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Sternennacht Van Gogh

Meisterwerk aus der Nervenklinik
Sternennacht (Vincent van Gogh)
Wikipedia
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Inhalte

Intro

Für Vincent van Gogh war die Malerei seine Art, sich auszudrücken. All die Emotionen, die ihn bewegten, legte er in seine Pinselstriche. Farbe war seine Sprache. Nach dieser Story weißt du, was eines seiner berühmtesten Gemälde zu erzählen hat und welch tiefen Einblick es in das Seelenleben des Malers gewährt.

Kapitel 1: Das Leuchten der Dunkelheit

Oh, diese Sehnsucht. Wieder einmal liegt Vincent van Gogh schlaflos in seinem Bett. Eine unbestimmte Melancholie hat ihn erfasst. Er fühlt sich ruhelos und unendlich müde zugleich. Die alten Gemäuer der Nervenheilanstalt, ein ehemaliges Kloster, strahlen eine Atmosphäre der Schwermut aus. Und durch das kleine Fenster fällt gerade genug Mondlicht, um unheimliche Schatten an die Wände zu zaubern. Irgendwann, so ist sich Vincent sicher, werden sie ihn holen. Eine Träne läuft ihm über das hagere Gesicht. Er blickt aus dem Fenster, und wieder einmal zieht ihn das Leuchten der Dunkelheit in seinen Bann. Noch funkeln die Sterne, noch schickt der untergehende Mond sein warmes, weißes Licht in die Nacht. Doch in der Ferne erahnt man schon die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Vincent ist fasziniert von dieser magischen Zwischenzeit, von diesen Momenten zwischen Nacht und Tag, zwischen Aufgang und Untergang. Und auch er fühlt sich irgendwie dazwischen. Zwischen Leben und Tod, Himmel und Erde – alles scheint verbunden. Plötzlich ist Vincent wie elektrisiert. Er muss das alles malen! Noch im Schlafanzug stürmt er zu seiner Staffelei. Dieses Licht! Diese Stimmung! Dieser Himmel! Diese Sterne! Wo ist nur der verdammte Pinsel?!

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Kapitel 2: Widerstreitende Gefühle

Im Juni 1889, als Vincent van Gogh seine Sternennacht malte, ahnte er nicht im Entferntesten, dass ihn spätere Generationen zu den berühmtesten Malern der Kunstgeschichte zählen würden – neben Meistern wie Leonardo da Vinci oder Claude Monet. Nein, in diesem Jahr steckte er in der schlimmsten Krise seines bisherigen Lebens. Er malte es in der Nervenheilanstalt von Saint-Rémy-de-Provence in Südfrankreich nahe des malerischen Ortes Saint-Rémy in der Provence. Dorthin hatte er sich freiwillig begeben. Van Gogh litt an Anfällen, die von Depressionen und Wahnvorstellungen begleitet wurden. Sie hatten ihm das Leben und Arbeiten in Arles unmöglich gemacht. Heftige Streitereien mit seinem Malerkollegen Paul Gauguin hatten ihn seine linke Ohrmuschel gekostet und ihn mehrfach ins Krankenhaus gebracht. Arles, sein Gelbes Haus, das Atelier des Südens – sein Lebenstraum hatte sich in einen Alptraum verwandelt. Ruhe und Inspiration hatte er sich dort in der Provence erhofft, die schon Meister wie Paul Cézanne angelockt hatte. Stattdessen aber hatte er Chaos und Krankheit gefunden. Finanziell war er auf die Unterstützung seines Bruders Theo van Gogh angewiesen. Ihm schrieb Vincent schließlich: „Vorläufig möchte ich interniert bleiben, meiner eigenen Ruhe wegen und auch derjenigen der anderen.” Hinter den Mauern des ehemaligen Klosters Saint-Paul-de-Mausole wollte er endlich Ruhe finden. Noch hatte er Hoffnung, dass man ihm in Saint-Rémy helfen könne und dass er wieder gesund würde. 

In der Nervenheilanstalt machte Vincent van Gogh oft die Nacht zum Tage. Schlaflosigkeit plagte ihn, und so stand er fast jeden Morgen noch bei Dunkelheit auf, um das magische Licht der „Blauen Stunde“ vor Sonnenaufgang einzufangen. „Oft erscheint mir die Nacht viel lebendiger und farbenfroher als der Tag“ – so hat es van Gogh einmal formuliert. Das Licht der Sterne, das Dunkel der Nacht – diese Farbsymphonie aus Blau- und Gelbtönen faszinierte ihn. Und all das hielt er in seinem heute so berühmten Ölgemälde „Sternennacht“ fest. 

