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Kaiser Augustus

Der erste Kaiser Roms
Augustus als Oberster Priester (Rom, Museo Nazionale Romano)
Kaiser Augustus
Kaiser Augustus
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Intro

Mehr als 40 Jahre lang sollte Augustus über das Römische Reich herrschen. Wie einen Gott ließ er sich verehren und nannte sich doch selbst bescheiden „Erster Bürger“. In dieser Story erfährst du, wie Augustus es schaffte, sich als Retter der Republik zu präsentieren und trotzdem eine lupenreine Monarchie zu errichten.

Kapitel 1: Der Vorhang fällt

Im Zimmer ist es bedrückend still, trotz all der Würdenträger, die sich um das kaiserliche Krankenlager versammelt haben. Nur die flachen Atemzüge des sterbenden Mannes sind zu hören. Neben ihm sitzt seine Frau Livia und hält ihm die abgemagerte Hand. Hier, in der süditalienischen Stadt Nola, endet die irdische Reise des ersten römischen Kaisers. Die Ärzte können nichts mehr für ihn tun; schwere Durchfälle haben den mächtigen Augustus bis auf die Knochen ausgezehrt. Es ist der 19. August des Jahres 14 nach Christus, als der Kaiser, nach dessen Namen dieser Monat benannt wurde, seine letzten Worte röchelt: „Habe ich das Possenspiel des Lebens trefflich bis zum Ende gespielt?” Er ringt um Luft. Dann setzt er hinzu: „Hat das Ganze euch gefallen, so klatscht Beifall unserem Spiel und entlasst uns alle mit Dank.“ Für den Bruchteil einer Sekunde scheint ein Lächeln seine trockenen Lippen zu umspielen, bevor er für immer die Augen schließt.

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Kapitel 2: Auf dem Weg zur Macht

Es waren die Worte, die in der Antike von Schauspielern am Ende einer Theateraufführung an das Publikum gerichtet wurden: Mit dem Spruch der Komödianten nach dem letzten Akt trat Kaiser Augustus von die Bühne des Lebens ab. Das passte zu Augustus. Viele Rollen habe er gespielt, urteilte die Nachwelt über ihn. Doch am Ende sollte sie Augustus als Friedensbringer und „Vater des Vaterlandes“ preisen. Denn unter seiner Alleinherrschaft begann eine Ära des Friedens und Wohlstands. Gleichzeitig jedoch eroberte er so viele Territorien, wie es vor ihm kein anderer römischer Herrscher geschafft hatte. Aber von Anfang an.

Sein Geburtsname war Gaius Octavius, heute besser bekannt als Octavian. Er wuchs als Spross einer gut betuchten, ansonsten aber unbedeutenden Familie auf. Nur seinem Großonkel, dem Staatsmann Gaius Iulius Caesar, hatte er es zu verdanken, dass er in die höchsten Gesellschaftskreise Roms eingeführt wurde. Dass Caesar ihn sogar testamentarisch adoptiert hatte, erfuhr Octavian jedoch erst nach dessen Ermordung. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Caesars Adoptivsohn und Haupterbe zu einem ebenso ehrgeizigen wie skrupellosen Strategen. Die erste Gelegenheit dazu bot ihm ausgerechnet das Attentat auf seinen Großonkel Caesar. Vorgeblich um dessen Tod zu rächen, verbündete sich der 20-jährige Octavian mit zwei einflussreichen Feldherren: mit Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus. Ihren Pakt nannten sie „Dreimännerherrschaft zur Ordnung des Staates“; Historiker sprechen vom „Zweiten Triumvirat”. Wir erinnern uns: Caesars Herrschaft begann ebenfalls mit einem solchen Zweckbündnis – allerdings eher inoffiziell und ohne wirkliche Rechtsgrundlage.

Kapitel 3: Die lex Titia

Dieser neue Dreierbund gelobte also hoch und heilig, den Mord an Iulius Caesar zu rächen und die Verfassung der Republik wiederherzustellen. Dazu brauchten die Drei natürlich nicht nur Truppen, sondern auch die entsprechenden Befugnisse, um sie im Namen des römischen Staates einsetzen zu dürfen. Also ließen sie ihr Triumvirat zuerst einmal von der Volksversammlung offiziell legalisieren und mit umfassenden Vollmachten ausstatten. Das geschah im Jahr 43 v. Chr. mit der „lex Titia”, benannt nach einem Volkstribun namens Publius Titius, der es beantragt hatte.

