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Schreckensherrschaft der Jakobiner

Gewalt im Namen der Freiheit
Das Bild zeigt eine Guillotine auf einem öffentlichen Platz während des Jahres des Terrors in der Französischen Revolution, umgeben von einer großen Menschenmenge. Über dem Platz wölken sich dunkle Wolken zusammen, und die Szene wird von den umliegenden Gebäuden mit klassischer Architektur eingerahmt.
Schreckensherrschaft der Jakobiner
Schreckensherrschaft der Jakobiner
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Intro

Die Revolutionäre hatten es also tatsächlich geschafft: Am 22. September 1792 wurde die Erste Französische Republik ausgerufen. Doch das junge demokratische System erwies sich als äußerst zerbrechlich und machte es besonders einem Mann leicht, eine Herrschaft des Terrors zu errichten. Sein Name war Robespierre – und in dieser Story erfährst du, wie er die Ideale der Revolution – Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – ins Gegenteil verkehrte.

Kapitel 1: Flucht vor den Henkern

Hinter den schweren Eichentüren wartet ihr sicherer Tod. Die Männer, die sich im Rathaussaal verschanzt haben, schieben noch mehr Tische, Stühle und Rednerpulte davor, um die mordgierigen Nationalgardisten fernzuhalten. Jeder von ihnen weiß: Das Spiel um die Macht haben sie verloren. Aber sich zu ergeben, kommt nicht in Frage. Wieder brüllt Maximilien de Robespierre, den sie nur den „Unbestechlichen“ nennen, einen seiner herrischen Befehle in den Raum, bevor er mit verschränkten Armen ans Fenster tritt und über den Place de Grève schaut. Als er sich kurz darauf zu seinen treuen Mannen umdreht, ist sein Blick wie versteinert. Obwohl alle damit gerechnet haben und vorbereitet sind, fährt ihnen der Schreck in die Knochen. Jetzt ist es also soweit … Sie kommen! Bedächtig ziehen die Männer ihre Handfeuerwaffen hervor und begeben sich in Stellung. Noch ein letztes Stoßgebet. Der jüngste von ihnen drückt als Erster den Abzug. Danach jagt sich einer nach dem anderen die Kugel in den Kopf. Als keiner seiner Anhänger mehr lebt, schiebt auch Robespierre sich den Lauf seiner Waffe in den Mund.

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Kapitel 2: Eine fragile Republik

Maximilien de Robespierre. Der einstige Waisenjunge und Eliteschüler steht wie kein anderer für das düsterste Kapitel der Französischen Revolution. Er war es, der die junge Republik im Namen der Freiheit in einen Terrorstaat verwandelte. Wie aber konnte das geschehen?

Nun, Robespierre war der Wortführer des sogenannten Jakobinerklubs. Mit Beginn der Französischen Revolution hatten sich immer mehr Bürger in solchen politischen Klubs organisiert, die als Vorläufer heutiger Parteien gelten. Die Jakobiner hielten ihre Treffen in einem ehemaligen Jakobinerkloster ab – daher auch der Name. Sie traten für die Abschaffung der Monarchie ein und begrüßten die Verhaftung des Königs nach der Stürmung des Tuilerien-Palasts. Die konstitutionelle Monarchie sollte jetzt zu einer Republik umgebaut werden und die Macht somit ausschließlich vom Volk ausgehen. Kaum war Ludwig XVI. gestürzt, wurde der Nationalkonvent gebildet: ein Parlament, dessen vom Volk gewählte Vertreter die Aufgabe hatten, der noch jungen Republik eine Verfassung zu geben. Die wichtigsten Gruppierungen in diesem Nationalkonvent waren die Girondisten, die gemäßigte Interessen der bürgerlichen Mittelschicht verfolgten, sowie die Montagnards, die von Jakobinern und den rebellischen Sansculotten dominierten. Montagnards lässt sich mit „Bergpartei” übersetzen.

Der erste große Streit zwischen den beiden Lagern entbrannte an der Frage, was mit dem gestürzten König passieren solle. Im Gegensatz zu den Jakobinern wollten die Girondisten den König schonen. Der ebenso geistreiche wie extremistische Anführer der Jakobiner, Maximilien de Robespierre, aber forderte: „Der König muss sterben, damit das Volk leben kann.“ Schließlich wurde Ludwig XVI. vom Konvent mit knapper Mehrheit zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung im Januar 1793 markierte nicht nur das endgültige Aus der Monarchie in Frankreich, sondern hatte auch große Signalwirkung über die Landesgrenzen hinaus. Die Monarchen in Europa fürchteten nun, die Revolution könnte überschwappen, weshalb sich die Revolutionsfeinde außerhalb Frankreichs in Stellung brachten.

