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Operation Rolling Thunder

Gewalt gegen die Zivilbevölkerung
Folter gefangener NLF-Kämpfer
Operation Rolling Thunder
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Inhalte

Intro

Ein nacktes Mädchen mit verbrannter Haut rennt voller Panik um sein Leben: Dieses Foto eines Kriegsreporters entstand 1972 bei Saigon und ist weltweit zum Inbegriff der Grausamkeit des Vietnamkriegs geworden. In dieser Story lernst du, warum der Luftkrieg der USA gegen Nordvietnam sein Ziel verfehlte, warum sie auch Ziele in Südvietnam angriffen und warum die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung immer neue Dimensionen erreichte.

Kapitel 1: Friendly fire

Vorsichtig robbt der amerikanische Soldat durch den dichten Regenwald Südvietnams und versucht dabei, so leise wie nur möglich zu sein. Immer wieder bleibt er still auf dem Erdboden liegen und lauscht aufmerksam in die Finsternis. Er weiß, dass der Feind sich hier irgendwo verborgen hält – unsichtbar, lautlos und voller Hinterlist. Wo bleibt nur die versprochene Air Power, die Unterstützung aus der Luft? Endlich hört er das vertraute Brummen, auf das er so sehnlich gewartet hat. Rasch greift er nach seiner Gasmaske und zieht sie sich mit geübten Handgriffen über das Gesicht. Gleich wird die Fliegerstaffel ihr Pflanzengift versprühen, das innerhalb kürzester Zeit sämtliche Bäume und Sträucher absterben lässt. Bald wird der Feind in seinem Dschungel keine Deckung mehr haben. Die Flugzeuge kommen immer näher. Der Soldat wartet unruhig: Die Kameraden in der Luft hätten ihre Ladung doch längst freisetzen müssen! Angespannt starrt der junge Amerikaner in den Himmel – und reißt voller Entsetzen seine Augen auf. Es ist nicht das sogenannte „Entlaubungsmittel“, das jetzt aus den Flugzeugen fällt, sondern eine ganze Batterie mörderischer Napalm-Bomben! Und nur wenige Augenblicke findet er sich inmitten eines flammenden Infernos wieder, das kein Wasser dieser Welt löschen kann...

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Kapitel 2: Bombing of North Vietnam

Seit März 1965 ließen die USA auch Ziele in der Demokratischen Republik Vietnam (DRV) bombardieren und entsandten Fußtruppen nach Südostasien. Es war der deutlich härtere Kurs des neuen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson, der nach der Ermordung John F. Kennedys ins Weiße Haus eingezogen war. Johnson war sich darüber im Klaren, dass sich die USA in diesem kaum bekannten Land Vietnam selbst in die Zwickmühle manövriert hatten. Schließlich war es die Kennedy-Regierung gewesen, die in den 1950ern freie Wahlen für Gesamtvietnam verhindert hatten – damit nicht etwa die Kommunisten an die Macht kämen. Dann der Militärputsch im Süden, der die USA nur noch enger an Südvietnam gebunden hatte. Der ermordete Diktator war inzwischen von einer nicht minder korrupten Regierung abgelöst worden, während die Nationale Befreiungsfront, unterstützt von den Kommunisten aus North Vietnam, von Tag zu Tag entschlossener um die Herrschaft über das gesamte Land kämpfte. Die sogenannten „Viet Cong“ hatten im Süden bereits große ländliche Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht und operierten mittlerweile nicht mehr nur mit einzelnen Rebellentruppen, sondern mit Unterstützung nordvietnamesischer Soldaten, die über versteckte Dschungelpfade nach Süden marschierten.

