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Van Gogh Schlafzimmer

Dieses Gemälde gibt Rätsel auf
Schlafzimmer in Arles (erste Fassung, 1888). Öl auf Leinwand, 72 × 90 cm (28,3 × 35,4 in). Van Gogh Museum, Amsterdam
Van Gogh Schlafzimmer
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Inhalte

Intro

Was haben die japanische Aufräumexpertin Marie Kondo und der niederländische Maler Vincent van Gogh gemeinsam? Auf den ersten Blick wahrscheinlich nichts: Sie entrümpelt in ihrer Netflix-Serie das Leben von Ordnungssuchenden, und er schuf im 19. Jahrhundert Gemälde für die Ewigkeit. Auf den zweiten Blick aber eine ganze Menge. Denn van Gogh war fasziniert vom japanischen Minimalismus. Er musste erst sein Leben und seine Seele entrümpeln, um mit dem „Schlafzimmer in Arles“ eines seiner bekanntesten Werke zu schaffen. Und wusstest du, dass es es heute ganz anders aussieht als damals?

Kapitel 1: Raus aus Paris

Vincent van Gogh will nur noch weg, raus aus Paris. Er weiß, dass er seinem Bruder Theo damit weh tun wird. Aber er kann nicht anders. Der Trubel der Großstadt zerrt an seinen Nerven, die belebten Straßen und Boulevards, das Gewusel der vielen Menschen. Das alles ist zu viel. Vincent blickt sich im Zimmer um. Seit zwei Jahren schon lebt er bei seinem Bruder in dieser winzigen Wohnung. Vollgestellt mit Möbeln aller Art ist sie, das Sofa so wuchtig, der Esstisch noch viel mehr. Und dann diese enorme Standuhr. Er hasst dieses Ding. Tik, tok, tik, tok. Es ist, als würde ihm mit jedem Schlag wertvolle Lebenszeit davonlaufen. Nein, es ist einfach zu eng hier. Es gibt einfach nicht genug Platz. Zu wenig Raum, um kreativ zu sein. Aber er musst doch so unbedingt malen. Malen, um zu leben. Überleben. Hier aber kann er nichts mehr fühlen. Hier spürt er nichts mehr. Für seine Kunst braucht er Ruhe und Ordnung. Das ist ihm jetzt klar. Die Japaner haben es vorgemacht. Ihr Stil ist so klar, so strukturiert, so schlicht und hell. Am liebsten würde er dort hinziehen. Nach Japan. Dort würde er Klarheit finden. Und Sonnenlicht. Aber Japan ist zu weit weg. Dann eben nach Südfrankreich. Hauptsache weg, raus aus Paris. Und vielleicht kann er sich dort im Süden ja sein eigenes Japan erschaffen...

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Kapitel 2: Sehnsucht nach Japan

Im Februar 1888 ließ Vincent van Gogh die quirlige Hauptstadt Paris und seinen Bruder Theo tatsächlich hinter sich und machte sich auf den Weg in den Süden. Zwar nicht in das Land der aufgehenden Sonne, aber immerhin doch in eine Region, die mediterranes Klima und viele Sonnenstunden versprach: nach Südfrankreich. Eigentlich wollte er wohl nach Marseille, gestrandet aber ist er in der Gemeinde Arles. Warum er ausgerechnet dort seine Zelte aufschlug, ist ungewiss, vermutlich wollte er sich zunächst orientieren. Aber genau dort, in der südfranzösischen Provence, wollte er sich nun sein eigenes Japan schaffen, einen Ort der Ruhe und Inspiration kreieren.  

