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Vincent van Gogh

Begründer der modernen Malerei
Vincent van Gogh, Selbstporträt, Öl auf Karton, 1887
Wikipedia
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Inhalte

Intro

Vincent van Gogh gilt als einer der ganz Großen der Kunstgeschichte. Dabei war der Maler aus den Niederlanden zu Lebzeiten alles andere als erfolgreich. Seine Werke, die heute so bekannt und beliebt sind, kamen überhaupt nicht an. Nach dieser Story über Vincent van Gogh weißt du, wie einer, der weder an sich noch an seine Kunst glaubte, zu einem der wichtigsten Maler aller Zeiten wurde.

Kapitel 1: Selbstzerstörerische Pfade

„Du wirst dich meiner erinnern, das sag ich dir“, flüstert Vincent van Gogh der jungen Prostituierten Rachel zu und drückt ihr etwas in die Hand. Sein hageres Gesicht ist blass, blutverschmiert sein Bart und Hals. Eine gruselige Erscheinung mit wirrem Blick.

Die Zeit scheint in dem heruntergekommenen Freudenhaus für eine Weile stillzustehen. Alle im Raum starren den Maler an, doch traut sich niemand, etwas zu sagen, geschweige denn dem offensichtlich Verrückten zu helfen. Er war ja schon immer irgendwie seltsam. Und so verlässt van Gogh das Bordell auch unbehelligt wieder, leicht schwankend, mit unsicherem Gang. Keiner hält ihn auf, nur die Blicke folgen ihm.

Rachel dreht das unheimliche Geschenk hin und her: ein zusammengefaltetes, blutiges Stück Zeitung. Sie arbeitet wahrlich in keinem feinen Etablissement, hat schon viel gesehen und erlebt, aber das – das ist nun wirklich zu viel. Angeekelt lässt sie das Päckchen fallen und wischt schnell mit der beschmutzten Hand über ihren schäbigen Rock. Doch ihre Neugier überwindet letztlich ihren Ekel. Zaghaft öffnet sie ihr Geschenk – ach, hätte sie es doch gelassen. Was sie nun in ihren Händen hält, ist nämlich ein Stück des linken Ohrs von Vincent van Gogh.

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Kapitel 2: Das gequälte Genie

In der Nacht vor Heiligabend im Jahr 1888 hatte sich Vincent van Gogh tatsächlich einen Großteil seines linken Ohres abgeschnitten. Vorausgegangen war ein heftiger Streit mit seinem Malerkollegen Paul Gauguin. Die beiden hatten ein paar Monate im südfranzösischen Arles in einer Art Künstler-WG zusammengelebt. Doch statt sich gegenseitig zu inspirieren, waren die beiden exzentrischen Maler immer wieder aneinander geraten. Sie konnten sich in Fragen der Kunst nicht einigen. Die Streitereien zermürbten vor allem den eher labilen Vincent van Gogh. Es war sein Traum gewesen, in seinem Gelben Haus in Arles mit anderen Künstlern, wie Paul Gauguin und Émile Bernard, nicht nur zusammen zu arbeiten, sondern auch zusammen zu leben. Dieser Lebenstraum war nun geplatzt, und van Gogh stürzte in eine tiefe Krise. Seelisch derart verwundet, fand er möglicherweise Erleichterung darin, sich auch körperlich zu verletzen.

Nach dem ersten Schreck riefen Rachel und die anderen Damen des Bordells die Polizei. Diese fand Vincent van Gogh am Morgen des 24. Dezembers bewusstlos in seinem Bett. Bei seiner Verstümmelung hatte er sich eine Arterie durchtrennt und viel Blut verloren. Zwei Wochen verbrachte der Maler im örtlichen Krankenhaus, bevor er wieder nach Hause durfte. Epilepsie, Schizophrenie und Trunksucht diagnostizierten die Ärzte als Ursache seines Leidens. Schlaflosigkeit und Halluzinationen quälten ihn noch zusätzlich. Tatsächlich dauerte es auch nicht lange, bis van Gogh einen neuerlichen Anfall erlitt.

Kaum war er wieder zuhause, schlossen sich einige Bürger von Arles gegen ihn zusammen. Sie erklärten ihn für verrückt und gemeingefährlich. Mit einer Petition an den Bürgermeister erreichten sie die Zwangseinweisung. Zwar durfte Vincent van Gogh nach kurzem Aufenthalt wieder in sein Haus zurückkehren, fand dort aber keine Ruhe mehr. Zwei Monate später ging er schließlich freiwillig in die Nervenheilanstalt Saint-Paul-de-Mausole in Saint-Rémy.

Ein Jahr lang lebte Vincent van Gogh dort. Dann zog er, offenbar wieder gestärkt, nach Auvers-sur-Oise in der Nähe von Paris. Hier schien er für eine kurze Zeit zufrieden zu sein und schuf auch zahlreiche Gemälde. Doch seine Seele war nicht geheilt. Ob es am Ende ein Selbstmordversuch oder doch nur ein Unfall war, ist bis heute nicht geklärt: Aber Vincent van Gogh schoss sich selbst eine Kugel in die Brust und erlag dieser Verletzung zwei Tage später im Sommer 1890 – mit nur 37 Jahren.