US-President Johnson sah schließlich nur noch eine Möglichkeit, den Vormarsch des Kommunismus abzuwenden: eine großangelegte Luftoperation, die unter dem Namen „Rolling Thunder“ den militärischen Nachschub von Nord- nach Südvietnam unterbinden sollte. Den willkommenen Vorwand dafür bot ihm der Zwischenfall im Gulf of Tonkin im August 1964, bei dem drei nordvietnamesische Schnellboote in internationalen Gewässern einen Zerstörer der US Navy beschossen hatten. Angeblich ohne jeden Grund. Fortan bombardierten hochmoderne B 52-Maschinen Industrieanlagen und Treibstofflager im Norden Vietnams, die Hauptstadt Hanoi, die wichtige Industrie- und Hafenstadt Haiphong sowie auch Ziele im Nachbarland Laos, durch das ein Teil der geheimen Transportwege führte. Sie versprühten das hochgiftige Pestizid Agent Orange, um die Regenwälder zu „entlauben“ und die Reisfelder zu vernichten. Eine neue Spirale der Gewalt geriet in Bewegung, die beide Seiten in den Abgrund reißen sollte.

Kapitel 3: Eine Frage der Ehre

Lyndon B. Johnson setzte nun alles auf eine Karte und griff schließlich auch zu dem Mittel, das sein Vorgänger Kennedy noch hatte vermeiden wollen: die Entsendung Tausender von Fußsoldaten nach Vietnam. Und diese waren dort mit einem Feind konfrontiert, der den Dschungel und dessen Tücken sehr viel besser kannte und auszunutzen wusste als die jungen Amerikaner, die noch nie in einen Krieg gezogen waren. Warum der US-Präsident und sein Verteidigungsminister Robert McNamara dennoch Hunderttausende junge Soldaten nach Vietnam schickten, hatte einen einfachen, wenn auch verstörenden Grund: Die USA wollten im Kalten Krieg gegen die Soviet Union nicht auf den zweiten Platz zurückgedrängt werden. Und obwohl die US-Regierung sehr bald einsehen musste, dass ihre Truppen in Vietnam keinen Schritt vorwärts kamen, hätte der Rückzug aus dem Land für sie den totalen Gesichtsverlust bedeutet. Dies war in den Sechzigerjahren in der Tat die Geisteshaltung der Politiker – nicht aber diejenige des Volkes. Denn von nun an begann sich in den USA Widerstand gegen den Vietnamkrieg zu regen. Erst waren es nur wenige Dutzend Demonstranten, die mit Protestschildern auf die Straße gingen, doch schon sehr bald wurde daraus eine landesweite Antikriegsbewegung. Zehntausende Menschen demonstrierten vor dem Weißen Haus in Washington, auch in New York und anderen Großstädten fanden Kundgebungen und Friedensmärsche statt. Währenddessen wurde die Lage in Vietnam immer aussichtsloser: Die Bombing Campaign der United States Air Force erzielten bei weitem nicht die gewünschten Erfolge, während Nordvietnam unentwegt neue Truppen nach Südvietnam schickte und dort auch immer mehr an Stärke gewann. Johnson und seine Berater sahen sich zunehmend in die Ecke gedrängt und mussten sich eine neue Strategie einfallen lassen.

Kapitel 4: Die Schlacht in den Bergen

Da die kommunistischen Rebellen vor allem in dünn besiedelten Gebieten aus dem Hinterhalt angriffen, stellten die Amerikaner bald eine ebenso einfache wie auch barbarische Regel auf: Wenn der unsichtbare Feind nicht in den großen Städten, sondern in den kleinen Bauerndörfern lebte, musste man eben diese in Schutt und Asche legen! In der Folgezeit griffen die USA auch vermeintliche Viet Cong-Hochburgen in South Vietnam an, um den Kommunisten den Rückhalt in der Bevölkerung zu nehmen. Zunehmend kam dabei Napalm zum Einsatz, das alles in ein tosendes Flammenmeer verwandelte. Jeden Tag wurden neue Dörfer und Reisfelder niedergebrannt, um den Menschen die Lebensgrundlage zu entziehen. Schließlich kam es im zentralen Hochland von Südvietnam zur ersten großen Bodenschlacht. Nachdem die US-Truppen von einem Stützpunkt der sogenannten Viet Cong in den Bergen erfahren hatten, beschlossen sie, mit Hubschraubern und knapp 500 Soldaten den Feind endgültig auszuschalten. Die Schlacht im sogenannten la Drang-Tal dauerte fünf Tage, war an Grausamkeit kaum zu überbieten und brachte beiden Kriegsparteien sehr hohe Verluste. Dazu trug bei, dass so manche Piloten der US Air Force über den riesigen bewaldeten Gebieten die Orientierung verloren und in der Hitze des Air Wars versehentlich ihre eigenen Bodentruppen mit Napalm bombardierten.

