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Marc Aurel

Er war der Philosoph auf dem Thron
A stoic portrait of Roman Emperor Marcus Aurelius, in the dignified style of a classic Roman sculpture, chiaroscuro lighting highlighting the intricate details of his laurel wreath and stoic expression, earthy tones reflecting the marble textures of historic statues, captured as if through a fixed-focus lens with a tight depth of field to emphasize the subject against a subtly blurred background of the Roman Senate.
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Inhalte

Intro

Er war der Philosoph auf dem Kaiserthron: Als Marc Aurel im Jahr 161 Alleinherrscher von Rom wurde, war das Imperium Romanum die Weltmacht schlechthin. Doch kein Kaiser vor und kein Kaiser nach ihm lebte und regierte wie er nach den philosophischen Leitgedanken des Stoizismus. Welche ungewöhnlichen Neuerungen damit verbunden waren und weshalb Marc Aurels philosophisches Erbe noch heute aktuell ist, erfährst du in dieser Story.

Kapitel 1: Gebettet wie ein Denker

Ein schlaksiger Junge im Stimmbruch. Seine Bewegungen wirken ungelenk, doch seine Worte sind wohl gewählt und wollen so gar nicht zu einem Teenager passen. Jetzt wird seine brüchige Stimme lauter und bestimmter. Dabei geht es doch nur um sein Bett! Er will es nicht mehr. Es ist ihm zu weich. Zu edel der Bezug, zu fein die Holzschnitzerei im Gestell. Und viel zu breit ist es außerdem! Kein Scherz, der schlaksige Junge will von nun an auf einem schlichten Holzbrett liegen; ja, er will sich so schlicht betten wie seine großen Vorbilder in den philosophischen Büchern. „Was für den alten Diogenes in der Tonne ausreichend war“, stellt er klar, „das dürfte für mich allemal gut genug sein.“

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Kapitel 2: Des Kaisers neue Wege

Aus diesem Jungen mit den ebenso ungewöhnlichen wie klaren Vorstellungen sollte eines Tages der einzige Kaiser Roms werden, der gleichzeitig Philosoph war. Sein Name: Marcus Aurelius Antoninus Augustus, genannt Marc Aurel. Dass er überhaupt für den Thron in Frage kam, hatte er dem todkranken Kaiser Hadrian zu verdanken. Als der sein Ende kommen sah, wies er seinen Nachfolger Antoninus Pius an, den scharfsinnigen jungen Mann zu adoptieren. Eine glückliche Fügung, denn der 17-Jährige fand in seinem umsichtigen Adoptivvater einen Wesensverwandten, der ihn in den folgenden zwei Jahrzehnten auf das Regieren vorbereitete.

Allerdings hatte Marcus noch einen jüngeren Adoptivbruder. Einen möglichen Rivalen in der Erbfolge also. Seit Herrschergenerationen war es üblich gewesen, sich solcher zu entledigen, sprich sie ermorden zu lassen. Oft genug wurde es sogar als Auftakt kaiserlicher Machtausübung erwartet. Als Marcus Aurelius im Jahr 161 den Thron bestieg, hatte er also die Wahl: Entweder lebte er mit der Angst vor einem Putsch. Oder er begann seine Laufbahn als Kaiser mit einem taktischen Mord.

Aurel aber entschied sich für einen dritten Weg: Er band seinen Adoptivbruder Lucius Verus in die Amtsgeschäfte ein, indem er ihn zum Mitkaiser machte. Auf diese Weise hatte er die Putschgefahr gebannt. Vor allem aber hatte Marc Aurel seine Regentschaft mit einem neuen Vorzeichen versehen: mit dem Vorzeichen der Weisheit, Klarheit und Menschlichkeit.

Kapitel 3: Platons erfüllter Traum

Schon als Knabe hatte Marcus Aurelius die Ideen der Stoa kennengelernt. Jene Philosophie also, die den Menschen dazu aufruft, sich mit Selbstbeherrschung, innerer Gelassenheit, Würde und Anstand in sein Schicksal zu fügen. Was um 300 v. Chr. von griechischen Denkern begründet worden war, haben die Römer zu einer Philosophie der Lebenskunst und Seelenhilfe weiterentwickelt. Auch Marcus‘ Blick auf den Menschen und die Welt war von dieser sogenannten römischen oder auch jüngeren Stoa geprägt. Denken wir nur an den Tag, an dem er als Jugendlicher beschloss, von nun an auf einem Holzbrett zu schlafen und sich mit dem groben Mantel der Philosophen zuzudecken. Nichts sollte ihn von der sprichwörtlich gewordenen „stoischen Ruhe“ ablenken. Denn die innere Gelassenheit gilt den Stoikern als Voraussetzung für weitere Tugenden wie Geduld, Nachsicht und Aufrichtigkeit. Denn sie waren zutiefst davon überzeugt, dass das eigene Leben nur gut sein könne, wenn man auch gut zu anderen ist. Es bedeutet deshalb auch, unerwartete Ereignisse gelassen hinzunehmen und sich nicht auf Nebensächliches zu versteifen.

