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Schlacht bei Lützen

Kampf der Unbesiegbaren
This painting shows the moment when the Swedish King Gustav II Adolf is killed on the battlefield at Lützen on 6 November, 1632. The brightly illuminated body of the dead king appears to be sliding off his horse, only to be caught by a horrified Swedish soldier. The king is portrayed as a hero and a martyr, a figure distinctly reminiscent of renditions of the dead Christ. But Wahlbom has also utilised the potential of the scene to show off his strongest technical skill – that of painting horses in various movements and light.
Gemeinfrei
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Inhalte

Intro

Sie waren die beiden größten Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges – und die erbittertsten Gegner: der schwedische König Gustav Adolf und der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein. Was aber geschieht, wenn zwei als unbesiegbar geltende Kriegsfürsten auf dem Schlachtfeld direkt aufeinandertreffen?

Kapitel 1: Das Tor zur Hölle

Wie unheilvolle Gespenster ziehen Nebelschwaden über das blutgetränkte Schlachtfeld an der Lützener Mühle und mischen sich mit dem Rauch der Kanonen und Musketen. Kein menschliches Wesen ist mehr in seiner wahren Gestalt auszumachen, die Schmerzensschreie der Verwundeten hallen wie ferne Echos über die Ebene. Doch der große Feldherr ist noch nicht bereit, über die Schwelle des Totenreichs zu treten. Wie ein Schatten seiner selbst durchschneidet er auf seinem Pferd den undurchdringlichen Nebel und versucht in dem geisterhaften Chaos aus torkelnden Silhouetten seine Reitereinheit wiederzufinden. Wie konnte ich sie nur alleine lassen?, fährt es ihm in seiner Verzweiflung durch den Kopf. Und als hätte der Herrgott im Himmel seine Frage vernommen, nehmen ganz allmählich ein paar verschwommene Geschöpfe in den milchigen Schwaden Gestalt an. Wie die biblischen Reiter der Apokalypse kommen sie ihm vor: schweigend, dem Tode näher als dem Leben, entschlossen zum allerletzten Gefecht, das die ganze Zukunft des Landes entscheiden wird. Dennoch erhebt der Feldherr unerschrocken seinen Degen zur Begrüßung seiner Kameraden und stoppt sein Pferd. Ein fataler Fehler. Denn zu spät bemerkt er, dass die Uniformen dieser Gespenster gar nicht zu seinen eigenen Truppen gehören. Ruckartig reißt der mächtige Eroberer die Zügel zur Seite, doch da hört er schon den Donnerschlag des Schusses, der ihm den linken Arm in Stücke reißt. Verzweifelt versucht er noch, einem weiteren Angriff zu entkommen, aber das zweite Geschoss reißt ihn aus dem Sattel. Er hat nicht einmal mehr das Glück, an Ort und Stelle dem Allmächtigen gegenüberzutreten. Sein Fuß verfängt sich im Steigbügel – und zusammen mit seinem aufgeschreckten Pferd wird er in die fahle Unendlichkeit der Nebelschwaden hineingerissen – über die Schwelle zum Totenreich, dem hier in Lützen niemand mehr entkommen kann...

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Kapitel 2: Einfall der Schweden