Dieses Gesetz räumte dem Zweiten Triumvirat unter anderem das Recht ein, Gesetze ohne Senat und Volksversammlung zu erlassen, Richter zu ernennen und wichtige Verwaltungsentscheidungen zu treffen. Das schien der einzige Weg zu sein, die Republik aus der Staatskrise zu holen, in der sie nach den jahrzehntelangen Bürgerkriegen steckte. Tatsächlich aber wurde mit der lex Titia das Volk als Souverän entmachtet.

Und es kam, wie es kommen musste. Statt nun unverzüglich die Caesarmörder zu verfolgen und zu bestrafen, begann der neue Dreierbund erst einmal damit, das Reich unter sich aufzuteilen. Dabei wurden nicht nur zahlreiche Landbesitzer brutal enteignet und vertrieben, sondern auch die Bevölkerung ganzer Städte. Gezielt dezimierten die neuen Machthaber die republikanische Führungsschicht, ließen zahlreiche Politiker ermorden und ersetzten sie durch eigene Anhänger. Zu den Opfern dieses Feldzugs im Inneren zählte auch der berühmte Philosoph, Jurist und Politiker Marcus Tullius Cicero.

Die beiden Hauptverschwörer gegen Caesar hatten sich unterdessen nach Griechenland abgesetzt und sammelten dort Truppen gegen die neuen Machthaber in Rom. Im Herbst des Jahres 42 v. Chr. wurden sie dort von Antonius und Octavian in der Schlacht bei Philippi in Makedonien vernichtend geschlagen. Das bedeutete nichts anderes als das Ende der Republik.

Mit militärischer Macht und taktischem Geschick beendete Octavian die Bürgerkriege im Reich, indem er all seine politischen Gegner aus dem Weg räumte. Und schon bald traf es auch seine einstigen Partner Lepidus und Antonius.

Kapitel 4: Kampf um die Alleinherrschaft

Octavian wollte die Macht nicht mehr teilen. Lepidus entmachtete er einfach dadurch, dass er nach erfolgreicher Schlacht gegen den letzten politischen Gegner des Triumvirats, Sextus Pompeius, die Truppen Lepidius’ auf seine Seite brachte. Nun beherrschte er den gesamten Westen des Römischen Reichs und hatte außerdem noch die Kornkammern Italiens unter seiner Kontrolle: die Provinzen Sicilia und Africa – also Sizilien und Nordafrika. Nun stand ihm nur noch Antonius im Wege. Um ihn loszuwerden, griff Oktavian tief in die Trickkiste. Antonius hatte sich nämlich unsterblich in die ägyptische Königin Kleopatra verliebt und begann, Teile des römischen Ostens an sie und die gemeinsamen Kinder zu verschenken. Octavian brachte sich nun in den Besitz eines Testaments, in dem Antonius Kleopatras Kinder als Erben römischer Gebiete einsetzte und ihren Sohn Caesarion aus dem Geschlecht der Ptolemäer als leiblichen Sohn Caesars anerkannte. Außerdem wollte Antonius einst neben Kleopatra in Alexandria bestattet werden – der Stadt, die Alexander der Große vor drei Jahrhunderten gegründet hatte. Diesen vermeintlichen Verrat an Rom hängte Octavian im Senat an die große Glocke und brachte die Senatoren dazu, Ägypten den Krieg zu erklären. So kam es Anfang 31 v. Chr. zum Ptolemäischen Krieg und im September desselben Jahres zur entscheidenden Seeschlacht bei Actium, in der Antonius und Kleopatra unterlagen. Im Jahr 30 v. Chr. begingen die beiden Selbstmord, nachdem die römische Seemacht auch Alexandria erobert hatten. Damit wurde auch Ägypten römische Provinz und die 100-jährige Epoche der römischen Bürgerkriege war zu Ende.

Und Octavian? Der erklärte im Januar 27 v. Chr. feierlich vor dem Senat, die Republik sei wiederhergestellt. Tatsächlich aber war nun er der Alleinherrscher des Römischen Reiches.