Seither lebte Marcus also nach stoischen Grundsätzen, strebte nach einem tugendhaften Dasein, war hart gegen sich selbst und gerecht gegenüber seinen Mitmenschen. Mit seiner Thronbesteigung wurde doch noch eine Idee Realität, die viele Jahrhunderte zuvor der griechische Philosoph Platon zum Ideal erhoben hatte: die Herrschaft der Philosophen. Denn sie allein könnten Wahrheit von Täuschung unterscheiden und so für wahre Gerechtigkeit sorgen.

Kapitel 4: Glanzvolle Jahre

Marcus Aurelius verkörperte dieses Ideal wie kein anderer römischer Kaiser. Er war kein Herrscher mit absolutem Machtanspruch, sondern ein selbstkritischer Mann mit klaren Vorstellungen von ethischer Lebensführung. Er etablierte seine Herrschaft auf Basis der stoischen Lehre: einen von Vernunft und Gerechtigkeit geleiteten Machtgebrauch. Er setzte die Rechtspflege durch. Er sorgte sich um die Schwachen der Gesellschaft: die Heerscharen der rechtlosen Sklaven, die unfreien Frauen und die unterprivilegierten Einwanderer. Er stellte sich in den Dienst des Gemeinwohls und nahm seine eigene Person nur so wichtig, wie es fürs Gemeinwohl nötig war. 

In seiner Regierungszeit erreichte das Imperium Romanum seine größte Ausdehnung: In seinem Todesjahr 180 umfasste es den Mittelmeerraum im Westen bis zum Atlantik, im Norden bis ins heutige Großbritannien, im Osten bis zum Kaspischen Meer, im Süden von der westlichen Atlantikküste Afrikas bis weit den heutigen Suezkanal hinab in den arabischen Golf hinein. Es unterhielt Handelsbeziehungen um den gesamten damals bekannten Globus – bis nach China.

Unter diesem Kaiser sollte Rom glanzvolle Jahre erleben – trotz einer Überschwemmungskatastrophe, Kriegen und einer Pandemie, die als die Antoninische Pest in die Geschichte einging. Jahre, die innenpolitisch geprägt waren von seinem Gerechtigkeitssinn: Er sorgte sich um das Wohl der Schwachen und begrenzte die Macht der Starken. Das außenpolitische Geschäft überließ er seinem Adoptivbruder, dem Mitkaiser Lucius Verus, der ein erfahrener Feldherr war. Lucius leitete alle nötigen Militäroperationen, die zur Verteidigung des riesigen Römischen Reichs notwendig wurden. Erst nach dessen Tod war Marcus Aurelius auch Oberbefehlshaber der römischen Truppen – und auch hier erwies er sich als umsichtiger Stratege, der nicht vor ungewöhnlichen Entscheidungen zurückschreckte.

Kapitel 5: Heerführer und Philosoph

„Hüte dich, dass du nicht ein tyrannischer Kaiser wirst!“, ermahnte er sich selbst. „Ringe danach, dass du der Mann bleibest, zu dem dich die Philosophie bilden wollte.“ Diese Sätze stammen aus Marc Aurels Hauptwerk, dessen Titel im Deutschen üblicherweise mit „Selbstbetrachtungen“ übersetzt wird. Sie sind seine privaten Notizen, die er zum großen Teil fernab von Komfort und Kultur zu Papier brachte: nämlich in den Militärlagern im Gebiet der mittleren Donau, wo er an der Spitze römischer Truppen das Reich gegen die Angriffe germanischer Stämme verteidigen musste. Diese sogenannten Markomannenkriege tobten zwischen 166 und 180 und fielen damit in die Regierungszeit Marc Aurels. Damals zogen Herrscher noch persönlich in den Krieg, und wenn die Waffen schwiegen, griff der Kaiser in seinem Zelt zur Feder und schrieb Philosophisches.

Sein heute weltbekanntes Hauptwerk besteht aus seinen privaten Notizen, die er sozusagen an die eigene Adresse richtete. In ihnen hat er die stoische Lehre in politische Leitlinien übersetzt. Dabei bediente er sich der Sprache der Hellenen aus dem antiken Griechenland.

Seine letzten Lebensjahre inmitten von Krieg und Zerstörung dürften für Marc Aurel eine besondere Prüfung gewesen sein. Denn wie lassen sich Menschenliebe und stoische Gelassenheit auch in solchen Ausnahmesituationen bewahren? Seine nachdenklichen Notizen sind deshalb eine Sammlung stoischer Lebensweisheiten, die er eigentlich nur für sich verfasst hat. Zur Ermahnung seiner selbst, sicherlich auch zum Trost. So schrieb er: „Was auch immer mit dir geschieht, wartet seit Anbeginn der Zeit darauf, zu geschehen. Die verschlungenen Stränge des Schicksals haben beides miteinander verwoben: die eigene Existenz und die Dinge, die einem passieren.“

Dort, wo der Kaiser und Philosoph aufbauende Worte über Gerechtigkeit, Güte und inneren Frieden fand, dort fand er auch den Tod. Er starb im Jahr 180 in einem der Militärlager vermutlich unweit der heutigen Stadt Wien.