Kapitel 3: Unter keinem guten Stern

Vincent van Goghs Schicksal ist wahrlich eine der großen Tragödien der Kunstgeschichte. Heute gilt er als einer der wichtigsten Maler überhaupt, nahezu jeder kennt ihn und seine Werke. Zu Lebzeiten fand er dagegen kaum Beachtung; seine Eltern hielten ihn sogar für einen Versager, und auch er selbst glaubte nie wirklich an sich und seinen Erfolg.
Sein Leben und sein Weg zur Kunst verliefen alles andere als geradlinig.

Vincent Willem van Gogh wurde am 30. März 1853 im niederländischen Groot-Zundert geboren. Er besuchte die örtliche Dorfschule bis er mit elf Jahren in ein Internat gegeben wurde, wo er Deutsch, Englisch und Französisch lernte. Zwei Jahre blieb er dort bis er als sogenannter Kostgänger nach Tilburg geschickt wurde, um dort die höhere Bürgerschule zu besuchen.

Vincents Vater war Pastor, und auch er wollte eigentlich ein Mann Gottes werden. Zunächst jedoch versuchte er sich als Verkäufer in der Kunsthandlung Goupil, an der sein Onkel als Partner beteiligt war. Von 1869 bis 1876 arbeitete Vincent erst in Den Haag und später dann in London. Auch wenn er jahrelang in der Kunsthandlung arbeitete, entwickelte er kein großes Talent als Verkäufer. Er war zu schüchtern und zu ungelenk, um auf Kunden zuzugehen und hielt sich lieber im Hintergrund. Vielleicht um der Realität und seinem Alltag zu entfliehen, vertiefte sich van Gogh in die Bibel und christliche Schriften. Er wurde regelrecht fanatisch und vernachlässigte seine Arbeit. Im April 1876 wurde ihm deswegen auch die Kündigung nahegelegt. Ein paar Monate blieb er noch in England und arbeitete dort als schlecht bezahlter Hilfslehrer, bevor er Anfang 1877 zu seinen Eltern in die Niederlande zurückkehrte. Angetrieben von seiner religiösen Schwärmerei machte er es sich nun zum Ziel, Kleriker zu werden. Doch das Theologiestudium passte nicht zu ihm, Laienpredigerseminare stuften ihn als ungeeignet ein, und eine Probezeit als Hilfsprediger im Borinage, einem belgischen Steinkohlerevier, scheiterte an seinem ungewöhnlichen Verhalten. Der Misserfolg traf Vincent tief. 27 Jahre war er nun alt und hatte noch nichts erreicht. Zum Verkäufer oder Prediger reichte es nicht, also beschloss er, Maler zu werden. Mit Kunst kannte er sich schließlich aus – vielleicht lag darin also seine Berufung? Also zog er 1880 nach Brüssel, um dort mit Künstlern in Kontakt zu kommen und zu lernen. Zwei Jahre später zog er dann nach Antwerpen.

Das Handwerk der Malerei brachte sich Vincent van Gogh zum größten Teil selbst bei. Er studierte die alten Meister und seine Zeitgenossen und besuchte einige Seminare an Kunstakademien. Auch sein älterer Vetter Anton Mauve, ein anerkannter Maler, unterrichtete ihn zeitweise. Vincent malte und zeichnete ab jetzt wie besessen. Hatte er keine Leinwand mehr, nutzte er eben die Rückseiten bereits bemalter Leinwände. In nur knapp zehn Jahren als Maler schuf er so um die 900 Gemälde und rund 1.000 Zeichnungen. Selbst während seines Aufenthaltes in der Nervenheilanstalt konnte er nicht aufhören zu malen. Nur vor seiner Staffelei fühlte er sich wirklich wohl; nur seine Malerei brachte Vincent van Gogh in diesen schweren Zeiten Trost. Kunst wurde für ihn zu einer Art Überlebensstrategie – solange er noch malen konnte, war er am Leben.

Kapitel 4: Ironie des Schicksals

Als Vincent van Gogh mit dem Malen begann, orientierte er sich noch an den Realisten wie Jean François Millet, und schuf dunkle Gemälde in erdigen Farben, die das einfache Leben von Bauern und Webern darstellten. Besonders auffällig ist dies in einem seiner ersten Meisterwerke: Die Kartoffelesser. Es entstand 1885 im niederländischen Nuenen, wo van Gogh über 180 Bilder malte. Kartoffeln sind übrigens ein Hauptmotiv seiner Stillleben aus dieser Zeit.

