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Henry VII.

Wenn sich zwei streiten...
Heinrich VII. von England (Gemälde eines unbekannten Malers)
Henry VII.
Henry VII.
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Inhalte

Intro

Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte – ein altbekanntes Sprichwort. In dieser Story hörst du ein wahrhaft königliches Beispiel dafür. Und du lernst den letzten Herrscher über England kennen, der die Krone auf einem Schlachtfeld gewann. Am Ende der Rosenkriege sollte sie weder ein Lancaster noch ein York tragen...

Kapitel 1: Der König ist tot – es lebe der König!

Henry Tudor nimmt den Helm ab und wischt sich über die schweißnasse Stirn. Die Schlacht ist geschlagen, und trotz des Zorns und des festen Willens, die ihn aus dem Exil über den Ärmelkanal und quer durch England bis ans Ende dieses letzten Kampfes getragen haben, kann er nur mühsam das Zittern seiner Hände verbergen. Nur langsam fällt die Spannung von ihm ab und macht einer wilden Freude Platz: König Richard III., der verhasste Thronräuber, ist tot! Henry blickt der kleinen Gruppe entgegen, die durch das zertrampelte Gras der kleinen Anhöhe zu ihm heraufgestiegen kommt. Seine Augen weiten sich, als er den Anführer erkennt. Er ist der Lord, der an diesem schicksalhaften Augusttag des Jahres 1485 auf dem Bosworth Field für König Richard kämpfen sollte und stattdessen Henry zu Hilfe eilte, als dieser in höchster Gefahr war. Dieser Mann ist Sir William Stanley – sein Stiefvater!

Lord Stanley trägt einen Gegenstand in den Händen, der in der Nachmittagssonne glänzt und funkelt. Als er Henry erreicht hat, beugt er ein Knie und streckt Henry den Gegenstand mit erhobenen Händen entgegen. Es ist – die Krone von England.

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Kapitel 2: Der lachende Dritte

Henry Tudor − hierzulande bekannter als König Heinrich VII. − war der lachende Dritte am Ende jener blutigen Familienkriege, die über drei Jahrzehnte zwischen den Häusern Lancaster und York getobt hatten und im englischen Sprachraum als The Wars of the Roses bekannt sind.

Henry wurde 1457 auf Pembroke Castle in Wales als Sohn von Edmund Tudor, 1. Earl of Richmond, sowie Margaret Beaufort, einer Nachfahrin von King Edward III. geboren. Auf sie stützte sich sein Thronanspruch, der bei den Yorks auf erbitterten Widerstand stieß.

14 Jahre seines Lebens hatte der junge Henry im französischen Exil verbracht. Mithilfe des Duke of Lancaster und weiterer Verbündeter hatte er den letzten York-König Richard III. am 22. August 1485 nahe Bosworth besiegt, in der letzten Schlacht der jahrzehntelangen Rosenkriege. Die Überlieferung besagt, dass Lord Stanley dessen Krone fand und Henry Tudor direkt nach der Schlacht zum neuen König ausrief. Zwei Monate später wurde er als Heinrich VII. offiziell gekrönt. Er sollte Englands mächtigste und berühmteste Herrscherdynastie begründen: die Dynastie Tudor.

Doch der Weg zur unangefochtenen Regentschaft war auch für Heinrich VII. mit allerhand Gefahren und Unwägbarkeiten gepflastert. Über weitläufige Verwandtschaftsverhältnisse konnte er gerade noch als „Lancaster“ durchgehen, doch im Grunde war er ein Außenseiter: zu je einem Viertel walisischer (welsh) und französischer Abstammung sowie zur Hälfte Engländer. Und natürlich war ihm bewusst, dass ihn jederzeit dasselbe Schicksal ereilen konnte wie seinen Vorgänger Richard III.. Er musste also Vorkehrungen treffen, um seine eigene Herrschaft und natürlich auch die seiner Nachkommen zu sichern. Und das tat er mit Bedacht. Seine erste Amtshandlung bestand darin, sich vom English Parliament rückwirkend ab dem Vorabend der Schlacht von Bosworth als König bestätigen zu lassen. Ein cleverer Schachzug, denn so konnte er die Hauptanhänger Richards, die an diesem Tag gegen ihn gekämpft hatten, wegen Hochverrats verurteilen lassen! Das bedeutete nicht nur deren Hinrichtung, sondern auch die Enteignung ihrer Besitztümer − natürlich zugunsten Heinrichs und seiner Mitstreiter.

