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Sturm auf die Bastille

Jetzt wird die Revolution blutig
Das Bild zeigt den Sturm auf die Bastille während der Französischen Revolution, mit einer aufgebrachten Menschenmenge und Kämpfern, die die Festung angreifen. Rauch steigt in den Himmel, während die Angreifer Flaggen tragen und gegen das Gebäude vorrücken.
Sturm auf die Bastille
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Inhalte

Intro

Im Sommer 1789 schlossen sich Vertreter der drei Stände zur Nationalversammlung zusammen, um eine gerechte Verfassung für Frankreich auszuarbeiten. König Ludwig XVI. ließ die Rebellen zunächst gewähren. Doch er spielte ein doppeltes Spiel. In dieser Story erfährst du, wie es zu dem ersten blutigen Ereignis der Französischen Revolution kam.

Kapitel 1: Ein Symbol wird gestürmt

Paris. Die Festung ist umstellt. Tausende Menschen, viele mit Heugabeln und Beilen in der Hand, belagern das berüchtigte Staatsgefängnis: die Festung Bastille. Es sind vor allem Bauern und Arbeiter, aber auch Handwerker mit ihren Familien und übergelaufene Soldaten. Sie alle haben die Monarchie endgültig satt. Jetzt brauchen sie Waffen samt Munition! Und die lagern in der Bastille. Die Wachmannschaft und der Kommandant der Bastille, Bernard-René Jordan de Launay, trauen ihren Augen kaum. Nein, mit diesem Ansturm haben sie nicht gerechnet. Die Stimmung ist aufgeheizt. Freiheit, Aufruhr und Revolution liegen in der Luft. Und dann passiert es: Festungskommandant de Launay lässt das Feuer auf die Menge vor der Zugbrücke eröffnen. Fast hundert Männer, Frauen und Kinder sterben. Doch die Aufständischen lassen nicht nach und erwidern das Feuer. Nach wilden Gefechten gibt de Launay schließlich auf und kapituliert. Noch am selben Tag wird er vom wütenden Mob auf offener Straße gelyncht, sein Kopf auf eine Heugabel gespießt. Die Revolutionäre haben ihr erstes Opfer.

Es ist der 14. Juli 1789.

Ein Volk steht auf...

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Kapitel 2: Folgenschweres Doppelspiel

Ja, der Marsch auf das berüchtigte Staatsgefängnis, der sogenannte Sturm auf die Bastille, hatte gewaltige Folgen. Jetzt war die Revolution offiziell und: Sie war blutig. Die Nachricht verbreitete sich schnell im ganzen Land und löste eine Art Kettenreaktion aus. Kein Wunder. An diesem Tag hatten die Menschen ja nicht nur ein Gefängnis gestürmt, sondern ein Symbol. In der Bastille hielt der König seine politischen Gegner gefangen. Die Festung stand für das verhasste System, für die Willkürherrschaft von König und Adel. Die Erstürmung der Bastille war der erste Aufstand des Volkes und markiert den Beginn der Französischen Revolution. Der 14. Juli ist somit zu einem historischen Datum geworden und bis heute Nationalfeiertag in Frankreich.

Aber warum griffen die Franzosen so plötzlich zu den Waffen?

Zwischenzeitlich hatte es doch so ausgesehen, als ließen sich die Probleme zwischen König und Bevölkerung friedlich lösen. Ludwig hatte die Generalstände einberufen, um mit deren Hilfe die finanziellen Probleme des Landes anzupacken. Die neue Nationalversammlung war erstmals zusammengekommen und bereits dabei, eine Verfassung auszuarbeiten. Und der König ließ sie gewähren. Immerhin war ihm zugesichert worden, dass er König bleiben dürfe. Diese Zusicherung war jedoch an eine Bedingung geknüpft: Aus der absoluten Monarchie sollte nämlich eine konstitutionelle Monarchie werden. Das bedeutet, dass die Macht des Königs durch eine Konstitution – also Verfassung – begrenzt werden sollte. Erstmals würden dem Herrscher unabhängige Abgeordnete zur Seite stehen, die – ganz im Sinne der Aufklärung – vernünftig miteinander diskutieren und gemeinsam über neue Gesetze entscheiden. Doch in der Bevölkerung, der nicht nur die überteuerten Brotpreise zusetzten, brodelte es weiter. Der Dritte Stand, der zu immer höheren Steuerabgaben gezwungen wurde, fühlte sich vom König ausgebeutet. Rings um Paris wurden die Zollhäuser angezündet, in der Hoffnung, dass die Nahrungsmittelpreise sinken würden, wenn keine Abgaben mehr darauf erhoben würden. Und der König? Der traute seinem Volk nicht; er fürchtete Aufstände und ließ Truppen in Versailles und Paris zusammenziehen. Das allerdings ließ die Menschen glauben, der König wollte an ihnen ein Massaker verüben. Die Folge: Die Menge begann sich zu bewaffnen.