Erst durch einen Umzug nach Paris hellte sich seine Palette auf. Dort lebte Van Gogh mit seinem Bruder Theo (Vincent hatte insgesamt fünf jüngere Geschwister und verstand sich vor allem mit Theo, einem Kunsthändler, besonders gut), zusammen und lernte die französischen Impressionisten und ihre lichtdurchfluteten Bilder kennen. Mit seinem Umzug 1888 in den sonnigen Süden Frankreichs, nach Arles, änderte sich seine Malweise ein weiteres Mal. Hier, in seinem Atelier des Südens, schuf der niederländische Maler die bunten Gemälde, für die er heute bekannt und so beliebt ist. Was für eine Ironie des Schicksals, dass er damals von diesem zukünftigen Ruhm nicht einmal zu träumen wagte. Immer strebte er nach Anerkennung, doch fand der selbstzerstörerische Charakter sie nie. Stattdessen verbrachte er sein Leben zwischen Armut und Einsamkeit, zwischen Genie und Wahnsinn. 

Van Goghs Werke wie seine Sonnenblumen und die Sternennacht zieren heute als Poster zahlreiche Wände. Ihm sind nicht nur Ausstellungen, sondern ganz Museen gewidmet. Sein Einfluss auf die nachfolgende Kunstwelt ist unbestreitbar. Kaum einer, der noch nie eines seiner zahlreichen Selbstporträts gesehen hat. Vincent van Gogh malte sich übrigens so oft selbst, weil er kein Geld für Modelle hatte. Er war sein Leben lang abhängig von den finanziellen Zuwendungen seines Bruders Theo. Auf Auktionen erzielen seine Gemälde heute Preise in Millionenhöhe, zu Lebzeiten soll er dagegen nur ein einziges Bild verkauft haben. Seine Gemälde waren zu der damaligen Zeit einfach noch zu speziell und unterschieden sich zu sehr von der Kunst, die man kannte und verstand.

Kapitel 5: Vincent van Goghs bekannteste Werke

Vincent van Goghs Werke gehören heute zu den bekanntesten der Kunstgeschichte. Ob Kunstfreund oder nicht: Seine Sonnenblumenbilder kennt man einfach! Zu weiteren seiner berühmten Gemälde gehören außerdem:

Die Kartoffelesser (1885, Van Gogh Museum, Amsterdam)
Fischerboote bei Saintes-Maries-de-la-Mer (1888, Van Gogh Museum, Amsterdam)
Das Nachtcafé (1888, Yale University Art Gallery, New Haven)
Caféterrasse am Abend (1888, Kröller-Müller Museum, Otterlo)
Schwertlilien (1889, J. Paul Getty Museum, Los Angeles)
Schlafzimmer in Arles (1888, Van Gogh Museum, Amsterdam)
Zypressen (1889, Metropolitan Museum of Art, New York)
Selbstbildnis mit verbundenem Ohr und Pfeife (1889, Kunsthaus Zürich )
Sternennacht (1889, Museum of Modern Art, New York)
Sternennacht über der Rhône (1889, Musée d’Orsay)
Weizenfeld unter einem Gewitterhimmel (1890, Van Gogh Museum, Amsterdam)
Blühender Mandelbaumzweig (1890, Van Gogh Museum, Amsterdam)

Zusammenfassung

  • Vincent van Gogh schnitt sich tatsächlich einen Großteil seines Ohres ab.

  • Vincent van Gogh wurde erst spät – mit 27 Jahren – zum Maler. Dann aber widmete er sich seiner Berufung mit einer derart großen Leidenschaft, die an Besessenheit grenzte.

  • Er brachte sich die Malerei zu großen Teilen selbst bei.

  • Zu Lebzeiten war er nicht erfolgreich, seine Kunst war zu speziell für den zeitgenössischen Geschmack. Heute aber gilt als einer der größten und bekanntesten Künstler aller Zeiten.

Teste dein Wissen im Quiz

  1. Welchen Körperteil schnitt sich Vincent van Gogh teilweise ab?
    1. A) Finger
    2. B) Nase
    3. C) Zeh
    4. D) Ohr
  2. Wo befand sich die Nervenheilanstalt, in der Vincent van Gogh ein Jahr verbrachte?
    1. A) Saint-Rémy
    2. B) Nizza
    3. C) Arles
    4. D) Paris
  3. Von welcher Stilrichtung war Vincent van Gogh ein wichtiger Vertreter?
    1. A) Renaissance
    2. B) Blauer Reiter
    3. C) Post-Impressionismus
    4. D) Barock
  4. Wo schuf Vincent van Gogh die meisten Gemälde, für die er heute bekannt ist?
    1. A) Auvers-sur-Oise
    2. B) Arles
    3. C) Saint-Rémy
    4. D) Paris
  5. Welcher Malerkollege lebte kurzzeitig bei Vincent van Gogh in Arles?
    1. A) Claude Monet
    2. B) Paul Cézanne
    3. C) Paul Gauguin
    4. D) Georges Seurat

Richtige Antworten:

1. D) Ohr
2. A) Saint-Rémy
3. C) Post-Impressionismus
4. B) Arles
5. C) Paul Gauguin

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