Auch wenn ihn Ängste und Nöte plagten, fühlte sich Vincent van Gogh in der Heilanstalt seltsam geborgen. Abgeschieden von der Außenwelt, konzentrierte er sich ganz auf sich selbst. Mal fühlte er sich optimistisch und sicher, wieder geheilt zu werden, mal wurde er aber auch von einer Welle der Hoffnungslosigkeit überrollt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Patienten war er jedoch freiwillig in der Anstalt und konnte sie deshalb tagsüber verlassen. Zuerst traute er sich nicht weiter als bis zum Ende des Klostergartens. Nach und nach zog es ihn aber immer weiter hinaus, und er erkundete die herrliche mediterrane Landschaft der Umgebung. Zahllose Zypressen- und Olivenhaine erstreckten sich auf kargen Hügeln und verlockten den Maler dazu, sie auf Leinwand festzuhalten. Auch sein berühmtes „Weizenfeld mit Schnitter” malte er dort. Und so zeigt sich eben diese Landschaft auch auf seinem Gemälde „Sternennacht“.

Kapitel 3: In den Weiten des Himmels

Im Jahr zuvor, noch in Arles, hatte er bereits ein Gemälde geschaffen, das einen nächtlichen Sternenhimmel zeigt: die „Sternennacht über der Rhône”. Im Vergleich ein ruhiges Werk, das die funkelnden Sterne und die Spiegelung der Straßenlaternen auf dem Fluss in kräftigen Blau-Gelb-Kontrasten zeigt. Das Motiv des Sternenhimmels mit oder ohne Mondsichel faszinierte ihn; er sollte es noch in vielen weiteren Gemälden verwenden.

Inspiration für viele seiner Gemälde und Zeichnungen fand der niederländische Maler aber nicht nur in der Natur, sondern auch in japanischen Holzschnitten. Betrachtet man den Farbholzschnitt „Die große Welle vor Kanagawa”, den der Japaner Katsushika Hokusai in den Jahren 1829 bis 1833 schuf, wird die Ähnlichkeit zu van Goghs Gemälde von 1889 deutlich: Genau wie die Wellen vor Kanagawa rollen und wirbeln auch seine Wolken über den südfranzösischen Himmel der „Sternennacht“. Der Himmel wirkt wie das aufgewühlte Meer, voller Wirbel und Untiefen. Wolken wabern wie Wellen, bilden Strudel und glätten sich wieder.

Der Nachthimmel, wie Vincent van Gogh ihn in der „Sternennacht“ sah, ist nicht still und friedlich, sondern voller Turbulenzen. Nur die Sterne und der Mond leuchten ruhig und tröstlich in der Nacht – senden Zeichen der Zuversicht und Hoffnung. Der Himmel wölbt sich über einer Bergkette, an deren Ausläufer sich ein idyllisches Dorf mit seinen weiten Feldern und Olivenhainen schmiegt. Hintern manchen Fenstern brennt noch Licht – auch hier ein Hoffnungsschimmer.

Im Dorf ist es ruhig, aber die Natur ist in Aufruhr. Der Turm der Dorfkirche ragt nadelspitz und schmal in den Himmel, kratzt gerade so an der untersten Wolkenschicht, als wolle er wie ein Blitzableiter eine Verbindung zwischen Erde und Himmel herstellen. Im Vordergrund des Gemäldes lodert eine große Zypresse wie eine Flamme empor und verbindet ebenfalls das Irdische mit der Unendlichkeit des Universums. Auch der Baum scheint in Aufruhr zu sein. Traditionell symbolisiert die Zypresse Trauer und Tod, die funkelnden Sterne und der weite Himmel aber versprechen Erlösung. Und vielleicht sehnte sich Vincent van Gogh genau danach.

Kapitel 4: Fenster zur Seele

Die „Sternennacht“ gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Werken Vincent van Goghs. Vielleicht berührt es seine Betrachter so tief, weil es vom Innenleben seines Erschaffers erzählt, der seinen Schmerz durch Farben und Pinselstriche ausdrückte. Nur allzu leicht verliert man sich in den Weiten dieses Himmels und in der Unendlichkeit seiner Sterne. Die Sternenkonstellation, die van Gogh in seinem Gemälde festhielt, soll es Berechnungen nach übrigens genauso im Juni 1889 gegeben haben. 