Aber auch in Frankreich selbst war die junge Republik alles andere als stabil. Der Staat war hoch verschuldet, und die Bevölkerung hatte nach wie vor mit Hunger und Armut zu kämpfen. Im Département Vendée im Westen des Landes brachen Unruhen der katholischen Landbevölkerung aus, die mit der Kirchenpolitik des Volkskonvents nicht einverstanden waren. Und während die Gemäßigten das Ende der Gewalt herbeisehnten, verlangten Männer wie Robespierre weitere politische und soziale Umwälzungen mit allen Mitteln. Da lag es nah, dass die radikalen Sansculotten von der Straße gemeinsame Sache mit den nicht minder radikalen Jakobinern der sogenannten Bergpartei im Nationalkonvent machten, um ihre revolutionären Ideen von sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Gleichheit durchzusetzen. Der Grande Terreur, der „Große Terror”, warf bereits seine Schatten voraus.

Kapitel 3: Schleichende Machtübernahme

Maximilien de Robespierre galt als kompromissloser Hardliner und war ein glühender Verfechter des französischen Revolutionsgedankens. Aber selbst ihm musste klar gewesen sein, dass eine zunehmende Radikalisierung aufgrund der neuen Verfassung mit Gewaltenteilung und verbrieften Menschenrechten nicht so einfach durchsetzbar sein würde. Die Lösung lag allerdings im System der jungen Republik selbst. So gab es mit der Nationalversammlung zwar ein Parlament, das Gesetze verabschieden und ändern konnte. Aber Frankreich besaß noch keine schlagkräftige Regierung, um diese praktisch anzuwenden. Daher wurde im April 1793 eine Art provisorische Regierung mit dem vielversprechenden Namen „Wohlfahrtsausschuss“ ins Leben gerufen. Er sollte das Revolutionsgeschehen in geordnete Bahnen lenken und drohenden Gefahren schnell und effektiv begegnen.

Die Verfassung, die noch am 24. Juni vom Nationalkonvent verabschiedet wurde und viele demokratische und soziale Elemente enthielt, sollte damit nie zur Geltung kommen. Mit Maximilien de Robespierre als führendem Kopf des Wohlfahrtsausschusses begann der Schrecken, der „Terreur“. Denn Robespierre ging es darum, die Revolution und Tugend zu retten, indem vermeintliche Verschwörer, Verräter und Feinde der Freiheit vor ein Revolutionstribunal gestellt und gnadenlos zum Tode verurteilt wurden. Sein Leitmotiv: Wer nicht für die Revolution ist, muss sterben. Unter der Führung von Robespierre und angestachelt von den einflussreichen Sansculotten wurde die blutjunge Republik allmählich in eine Diktatur der Angst umgebaut.

Zunächst begannen die Jakobiner, die gemäßigten Girondisten auszuschalten. Aus ihrer Sicht waren sie ja nichts anderes als Volksverräter. Als nächstes galt es, ein Gesetz zu verabschieden, das die staatliche Hetzjagd legitimierte. Mit diesem Gesetz, das im September 1793 in Kraft trat, brach eine beispiellose Terrorherrschaft über Frankreich herein.

Kapitel 4: Von der Angst regiert

Das sogenannte „Gesetz über die Verdächtigen“ sollte zahllose unschuldige Franzosen das Leben kosten. Denn von nun an durfte jeder verhaftet werden, der irgendwie verdächtig war. Niemand konnte sich mehr sicher fühlen. Die Bürgerrechte waren ausgeschaltet, la terreur tobte durchs Land. Allein in Paris landeten in dieser zweiten Phase der Französischen Revolution fast 10.000 Menschen für viele Monate im Gefängnis. Landesweit dürften es bis zu einer Million gewesen sein. 1794 wurde das Gesetz noch einmal verschärft: Wer verdächtig war, fand sich nun nicht mehr in einer Haftanstalt wieder, sondern unter der Guillotine. Robespierre und seine Helfershelfer ließen Hunderte Köpfe rollen und unliebsame Zeitgenossen auf diese Weise für immer verschwinden. Aus dieser Zeit stammt der Spruch „Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder“. In Frankreich regierte die Angst.

