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Ancien Régime

So sah Frankreich vor dem Umsturz aus
Das Bild stellt eine Szene auf den Straßen von Paris am Vorabend der Französischen Revolution dar, mit Menschenmengen, die sich versammeln und Flaggen schwenken. Charakteristische Gebäude des 18. Jahrhunderts säumen die Straße, und der Himmel ist von Rauchschwaden überschattet.
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Inhalte

Intro

Protzige Palastanlagen, üppige Festbankette, verschwenderische Bälle und Adelspensionen. Ja, die Könige im Frankreich des 18. Jahrhunderts ließen es sich gut gehen. Die Bevölkerung aber litt unter der Willkür der Mächtigen, hungerte und wurde rücksichtslos ausgebeutet. In dieser Story erfährst du, weshalb sich das Land Ende des 18. Jahrhunderts allmählich zu einem hochexplosiven Pulverfass entwickelte.

Kapitel 1: Eine Begegnung mit Folgen

Nervös läuft Maximilien im Entrée der Eliteschule auf und ab. Schweißperlen glänzen auf der Stirn des Teenagers, während er wieder und wieder die Rede durchgeht, mit der er gleich den neuen König begrüßen soll. Er kann es immer noch nicht fassen, dass sie ihn, den mittellosen Waisenjungen aus der Provinz, dazu auserkoren haben, den König höchstpersönlich zu begrüßen? Maximilien ist ganz flau im Magen. Erneut wirft er einen Blick aus dem Fenster. Tausende Schaulustige haben sich vor der Schule versammelt. Da bricht die Menge plötzlich in lautstarken Jubel aus. „Das muss der Wagen mit dem König sein!“ Maximilien stürzt auf die Straße hinaus. Tatsächlich. Die goldene Kutsche nähert sich so rasch, dass er gerade noch rechtzeitig den vereinbarten Platz erreicht, bevor sie vor ihm zu stehen kommt. Vor Aufregung zitternd nimmt Maximilien all seinen Mut zusammen, blickt in das weiß gepuderte Gesicht des Königs und trägt seine Begrüßungsrede mit fester Stimme vor. Nicht zu schnell, nicht zu langsam. Alles perfekt. Eigentlich. Kaum aber ist das letzte Wort verklungen, gibt der König gelangweilt das Zeichen zur Weiterfahrt. Echt jetzt? Wutentbrannt starrt Maximilien der üppigen Gefolgschaft des Königs hinterher. Was fällt diesem gepuderten Einfaltspinsel ein?

Niemand kann zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass sich die Wege des Schülers und des Königs noch einmal kreuzen werden. 18 Jahre später wird sich der einst so verschmähte Eliteschüler Maximilien de Robespierre dafür einsetzen, den König hinrichten zu lassen.

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Kapitel 2: Unterdrücker von Gottes Gnaden

Maximilien de Robespierre. Ja, diesen Namen solltest du ruhig schon einmal im Hinterkopf behalten. Der junge Mann wird nämlich im Verlauf der Französischen Revolution noch eine entscheidende Rolle spielen. Zunächst beschäftigen wir uns jedoch mit dem Mann, der dem Schüler Robespierre keinerlei Beachtung geschenkt haben soll: König Ludwig XVI.

Als der im Jahr 1774 in Frankreich die Krone übernahm, herrschte dort Absolutismus. Wie der Name schon sagt, hatte der König die absolute Macht. Das war in deutschen oder auch englischen Königtümern nicht anders. Der Absolutismus beruhte auf der Annahme, Gott selbst habe den König eingesetzt. Und wer wagte es schon, sich gegen Gott zu stellen? Der legendäre Sonnenkönig Ludwig XIV. hat diesen absoluten Machtanspruch einmal so formuliert: „L'état c'est moi“; „Der Staat bin ich“: Ja, mit diesem Selbstverständnis regierten die Bourbonen-Könige damals in Frankreich. Es war die Zeit des „l’ancien régime”, was übersetzt schlicht „alter Staat” oder auch „frühere Regierungsform” heißt und übergreifend die frühe Neuzeit in Europa vor der Französischen Revolution bzw. vor den Napoleonischen Kriegen beschreibt. Im Grunde konnte so ein absolutistischer König machen, was er wollte; er unterlag keinerlei Kontrolle und war niemandem Rechenschaft schuldig. Er erließ Gesetze, war aber selbst nicht an sie gebunden. Und während sich die französischen Könige und der höfische Adel der Prunksucht hingaben, sich die Gesichter weiß schminkten, turmhohe Perücken trugen und im prunkvollen Schloss von Versailles rauschende Feste, vor allem aber sich selbst feierten, versanken Teile der Bevölkerung in immer stärkerer Armut.

