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Krieg Vietnam USA

Bloß nicht noch ein Kommunisten-Land
Das Bild zeigt zwei Militärhubschrauber im Flug vor einem Hintergrund mit feurigem Himmel im Vietnamkrieg. Am Boden sind Flammen und Rauch zu sehen, was auf Kampfhandlungen oder Bombardierungen schließen lässt.
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Intro

Nach dem Abzug der französischen Kolonialmacht aus Südvietnam hatten sich die USA als Schutzmacht des vorgeblich westlich orientierten Landesteils vor den Kommunisten aus dem Norden ins Spiel gebracht. Aber die Sache sollte gewaltig aus dem Ruder laufen. In dieser Story erfährst du, warum der Vietnamkrieg der USA zu den Stellvertreterkriegen des Kalten Krieges zählt – und warum die Amerikaner ihn aller militärischen Überlegenheit zum Trotz nicht gewinnen konnten.

Kapitel 1: Das Tor zur Hölle

Schweigend marschieren die amerikanischen Soldaten in drückender Hitze durch die endlosen Reisfelder. Kein einziger Feind hat sich bisher blicken lassen. Dennoch bleiben die GIs auf der Hut. In wenigen Minuten werden sie das letzte Reisfeld durchquert haben, dann sind sie wieder mit den unsichtbaren Gefahren des dichten Regenwaldes konfrontiert. Plötzlich werden sie durch einen gellenden Schrei aus ihren Gedanken gerissen. Und schnell stellen sie mit Entsetzen fest, dass die Truppe nicht mehr vollzählig ist. Einer ihrer Kameraden scheint wie vom Erdboden verschluckt! In höchster Alarmbereitschaft kehren sie um und suchen den letzten Abschnitt ihres Weges nach ihrem wie von Geisterhand verschwundenen Kameraden ab. Was um alles in der Welt ist hier los?

Besonders weit kommt der kleine Suchtrupp allerdings nicht. Als sich einer der Soldaten der Stelle nähert, wo er den Vermissten vermutet, öffnet sich auch für ihn buchstäblich das Tor zur Hölle: Mit einem leisen Knacken gibt der Boden unter seinen Füßen nach, und der junge Mann stürzt haltlos in die Tiefe. Das Letzte, was er in seinem Leben zu Gesicht bekommt, sind die zugespitzten Bambusstangen, die ihm aus dem dunklen Schlund der Grube entgegen ragen...

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Kapitel 2: Die Zuspitzung eines Konflikts

Je länger der Krieg der USA gegen Vietnam andauerte, desto grausamer wurde er. US-amerikanische Bomber zerstörten Städte und Dörfer, Vietnamesen schlugen mit allen Mitteln brutaler Guerilla-Taktik zurück. Aber: Warum waren US-Soldaten überhaupt in Vietnam? Weil sich die Vereinigten Staaten von Amerika als Schutzmacht des vorgeblich westlich-demokratisch orientierten Südvietnams ins Spiel gebracht hatten. Und weil sich die USA mitten im Kalten Krieg mit der Sowjetunion befanden und in Südostasien eine ganz ähnliche Bedrohungslage wie bereits im geteilten Deutschland sahen, musste jede Gefahr einer neuen kommunistischen Herrschaft schon im Keim erstickt werden. Es galt zu verhindern, dass im sogenannten Indochina noch ein weiterer kommunistischer Staat entstehen konnte oder, wie in diesem speziellen Fall, das kommunistische Nordvietnam auch den Süden unter seine Kontrolle brachte. Und diese Gefahr sah man in Washington tatsächlich, denn eine internationale Konferenz der Großmächte in Genf hatte 1954 bestimmt, dass innerhalb der nächsten Jahre in ganz Vietnam freie Wahlen stattfinden sollten. Zuvor hatte Vietnam im sogenannten Indochinakrieg die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich erlangt und die internationale Politik war der Ansicht, dass eine vorübergehende Teilung Vietnams entlang des 17. Breitengrades am ehesten für Frieden im ganzen Land sorgen würde. Ein folgenschwerer Irrtum, wie sich zeigen sollte. Denn die US-Regierung befürchtete, dass die geplanten Wahlen mit einem Sieg des Kommunismus in ganz Vietnam enden würden! Also beschloss die Kennedy-Regierung, das Regime in Südvietnam und dessen Armee mit Geld und Militärhilfe zu unterstützen.