Die Schlacht von Lützen 1632: Hätte es dazu wirklich kommen müssen? Denn eigentlich hätte der Dreißigjährige Krieg mit dem Sieg der kaiserlich-katholischen Truppen über die protestantischen Dänen sein Ende finden können – hätte Kaiser Ferdinand II. nicht von seinem Siegeszug beflügelt beschlossen, von den Protestanten sämtliche Kirchengüter zurückzufordern, die vormals den Katholiken gehört hatten. Ein folgenschwerer Entschluss – denn nun hatte der katholische Kaiser in kürzester Zeit erneut den Zorn der Protestanten entfacht. Unterdessen hatte der kaiserlich-katholische Feldherr Tilly innerhalb weniger Monate in grausamen Gemetzeln Neubrandenburg erobert, die Stadt Magdeburg zerstört und entvölkert sowie Leipzig und Umgebung geplündert. Der Zorn auf die verhasste katholische Soldateska trieb Sachsens Kurfürsten Johann Georg I. zum Bündnis mit dem schwedischen König Gustav II. Adolf, der nach dem Rückzug der Dänen die Chance witterte, sein eigenes Reich im Norden zu vergrößern und sich dazu auch den deutschen Ostseeraum einzuverleiben. Kurfürst Johann und Schwedenkönig Gustav Adolf vereinigten ihre Streitkräfte und brachten Tilly am 17. September 1631 bei Breitenfeld eine verheerende Niederlage bei. Die Schlacht bei Breitenfeld war ein Wendepunkt im Dreißigjährigen Krieg und ein empfindlicher Karriereknick für Tilly, den bis dahin erfolgreichsten Feldherrn der katholischen Liga und des Kaisers. Noch einmal gelang ihm ein Sieg: bei Bamberg am 9. März 1632. Am 15. April wurde er bei Rain am Lech schwer am Oberschenkel verwundet und starb am 30. April in Ingolstadt an einer Knochenmarkentzündung.

Und Kaiser Ferdinand II.? Dem blieb nichts anderes übrig, als seinen entlassenen Generalissimus Albrecht von Wallenstein wieder zurückzuholen. Das kostete ihn etliche Bittbriefe, und Wallenstein hatte auch keine Lust mehr, die benötigten Truppen auf eigene Kosten aufzustellen. Aber der Schwedenkönig rückte mit seinem Heer immer weiter nach Süden vor und besetzte nacheinander die Städte Leipzig, Nürnberg und das wohlhabende München. Ferdinand war alarmiert, denn wenn Gustav Adolf bald auch noch Passau eroberte, dann hätte er es nicht mehr weit bis nach Wien, dem Regierungssitz des Habsburger Herrschergeschlechts! So fasste der Kaiser einen Entschluss, der die Hoffnung auf einen schnellen Frieden in Deutschland und Europa wieder zunichte machte: Ferdinand II. schickte im Jahr 1632 ein weiteres Mal seinen bewährten Feldherrn Wallenstein als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in den Kampf gegen die Schweden.

Kapitel 3: Gegenseitiges Taktieren

Wallenstein brauchte nicht lange, um ein neues gewaltiges Heer aufzustellen. Die kalte Jahreszeit stand bevor, in der normalerweise auf beiden Seiten die Waffen schwiegen. Gustav Adolf hatte sich wieder Richtung Sachsen bewegt, um seinem Bündnispartner Kurfürst Johann den Rücken gegen die neuerliche katholische Bedrohung zu stärken. Er besetzte Erfurt und schlug sein Winterlager bei Naumburg an der Saale auf. Wallenstein bezog Stellung in Weißenfels, um bei Bedarf den Schweden den Weg zur Elbe abzuschneiden und sich selbst den Rückzug Richtung Böhmen offenzuhalten. Doch alles blieb ruhig, die Schweden ließen keine Angriffsabsichten erkennen, und so beschloss Wallenstein, seine eigene Streitmacht zur Überwinterung auf verschiedene strategisch günstige Orte zu verteilen: ein paar Regimenter an den Rand des Erzgebirges, eine Truppe nach Westfalen an den Rhein, um dort weitere Söldner zu werben, ein paar Einheiten blieben in Weißenfels, während Wallenstein selbst sein Winterlager nahe der Stadt Lützen im heutigen Sachsen-Anhalt auf – im Schutz der befestigten Stadt Leipzig. Seinen Marschall Gottfried Heinrich zu Pappenheim aber schickte er mit einem Teil der Truppen nach Halle an der Saale. Was Wallenstein dabei weder wusste noch ahnte, war dies: Gustav Adolf war nicht in Naumburg geblieben, sondern marschierte mit seiner Hauptstreitmacht bereits Richtung Elbe! Er hatte mitbekommen, dass sich die kaiserliche Armee aufgeteilt hatte und damit geschwächt war. Da nützte es auch nichts mehr, dass Wallenstein seine Pappenheimer eiligst und mit dringlichen Worten zurückbeorderte: „Der feindt marschiert hereinwarths der herr lasse alles stehen und liegen und incaminire sich herzu mit allem volck ...“ Pappenheim folgte dem Befehl sofort, konnte aber trotz nächtlichen Eilmarschs nicht mehr zur Haupttruppe stoßen.