Kapitel 3: Eine neue Rose erblüht

Noch musste der neue König jedoch eine ganze Reihe potenzieller Rivalen fürchten, die auf ihr höheres Erbrecht pochen würden. So beeilte er sich, eine Dame aus dem verfeindeten Hause York zu heiraten, um beide Familien miteinander zu verbinden und die Thronansprüche beider Linien auf seine eigenen Nachkommen zu übertragen. Bereits im Januar 1486 wurde in der Westminster Abbey die Ehe mit Elizabeth of York geschlossen. Aber der neue König hatte noch viel mehr Ideen, um seine Herrschaft zu festigen. Dazu gehörte zum Beispiel ein Kunstgriff, den wir heute wohl im Bereich Corporate design verorten würden: Heinrich VII. ließ die rote Rose der Lancasters mit der weißen Rose der Yorks zu einer ganz neuen Blüte verschmelzen – einer Rose, die sowohl rote als auch weiße Blütenblätter hatte! Sie sollte künftig nicht nur das Tudor-Wappen zieren, sondern auch die neuen Münzen, die Heinrich hurtig prägen ließ. Auch wirtschaftlich brachte er einiges auf den Weg. Um die Gewinne aus der wachsenden Schafzucht im eigenen Land zu halten, förderte er die Woll- und Tuchmanufakturen, ließ Schiffe bauen und reformierte das Steuerwesen, wodurch er gleichzeitig die Allmacht des Adels beschnitt. Höchstpersönlich kümmerte er sich um die Staatsfinanzen und holte das kriegsgeschüttelte Reich tatsächlich binnen weniger Jahre aus der Krise. Darüber hinaus bemühte er sich um diplomatische Allianzen mit den Mächten auf dem Festland. So vereinbarte er mit dem Königspaar von Spanien, dass sein ältester Sohn Arthur die spanische Prinzessin Katharina von Aragon (Catherine of Aragon) heiraten sollte. Doch am Ende kam es anders als von Heinrich gedacht...

Kapitel 4: Falsche Thronerben

Kehren wir noch einmal zu Heinrichs Königsgemahlin zurück. Elizabeth of York war die ältere Schwester jener beiden unglücklichen Knaben, die vor zwei Jahren in den Tower gesperrt worden waren − von ihrem eigenen Onkel, Richard III. Der hatte die beiden Prinzen samt ihrer Schwester bekanntlich für illegitim erklären lassen, um selbst König zu werden – was ihn bei Zeitgenossen und Nachwelt zum Mordverdächtigen Nummer Eins machte. Sein Nachfolger Heinrich hingegen ließ alle drei Geschwister aus dem House of York wieder zu legitimen königlichen Nachkommen erklären. Vermutlich wollte er damit die Erbansprüche seiner eigenen Kinder stärken, die er mit Elizabeth zeugen würde. Aber – sollte ihm dabei wirklich entgangen sein, dass auch die beiden Prinzen im Tower nun wieder rechtmäßigen Anspruch auf den Thron erheben könnten? Schließlich galten der zwölfjährige Edward, Prince of Wales und ungekrönter König Edward V. sowie sein neunjähriger Bruder Richard Shrewsbury nach wie vor nur als „vermisst“. Heinrich jedenfalls schien sich seiner Sache sicher zu sein, auch wenn es im Jahr 1486 nochmals einen Versuch der Yorkisten gab, ihm die Krone mit Waffengewalt zu entreißen. Im Jahr darauf allerdings tauchte im Zuge einer größer angelegten und besser vorbereiteten Revolte plötzlich ein ungefähr zehnjähriger Junge auf, der angeblich Edward Plantagenet hieß und als der Neffe von gleich zwei Königen aus dem Hause York ausgegeben wurde: Edward IV und Richard III.. Damit war dieser angebliche Plantagenet-Spross also in der Thronfolge vor König Heinrich angesiedelt! Tatsächlich aber trug der Junge den einfachen bürgerlichen Namen Lambert Simnel und war die Spielfigur einer weiteren York-Verschwörung mit Unterstützung aus Ireland und Burgund. Im irischen Dublin hatten ihn die Rebellen bereits zum König Edward VI. gekrönt und rückten im Juni 1487 mit ihm Richtung London vor.

In einer Zeit ohne fälschungssichere Ausweise und biometrischer Fotografie hätte ein solcher royaler Staatsstreich tatsächlich erfolgreich verlaufen können. Aber Heinrich konnte die Hochstapelei mühelos widerlegen, indem er den echten Edward Plantagenet präsentierte: Den hielt er nämlich im Tower of London gefangen, genauso wie es sein Vorgänger Richard mit den beiden spurlos verschwundenen Söhnen Edwards IV. getan hatte.

