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Van Gogh Kartoffelesser

Er konnte auch mit dunklen Farben
Die Kartoffelesser (Vincent van Gogh)
Van Gogh Kartoffelesser
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Inhalte

Intro

Strahlende Sonnenblumen, funkelnde Sterne, das Selbstporträt eines Mannes mit rotem Bart – Motive, die man mit Vincent van Gogh in Verbindung bringt. Farbenfroh und faszinierend ausdrucksstark. Aber Kartoffeln? Erdig-dreckige, braune Kartoffeln? In dieser Story erfährst du, dass van Gogh anfangs tatsächlich ganz andere malerische Wege beschritt. Nur war das Pariser Publikum für seine Kartoffelkunst noch nicht bereit...

Kapitel 1: Ein echter van Gogh

Der Dieb kratzt sich den Kopf unter der schwarzen Skimütze mit den Sehschlitzen. Was? Das soll ein van Gogh sein? Zugegeben, er, der Maskierte, ist kein Kunstkenner, aber in all den Jahren seiner … ähm, nun ja, nennen wir es mal Laufbahn ... hat er doch so einiges über Kunst mitbekommen. Er weiß, was auf dem Markt ankommt, wonach es die Schönen und Reichen bei ihrer Sammelleidenschaft gelüstet. Aber dass es ausgerechnet dieses Bild sein soll? Schön kann man es ja nicht gerade nennen, so dunkel wie es ist – und dann diese derben Gestalten am rohen Holztisch. Die machen nichts weiter, als Kartoffeln zu essen. Na, herzlichen Glückwunsch! Es ist halt doch immer der Name des Künstlers, der zählt. Aber wenn sein Auftraggeber eben genau dieses Gemälde will, dann soll er auch es bekommen. Der Dieb zuckt nur kurz mit den Schultern, bevor er sich ans Werk macht. Sorgfältig durchtrennt er die Leitungen der Alarmanlage hinter dem Bilderrahmen. Ein Kinderspiel. Trotzdem bleibt ihm nicht mehr viel Zeit, denn zusammen mit seinem Komplizen soll er noch 19 weitere Werke von van Gogh aus dem Museum schaffen. Dieser letzte Coup noch, und dann ist wirklich Schluss. Allein dieser komische van Gogh mit seinen komischen Kartoffeln wird ihm Millionen bringen.

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Kapitel 2: Harte Arbeit, einfaches Leben

Eines der Gemälde, auf die es tatsächlich Kunstdiebe in den 90er Jahren abgesehen hatte, war Vincent van Goghs frühes Meisterwerk Die Kartoffelesser. Und es sieht so ganz anders aus als alles, was wir generell von dem niederländischen Künstler kennen. Van Gogh stellte Die Kartoffelesser Anfang Mai 1885 innerhalb von nur drei Wochen fertig, hatte jedoch den ganzen Winter zuvor mit Studien von Köpfen und vor allem Händen gesessen. Seinem Bruder Theo schrieb er dazu: „Ich habe mich nämlich sehr bemüht, den Betrachter auf den Gedanken zu bringen, dass diese Leutchen, die bei ihrer Lampe Kartoffeln essen, mit denselben Händen, die in die Schüssel langen, auch die Erde umgegraben haben; das Bild spricht also von ihrer Hände Arbeit und davon, dass sie ihr Essen ehrlich verdient haben.“

Modell saß ihm die Bauernfamilie de Groot, mit der sich van Gogh in seiner Zeit im idyllischen niederländischen Dorf Nuenen – wo das Bild entstand – angefreundet hatte. Eine große Schüssel voll mit heißen, dampfenden Erdäpfeln steht mitten auf dem Tisch, wird vom Licht der Lampe beschienen und so in den Fokus des Betrachters gerückt. Kartoffeln waren nicht nur ein günstiges Lebensmittel, sondern stehen hier symbolisch für harte, aber ehrliche Arbeit. Teller gibt es keine, offenbar soll sich jeder aus der Schüssel bedienen. Und das abgebildete jüngere Paar macht genau das. Beide greifen zu, stechen ihre Gabeln in die Kartoffeln. Eine ältere Frau schenkt unterdessen Kaffee in kleine Trinkschälchen ein, und ihr Mann hält ihr seine Tasse hin. Und dann steht noch ein Mädchen am Tisch, von dem wir nur den Rücken und Teile seines Profils mit runden Wangen sehen. Für Kinder war es zu dieser Zeit wohl nicht unüblich, im Stehen zu essen. 

