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Wirtschaftswunder Deutschland

Auto-Boom und Sonntagsbraten
Adenauer und Erhard (1956), Bundesarchiv, B 145 Bild-F004214-0033 / CC-BY-SA 3.0
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Intro

Deutschland, 1955: Die Bundesrepublik war NATO-Mitglied geworden und durfte sich mehr und mehr als Teil der westlichen Welt fühlen. Auch wirtschaftlich. In dieser Story erfährst du, wie die Deutschen zu neuem Wohlstand kamen …

Kapitel 1: Ein Käfer, der die Welt erobert

Es ist ein gewaltiges Spektakel im Sportstadion von Wolfsburg: Mehr als 100.000 Menschen drängen sich auf den Zuschauerrängen und erleben eine Show, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt: Revuetänzerinnen des weltberühmten Pariser Moulin Rouge wechseln nit Schweizer Fahnenschwingern und brasilianischen Sambagruppen in farbenprächtigen Kostümen. Doch all dies ist nur das Vorspiel zum eigentlichen Höhepunkt dieses internationalen Spektakels: Ein ganzes Dutzend Musikkapellen vereinigt sich zu einem einzigen riesigen Orchester, um mit nie dagewesener Klanggewalt eine bewegende Hymne anzustimmen. Beifall rauscht durch das Stadion, als endlich der Gastgeber ans Mikrofon tritt. Nicht etwa der Chef der heimischen Fußballmannschaft, sondern – der Generaldirektor des Volkswagen-Werks: Heinrich Nordhoff. Er schaut lächelnd in die Runde, breitet die Arme aus und ruft der jubelnden Menge zu: „Unser Fest war ein Blick in die Welt, die der Volkswagen erobert hat und noch weiter erobern wird!“

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Kapitel 2: Der Marshallplan

Das war ein Grund zum Feiern: Am Tag zuvor, dem 5. August 1955, war in Wolfsburg der millionste VW Käfer vom Band gerollt. Und das nur zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der auch Deutschland in Schutt und Asche gelegt hatte. Der millionste Käfer war ein sichtbares Symbol des deutschen „Wirtschaftswunders“. Denn Autos ließen den Fortschritt rollen – und das im wahren Sinn des Wortes.

Dass die junge Bundesrepublik in den 50er- und 60er-Jahren wirtschaftlich einen rasanten Aufschwung erleben durfte, verdankte sie gleich mehreren Faktoren. Einer davon war die Wirtschaftskooperation mit Frankreich, die aus dem Schumann-Plan erwachsen war. Er sah vor, sowohl die deutsche als auch die französische Kohle- und Stahlindustrie unter ein gemeinsames europäisches Dach zu stellen. Bereits Mitte 1948 hatten die drei Westmächte in ihren Besatzungszonen und West-Berlin eine neue, harte Währung eingeführt: die D-Mark. Im Jahr darauf wurde die Bundesrepublik gegründet: ein demokratisches Deutschland mit dem wirtschaftlichen Ziel einer sozialen Marktwirtschaft. Und nicht zuletzt hatten die USA ein milliardenschweres Aufbauprogramm aufgelegt. Initiator dieses Programms war der amerikanische Außenminister George Marshall, und nach ihm wurde es auch benannt: Marshallplan. Bis 1951 flossen daraus insgesamt rund 13 Milliarden Dollar Wirtschaftshilfen in mehrere westeuropäische Länder. Rund eineinhalb Milliarden davon erhielt Westdeutschland. Das half beim Wiederaufbau von Betrieben und Industrieanlagen, und vor allem hob es die Stimmung der Bevölkerung, die in den Nachkriegsjahren mit ihrer Arbeitskraft oft unter noch schwierigen Bedingungen die Hauptlast am Aufschwung stemmte.  

Es gab allerdings noch ein weiteres Ereignis, das unerwartet zum deutschen „Wirtschaftswunder“ beitragen sollte: der Koreakrieg, der im Sommer 1950 die Welt erschütterte. Er war der erste der sogenannten Stellvertreterkriege, in denen die beiden Großmächte USA und Sowjetunion ihre Einflussbereiche in der Welt zu vergrößern suchten. Plötzlich brach die Angst vor einem kommunistischen Überfall Ostdeutschlands über die Bundesrepublik Deutschland herein. Und was tun Menschen, wenn sie Angst haben? Sie hamstern ...