Doch schon bald zeigte sich, dass die Terrorherrschaft der Jakobiner nur noch ein Mittel zur Machterlangung war und Robespierre darüber hinaus keine politischen Lösungen hatte. Sein Rückhalt im Nationalkonvent schwand. Da beging der Blutrichter der Revolution einen großen Fehler, als er lautstark eine weitere Säuberungswelle ankündigte. Diesmal sollte sie auch Verdächtige aus den eigenen Reihen mit einschließen. Viele Abgeordnete bekamen es mit der Angst zu tun. Andere witterten eine Gelegenheit, das Treiben Robespierres zu beenden. Tags darauf beschloss der Nationalkonvent nahezu einstimmig, Maximilien de Robespierre und seine Handlanger zu verhaften. So schnell gaben die sich allerdings nicht geschlagen. Nachdem ihnen die Flucht gelungen war, verbarrikadierten sie sich im Sitzungssaal des Rathauses. Vor dem Tod bewahrte es aber keinen von ihnen. Als die Nationalgarde das Gebäude stürmte, nahmen sich die Kameraden reihenweise das Leben. Robespierre wurde schwer verletzt aufgefunden.

Nur einen Tag später, am Morgen des 28. Juli 1794, brachte ein Wagen den 36-jährigen Maximilien de Robespierre zum Schafott. Jubel brandete auf, als das Fallbeil auf den blassen Nacken des Tyrannen herabsauste.

Die Hinrichtung Robespierres befreite Frankreich von einer zehnmonatigen Schreckensherrschaft. Doch es sollte nicht lange dauern, bis wieder ein einzelner Mann die Macht an sich reißen würde...

Zusammenfassung

  • Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. im Januar 1793 war Frankreich eine junge, aber hochverschuldete Republik mit einem Parlament, dem sogenannten Nationalkonvent. In diesem saßen gemäßigte Girondisten und radikale Jakobiner sowie unentschlossene Abgeordnete.

  • Im April 1793 wurde der Wohlfahrtsausschuss gegründet, der als provisorische Regierung, Lenk- und Kontrollorgan fungieren sollte. Maximilien de Robespierre, der Anführer der Jakobiner, nutzte die Gelegenheit, um seine extremistischen Revolutionsideen mithilfe dieses Gremiums und der radikalen Sansculotten durchzusetzen.

  • Robespierre initiierte eine Hetzjagd mit zahlreichen Todesurteilen, zunächst auf die gemäßigten Girondisten, dann auf alle vermeintlichen Gegner der Revolution. Legitimiert wurde der staatliche Terror durch das „Gesetz über die Verdächtigen“, das erlaubte, jeden unerwünschten Staatsbürger ohne offizielle Anklage inhaftieren und später auch hinrichten zu lassen.

  • Die Französische Revolution begann, „ihre eigenen Kinder zu fressen”. Bis zum Juli 1794 landeten Zehntausende Menschen im Gefängnis, Hunderte  unter der Guillotine. Als Robespierre eine weitere Säuberungsaktion in den eigenen Reihen ankündigte, beschloss der Nationalkonvent, die Schreckensherrschaft der Jakobiner zu beenden. Am 28. Juli 1794 wurde Robespierre enthauptet.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wann wurde während der Französischen Revolution der abgesetzte König Ludwig XVI. hingerichtet?
    1. A) Am 21. Januar 1793
    2. B) Am 15. September 1892
    3. C) Am 12. Mai 1798
    4. D) Am 1. Januar 1903
  2. Wie wurde das Parlament der Ersten Französischen Republik genannt?
    1. A) Sektion
    2. B) Ältestenrat
    3. C) Nationalkonvent
    4. D) Abgeordnetenhaus
  3. Welche Abgeordneten im Nationalkonvent der jungen Französischen Republik waren linksradikal?
    1. A) Royalisten
    2. B) Girondisten
    3. C) Republikaner
    4. D) Jakobiner
  4. Welches Exekutivorgan wurde in Frankreich im April 1793 gegründet?
    1. A) Wohlfahrtsausschuss
    2. B) Nationalregierung
    3. C) Rat der 500
    4. D) Bundesversammlung
  5. Wie heißt der Mann, der nach der Französischen Revolution ab 1793 die Schreckensherrschaft der Jakobiner aufbaute?
    1. A) Georges Danton
    2. B) Napoleon Bonaparte
    3. C) Maximilien de Robespierre  
    4. D) Ludwig XVI.
  6. Mit welchem Gesetz legitimierte Robespierre nach der Französischen Revolution den staatlichen Terror?
    1. A) Verräterdekret
    2. B) Gesetz über die Verdächtigen
    3. C) Code Civil
    4. D) Revolutionskalender

Richtige Antworten: 
1. A) Am 21. Januar 1793
2. C) Nationalkonvent
3. D) Jakobiner
4. A) Wohlfahrtsausschuss
5. C) Maximilien de Robespierre  
6. B) Gesetz über die Verdächtigen

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