Kapitel 3: Gesellschaftliche Missstände

Das absolutistische Frankreich des 18. Jahrhunderts war in sogenannte Stände gegliedert. Wer welchem Stand angehörte, hing von seiner Geburt sowie seiner Funktion in der Gesellschaft ab. Zum ersten Stand, dem sogenannten Klerus, gehörten die Geistlichen der katholischen Kirche wie Priester, Bischöfe und Mönche. In der Gunst des Königs standen sie ganz oben, schließlich war er als Herrscher von Gottes Gnaden auf das Wohlwollen der Kirche angewiesen. Als Gegenleistung brauchte der Klerus keine Steuern zu zahlen.

Auch der zweite Stand, der Adel, war zum überwiegenden Teil von der Steuerlast befreit. Steuern zahlte also nur, wer zum dritten Stand gehörte: Bürger, Bauern, Handwerker. Sie machten das Gros der französischen Bevölkerung aus und finanzierten das ausschweifende Leben von König, Klerus und Adel. Zu sagen hatten sie aber nichts – und viele von ihnen auch kaum noch etwas zu essen.

König Ludwig XVI. aber – und noch mehr seine Königin Marie-Antoinette – beschäftigten sich lieber mit Hofbällen als mit Hungersnöten, die fernab der Gemächer für Elend und Unmut sorgten. Dennoch wuchs am Hof die Befürchtung, die uneingeschränkte Macht des Monarchen könne ins Wanken geraten. Grund dafür war die mürbe gewordene Ständegesellschaft: Die Bürger hatten dank Bildung und Fortschritt an Selbstbewusstsein gewonnen, wohlhabende Kaufleute lebten auf ähnlich großem Fuß wie adelige Großgrundbesitzer, und der kleine Dorfpriester stand dem einfachen Bauern näher als irgendeinem Papst im fernen Rom. Zudem war Frankreich nach kostspieligen Kriegen und der ruinösen Hofhaltung praktisch bankrott. Zuletzt hatte es den König ein Vermögen gekostet, die Unabhängigkeitsrebellen im amerikanischen Bürgerkrieg gegen Erzfeind England zu unterstützen. Ludwig XVI. war deshalb gezwungen, ernsthaft über Reformen nachzudenken. Doch seine adligen Berater, die um ihre Privilegien bangten, pfiffen den durchsetzungsschwachen Monarchen immer wieder erfolgreich zurück.

Kapitel 4: Verfolgt von Pleiten, Pech und Philosophen

Ja, König Ludwig XVI. war zwischen Zweifeln und Verzweiflung hin- und hergerissen. Der Staat war so gut wie bankrott, die Armen wurden immer ärmer und gleichzeitig wurde das aufstrebende Bürgertum immer einflussreicher.

Unterdessen braute sich im Laufe des Jahres 1788 das nächste Unheil zusammen: Nach einem regenarmen Frühling, der kaum etwas auf den Feldern gedeihen ließ, machten sommerliche Hagelstürme die eh schon magere Getreideernte zunichte. Die Folge: Die Brotpreise explodierten. Quälender Hunger und Zorn auf das untätige Königshaus machten sich breit, angefacht von einem bitterkalten Winter, der gelagertes Gemüse vernichtete und Mühlen lahmlegte. Derart gebeutelt, zogen immer mehr Menschen durch die Straßen von Paris bis nach Versailles, wo sie den König lautstark um Hilfe anflehten. Dessen Gattin Marie-Antoinette soll einmal gesagt haben: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“ Dieser Satz ist wahrscheinlich eine Legende, aber so prägnant, dass er zum Sinnbild für die enorme Kluft zwischen dem französischen Volk und dem Königshaus geworden ist.

In ihrem Unwillen gegen den absolutistischen Herrscher und die Willkür des Adels fanden Bürger und Bauern seit Längerem Unterstützung bei den gebildeten Schichten.

Dazu musst du wissen: Im 18. Jahrhundert erreichte die sogenannte Aufklärung ihren Höhepunkt. Das war eine geistige Bewegung, die sich gegen die Macht der Könige und Fürsten in ganz Europa richtete. Die Anhänger der Aufklärung setzten sich für eine stärkere Beteiligung der Bürger ein, sie forderten Bildung und Menschenrechte. Und die Wortführer dieser Bewegung waren vor allem in Frankreich zuhause. Philosophen wie Voltaire oder Jean-Jacques Rousseau sorgten dort für ein Umdenken. Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, den eigenen Verstand zu benutzen, statt sich einem vermeintlich gottgewollten König auszuliefern.