Auffällig sind die Gesichter der Bauern und ihre großen, derben Hände. Hier ist nichts fein, elegant, gepflegt oder schön. Die Nasen sind groß und knubbelig, die Lippen fast wulstig, die Haut faltig, gegerbt von langen Werktagen im Freien. Van Gogh wollte die Bauern nicht karikieren oder lächerlich machen. Er wollte einfache Menschen in ihrer einfachen Umgebung darstellen.

Kapitel 3: Der Kartoffelmaler

Von 1880 an hatte sich van Gogh intensiv mit ländlichen Motiven und dem bäuerlichen Leben beschäftigt. Vor allem die hart arbeitenden Bauern interessierten ihn, und so verewigte er sie beim Säen und Ernten, zeichnete und malte ihre Felder und Häuser. Bei seinen Kartoffelessern orientierte er sich an den Werken der Maler Jean-Francois Millet und Max Liebermann. Millet hatte sich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts dem bäuerlich-einfachen Leben als Thema seiner Gemälde gewidmet, und auch Liebermann malte in seiner frühen Schaffensperiode Bauern und Landarbeiterinnen bei ihrem schweren Tagwerk. Ebenso wie van Gogh nutzten sie dunkle, erdige Töne, um das Leben der Bauern realistisch darzustellen. Gerade der bäuerliche Alltag gehört zu den bekanntesten Themen der Malerei des Realismus. Diese Kunstströmung des 19. Jahrhunderts wurde dann vom Impressionismus abgelöst, zu dessen bedeutenden Vertretern Claude Monet, Paul Cézanne, Edgar Degas oder Paul Gauguin zählen. Fortan standen hellere, lichtere Farben im Mittelpunkt der Malerei, und die Formen lösten sich in wilde Pinselstriche auf. Auch van Gogh ließ sich von dieser Bewegung anstecken, bevor er sich ab 1888 dem Postimpressionismus zuwandte. Dieser spätere Van Gogh nutzte leuchtende Farben, um sein Innenleben auf Leinwand zu bannen.  

Bevor van Gogh aber der „bunte” van Gogh wurde, malte er echte, hart arbeitende Menschen. Die Kartoffel als Symbol des harten, einfachen, aber ehrlichen Lebens findet sich übrigens noch in einigen anderen Werken von Vincent van Gogh. Fast ein Wunder, dass er nicht als „Kartoffelmaler“ bekannt wurde.

Kapitel 4: Gestern verlacht, heute gestohlen

Während Van Gogh Mitte der 1880er-Jahre wieder bei den Eltern im niederländischen Nuenen lebte und sich als Maler zu etablieren versuchte, arbeitete sein Bruder Theo als Kunsthändler in Paris. Theo van Gogh war es auch, der seinen Bruder fragte, ob er nicht ein Gemälde hätte, das im Pariser Salon ausgestellt werden könnte. Und Vincent van Gogh schickte ihm Die Kartoffelesser. Die Reaktionen auf das Gemälde waren jedoch nicht so, wie es sich der Künstler erhofft hatte. Es sei viel zu altmodisch und zu dunkel, hieß es. Und tatsächlich erinnert die düstere Farbwahl van Goghs bei diesem Werk selbst schon an eine erdverkrustete Kartoffel. Erst ein paar Jahre später entdeckte Vincent van Gogh im sonnigen Süden Frankreichs die hellen, bunten und leuchtenden Farben, die seine späteren Werke auszeichnen und die ihn so bekannt machen sollten. 