Kapitel 3: Das Wirtschaftswunder

So war es auch 1950. Der Koreakrieg ließ vor allem am Rohstoffsektor die Auftragslage explodieren – man spricht heute auch vom „Korea-Boom“. Aber die Produktion hinkte hinterher. Sie war einfach noch nicht effizient genug, egal ob in den Bergwerken, der Schwerindustrie oder in der Konsumgüterproduktion. Und um mehr Arbeiter einzustellen, musste erst einmal Wohnraum für sie geschaffen werden! Denn um diese Zeit kamen bereits zahllose Menschen aus der DDR und anderen Ostblockstaaten in die Bundesrepublik, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. 

Erst allmählich begann sich die Lage zu stabilisieren. Der Warenexport ins Ausland nahm Fahrt auf, ein stetiger Zuwachs an Arbeitsleistung ließ die Löhne steigen. „Soziale Marktwirtschaft“ hieß die Devise, die Wirtschaftsminister Ludwig Erhard ausgerufen hatte.

In den Fabriken hielten moderne Produktionsmethoden Einzug. So zum Beispiel im Volkswagenwerk Wolfsburg. Sein Generaldirektor Heinrich Nordhoff war lange in den USA gewesen und hatte erlebt, wie effizient dort der Fahrzeugbau lief. Dieses Know-how brachte er mit und setzte es in seinem VW-Werk um: Kosten senken, Abläufe optimieren, Löhne anheben. Gute Arbeit sollte sich wieder lohnen – „Wohlstand für alle“ war das erklärte Ziel der CDU zur Bundestagswahl 1957. Auch andere Unternehmer machten es so. Die Wachstumsraten stiegen. In der zweiten Hälfte der 50er-Jahre näherte man sich der Vollbeschäftigung. Und bald fehlte es sogar überall an Arbeitskräften. Bayern suchte händeringend nach Landarbeitern, Nordrhein-Westfalen gingen die Bergleute aus, Baden-Württemberg klagte über mangelnden Zuwachs in der Metallindustrie! Wie die Bundesregierung in Bonn nun darauf reagierte, sollte den Charakter unseres Landes für alle Zeiten prägen ...

Kapitel 4: Die Gastarbeiter

Im Herbst 1955 verkündete Wirtschaftsminister Ludwig Erhard in einer Sitzung des Bundestags: „Im Hinblick auf die besonderen Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt wird die Bundesregierung unverzüglich Vorbereitungen treffen, ausländische Arbeitskräfte heranzuziehen!“ Gesagt, getan. Ende desselben Jahres wurde ein Abkommen mit Italien geschlossen, das die Anwerbung italienischer Arbeiter regelte. In den folgenden Jahren kamen Griechenland, Spanien, die Türkei und weitere Länder Südeuropas und Nordafrikas hinzu. „Gastarbeiter“ wurden diese Menschen genannt – und so wurden sie auch behandelt. Integration? Fehlanzeige. Sie wurden mehr schlecht als recht in Wohnheimen oder Barackensiedlungen einquartiert und blieben unter sich. Sie erledigten die schwersten und schmutzigsten Arbeiten und wurden dafür oft noch schief angesehen. Dies alles nahmen sie in Kauf, weil die deutschen Löhne immer noch höher waren als zuhause in Italien oder der Türkei. Den größten Teil des verdienten Geldes schickten sie nach Hause. Erst später begannen sie, auch ihre Familien nachzuholen. Und mit ihnen kamen Pizza und Döner, Flamenco und Sirtaki – kurz: genau diese kulturelle Vielfalt, die das Leben in Deutschland bis heute prägt. Die junge Bundesrepublik war ein Einwanderungsland geworden. 

Und das deutsche „Wirtschaftswunder“? Das war nicht mehr aufzuhalten.