Seit einigen Jahren schon war Japan sein Ideal. Er bewunderte die Kunst, die von dort kam, und war fasziniert vom japanischen Lebensstil, dem er regelrecht nacheiferte. Deutlich zu erkennen ist das in seinem Gemälde „Schlafzimmer in Arles“. Mit dem Bild gewährt der Künstler dem Betrachter einen Blick in seine Privaträume. Doch viel gibt es nicht zu sehen, geschweige denn zu entdecken. Ein wuchtiges Bett, zwei Stühle und ein Waschtisch machen die spärliche Einrichtung aus, und nur ein paar Gemälde zieren die Wände. Es ist das Gemälde eines „Interieurs mit nichts drin“, wie Vincent van Gogh es selbst in einem Brief an seinen Bruder Theo beschrieb. Und er erklärte ihm auch, was es mit dieser minimalistischen Ausstattung seines Schlafzimmers auf sich hatte: „Die Japaner haben in sehr schlichten Interieurs gewohnt, doch welch große Künstler hat dieses Land hervorgebracht“, schwärmte er und orientierte sich schließlich selbst an diesem Ideal. Minimalismus, Klarheit und Struktur – das war ganz im Sinne van Goghs.

Kapitel 3: Die Sprache der Farben

Van Goghs Schlafzimmer in Arles ist nicht der Traum eines jeden Interieur-Liebhabers – es ist sehr schlicht, und die wenigen Möbel darin sind rustikal und zweckmäßig. Es gibt keinen Pomp, keinen Firlefanz. Und doch spricht der Raum zu uns, zieht uns in seinen Bann. 

Für das Ölgemälde ließ er sich von japanischen Drucken inspirieren. Dies zeigt sich in den großen Flächen reiner Farbe, die einander gegenüberstehen – umrahmt von markanten schwarzen Linien und ohne jegliche Schatten oder Schattierungen. Indem er die Gegenstände im Schlafzimmer stark vereinfacht darstellte, wählte van Gogh eine schlichte und reduzierte Formsprache. Im Gegensatz dazu tobte er sich bei seiner Farbwahl aber richtig aus. 

Kunst war van Goghs Art, sich mit Emotionen auseinanderzusetzen, und Farben waren seine Sprache. So auch beim Schlafzimmer in Arles – hier geht es nicht um das, was man wirklich sieht, sondern um das, was man fühlt. Ein Blick auf das Bild sollte Ruhe und Frieden bringen, den Aufruhr im Inneren besänftigen. Beim Betrachten des Bildes, so erklärte er seinem Bruder in einem Brief, solle das Hirn und die Fantasie zur Ruhe gebracht werden. Dies wollte er, typisch für den Post-Impressionismus (ca. 1880–1905), durch seine Wahl der Farben erreichen.

Das Gemälde spielt mit starken Kontrasten. Die Farben sind kräftig, ja fast fröhlich. Allerdings sehen wir heute leider nicht mehr die Farben, die Vincent van Gogh für dieses Werk wirklich benutzt hat. Denn die Wände des „Schlafzimmer in Arles“ sind heute hellblau. In Briefen aber hatte van Gogh von violetten Wänden geschrieben. Durch Untersuchungen des Bildes konnte die Aussage seiner Bildbeschreibung auch bestätigt werden – was heute blau erscheint, war einst lila. Chemische Reaktionen, Lichteinstrahlung und vor allem das LED-Licht in den Museen werden für die Veränderung des Farbtons verantwortlich gemacht.

Kapitel 4: Gemalter Zufluchtsort

Von dem Gemälde „Schlafzimmer in Arles“ existieren drei Fassungen in Öl und zudem noch zwei Zeichnungen mit demselben Motiv. Unterscheiden lassen sich die drei Gemälde nur auf den zweiten Blick. Denn nur, wer genau hinschaut, erkennt, dass in den jeweiligen Schlafzimmern unterschiedliche Bilder an der Wand hängen. Bei der ersten Version des Gemäldes sind die Porträts zweier Freunde van Goghs zu erkennen. Diese Gemälde im Gemälde existieren tatsächlich und wurden von van Gogh selbst gemalt. Das rechts über dem Bett hängende Porträt zeigt Paul-Eugène Milliet, einen jungen Leutnant der französischen Armee, und das linke den belgischen Dichter und Maler Eugène Boch. Beide Männer hatte Vincent van Gogh erst in Arles kennengelernt, und dort hatte er Freundschaft mit ihnen geschlossen.

