und Sparer verlieren zumeist einen Teil ihres Vermögens.

Was geschah 1948 in Westdeutschland?

Im Jahr 1948 wurde in den drei westlichen Besatzungszonen die Deutsche Mark (D-Mark) eingeführt. Die von den Alliierten gegründete Bank deutscher Länder übernahm die Aufgaben einer Zentralbank, sie war eine Vorläuferin der Bundesbank. Die ersten Banknoten wurden in den USA gedruckt. Die alte Reichsmark verlor mit der Währungsreform ihre Gültigkeit.

Warum hielten die Westmächte eine Währungsreform für notwendig?

Sie hatten erkannt, dass dies die einzige Möglichkeit war, in ihren Besatzungszonen wieder zu einer wirtschaftlichen Wertschöpfung zu kommen. Es war viel zu viel Geld im Umlauf, die Reichsmark hatte fast keinen Wert mehr und der Schwarzhandel dominierte. Auf diese Weise kamen auch keine Steuern herein. So konnte es nicht weitergehen.

Warum gab es die D-Mark nur in den Westzonen und Westberlin?

Die sowjetische Besatzungsmacht war nicht daran interessiert. Dass auch in den drei Westsektoren Berlins die D-Mark eingeführt wurde, nahm die sowjetische Militäradministration zum Anlass, West-Berlin von jeder Versorgung abzuschneiden (Berlin-Blockade). Außerdem führte sie nun ihrerseits ebenfalls neues Geld ein, das gemeinhin als Ostmark bezeichnet wurde. Die Ostwährung hieß aber ebenso wie ihr West-Pendant „Deutsche Mark“ mit dem Zusatz „der Deutschen Notenbank“ – möglicherweise in Anspielung darauf, dass die erste „Westmark“-Ausstattung ja in den USA gedruckt worden war. Ab 1968 hieß die Ostmark dann „Mark der DDR“.

Wie wurde die Währungsreform 1948 in Westdeutschland durchgeführt?

Pro Kopf gab es am 20. Juni 1948, einem Sonntag, 40 D-Mark in bar als Sofortausstattung. Inflations- bzw. kaufkraftbereinigt wären das im Jahr 2023 rund 116 Euro gewesen. Am 21. Juni 1948 verloren die alten Reichsmark-Banknoten ihre Gültigkeit (die 10- und 50-Pfennig-Münzen sowie die 1-Mark-Scheine durften noch eine Weile genutzt werden). Alles Bargeld, das die Menschen noch in alter Währung besaßen, musste eingezahlt und die „Reichsmarkkonten“ zur Umstellung angemeldet werden. Wer dies versäumte, verlor sein gesamtes Guthaben. Die Konten wurden nun von den Finanzämtern geprüft und in mehreren Schritten nach einem komplizierten Schlüssel umgestellt. Hochgerechnet ergab sich daraus am Ende ein Kurs von 10:1 − es gab also eine Deutsche Mark für 10 alte Reichsmark.

Wie viele Währungsreformen hatte es vor 1948 im Deutschen Reich gegeben?

Zwei: 1871–1876 und 1924. Die erste Währungsreform diente unmittelbar nach der Gründung des Kaiserreichs dazu, die zahlreichen unterschiedlichen Währungen der bisherigen deutschen Teilstaaten zu vereinheitlichen. Aus Taler und Gulden wurde die goldgedeckte Mark. Der Begriff bedeutet: Für jede gedruckte Reichsmark muss der ihr entsprechende Wert in Gold auszahlbar sein. Diese Golddeckung wurde bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs aufgehoben. 1923 kam es zur Hyperinflation, die im Folgejahr durch die Umstellung auf die Deutsche Rentenmark (später Reichsmark) gestoppt werden konnte.

Wie wirkte sich die Währungsreform 1948 auf Westdeutschland aus?

Es zeigte sich, dass trotz Verbots viele Geschäfte Waren zurückgehalten bzw. gehortet hatten. Am Sonntag, dem 20. Juni, füllten sich die Auslagen wie durch Zauberhand mit einem großen Warenangebot. Auf einmal gab es alles, die bisherigen Bezugsscheine und Lebensmittelmarken waren Geschichte. Ebenso gab es keine Preisbindung mehr, was zunächst zu gravierenden Preissteigerungen und Protesten führte (u.a. zum Generalstreik am 12. November ‘48). Allmählich stieg aber auch die Produktion wieder auf den Vorkriegsstand und das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage normalisierte sich. Darüber hinaus generierten die USA ein milliardenschweres Förderprogramm für Westeuropa (Marshallplan), das als Fundament des deutschen Wirtschaftswunders der 50er-Jahre gilt.

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