Kapitel 5: Konsumtempel und Fresswelle

Der Begriff „Wirtschaftswunder“ steht im Allgemeinen für den Zeitraum bis zum Beginn der weltweiten Ölkrise Anfang der 70er-Jahre. Produktivität und Löhne stiegen in diesen beiden Jahrzehnten stetig. Erstmals seit Kriegsende konnten sich die Menschen wieder privaten Luxus leisten: Fernseher und Kühlschränke, schicke Möbel und: Urlaub in Italien. Das eigene Auto machte es möglich: Es war erschwinglich geworden. Überhaupt: Autos hielten das Wirtschaftswunder in Schwung. Die mageren Zeiten waren vorbei: Fleisch und Wurst wurden zur Alltagskost, fette Sahnetorten verdrängten trockene Napfkuchen. Die ungebremste Kalorienzufuhr sah man den Menschen bald auch äußerlich an, aber niemand scherte sich damals darum. Im Gegenteil: Bauch war schick! Schließlich hatte man lange genug Kohldampf geschoben, und die ganzen Leckereien vom Mett-Igel bis zum Sonntagsbraten waren ja auch nicht gerade billig! So gesehen, waren Hüftspeck und Rettungsringe also die sichtbaren Zeichen persönlichen Wohlstands: Die „Fresswelle“, wie man die lang ersehnte Schlemmerei scherzhaft nannte, rollte durch die Küchen und Wohnstuben.

Erste Selbstbedienungsläden schossen aus dem Boden und wuchsen bald zu Konsumtempeln heran, die alle erdenklichen Waren-Schätze am selben Fleck anboten. Und noch etwas prägte diese Wirtschaftswunderjahre: Die Frauen, die im Krieg und in den Nachkriegsjahren so dringend als Arbeiterinnen gebraucht worden waren und einen hohen Grad der Emanzipation erreicht hatten, wurden nun wieder nach Hause geschickt. Die Adenauer-Regierung propagierte die alte, überkommene Aufteilung zwischen dem Mann als „Ernährer der Familie“ und der „Hausfrau“, die zu kochen, zu putzen, zu waschen und sich um die Kinder zu kümmern hatte. Berufstätigkeit stand einer Frau allenfalls bis zur Heirat an. Karriere, Führungspositionen? Fehlanzeige.

Insgesamt aber schienen die Deutschen wieder glücklich zu sein. Alle Deutschen? Nein. Denn in den Gefangenenlagern der Sowjetunion mussten noch immer Zehntausende Landsleute um ihr Überleben kämpfen. Für Bundeskanzler Konrad Adenauer war das ein unhaltbarer Zustand. Also fasste er einen mutigen Entschluss: Er würde sich mitten in die Höhle des Löwen wagen, um die Freilassung dieser letzten Kriegsgefangenen auszuhandeln ...

Zusammenfassung

  • Der Begriff „deutsches Wirtschaftswunder“ steht für den wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland in den 1950er und 1960er-Jahren. Produktivität und Löhne stiegen in dieser Zeit stetig. „Wohlstand für alle“ war das erklärte Ziel.

  • Das rasante Wachstum der deutschen Wirtschaft führte zu einem Mangel an Arbeitskräften. Daher warb die Bundesregierung zusätzliche Fachkräfte aus dem Ausland an – die sogenannten Gastarbeiter. Deutschland wurde zum Einwanderungsland.

  • Autos wurden vom Luxusgegenstand zur Massenware. Der millionste VW Käfer, der im August 1955 vom Band rollte, wurde als Symbol für das deutsche Wirtschaftswunder gefeiert.