Kapitel 3: Chaostage an der Seine

In Paris war die Geduld der Armen am Ende. Eine von Wut befeuerte Aufbruchstimmung machte sich breit. Endlich wurden die Entrechteten und Unterdrückten gehört. Der Wind der Freiheit wehte bis in jede Gasse – wie den Palais-Royal, ein Vergnügungsviertel, in dem jetzt feurige Reden geschwungen wurden. In dieses Pulverfass hinein schickte Ludwig XVI. nun Tausende Soldaten und Söldner. Eine Machtdemonstration und Drohgebärde, die nur zu leicht eine Spirale der Gewalt in Gang setzte. Und dann traf der König die nächste folgenschwere Fehlentscheidung: Er entließ den bisherigen Finanzminister Jacques Necker, einen bürgerlichen Bankier, und ersetzte ihn durch den adligen Hardliner Baron de Breteuil. Ein Schlag ins Gesicht des französischen Volkes – und der Funke, der das Pulverfass explodieren ließ. Denn Jacques Necker war beim Volk äußerst beliebt. Nach der Entlassung aber, die der bekannte Politiker Camille Desmoulins am 12. Juli angeprangert hatte, gab es kein Halten mehr. Zu Tausenden strömten die Menschen auf die Straßen, protestierten lautstark und hielten spontane Massenveranstaltungen ab. Drei Tage lang herrschte in Paris das Chaos. Die einen riefen verzweifelt nach Brot und Getreide, die anderen forderten mit erhobenen Fäusten die Wiedereinsetzung Neckers oder gar den Sturz des Königs. Am lautesten aber ertönte der Ruf nach Waffen, Munition und – Freiheit.

Kapitel 4: Der Sturm der Unterdrückten

Und dann war es soweit. Am 14. Juli 1789 belagerten mehrere tausend aufgebrachte Menschen die Bastille und forderten die Waffen, die sie dort vermuteten. Außerdem wollten sie die Gefangenen des Königs befreien. Die mittelalterliche Festung, die mit ihren unterirdischen Kerkern seit über hundert Jahren als Staatsgefängnis diente, stand wie kein anderes Gebäude in Paris für die uneingeschränkte Macht der absolutistischen Könige. Aber wer wurde dort eigentlich gefangen gehalten, beziehungsweise befreit?

Im Grunde waren die glorreichen Zeiten der Bastille längst vorbei. Einst wurde dort der Philosoph Voltaire gefangen gehalten. Während des Sturmes auf die Bastille aber konnten gerade einmal sieben Insassen befreit werden. Mehr gab es schlicht nicht. Bemerkenswert dabei: Ein berühmter Schriftsteller sollte seine Befreiung um wenige Tage verpassen: der Marquis de Sade. Er saß schon seit längerem in der Bastille ein, verpasste aber den Aufstand und damit seine Befreiung, weil er kurz zuvor in eine Irrenanstalt verlegt worden war. Und zwar aus einem ziemlich bemerkenswerten Grund: Der Marquis de Sade soll nämlich zwei Wochen vor der Erstürmung den Demonstrierenden, die dort immer mal wieder zusammenkamen, lautstark zugerufen haben, dass die Gefangenen in der Bastille ermordet würden. Daraufhin soll der Kommandant des Gefängnisses darauf gedrängt haben, den Schriftsteller zu verlegen, weil der eine Gefahr für die öffentliche Ordnung sei. War es also am Ende der Marquis de Sade, der die Jahrhundert-Revolution auslöste? Nun, so reizvoll die Legende auch klingen mag: Am Ende hatte der Sturm auf die Bastille wohl einen viel banaleren Grund: die Suche nach Waffen und Munition.

Aber zurück zur Revolution.