Bei den beiden anderen Fassungen hängen je ein Selbstporträt des Künstlers und das Bildnis einer unbekannten Frau in schmalen Bilderrahmen an der Wand. Wer sie war und ob sie überhaupt existierte, ist bis jetzt ein Rätsel geblieben.

Klar ist aber: Zum ersten Mal malte van Gogh sein Schlafzimmer im Oktober 1888. Kurze Zeit davor war es ihm erst möglich gewesen, sein Gelbes Haus in Arles zu kaufen. Eine Erbschaft hatte ihm einen unerwarteten Geldsegen beschert. Davor hatte der Maler lediglich ein Atelier in dem Haus mieten können, in das er sich auf den ersten Blick verliebt hatte. Es lag zwar idyllisch in der Nähe der Rhône, aber in einem ärmlichen und heruntergekommenen Viertel der Stadt, dessen Straßenbild von Bettlern und Prostituierten bestimmt wurde. Und doch hatte der Maler hier schnell seine Heimat gefunden. Das Gelbe Haus wurde für ihn zu einem Zufluchtsort; zu einem Ort, an dem er sich sicher und geborgen fühlte und den er schließlich sein Eigen nennen konnte. Hier malte auch seine Sonnenblumen, eine Serie von sieben Gemälden, die er von August 1888 bis Januar 1889 schuf. Und hier in Arles wollte er sich sein Atelier des Südens aufbauen und gemeinsam mit Künstlerkollegen wie Paul Gauguin malen und über die Kunst diskutieren. Doch dieser Lebenstraum platzte bald, und Vincent van Gogh musste Arles verlassen. 

Die beiden anderen Versionen des „Schlafzimmers in Arles“ entstanden dann gut ein Jahr später. Vincent van Gogh malte sie aus dem Gedächtnis und träumte sich so zurück in sein Gelbes Haus – und zurück in eine Zeit, in der das Leben noch sonnig war. 

Das aber war es längst nicht mehr. Denn van Gogh hatte sich mittlerweile in die Nervenheilanstalt von Saint-Rémy einweisen lassen. Und dort malte er seine berühmte „Sternennacht”. Ein Gemälde, das sehr viel über die Nacht, aber noch mehr über den Künstler selbst erzählen sollte...

Kapitel 5: Fragen

Wo befand sich das Zimmer, das Vincent van Gogh in seinem Gemälde „Schlafzimmer in Arles“ darstellte?

Das Schlafzimmer, das van Gogh 1889 in Arles (Südfrankreich) malte, befand sich im sogenannten Gelben Haus am Place Lamartine 2. Es war seit seinem Umzug nach Südfrankreich zu einem Zufluchtsort geworden; zu einem Ort, an dem er sich sicher und geborgen fühlte und den er schließlich sein Eigen nennen konnte. Hier wollte er sich sein „Atelier des Südens” aufbauen.

Wie viele Versionen seines „Schlafzimmer in Arles“ hat Vincent van Gogh geschaffen?

Von Vincents Schlafzimmer existieren drei Fassungen in Öl und zwei Zeichnungen mit demselben Motiv. Die erste Version des Gemäldes schuf er 1888 im Gelben Haus, die beiden anderen malte er ein Jahr später aus dem Gedächtnis während seines Aufenthalts in der Nervenheilanstalt von Saint-Rémy.

Worin unterscheiden sich die drei in Öl gemalten Fassungen von Vincent van Goghs „Schlafzimmer in Arles“?

Unterscheiden lassen sich die drei Ölgemälde erst auf den zweiten Blick. Wer genau hinschaut, erkennt, dass in den jeweiligen Schlafzimmern unterschiedliche Bilder an der Wand hängen. Bei der ersten Version des Gemäldes sind die Porträts zweier Freunde van Goghs zu erkennen. Diese „Gemälde im Gemälde” existieren tatsächlich und wurden von van Gogh selbst gemalt. Bei den beiden anderen Fassungen hängen je ein Selbstporträt des Künstlers und das Bildnis einer unbekannten Frau an der Wand. Wer sie war und ob sie überhaupt existierte, ist nicht bekannt.