Kapitel 4: Duell der Giganten

Am Morgen des 16. Novembers nahmen die Heere ihre Schlachtordnung ein: Schweden und Sachsen mit 12.800 Fußsoldaten, 6.200 Reitern und 60 Kanonen, die Kaiserlichen mit 10.000 Fußsoldaten, 7.000 Reitern und 24 Kanonen. Auf breiter Front standen sie einander gegenüber und konnten den Gegner doch kaum erkennen, denn dichter Nebel hatte sich über das Land gelegt. Wallenstein machte seine Gicht zu schaffen, er hatte solche Schmerzen in den Füßen, dass er kaum auf dem Pferd sitzen konnte. Doch auch sein Gegner Gustav Adolf hatte Probleme: Eine Verwundung hinderte ihn daran, einen Harnisch zu tragen, sodass er faktisch ungeschützt in die Schlacht ritt.

Im Lauf des Vormittags wurde die Sicht besser, und Gustav Adolf griff an. Seine schwer gepanzerten Reiter jagten den kaiserlichen Truppen die ersten sieben Kanonen ab und schon sah es nach einem schnellen Sieg der Protestanten aus. Doch da wendete sich das Blatt dramatisch. Marschall Pappenheim war mit seinen 3.000 Reitern und Musketieren endlich eingetroffen und zwangen die schwedischen Kämpfer zum Rückzug. Dann aber wurde Pappenheim durch Schüsse schwer verwundet. Er musste vom Schlachtfeld getragen werden und sollte tags darauf an seinen Verletzungen sterben. Teile seiner Truppe ergriffen die Flucht, die Schweden gewannen wieder Oberwasser. So wogten die Kämpfe hin und her, bis neuer Nebel aufzog. In seinem Schutz gelang es den Kaiserlichen, ihre Kräfte wieder zu sammeln.

Doch wie erging es dem verwundeten Gustav Adolf? Er ritt mit einem seiner Regimenter im Nebel zwischen den Frontlinien zum westlichen Flügel, um seinen dort in Bedrängnis geratenen Fußtruppen zu Hilfe zu eilen. Dabei traf ihn eine Musketenkugel und zerschmetterte seinen linken Arm. Er konnte sein Pferd nicht mehr lenken und wurde schließlich im Nahkampf von kaiserlichen Kürassieren getötet – zusammen mit rund 1.300 schwedischen und sächsischen Soldaten. Sein Leichnam blieb geplündert und halb entkleidet auf dem Schlachtfeld zurück.

Wallenstein wurde vom Papst, vom Kaiser und den Verbündeten als Sieger beglückwünscht, weil der Schwedenkönig tot war. Doch die Schweden hatten unter dem Kommando eines der sächsischen Heerführer das Feld behaupten können und außerdem noch die Kanonen der Kaiserlichen erbeuten, die letztlich den geordneten Rückzug in das befestigte Leipzig antreten mussten. Erst in der Folgezeit wurden sie wieder weit nach Norden zurückgedrängt.

Und Wallenstein? Der leitete eigenmächtig Friedensverhandlungen mit den Schweden in die Wege – was Kaiser Ferdinand als Verrat am Kaiserhaus betrachtete. Er ließ seinen Generalissimus fallen wie eine heiße Kartoffel – und Wallenstein wurde im Februar 1634 von kaiserlichen Offizieren ermordet.