Ja, so sah es aus, in Frankreich am Vorabend der Revolution: Unzufriedene Untertanen, horrende Staatsschulden und nun auch noch der Ruf nach politischen Reformen … König Ludwig XVI. hatte ein richtiges Problem. Und er sah nur einen Ausweg, um sich und seinen prunkvollen Lebensstil zu retten. Er musste ein erstes Zugeständnis machen...

Also ließ er im Mai 1789 die sogenannten Generalstände einberufen. Diese Versammlung bestand aus Vertretern aller drei Stände: des Klerus, des Adels und des dritten Standes. Mit der Einberufung dieses Gremiums wollte der König sein Volk eigentlich besänftigen. Stattdessen aber sollte ihm diese Versammlung gehörig um die Ohren fliegen...

Zusammenfassung

  • Im 17. und 18. Jahrhundert herrschte in Frankreich der Absolutismus. Der König von Gottes Gnaden verfügte über uneingeschränkte Macht. 

  • Das Volk war in drei Stände unterteilt: Klerus, Adel und Dritter Stand. Steuern musste jedoch nur der Dritte Stand, also die Bürger und Bauern, zahlen. Das machte Arme noch ärmer und sorgte zunehmend für politische Spannungen. 

  • Angesichts von Staatsbankrott, Missernten und einer verheerenden Hungersnot im Winter 1788/89 machten die leidgeplagten Menschen ihrem Unwillen gegen den verschwenderischen König lautstark Luft. Unterstützt wurden sie dabei von den Wortführern der Aufklärung.

  • Um der Notlage des Staates – insbesondere der Staatskasse – Herr zu werden, berief König Ludwig XVI. die gewählten Vertreter aller drei Stände, die sogenannten Generalstände, ein.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wie wird die politische Herrschaftsform bezeichnet, in der der Herrscher aus eigener Machtvollkommenheit handelt und keiner Kontrolle unterliegt?
    1. A) Kommunismus
    2. B) Merkantilismus
    3. C) Absolutismus
    4. D) Liberalismus
  2. Welches Bauwerk symbolisiert den Absolutismus in Frankreich?
    1. A) Notre-Dame de Paris
    2. B) Bastille
    3. C) Wiener Kongress-Palast
    4. D) Schloss von Versailles
  3. Wer gehörte im Frankreich des 18. Jahrhunderts zum ersten Stand?
    1. A) Klerus
    2. B) Adel
    3. C) Bauern
    4. D) Militär
  4. Wer gehörte im Frankreich des 18. Jahrhunderts zum zweiten Stand?
    1. A) Militär
    2. B) Klerus
    3. C) Bauern
    4. D) Adel 
  5. Welcher König herrschte im Jahr 1788 über Frankreich?
    1. A) Ludwig XIV.
    2. B) Ludwig XVI.
    3. C) Ludwig XV.
    4. D) Ludwig XVII.
  6. Der amerikanische Bürgerkrieg (1755-1783) kostete Frankreich ein Vermögen. Wer war sein Gegner?
    1. A) England
    2. B) Portugiesisch-Indien
    3. C) die Niederlande
    4. D) Österreich
  7. Welche geistige Bewegung führte im 18. Jahrhundert zu einem Umdenken in der Bevölkerung Westeuropas?
    1. A) Der Rationalismus
    2. B) Die Aufklärung
    3. C) Der Nihilismus
    4. D) Der Humanismus
  8. Welcher Philosoph hatte großen Einfluss auf die Französische Revolution? 
    1. A) Emmanuel Macron
    2. B) Friedrich Nietzsche 
    3. C) Michel de L’Éclaire
    4. D) Jean-Jacques Rousseau 
  9. Wer sagte „L'état c'est moi“ („Der Staat bin ich“) und brachte damit den absoluten Machtanspruch französischer Könige zum Ausdruck?
    1. A) Kaiser Napoleon
    2. B) König Ludwig XVI
    3. C) König Ludwig XIV.
    4. D) Johann König 

Richtige Antworten:
1. C) Absolutismus
2. D) Das Schloss von Versailles
3. A) Klerus
4. D) Adel
5. B) Ludwig XVI.
6. A) England
7. B) Die Aufklärung
8. D) Jean-Jacques Rousseau
9. C) König Ludwig XIV.

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