  • Die weltweite Ölkrise Anfang der 70er läutete das Ende des Wirtschaftswunders ein.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Welcher Zeitraum gilt als die Zeit des „deutschen Wirtschaftswunders“?
    1. A) Die Zeit der Weimarer Republik
    2. B) Die 1930er- und 1940er-Jahre
    3. C) Die 1950er- und 1960er-Jahre
    4. D) Die Zeit des Kaiserreichs
  2. Wie hieß das milliardenschwere Aufbauprogramm, mit dem die USA ab 1948 die europäische Wirtschaft ankurbelten?
    1. A) Schuman-Plan
    2. B) Marshall-Plan
    3. C) Wachstums-Plan
    4. D) Renten-Plan
  3. Welches Auto gilt als das deutsche Symbol des „Wirtschaftswunders“? 
    1. A) Der VW Käfer
    2. B) Der Opel Rekord
    3. C) Der Fiat Nuova
    4. D) Die Isetta von BMW
  4. Welche (scherzhaft so genannte) „Welle“ rollte im Zuge des „Wirtschaftswunders“ durch die deutschen Privathaushalte?
    1. A) Die Fettwelle
    2. B) Die Fitnesswelle
    3. C) Die Fresswelle
    4. D) Die Sexwelle
  5. Wer prägte den Begriff der „Sozialen Marktwirtschaft“?
    1. A) Konrad Adenauer
    2. B) Kurt Georg Kiesinger
    3. C) Helmut Kohl
    4. D) Ludwig Erhard

Richtige Antworten: 
1. C) Die 1950er- und 1960er-Jahre 
2. B) Marshall-Plan 
3. A) VW Käfer
4. C) Die Fresswelle
5. D) Ludwig Erhard

FAQs

Was versteht man unter dem deutschen Wirtschaftswunder?

Der Begriff steht im Allgemeinen für den Zeitraum eines kräftigen wirtschaftlichen Aufschwungs in Westdeutschland und Westberlin, der Anfang der 1950er-Jahre einsetzte und bis Anfang der 1970er-Jahre anhielt. Produktivität und Löhne stiegen in dieser Zeit stetig. Vom wachsenden Wohlstand profitierten auch die Arbeitenden und, nach einer Rentenreform 1957, auch die ältere Generation. Vollbeschäftigung und soziale Sicherheit wurden zum Maßstab für alle.

Wie kam es zum Wirtschaftswunder in Deutschland?

Der Aufschwung wurde durch mehrere Faktoren begünstigt. Dazu zählen die Währungsreform von 1948 (Ablösung der alten Reichsmark durch die Deutsche Mark), die Wirtschaftskooperation mit Frankreich, die Aufbauhilfe der USA im Zuge des Marshallplans und paradoxerweise auch der Ausbruch des Koreakriegs. Er war der erste sogenannte Stellvertreterkrieg des Kalten Krieges zwischen den Machtblöcken der Sowjetunion und der USA. Anfang der 1950er-Jahre führte er zu einer stark steigenden Nachfrage nach Rohstoffen und Gebrauchsgütern im In- und Ausland. Man sprach damals auch vom „Korea-Boom“.

Warum gab es den Marshallplan?

Die West-Alliierten und insbesondere die USA wollten die Westintegration der Bundesrepublik Deutschland fördern, denn sie brauchten Westdeutschland als zuverlässigen Partner an der Nahtstelle zum sogenannten Ostblock. So nannte man die sozialistischen Satellitenstaaten der Sowjetunion. Vor diesem Hintergrund ging es darum, die BRD wirtschaftlich zu stärken und den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zu beschleunigen.

Wer erfand die „Soziale Marktwirtschaft“?

Das war der damalige Wirtschaftsminister und spätere (ab 1963) Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU). Ihm lag vor allem am Herzen, „dass die Übereinstimmung von Güterproduktion und Kaufkraftbildung gewahrt bleibt“ – sprich: dass sich die Menschen das, was sie mit ihrer Arbeitskraft nun in immer größeren Mengen herstellten, auch selbst leisten konnten. Der Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ steht für eine Marktwirtschaft mit maßvollen staatlichen Kontroll- und Regulierungsmechanismen, um unsoziale Auswüchse zu verhindern. So traten die Christdemokraten zur Bundestagswahl 1957 auch mit dem Slogan „Wohlstand für alle“ an.

Welches Auto gilt als das deutsche Symbol des „Wirtschaftswunders“?