Kapitel 5: Meister der politischen Inszenierung

Die offizielle Wiederherstellung der Republik erfolgte in einem Staatsakt. Octavian gab demonstrativ seine bisherigen Machtbefugnisse an den Senat und damit an das Volk zurück. Doch kaum war dieser Akt vollzogen, verlieh ihm dieser den Ehrennamen „Augustus”, zu Deutsch: „der Erhabene“. Damit begann eine Epoche der Doppelbödigkeiten: Zwar bezeichnete sich Augustus selbst als „princeps“, sprich als „Erster Bürger“ des Staates, tat jedoch alles dafür, dass er wie ein Gott verehrt wurde. Auch hatte er seine Machtbefugnisse zwar mit demütiger Geste niedergelegt, in Wirklichkeit aber konnte er gegen jeden Senatsbeschluss Widerspruch einlegen. Außerdem hatte Augustus alias Octavian die Kontrolle über das Heer und genügend Geld, um sich nützliche Günstlinge zu kaufen. Ja, Augustus gelang das Kunststück, sich als Retter und Beschützer der Republik feiern zu lassen und gleichzeitig seine Alleinherrschaft zu zementieren.

Dabei verfolgte er zwei Strategien. Erstens: Er warf nicht alle republikanischen Traditionen über Bord. Auf diese Weise konnte der Senat das Gesicht wahren und Augustus unangefochten an der Spitze bleiben. Zweitens: Er sorgte für Wohlstand und Frieden im Reich. Das waren zwei wichtige Säulen, um das Volk auf seiner Seite zu haben und Widersachern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Regelmäßig spendete Augustus also Geld für den Staatshaushalt und Getreide für die Armen.

Doch das Volk wollte nicht nur satt, sondern auch unterhalten sein. Schon in den späten Jahren der Republik hatten reiche Römer ihr Ansehen im Volk mit Gladiatorenkämpfen und Zirkusspielen aufgebessert, allen voran Augustus’ Großonkel Caesar. Und je blutiger und exotischer die Darbietungen in der Arena waren, desto höher stieg das Ansehen der Machthaber. Augustus wusste auch das für seine Herrschaft zu nutzen. Er stiftete sogar nachgestellte Seeschlachten mit zig Kriegsschiffen und Tausenden Kämpfern – die Ruderer nicht mitgerechnet.

Ja, letztlich baute Augustus den römischen Staat so um, dass er den Bedürfnissen eines Weltreiches entsprach: mehr Soldaten für die Legionen, stabile Außengrenzen und alle Macht in einer Hand. Heute wird die Zeit seiner gut 40-jährigen Regentschaft als „Pax Augusta”, übersetzt Augusteischer Frieden des Augustus, bezeichnet. Manche nennen ihn auch „Pax Romana”, den Römischen Frieden. Denn nach den schweren Jahrzehnten der Bürgerkriege war diese Zeit für das Römische Reich eine Phase der Erholung und des Aufschwungs.

Kapitel 6: Luxus kostet

Um seinen Wohlstand zu halten, musste Rom allerdings auch weiterhin expandieren. Denn es waren ja die Reichtümer der eroberten Provinzen, die den gut situierten Römern ein Luxusleben ermöglichten. Daher galt es, immer neue Regionen zu erobern und sie dem Imperium einzuverleiben. Augustus hatte es auf die Gebiete östlich des Rheins abgesehen; ja, bis an die Elbe und am liebsten noch darüber hinaus wollte er sein Reich ausdehnen. Immerhin bedeutete jede neue Provinz wertvolle Rohstoffe und die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen. Verwaltet und in Schach gehalten wurden die römischen Provinzen mithilfe der Militärlager. Ein ganzes Netz solcher Kastelle hatte Rom bereits über das Reich gespannt. Und viele davon waren die Keimzellen neuer Städte, so zum Beispiel der Städte Mainz und Köln. Dass Rom mit seinem aggressiven Expansionskurs Erfolg hatte, hing aber auch mit dem römischen Lebensstil zusammen, der als angenehm und erstrebenswert galt. Thermalbäder, Wasserleitungen, Fußbodenheizung: Davon konnten andere Volksgruppen wie die Germanen nur träumen! In den Augen der Römer waren sie schlicht Barbaren. Also unterwarfen sie immer mehr germanische Stämme. Sie fühlten sich übermächtig und wähnten ganz Germanien schon in römischer Hand. Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall, wie ein Germanenfürst den Römern im 1. Jahrzehnt nach Christus beweisen sollte...