Allerdings zeichnete sich das Saigoner Marionettenregime nicht nur durch Korruption, sondern vor allem durch brutale Gewalt gegen politisch Andersdenkende und gläubige Buddhisten aus. In Tausenden sogenannten „Wehrdörfern“ sperrte das Regime die eigene Landbevölkerung hinter Stacheldrahtzäunen ein; angeblich zum Schutz vor den „Viet Cong“, wie das Regime die Kommunisten abschätzig bezeichnete. Tatsächlich aber bestand die „Nationale Front für die Befreiung Südvietnams“, wie sich die Widerständler selbst nannten, keineswegs nur aus Kommunisten. Die Bewegung durchdrang sämtliche Schichten der südvietnamesischen Gesellschaft – und angesichts des Regierungsterrors gewann sie immer mehr Mitstreiter.

Kapitel 3: Kriegseintritt der USA

Den Amerikanern bereitete das zunehmend Sorgen, zumal den Guerillakämpfern der Befreiungsfront immer öfter empfindliche Schläge gegen das militärisch weit überlegene Saigoner Regime gelangen. Der Bürgerkrieg wurde zu einem mörderischen Selbstläufer, bei dem es auch um die Glaubwürdigkeit des US-Präsidenten ging. Der nordvietnamesische Präsident Ho Chi Minh in Hanoi zeigte sich zwar durchaus bereit zu Friedensverhandlungen – aber was er wollte, lag aus amerikanischer Sicht ja auf der Hand. Zumal das kommunistische China und der Hauptkonkurrent der USA im weltumspannenden Kalten Krieg – die Sowjetunion – den kommunistischen Norden mit Geld und Kriegsgerät unterstützten. Und genau diese Konstellation erklärt, warum der Vietnamkrieg der USA auch als Stellvertreterkrieg bezeichnet wird – der zweite übrigens nach dem Koreakrieg in den 1950er-Jahren: Die Sowjetunion und die USA bekriegten einander nie direkt, sondern stets durch militärische Unterstützung der ihnen nahestehenden politischen Systeme, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa gegenüberstanden. Oder eben durch militärische Interventionen in weit entfernten Drittländern wie Korea, Vietnam und Afghanistan.

Es war US-Präsident Lyndon B. Johnson, der im August 1964 den sogenannten Tonkin-Zwischenfall zum Anlass für den Kriegseintritt nahm: ein Seegefecht mit unklarer Ursache zwischen einem amerikanischen Zerstörer und drei nordvietnamesischen Schnellbooten. Eine reguläre Kriegserklärung gab es nicht. Johnson berief sich auf den internationalen Südostasien-Vertrag, den die USA bereits 1954 mit Frankreich, Großbritannien, Australien, Neuseeland und mehreren asiatischen Ländern geschlossen hatten. Innenpolitisch legitimierte der Kongress in Washington mit der Tonkin-Resolution am 7. August 1964 den Eintritt der USA in den Vietnamkrieg.

Kapitel 4: Bomben auf Nordvietnam

Am 2. März 1965 begannen die Luftangriffe auf Nordvietnam. Neben Sprengbomben setzte die US-Air Force das Pflanzenvernichtungsmittel Agent Orange ein. Dieses sogenannte „Entlaubungsmittel” sollte Regenwald und Reisfelder vernichten und den vietnamesischen Kämpfern die Deckung der dichten Blätterdächer nehmen.

Die nordvietnamesischen Truppen und die Befreiungsfront für Südvietnam antworteten drei Jahre später mit der Tet-Offensive, die mit einem Überraschungsangriff am vietnamesischen Neujahrsfest begann. Gegen die militärische Schlagkraft der US-Truppen hatten die Kämpfer allerdings keine Chance und auch der von ihnen gewünschte Volksaufstand im ganzen Süden fand nicht statt. Dennoch: Die erschütternden Bilder nicht nur dieser Kämpfe, sondern auch von Napalm-Brandopfern und Massakern an der Zivilbevölkerung gingen um die Welt. Und die Forderung nach einem Ende des Krieges wurde auch in Amerika lauter und lauter.