In der Schlacht von Stoke wurde die Yorkisten-Armee endgültig und vernichtend geschlagen. Mit dem erfolglosen Pretender Lambert verfuhr Heinrich indessen gnädig: Der Junge bekam einen Job in der königlichen Küche.

Kapitel 5: Die Geister der Vergangenheit

Die Gefahr war also beseitigt, so schien es. Doch dann tauchte ein weiterer angeblicher Thronerbe auf. Es war ein junger Herumtreiber namens Perkin Warbeck, der behauptete, kein Geringerer als der vermisste jüngere Prinz Richard Shrewsbury und damit der rechtmäßige King of England zu sein! Zähneknirschend musste Heinrich mit ansehen, wie Warbeck nicht nur in den Reihen der Familie York Unterstützer sammelte, sondern auch noch den König von Frankreich auf seine Seite zog. Im Juli 1495 startete Warbeck von France aus einen Invasionsversuch, der jedoch scheiterte. Nach einigem Hin und Her ließ der Tudor-König den angeblichen York-Prinzen hinrichten und hoffte, nun endlich sein Bündnis mit Spanien unter Dach und Fach bringen zu können.

Doch kaum war Heinrichs Ältester mit der spanischen Prinzessin Katherine vermählt, raffte ihn eine schwere Krankheit dahin. Wenig später starb Elisabeth von York, Heinrichs innig geliebte Gemahlin. Und dann musste er sich auch noch von seiner Tochter Margaret Tudor verabschieden: Ihre Heirat mit dem schottischen König James IV of Scotland sollte den Frieden zwischen den beiden jahrhundertelang verfeindeten Nachbarn sichern. Heinrich VII. wurde zu einem einsamen, traurigen Mann. Er heiratete nie wieder; seine Versuche, eine neue Königin zu finden, blieben halbherzig. Als er Ende April 1509 in Pembrokeshire starb, hinterließ er eine volle Schatzkammer und seinen einzigen überlebenden Sohn: Heinrich VIII...

Zusammenfassung

  • Henry Tudor besiegte in der Schlacht von Bosworth den amtierenden König Richard III. und ließ sich als Heinrich VII. zum neuen König von England krönen.  

  • Zweitens: Heinrich VII. war lediglich durch Eroberung König geworden. Um seine Erbfolge zu sichern, heiratete er Elizabeth von York − die ältere Schwester der „Prinzen im Tower“. Mit ihr begründete er die neue Herrscherdynastie der Tudors.  

  • Drittens: Die Regentschaft Heinrichs VII. gilt als erfolgreich. Er holte England aus der Krise, in die es durch die jahrzehntelangen Rosenkriege geraten war, und hinterließ seinem Sohn Henry VIII. eine gut gefüllte Staatskasse.

  • Heinrich war der erste König der Tudors, unter denen England zur Wirtschafts- und Seemacht aufsteigen sollte. Sie sollte bedeutende Könige und erstmals auch regierende Königinnen hervorbringen, aber nur von relativ kurzer Dauer sein. Mit Königin Elizabeth I., die im Jahr 1603 kinderlos starb, erlosch die Tudor-Dynasty.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wer besiegte den englischen König Richard III. im Jahr 1485 in der Schlacht von Bosworth Field?
    1. A) John of Gaunt
    2. B) Henry V. 
    3. C) Henry VI.
    4. D) Henry Tudor 
  2. Wofür ist der englische König Heinrich VII. unter anderem bekannt geworden?
    1. A) Für seine „Krönung“ auf dem Schlachtfeld
    2. B) Für seine sechs Frauen
    3. C) Für seine Verschwendungssucht 
    4. D) Für seinen berühmten Henry’s Pub
  3. Welche berühmte englische Herrscherdynastie wurde im Jahr 1485 durch Heinrich VII. begründet?
    1. A) Lancaster
    2. B) Tudor
    3. C) Stuart
    4. D) Warwick
  4. Wie hieß der Hochstapler, der sich im Jahr 1485 als der jüngere der „Prinzen im Tower“ ausgab?
    1. A) Perkin Warbeck
    2. B) Richard Shrewsbury
    3. C) Jasper Tudor
    4. D) Owen Tudor
  5. In welcher Schlacht wurden die Yorkisten endgültig geschlagen?
    1. A) Schlacht von Beaufort
    2. B) Schlacht von Brittany
    3. C) Schlacht von Stoke
    4. D) Schlacht von Swynford

Richtige Antworten: 
1. D) Henry Tudor 
2. A) Für seine „Krönung“ auf dem Schlachtfeld
3. B) Tudor
4. A) Perkin Warbeck
5. C) Schlacht von Stoke

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