1955 rollte in Wolfsburg der millionste VW Käfer als vergoldetes Sondermodell vom Band und wurde als Symbol des deutschen Wirtschaftswunders gefeiert. Er war der Verkaufsschlager nicht nur im Inland, sondern weltweit. Der wichtigste Markt für den Export des Volkswagens waren die USA. Dort wurde er zum Inbegriff des günstigen und sparsamen Fahrzeugs; er verkörperte so etwas wie eine Gegenkultur zu den schweren und teuren Straßenkreuzern dieser Jahre. Bis 2002 hielt der Käfer den Rekord als meistverkauftes Automobil der Welt – bevor ihm schließlich der VW Golf den Rang ablief.

Was war die „Fresswelle“?

„Fresswelle“ nannte man scherzhaft den stark steigenden Kalorienverzehr der Westdeutschen in der „Wirtschaftswunderzeit“. Ab Mitte der 1950er-Jahre stiegen die Kaufkraft und damit der private Konsum kräftig an. Gleichzeitig ließ die Massenfertigung die Preise für bisher unerschwingliche Konsumgüter sinken. Das machte sich auch im Lebensmittelbereich bemerkbar. Die Lebensmittelrationierung war endgültig Geschichte, nun war alles reichlich vorhanden: Fleisch, Wurst, Kuchen, Obstsorten aus dem warmen Süden. Der „Sonntagsbraten“ war im Vergleich zum Einkommen immer noch teuer, aber niemand wollte mehr auf ihn verzichten.

Wer waren die sogenannten Gastarbeiter?

Ende der 1950er grassierte der Arbeitskräftemangel. Die Bundesregierung reagierte mit einem Programm zur Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte. 1955 wurde das erste diesbezügliche Abkommen mit Italien unterzeichnet, ab 1960 folgten weitere Länder wie u.a. Spanien, Griechenland und die Türkei. Man nannte sie „Gastarbeiter“, weil ihre Integration und dauerhafter Zuzug nicht vorgesehen waren. Meist arbeiteten sie als ungelernte Kräfte am Fließband oder auf dem Bau, auch wenn sie ursprünglich andere Berufe erlernt hatten.

Welche Rolle spielten die Frauen im Wirtschaftswunder?

In der Bundesrepublik wurden die Frauen, die im Krieg und in den Nachkriegsjahren als Arbeiterinnen unverzichtbar gewesen waren und einen hohen Grad der Emanzipation erreicht hatten, nun wieder nach Hause geschickt. Die Adenauer-Regierung propagierte die alte, überkommene Aufteilung zwischen dem Mann als „Ernährer der Familie“ und der „Hausfrau“, die zu kochen, zu putzen, zu waschen und sich um die Kinder zu kümmern hatte. Berufstätigkeit stand einer westdeutschen Frau allenfalls bis zur Heirat an. Im Osten des geteilten Landes war das anders: In der DDR wurden die Frauen nach wie vor in Industrie und Landwirtschaft dringend als Arbeitskräfte gebraucht – und entsprechend umworben. Dazu gehörten eine nahezu kostenlose Kinderbetreuung sowie Qualifizierung und Aufstiegsmöglichkeiten ebenso wie eine recht deutliche Propaganda: Die „sozialistische Frau“ war berufstätig und bildete sich weiter; zu Hause zu bleiben galt als reaktionär.

Was beendete das deutsche Wirtschaftswunder?

Eine erste Wirtschaftskrise erlebte die Bundesrepublik in den Sechzigerjahren im Kohlebergbau. Die Branche litt unter der starken Konkurrenz des Erdöls auf den Rohstoffmärkten. Mehrere Zechen im Ruhrgebiet mussten aufgeben, viele Bergleute verloren ihre Jobs. 1973 dann folgte infolge des Nahostkonflikts ein drastischer Preisanstieg für Rohöl, der zur sogenannten Ölkrise (eigentlich Ölpreiskrise) führte. Sie zeigte, wie abhängig die Wirtschaft in den westlichen Ländern inzwischen von fossilen Energien geworden war. Der Bundestag beschloss daraufhin ein Energiesicherungsgesetz. Es enthielt unter anderem ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen (begrenzt auf ein halbes Jahr) sowie vier „autofreie Sonntage“ mit einem allgemeinen Fahrverbot. Der Spareffekt hielt sich allerdings in Grenzen.

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