Für die Maler des Post-Impressionismus, zu denen Vincent van Gogh gehörte, waren ihre Gemälde aber keine Fenster zur Welt mehr, sondern Fenster zu ihrer Seele. Und mit den Farben, die diese Maler nutzten, drückten sie ihre Gefühle aus. Auch van Gogh tat das. Wie in vielen seiner anderen Gemälde spielte er auch in der Sternennacht mit starken Farbkontrasten. So wird das nächtliche Blau in all seinen Schattierungen vom leuchtenden Gelb der Sterne unterbrochen, das sich zart in den erleuchteten Fenstern der Häuser wiederfindet. 

Die Farbe ist – typisch für van Goghs Werke – dick aufgetragen. Auch wenn Ölfarben sehr teuer waren, wollte und konnte Vincent van Gogh daran nie sparen. Farbe war immerhin seine Sprache. Und die Geschichte seiner Sternennacht erzählte van Gogh über kurze, harte Pinselstriche, aber ebenso über schwungvolle, durchgezogene Linien und Kreise. All seine Gefühle, all seinen inneren Aufruhr hat Vincent van Gogh auf dieser Leinwand festgehalten. Er erzählt von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, von Licht und Dunkel, von Leben und Tod. Und so wirkt die „Sternennacht“ auch idyllisch und bedrohlich zugleich. Die eigentlich ruhige und friedliche Nacht wird getrübt durch die wirbelnden Pinselstriche, die den Himmel in Unruhe versetzen und zu einem wild wogenden Meer machen.

Die „Sternennacht“ von Vincent van Gogh ist eines der beliebtesten Motive auch für den Kunstdruck. In vielen Gebäuden ist es als Reproduktion stilecht im Keilrahmen oder als Wandbild zu bewundern. Das Original befindet sich heute im Museum of Modern Art (MoMa) in New York. Es ist kaum möglich, den Wert dieses wahrscheinlich berühmtesten Kunstwerks von Vincent van Gogh exakt zu beziffern. Schätzungen gehen von weit mehr als 100 Millionen Dollar aus – nach oben ist keine Grenze gesetzt ...

Vincent van Gogh malte oft den Sternenhimmel. Denn dort draußen in der Nacht fühlte er sich wohl. Dort war er allein – mit sich und der Welt. Unter Menschen ging er hingegen nur selten. Für ein Gemälde aber hatte sich der Maler dann doch einmal in die Stadt gewagt. Auch dieses Bild sollte eines für die Ewigkeit werden. Es heißt „Caféterrasse am Abend”...

Zusammenfassung: 

  • Vincent van Gogh malte eines seiner bekanntesten Werke während seines Aufenthaltes in einer Nervenheilanstalt. 

  • All die Gefühle, die den Maler in dieser Zeit ergriffen hatten, bannte er mit Ölfarben auf Leinwand und erschuf die „Sternennacht“ – durch Farben vermochte er sich erst auszudrücken.

  • Das Gemälde wirkt zugleich idyllisch und bedrohlich, weil es Optimismus und Hoffnungslosigkeit widerspiegelt. Die gemalte Sternenkonstellation soll realitätsgetreu sein. 

  • Inspiration erhielt van Gogh von einem bekannten japanischen Farbholzschnitt. 

  • Das Ölgemälde „Sternennacht“ (engl.: The Starry Night) befindet sich heute im Museum of Modern Art (MoMa) in New York.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wie heißt das Bild?
    1. A) „Die große Welle vor Kanagawa“
    2. B) „Nachthimmel über Arles“
    3. C) „Sternennacht“
    4. D) „Mond und Sterne“
  2. Wer malte das Bild „Sternennacht“?
    1. A) Paul Gauguin
    2. B) Claude Monet
    3. C) Wassily Kandinsky
    4. D) Vincent van Gogh
  3. Wo entstand das Gemälde „Sternennacht“?
    1. A) Saint-Rémy-de-Provence
    2. B) Arles
    3. C) Paris
    4. D) Kanagawa
  4. Welche Kunstform inspirierte Vincent van Gogh besonders?
    1. A) Japanischer Farbholzschnitt
    2. B) Abstrakte Kunst
    3. C) Moderne Kunst
    4. D) Französische Romantik
  5. Wer unterstützte van Gogh während seiner Krisenzeiten in Arles finanziell?
    1. A) Ein Kunsthändler
    2. B) Sein Bruder Theo
    3. C) Paul Gauguin
    4. D) Katsushika Hokusai

Richtige Antworten: 
1. C) „Sternennacht“
2. D) Vincent van Gogh 
3. A) Nervenheilanstalt Saint-Paul-de-Mausole 
4. A) Japanischer Farbholzschnitt
5. B) Sein Bruder Theo

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