Zusammenfassung

  • Gaius Octavius, besser bekannt als Octavian, lebte von 63 v. Chr. bis 14 n. Chr.. Er war der Neffe, Adoptivsohn und Haupterbe des Diktators Gaius Iulius Caesar (auch: Julius Cäsar). Nach dessen Ermordung im Jahr 44 v. Chr. begann Octavian unter dem Deckmantel der Rache, an seinem eigenen politischen Aufstieg zu arbeiten.

  • Wie sein Großonkel Caesar schmiedete Octavian ein Dreierbündnis mit zwei einflussreichen Feldherren, das sogenannte Zweite Triumvirat.

  • In den nächsten Jahren beendete Octavian die Bürgerkriege, indem er all seine Gegner aus dem Weg räumte, auch seine einstigen Bündnispartner. Seine Machtkämpfe begründete er stets damit, die Republik wiederherstellen zu wollen.

  • Im Jahr 27 vor Christus erklärte Octavian, die Republik sei wiederhergestellt. Faktisch aber war er von nun an der erste Kaiser des Römischen Reichs und trug den Ehrennamen Augustus, was der Erhabene heißt. Er selbst bezeichnete sich jedoch als „Princeps”, was übersetzt „Erster Bürger" bedeutet.

  • Augustus war ein Meister der politischen Strategie und Inszenierung. Ihm war klar, dass er seine Alleinherrschaft nur durchsetzen und halten konnte, wenn er für Frieden und Wohlstand im Reich sorgte. Die Zeit seiner 40-jährigen Regentschaft wird daher auch Pax Augusta genannt, zu Deutsch: Frieden des Augustus. Gleichzeitig eroberte er so viele Territorien wie kein anderer römischer Herrscher vor ihm.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Octavian, ursprünglich Gaius Octavius, war der Großneffe und Haupterbe von …
    1. A) Kleopatra
    2. B) Marcus Antonius
    3. C) Brutus
    4. D) Gaius Julius Caesar
  2. Wie hieß der erste Kaiser des Römischen Reiches?
    1. A) Augustus Cassius
    2. B) Gaius Julius Caesar
    3. C) Crassus Sextilis
    4. D) Marcus Octavianus
  3. Was bedeutet der Ehrentitel Augustus, der Octavian im Jahr 27 v. Chr. vom Senat verliehen wurde?
    1. A) Erster Bürger 
    2. B) Der Gesegnete
    3. C) Der Erhabene
    4. D) Kaiser der Alten Republik 
  4. In welcher Schlacht besiegte Octavians Streitmacht seinen letzten Konkurrenten Marcus Antonius?
    1. A) In der Schlacht um Gallien
    2. B) In der Seeschlacht von Actium
    3. C) In der Seeschlacht von Neapel
    4. D) In der Schlacht auf der Donau
  5. In welchem Jahr erhielt Octavian vom Senat den Ehrennamen Augustus?
    1. A) 27 v. Chr.
    2. B) 45 v. Chr.
    3. C) 4 n. Chr.
    4. D) 31 v. Chr.
  6. Kaiser Augustus bezeichnete sich selbst als …
    1. A) Konsul
    2. B) Prinzipat
    3. C) Untertan des Volkes
    4. D) Erster Bürger
  7. Augustus, der erste römische Kaiser, regierte gut 40 Jahre lang. Wie wird die Zeit seiner Regentschaft genannt?
    1. A) Pax Octavius
    2. B) Caesar Augustus
    3. C) Pax Augusta
    4. D) Augustus-Monarchie

Richtige Antworten: 
1. D) Gaius Julius Caesar 
2. A) Augustus
3. C) Der Erhabene
4. B) In der Seeschlacht von Actium 
5. A) 27 v. Chr. 
6. D) Erster Bürger
7. C) Pax Augusta

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