Kapitel 6: Nachhall

Ob er der Pest oder einem Krebsleiden erlag, ist unsicher. Sein Werk aber sollte ihn überdauern. Über die Jahrhunderte hinweg sollte es Staatsdenker und Staatslenker in ganz Europa beeinflussen – den Politiker und Philosophen Machiavelli genauso wie Preußenkönig Friedrich den Großen und den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt. Von dem Denker Friedrich Nietzsche wurden Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“ sogar als Stärkungsmittel empfohlen. Wenn es in Europa noch 1700 Jahre dauern sollte, bis die Sklaverei abgeschafft wurde, und wenn es noch länger dauerte, bis Frauen den Männern gleichgestellt wurden – all diese Ideen wurzeln bei dem einzigen Philosophen, der jemals einen Herrschaftsthron erklommen hat.

Und solange es Menschen und Staaten auf der Erde gibt, so lange werden sie wohl auch nichts an Aktualität verlieren. Sie lesen sich nämlich nicht nur wie die Anleitung zum stoischen Philosophieren, sondern auch wie die Anleitung zum guten Regieren. Denn ob als Bürger oder als Staatsoberhaupt: Marc Aurel setzte auf Vernunft, Gerechtigkeit und auf die Freiheit des Einzelnen. Da wundert es nicht, dass ihn auch die Frage der Sklaverei umtrieb und dass er versuchte, das Los der Sklaven zu erleichtern. Einer seiner geistigen Väter, der Philosoph Epiktet, war sogar selbst ein Sklave gewesen …

Zusammenfassung

  • Marcus Aurelius, genannt Marc oder Mark Aurel, wurde im Jahr 121 geboren und fühlte sich schon als Jugendlicher zu den philosophischen Weisheiten der römischen Stoa hingezogen. 

  • Als 17-Jähriger wurde Aurel gewissermaßen von Kaiser Hadrian entdeckt und dann von dessen Nachfolger adoptiert. 

  • Da es noch einen Adoptivbruder und somit einen möglichen Rivalen in der Thronfolge gab, traf Marc Aurel bei Amtsantritt eine ungewöhnliche Entscheidung: Er machte seinen Bruder zum Co-Kaiser und bannte so die Putschgefahr.

  • Als Kaiser stellte sich Marc Aurel in den Dienst des Gemeinwohls, sorgte sich um die Schwachen und begrenzte die Macht der Starken. 

  • In seinen letzten Lebensjahren musste der Philosophenkaiser das Römische Reich gegen verschiedene Germanenstämme verteidigen. Sein Hauptwerk „Selbstbetrachtungen“ schrieb er daher größtenteils in Feldlagern. Sie sind so etwas wie das persönliche Vermächtnis des Philosophenkaisers, das sich bis heute wie eine Anleitung zum guten Regieren liest.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wer war Marcus Aurelius? 
    1. A) Ein germanischer Feldherr
    2. B) Ein berühmter römischer Sklave
    3. C) Ein römischer Kaiser und Philosoph
    4. D) Ein Jünger Jesu Christi
  2. Wie wurde Marcus Aurelius Kaiser des Römischen Reiches?  
    1. A) Durch Adoption
    2. B) Durch Brudermord
    3. C) Durch Geburt
    4. D) Durch Wahl
  3. Mit welcher einzigartigen Entscheidung begann Marcus Aurelius seine Regentschaft?
    1. A) Er verbot die Sklaverei
    2. B) Er machte seinen Adoptivbruder zum Mitkaiser
    3. C) Er schaffte den Thron ab
    4. D)Er trug Strickjacken
  4. Welche Tugend erhob Marcus Aurelius zur Leitlinie seiner Herrschaft?
    1. A) Fleiß
    2. B) Pünktlichkeit
    3. C) Treue
    4. D) Gerechtigkeit
  5. Der römische Kaiser Marc Aurel schrieb ein philosophisches Werk. Wie wird es im Deutschen genannt?
    1. A) „Geschichte meines Lebens“
    2. B) „Der Fürst“
    3. C) „Selbstbetrachtungen“
    4. D) „Herrschaftswissen“
  6. Wo starb der römische Kaiser Marcus Aurelius?
    1. A) Auf einer Reise nach Britannien
    2. B) In einem Kloster bei München
    3. C) Nahe Kalkriese im heutigen Deutschland
    4. D) In einem Militärlager an der Donau

Richtige Antworten: 
1. C) Ein römischer Kaiser und Philosoph
2. A) Durch Adoption
3. B) Er machte seinen Adoptivbruder zum Mitkaiser
4. D) Gerechtigkeit
5. C) „Selbstbetrachtungen“
6. D) In einem Militärlager an der Donau

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