Der Sturm auf die Bastille war der Startschuss zum bewaffneten Kampf gegen die Obrigkeit. Von den blutigen Ereignissen in die Enge getrieben, ließ Ludwig XVI. seine Truppen aus der Stadt abziehen und setzte den beliebten Finanzminister Jacques Necker wieder auf seinen Posten. Der Adel ahnte jedoch, dass es ihm an den Kragen gehen sollte. Scharenweise flüchteten die Königstreuen aus ihren prunkvollen Gemächern, während die entfesselte Menge begann, auch Steuereintreiber und Großgrundbesitzer brutal zu jagen. Inzwischen hatte die Nationalversammlung die Sonderrechte von Adel und Klerus abgeschafft sowie eine Bauernbefreiung beschlossen. Damit war die alte Ständeordnung, die seit dem Mittelalter existierte, in Frankreich faktisch beendet. Und dann geschah noch etwas Außergewöhnliches: Ende August verabschiedete die Nationalversammlung die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Ein gewaltiger Schritt! Es war die erste Menschenrechtserklärung Europas! Diese Erklärung sollte später – im Herbst 1791 – der ersten französischen Verfassung vorangestellt werden. Der Druck der französischen Bevölkerung war so groß, dass König Ludwig die Menschenrechtserklärung schließlich anerkannte.

Kapitel 5: Das Ende der Bastille

Die Tage der einst so stolzen Festung waren unterdessen gezählt. Bereits zwei Tage nach ihrer Erstürmung rückten Bauarbeiter an – und rissen sie einfach ab! Der Bauunternehmer Pierre-François Palloy ließ aus den Steinen detailgetreue Modelle fertigen, die als Trophäen in die Hauptstädte der 83 neu gegründeten Départements wanderten. Nur in der Kunst ist die Szenerie verewigt, unter anderem auf einem Gemälde des französischen Malers Jean-Pierre Houël, das im Musée Carnavalet zu bewundern ist.

Der erste Jahrestag der Erstürmung der Bastille wurde mit einem großen Föderationsfest gefeiert. Von 1880 an wurde der 14. Juli per Gesetz zum Nationalfeiertag erhoben. Das Ende des absolutistischen Zeitalters in Frankreich war besiegelt. Beendet war die Revolution indessen nicht. Im Gegenteil.

Als eine ihrer ersten Amtshandlungen ließ die Nationalversammlung eine Nationalgarde aufstellen. Unter dem Oberbefehl des Marquis de La Fayette sollte sie die Ruhe im Land wieder herstellen. Der königstreue Gouverneur von Paris wurde entlassen und ein Generalrat der Commune eingesetzt. Dieses Gremium sollte in der Französischen Revolution noch eine ungute Rolle spielen...

Zusammenfassung

Erstens: Nachdem sich im Juni 1789 die verfassungsgebende Nationalversammlung gegründet hatte, ließ König Ludwig XVI. diese erst gewähren, zog aber zugleich Truppen in Paris und Versailles zusammen.

Zweitens: Als Ludwig XVI. auch noch seinen populären Finanzminister durch einen adligen Hardliner ersetzte, kam es in Paris zu einem Volksaufstand: Am 14. Juli 1789 stürmte die aufgebrachte Menge erfolgreich die Bastille, um sich zu bewaffnen.

Drittens: Trotz der Abschaffung der alten Ständeordnung sowie der Erklärung der Menschenrechte blieb die politische Lage unsicher. 

Viertens: König Ludwig XVI. sah sich gezwungen, die Menschrechtserklärung im Oktober 1789 anzuerkennen, womit die Epoche des Absolutismus endete.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wie hieß im 18. Jahrhundert das berüchtigte Staatsgefängnis in Paris?
    1. A) Tuilerien
    2. B) Hotel des Invalides
    3. C) Bastille
    4. D) Sanssouci 
  2. Welche Entscheidung von König Ludwig XVI. im Juli 1789 löste einen Volksaufstand aus?
    1. A) Der Finanzminister wurde ausgetauscht.
    2. B) Das Schloss wurde ausgebaut.
    3. C) Ludwig XVI. verstieß Marie-Antoinette.
    4. D) Der König hielt eine langweilige Rede.
  3. An welchem Tag wurde die Bastille gestürmt?
    1. A) Am 5. Mai 1789
    2. B) Am 20. Juni 1789
    3. C) Am 26. August 1889
    4. D) Am 14. Juli 1789 
  4. Was wurde der ersten französischen Verfassung vorangestellt?
    1. A) Die Abdankung Ludwig XVI.
    2. B) Definition einer Monarchie 
    3. C) Die Menschenrechtserklärung
    4. D) Die Telefonnummer des Königs

Richtige Antworten:
1. C) Bastille
2. A) Der Finanzminister wurde ausgetauscht.
3. D) Am 14. Juli 1789
4. C) Die Menschenrechtserklärung

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