Wodurch ließ sich Vincent van Gogh zu seinem Gemälde „Schlafzimmer in Arles“ inspirieren?

Für sein Gemälde „Schlafzimmer in Arles“ ließ er sich von japanischen Drucken inspirieren. Dies zeigt sich in den großen Flächen reiner Farbe, die einander gegenüberstehen – umrahmt von markanten schwarzen Linien und ohne jegliche Schatten oder Schattierungen. Indem er die Gegenstände im Schlafzimmer stark vereinfacht darstellte, wählte van Gogh eine schlichte und reduzierte Formsprache. Im Gegensatz dazu tobte er sich bei seiner Farbwahl aber richtig aus.

Wo befinden sich die drei Originale des Gemäldes „Schlafzimmer in Arles“ von Vincent van Gogh?

Die erste Version des Gemäldes „Schlafzimmer in Arles“ (1888) hängt im Van Gogh Museum in Amsterdam. Von den beiden anderen Versionen (1889) befindet sich eins im Musée d’Orsay in Paris und das andere im Art Institute of Chicago. 

Wie hieß der Bruder von Vincent van Gogh?

Der Bruder von Vincent van Gogh hieß Theo. Er unterstützte den Künstler finanziell und stand ihm, so gut es ging, auch in dessen seelischen Krisen bei. Vincent schrieb Theo zahlreiche Briefe, aus denen wir viel über seine Lebenswelt und künstlerische Motivation erfahren.

Zusammenfassung 

  • Vincent van Gogh war fasziniert von Japan und eiferte der Kunst und dem Lebensstil des Landes regelrecht nach. 

  • In seinem Gemälde „Schlafzimmer in Arles“ hielt er sein Streben nach einem minimalistischen, von Japan inspirierten Lebensstil fest. 

  • Das Gemälde wurde von japanischen Holzschnitten inspiriert und imitiert deren einfache Formensprache, die er mit seiner eigenen Farbensprache verbindet.

  • Die Farben haben sich im Lauf der Zeit verändert – van Goghs lila erscheint heute hellblau.

  • Von Vincents Schlafzimmer existieren drei Fassungen in Öl und zwei Zeichnungen mit demselben Motiv. Die erste Version des Gemäldes „Schlafzimmer in Arles“ von 1888 hängt im Van Gogh Museum in Amsterdam. Von den beiden anderen Versionen (1889) befindet sich eins im Musée d’Orsay in Paris und das andere im Art Institute of Chicago.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Was wollte das Gemälde „Schlafzimmer in Arles“ von Vincent van Gogh durch seine Farben vermitteln?
    1. A) Wut
    2. B) Angst
    3. C) Ruhe
    4. D) Trauer
  2. Was inspirierte van Gogh zu dem Gemälde „Schlafzimmer in Arles“?
    1. A) Japanische Kunst und Lebensart
    2. B) Niederländisches Bauernleben
    3. C) Landschaft der Provence
    4. D) Seine Freunde
  3. Ein bedeutender Vertreter welcher Kunstrichtung ist Vincent van Gogh?
    1. A) Renaissance
    2. B) Post-Impressionismus
    3. C) Barock
    4. D) Blauer Reiter
  4. Wo schuf Vincent van Gogh viele der Gemälde, für die er heute bekannt ist?
    1. A) Nizza
    2. B) Paris
    3. C) Auvers-sur-Oise
    4. D) Arles
  5. In welchen speziellen Details unterscheiden sich die drei Versionen des Gemäldes Schlafzimmer in Arles von Vincent van Gogh?
    1. A) Landschaft vor dem Fenster
    2. B) Farbe der Gardinen
    3. C) Muster der Bettwäsche
    4. D) Portraits an der Wand über dem Bett

Richtige Antworten: 
1. C) Ruhe
2. A) Japanische Kunst und Lebensart
3. B) Post-Impressionismus 
4. D) Arles
5. D) Portraits an der Wand über dem Bett

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