Das Publikum im Pariser Salon war offensichtlich noch nicht bereit für van Goghs Kartoffelkunst. Der Künstler selbst hingegen hielt es für eines seiner besten Gemälde. Auch wenn Vincent van Goghs frühes Meisterwerk bei seinen Zeitgenossen nicht ankam, wurde es nach seinem Tod immer beliebter. Das Ölgemälde war schließlich so begehrt, dass es immer wieder Kunsträubern zum Opfer fiel. 1988 wurde die erste Version des Gemäldes zusammen mit zwei weiteren Werken van Goghs aus dem Kröller-Müller Museum in Otterlo gestohlen. Einige Monate später tauchten sie jedoch wieder auf. Noch spektakulärer war der Raub im Jahr 1991 – auch weil er so spektakulär in die Hose ging. 20 Gemälde von Vincent van Gogh sollten aus dem Van Gogh Museum in Amsterdam gestohlen werden. Ein bewaffneter Dieb hatte sich unbemerkt in den Waschräumen versteckt gehalten und mitten in der Nacht einen Wachmann überwältigt, dann die Alarmanlage ausgeschaltet und einen Komplizen ins Museum gelassen. In aller Ruhe machten sich die beiden an den Abtransport der Gemälde. Später sollte sich herausstellen, dass der angeblich überwältigte Wachmann mit den Dieben unter einer Decke steckte. Der schöne Plan scheiterte dennoch, und zwar an einer Reifenpanne am Fluchtfahrzeug. Die Diebe ließen die stark beschädigten Bilder zurück und flüchteten zu Fuß, wurden aber bald von der Polizei gefasst.

Zusammenfassung

  • Erstens: Vincent van Gogh fing mit Gemälden im realistischen Stil an. Seine frühen Werke waren dunkel und wurden erst später farbenfroh.

  • Das Ölbild Die Kartoffelesser entstand 1885 als ein frühes Werk von Vincent van Gogh. Er malte es in Nuenen (Niederlande), wo er zwischen 1883 und 1885 bei seinen Eltern lebte.

  • Das Gemälde wird dem Realismus (ca. 1830–1880) zugeordnet. Heute befindet es sich im Van Gogh Museum in Amsterdam. 

  • Er selbst hielt Die Kartoffelesser für eines seiner wichtigsten Werke. Er malte tatsächlich mehrere „Kartoffelbilder“. 

  • Das Gemälde fand zunächst kaum Beachtung, sollte aber später noch mehrere Male gestohlen werden.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Wo befindet sich das Kunstwerk?
    1. A) MoMa New York
    2. B) Van Gogh Museum, Amsterdam
    3. C) Art Institute, Chicago
    4. D) Alte Nationalgalerie, Berlin 
  2. Wo entstand das Gemälde Die Kartoffelesser?
    1. A)  Nuenen
    2. B) Arles
    3. C) Amsterdam
    4. D) Paris 
  3. Welcher Stilepoche lässt sich das Werk zuordnen?
    1. A) Post-Impressionismus
    2. B) Impressionismus
    3. C) Expressionismus
    4. D) Realismus
  4. Welcher Begriff beschreibt die Bildaussage der Kartoffelesser am treffendsten?
    1. A) Hunger und Not
    2. B) Flucht und Vertreibung
    3. C) Ehrliche Arbeit
    4. D) Revolution
  5. Welche Farbgebung gilt als typisch für die Kunstepoche des Realismus?
    1. A) Kräftige Farben
    2. B) Erdige Töne
    3. C) Schwarz-Weiß-Kontraste
    4. D) Es gibt keine typische Farbgebung

Richtige Antworten: 
1. B) Van Gogh Museum, Amsterdam
2. A)  Nuenen
3. D) Realismus
4. C) Ehrliche Arbeit
5. B) Erdige Töne

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