Anfang 1969 zog ein neuer Präsident ins Weiße Haus ein: der Republikaner Richard Nixon. Er hatte in seinem Wahlkampf versprochen, den Vietnamkrieg zu beenden. Aber wenige Wochen nach seinem Amtsantritt dehnte er ihn mit der Operation Menu auch noch auf die Nachbarländer aus: mit schweren Flächenbombardements auf Stützpunkte der nordvietnamesischen Armee in Laos und Kambodscha. Mehr als zwei Millionen US-Bomben sollen ab Mitte März 1969 außerhalb der Grenzen Vietnams abgeworfen worden sein. Der amerikanischen Öffentlichkeit und sogar dem Kongress wurden diese Luftschläge verheimlicht. Dennoch geriet Nixon immer stärker unter den Druck der wachsenden Antikriegsbewegung.

Kapitel 5: Die „Vietnamisierung”

Auch Präsident Nixon musste der Tatsache ins Auge blicken, dass die USA den Krieg in Vietnam nicht gewinnen konnten. Also änderte er die Strategie. Nun wollte er den schrittweisen Abzug der US-Truppen aus Südvietnam ermöglichen. Dazu sollte die reguläre Armee Südvietnams mit Milliarden US-Dollars systematisch aufgebaut werden, bis sie die weitere Kriegsführung gegen den kommunistischen Norden auch ohne weitere amerikanische Hilfe bewältigen könnten. Nach und nach sollten die US-Truppen dann nach Hause zurückkehren und deren Plätze von Südvietnamesen übernommen werden. „Die Nationen Asiens können und müssen zunehmend die Verantwortung dafür übernehmen, Frieden und Fortschritt in der Region zu erreichen, und zwar mit jeder Zusammenarbeit, die wir anbieten können“, erläuterte Nixon in einer Pressekonferenz im Juli ‘69 seine Strategie, die er Vietnamisierung nannte und die auch unter dem Begriff „Nixon-Doktrin” bekannt wurde. Im Grunde kehrte er damit genau zu der Position zurück, die John F. Kennedy im September 1963 vertreten hatte: Den Krieg gegen die Kommunisten müsse das vietnamesische Volk gewinnen. Aber die Realität sah schon damals anders aus...

Zusammenfassung

  • Um den Vormarsch des Kommunismus in Südostasien einzudämmen, unterstützten die USA die Militärdiktatur in Südvietnam mit Geld, schwerem Kriegsgerät und Militärberatern. 

  • Die Diktatur ging nicht nur gegen Kommunisten mit größter Brutalität vor, sondern auch gegen die eigene Bevölkerung. Dadurch gewann die „Nationale Front für die Befreiung Südvietnams”, von den Machthabern und den Amerikanern abschätzig „Viet Cong” genannt, immer mehr Zulauf.

  • Angesichts dieser Zustände unterstützten die USA einen Putsch der Regierungstruppen in der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon. Doch auch die Nachfolgeregierungen konnten das Land nicht stabilisieren. Der sogenannte Viet Cong gewann unterdessen immer mehr Einfluss.

  • US-Präsident Lyndon B. Johnson nutzte 1965 den sogenannten Tonkin-Zwischenfall zum Anlass für den Kriegseintritt der USA gegen Nordvietnam.

  • Der Vietnamkrieg der USA war der zweite Stellvertreterkrieg im Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Was ließ die südvietnamesische Regierung Anfang der 1960er Jahre zum „Schutz“ vor den Kommunisten aus dem Norden errichten?
    1. A) Eine Mauer
    2. B) Bunker 
    3. C) Wehrdörfer
    4. D) Aussichtstürme
  2. Wann traten die USA offiziell in den Krieg gegen Nordvietnam ein?
    1. A) 1954
    2. B) 1964
    3. C) 1974
    4. D) 1984
  3. Was nahm die US-Regierung zum Anlass für den Kriegseintritt?
    1. A) Tonkin-Zwischenfall
    2. B) Tet-Offensive
    3. C) Operation Menu
    4. D) Massaker von My Lai
  4. Welcher US-Präsident verfolgte in den frühen 70ern die Strategie der „Vietnamisierung”?
    1. A) John F. Kennedy
    2. B) Harry S. Truman 
    3. C) Richard Nixon
    4. D) Lyndon B. Johnson
  5. Wie wurden die südvietnamesischen Guerillakämpfer im Vietnamkrieg abschätzig genannt?
    1. A) „Viet Minh“
    2. B) „Viet Force“
    3. C) „Viet Strike“
    4. D) „Viet Cong“

Richtige Antworten: 

1. C) Wehrdörfer
2. B) 1964 
3. A) Tonkin-Zwischenfall 
4. C) Richard Nixon
5. D) „Viet Cong“

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