Kapitel 5: Schlachtfeldarchäologie

Über die Bedeutung der Schlacht bei Lützen in der Militärgeschichte sind sich die Fachleute nicht ganz einig. Sie war nicht die Entscheidungsschlacht des Dreißigjährigen Kriegs und auch nicht die größte; das war die Schlacht bei Breitenfeld mit mehr als 80.000 Mann auf beiden Seiten gewesen. Aber sie war mit rund sieben Stunden eine der längsten und blutigsten Schlachten; nach heutigen Erkenntnissen kamen in ihr 6.000 bis 9.000 Deutsche, Österreicher und Kroaten sowie Schweden, Engländer und Schotten ums Leben – durch Kanonen- und Gewehrkugeln, Pistolenschüsse, Säbelhiebe und Messerstiche. Begraben wurden sie nahezu nackt und dicht an dicht, teils übereinander. Das sind erste Erkenntnisse eines internationalen Forscherteams, das Mitte der 2000er-Jahre in Lützen seine Arbeit aufnahm.

2006 begannen Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt zusammen mit Forschenden aus Schweden und Großbritannien damit, das Schlachtfeld mit Metalldetektoren zu untersuchen. Dabei fanden sie zahlreiche Waffen- und Rüstungsteile sowie Gewehr- und Kanonenkugeln, die Aufschluss über die Soldaten, ihre Aufstellung und den Verlauf der Schlacht gaben. Auch ein Massengrab wurde entdeckt, das im Herbst 2011 von einer Spezialfirma im Ganzen geborgen werden konnte. Es war 2015 Teil einer Ausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle an der Saale.

Zusammenfassung

  • Nachdem der protestantische Schwedenkönig Gustav Adolf in den Norden der deutschen Lande eingefallen war, zog ihm der katholische Feldherr Albrecht von Wallenstein mit seiner eigenen Armee entgegen.

  • Bei der Stadt Lützen trafen beide Heere aufeinander. Der kurzsichtige König Gustav II. Adolf von Schweden wurde im Verlauf der Schlacht von seiner Hauptstreitmacht getrennt und von kaiserlichen Soldaten getötet.

  • Militärisch hatte diese letzte große Schlacht des Dreißigjährigen Kriegs nach heutigem Stand der Forschung eine eher untergeordnete Bedeutung für den Ausgang des Dreißigjährigen Kriegs. Sie endete mit einem Pyrrhussieg der Schweden: Sie konnten das Feld behaupten, aber verloren ihren König. Nach dem Tod Gustav Adolfs wurden die Schweden weit in den Norden zurückgedrängt.

  • Die kaiserliche Armee unter Wallenstein beanspruchte den Sieg für sich, doch sie hatte sich zurückziehen und dabei auch noch ihre Kartaunen (Kanonen) zurücklassen müssen. Mit dem Tod des Marschalls von Pappenheim hatte auch sie einen ihrer wichtigsten Heerführer verloren.

  • Bei Untersuchungen durch Schlachtfeldarchäologen vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt konnte unter anderem ein Massengrab lokalisiert werden, das im Herbst 2011 im Ganzen geborgen wurde. Es war 2015 Teil einer Ausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale).

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Aus welchem Land kam der protestantische König Gustav II. Adolf im Dreißigjährigen Krieg?
    1. A) Dänemark
    2. B) Norwegen
    3. C) Deutschland
    4. D) Schweden
  2. Wie hieß der Feldherr, den Kaiser Ferdinand II. im Dreißigjährigen Krieg gegen Gustav Adolf in den Kampf schickte?
    1. A) Wallenstein
    2. B) Schürger
    3. C) Tilly
    4. D) Gustav Adolf
  3. Bei welcher Stadt kam es im Dreißigjährigen Krieg zur letzten großen Schlacht zwischen König Gustav II. Adolf von Schweden und Wallenstein?
    1. A) Magdeburg
    2. B) Nördlingen
    3. C) Lützen
    4. D) Wittstock
  4. In welchem heutigen Bundesland fand die letzte große Schlacht des Dreißigjährigen Kriegs statt?
    1. A) Brandenburg
    2. B) Thüringen
    3. C) Sachsen-Anhalt
    4. D) Mecklenburg
  5. Welche Kriegspartei gewann die Schlacht bei Lützen?
    1. A) Die Katholiken
    2. B) Die Sachsen
    3. C) Die Schweden
    4. D) Es gab keinen Sieger

Richtige Antworten: 
1. D) Schweden
2. A) Wallenstein 
3. C) Lützen 
4. C) Sachsen-Anhalt
5. D) Keine

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