Die Luftangriffe der US-Airforce im Zuge der Operation Rolling Thunder sollten bis 1968 dauern. Den fanatischen Kampfeswillen der kommunistischen Guerilla-Kämpfer konnten sie nicht brechen. Längst hatten sie ein weitverzweigtes System von Transport- und Nachschubwegen durch halb Indochina aufgebaut, dessen gewaltige Ausmaße nicht einmal die CIA ahnte: den „Ho Chi Minh Trail“. Und im Januar ‘68, als ganz Vietnam das traditionelle Neujahrsfest feierte, holten sie zum großen Gegenschlag aus: zur sogenannten Tet-Offensive.

Zusammenfassung

  • US-Präsident Lyndon B. Johnson ließ ab 1965 Ziele in Nordvietnam bombardieren und schickte schließlich auch Fußtruppen nach Südostasien.

  • Auch die Kampfkraft der Guerilla-Kämpfer wuchs. Da die Amerikaner die Feinde vor allem in den ländlichen Gebieten vermuteten, legten sie dort zahlreiche Dörfer in Schutt und Asche.

  • 1965 kam es im la-Drang-Tal in Südvietnam zur ersten großen Schlacht. Sie brachte beiden Kriegsparteien sehr hohe Verluste.

  • In den USA wuchs unterdessen der Widerstand gegen den Krieg in Vietnam. Vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich Zehntausende Kriegsgegner, um gegen den Vietnam War zu protestieren. Aus vereinzelten Protesten sollte bald eine gewaltige Antikriegsbewegung werden.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wer wurde nach John F. Kennedys Ermordung neuer Präsident der USA?
    1. A) Dwight D. Eisenhower
    2. B) Lyndon B. Johnson 
    3. C) Ronald Reagan 
    4. D) Gerald Ford
  2. Mit welchem Codenamen wurde die amerikanische Bombardierung von Nordvietnam 1965-68 bezeichnet?
    1. A) Unternehmen Barbarossa 
    2. B) Operation Overlord
    3. C) Operation Rolling Thunder
    4. D) Unternehmen Zitadelle
  3. Wo in Washington versammelten sich in den 60er Jahren während der Proteste gegen den Vietnamkrieg Zehntausende Kriegsgegner?
    1. A) Weißes Haus
    2. B) Kapitol
    3. C) Lincoln Memorial
    4. D) Pentagon
  4. Wo fand die erste große Bodenschlacht zwischen US- und vietnamesischen Truppen statt?
    1. A) Bei Tonkin
    2. B) In Saigon
    3. C) Bei Hanoi
    4. D) Im la Drang-Tal
  5. Was trug zu den hohen Verlusten bei, die die US-Army 1965 trotz ihrer militärischen Überlegenheit in der ersten großen Bodenschlacht des Vietnamkriegs erlitt?
    1. A) Guerilla-Angriffe
    2. B) Friendly Fire
    3. C) Fehlender Nachschub
    4. D) Tropenkrankheiten

Richtige Antworten: 
1. B) Lyndon B. Johnson
2. C) Operation Rolling Thunder
3. A) Weißes Haus
4. D) Im la Drang-Tal
5. B) Friendly Fire

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